Ich schlage mein Kind

sporadischer Gast 28 NRW W, 40

Hallo erstmal, nein es ist nicht lustig, was ich mache und ich schäme mich so dermaßen dafür, das ich mich selbst hasse.
Mein Sohn ist 17 Jahre und ich habe ihn gestern so richtig reingeprügelt. Jetzt könnte ich viele Gründe aufschreiben und mich dafür rechtfertigen, aber es gibt verdammt noch mal keine Rechtfertigung dafür, dass ich es getan habe. Ich liebe meinen Sohn über alles und möchte mit ehrlichem Herzen nur das Beste für ihn.
Ich bin etwas später dann zu ihm hin und habe versucht es mit Worten wieder zu richten, was ich mit meinen Händen kaputt gemacht habe, aber ich merkte, dass er es nicht annahm. So furchtbar es ist, aber es war nicht das erste Mal, dass ich die Hand gegen meinen Sohn erhob.
Im übrigen bin ich schon in Therapie, aber wegen einer anderen Geschichte (mehrmals tägliche Luftnot) und nehme zur Zeit auch Tranquillizer. Es ist so, dass ich mich zu sehr schäme, als das ich diese Geschichte meinen Therapeuten erzählen könnte. Aber ich bitte Euch, helft mir mit Ratschlägen, den ich hasse micht selbst dafür. Floh.

sporadischer Gast 10 Badisch by Nature M, 23

tut mir leid, aber rede mit deinem therapeut, weil was anderes hilft wohl nichtmehr...
das ist das gleiche wie wenn ein alkoholiker zu seinem therapeut sagt er trinkt nichts.. dann brauchst du nicht hingehen und kannst dein kind auch weiter schlagen, so böse es sich auch anhört!

denk dran, du schlägst dein eigen fleisch und blut...
und wenn du jemals eine einigermaßen gescheite beziehung zu deinen kindern "die du lieben solltest" aufbauen willst, kuck das du den scheizz in den griff bekommst!

mach dir nichts vor, denk zweimal drüber nach bevor du ausholst, überleg dir ob du dich und ihn damit nicht noch mehr verletzt..
nicht nur körperlich auch mental, du störst damit die ganze basis auf der ihr aufbaut.. sprich mit deinem therapeut...
den wenn du weiter zulangst, werden deine worte niemals etwas richten können......

Helferlein 32 Baden-Württemberg W, 40

Hallo Floh,

ich kann mir vorstellen, wie es Dir jetzt geht - ich habe auch einen Sohn, er ist zwar erst sieben, aber ich hatte vor zwei Tagen auch eine Situation, in der mir die Hand ausgerutscht ist.
Ich war total wütend, war gemein und beleidigend.
Ich komme öfter in solche Situationen, wo ich nicht weiss, wie ich reagieren soll.
Du kannst es nicht rückgängig machen, und dass Du Dich jetzt schlecht fühlst ist wohl auch berechtigt Wink

.
Das Einzige, das man tun kann, ist zu analysieren, was zu der Situation geführt hat:
Was hat Dich so wütend gemacht ? Was hast Du gefühlt? War Deine Wut angemessen, oder ein Zeichen Deiner Überforderung?
Bei mir ist es so, dass mein Sohn mich in Situationen bringt, die mich überfordern, die ich so schnell nicht überblicke und für die ich keine angemessene Handlungsmöglichkeit habe. Und dann schimpfe ich und behandle ihn ungerecht.
Zum Beispiel kommt er heulend an, weil ein anderer Junge mit Steinen schmeisst. Ich sage, dann soll er reinkommen. Darauf wird er wütend und beschimpft mich und ich knalle ihm eine. Ich wollte der Situation entgehen, dem anderen Jungen das Steinewerfen zu verbieten (Feigheit) und habe dadurch meinen Sohn bestraft (er soll reinkommen), daraufhin wird er wütend und die Situation eskaliert.
Wenn man das so zurückverfolgt, hat man den Fehler erkannt und kann sich für die Zukunft adäquatere Reaktionen zurechtlegen.
Vielleicht klappt das nicht sofort und nicht immer, aber es ist eine Möglichkeit.
Ich weiss nicht, ob sich das auf Deine Situation übertragen lässt.
Ich habe mit so grossen Kindern keine Erfahrung. Aber die Situation zu analysieren kann wohl trotzdem nicht schaden.
Man kann dadurch seine Gefühle besser verstehen und fühlt sich ihnen nicht mehr so ausgeliefert - und ist dadurch vielleicht auch in der Lage, anders zu reagieren.
Ich hoffe es zumindest Wink

.

Liebe Grüsse
Kara

Moderatorin 1682 Oberösterreich W, 45

Liebe Floh,

wann und warum schlägst Du Deinen Sohn?
Weißt Du es vorher schon, daß Du es tust? Ich meine, spürst Du schon, daß in Dir irgend etwas "anders" ist?

Das Du die Wunden Deines Sohnes mit Worten anschließend nicht mehr heilen kannst, das verstehe ich schon sehr gut. Er hat das ja schon öfter erlebt, wie Du schreibst, da kann er ja gar nicht mehr darauf vertrauen, daß Du es ernst meinst. Er weiß genau, daß es wieder passieren wird.

Und vor allem, Du weißt es auch.

Du liebst Deinen Sohn ... ich glaube es Dir, sonst wärst Du nicht so verzweifelt und hättest es nicht hier herein geschrieben.
Und gerade weil Du ihn liebst, solltest Du unbedingt über Deinen Schatten springen und Euch beiden Hilfe zukommen lassen.

Ich kann mir vorstellen, daß es schwer ist ... es ist immer schwierig, über eigene Fehler zu reden. Aber es ist besonders in dieser Situation extrem wichtig, um da raus zu kommen, was Du ja ehrlich willst. Es geht aber nur mit Hilfe von einer geschulten Person.

Dein Sohn ist jetzt 17. Viele Chancen wirst Du nicht mehr erhalten ... ergreif sie!

Ich wünsche Euch alles Gute und Dir allen Mut, den Du brauchst!

Liebe Grüße,
Annemarie

Forums-Gruftie 897 Wien W, 47

Hallo Floh!

Entschuldige, wenn ich nicht entsetzt bin und dich nicht mit Ratschlägen versorge. Ich möchte dir lieber von meiner Kindheit erzählen.

Für mich war es nie tragisch, wenn mich meine Mutter geschlagen hat. Es war mir klar, selbst als ich noch sehr klein war, dass das meine Mutter aus ihrer eigenen Hilflosigkeit heraus macht. Natürlich habe ich sie dann gestraft mit Ignoranz, aber ich hatte auch kein Problem damit. Was ich ihr allerdings heute noch nicht verzeihen kann ist, wenn sie zu Freundinnen gegangen ist und sich dort Erziehungsratschläge geholt hat, die sie dann an mir ausprobiert hat. Ich habe es gehasst Versuchskaninchen zu sein für irgendwelche schwachsinnige Ideen von Menschen, die nicht einmal einen Gedanken an mich verschwendet hatten. Ich wurde dann auch immer selbst extrem aggressiv was die Situation noch schlimmer gemacht hatte.

Was ich mir gewünscht hätte? Dass mich meine Mutter ernst nimmt, nicht besser weiß, was für mich gut ist, mich als das wahrnimmt was/wer ich bin und nicht was sie glaubt dass ich zu sein habe und einfach über Probleme redet und nicht anfängt sich in ihre sinnlose Verzweiflungsspirale rein zu ziehen, die dann wieder in Prügel endet.

Und was mich an deiner Situation wundert, mit 17 hätte ich zurück geschlagen. Das hätte ich mir damals nicht mehr bieten lassen.

sporadischer Gast 28 NRW W, 40

Liebe Kara,
D a n k e.
Ich weiß ja und ich finde es nicht richtig, dass ein Erwachsener der Vorbildfunktion haben sollte, sich so gehen läßt. Ich danke dir, weil du mir mit deinen Worten das Gefühl gegeben hast, mit diesem scheußlichem Problem nicht alleine zu sein. Floh.

sporadischer Gast 28 NRW W, 40

Hallo Annemarie,
er hat mich mit seinen Worten gefühlsmäßig sehr verletzt, das nur ein Kind bei seiner Mutter fertig bringt, damit konnte ich nicht umgehen und natürlich konnte ich diese Situation n i c h t vorher sehen, sonst hätte ich ganz bestimmt nur mit Worten reagiert. Floh.

sporadischer Gast 28 NRW W, 40

Helene,
ich wurde als Kind und selbst als ich meinen jetzigen Sohn, damals 2 Jahre, schon hatte, von meiner Mutter noch geschlagen. Nach heutiger Ansicht würde man sagen ich wurde als Kind und Jugendliche mißhandelt.
Dies soll keine Entschuldigung sein, denn ich weiß ja selbst wie es ist, körperlich so gedemütigt zu werden und darum finde ich mich ja auch so voller Selbsthaß, weil ich es mit meinem Kind auch mache.

Moderatorin 1682 Oberösterreich W, 45

Hallo Floh,

im meine, nur weil Du mit diesem Problem nicht alleine dastehst (das tust Du leider wirklich nicht) heißt es nicht gleichzeitig, daß Deine oben beschriebenen Sorgen nicht richtig sind.

Mein Frage an Dich habe ich deswegen gestellt, weil ich mir drei Möglichkeiten vorstellen kann, wobei bei 2 davon ich selbst es noch in der Hand habe, was ich draus mache.

Die eine wäre, das Du in Dir selbst ein bestimmtes Muster erkennst, wo Du weißt, daß es zu so einer schlimmen Situation kommen könnte. So war es bei meiner Mutter, die "tausend" Gründe fand, warum sie uns beschimpfen bzw. schlagen konnte ... und wenn es nur unser "Geschau" war.

Eine andere Möglichkeit wäre eine Affekthandlung.

Die Dritte ist die, die Du beschrieben hast ... Deine Antwort sagt mir, daß Du selbst es noch in eine andere Richtung lenken könntest. Indem Du z. Bsp. sagst, daß Dich seine Worte verletzen und warum. Ihn fragst, warum er das macht, etc. ... und ganz wichtig, ihn ernstnehmen. Nur dann kann er lernen, auch Dich ernstzunehmen.

Wie schon gesagt, ich wünsche Dir und Deinen Sohn, daß Du es anders machst, als Deine Eltern mit Dir. Davon könnt ihr beide nur profitieren.

Alles Liebe,
Annemarie

Forums-Gruftie 897 Wien W, 47

Floh wrote:

Dies soll keine Entschuldigung sein, denn ich weiß ja selbst wie es ist, körperlich so gedemütigt zu werden und darum finde ich mich ja auch so voller Selbsthaß, weil ich es mit meinem Kind auch mache.

Ich sehe es auch nicht als Entschuldigung, sondern als Begründung dass du schlägst WEIL du geschlagen wurdest. Du hast die Problemlösung deiner Mutter eins zu eins übernommen weil du es nicht anders gelernt hast. Nicht ungewöhnlich, machen sehr viele Mädchen.

Ich halte es für sinnvoll, wenn du schon in Therapie bist, dass du diese Thematik ansprichst und dich endlich von deiner Mutter löst, dann erledigt sich auch deine Aggression von selbst.

Und, natürlich ist es wichtig wie du empfindest und wie es dir geht, aber hast du schon einmal in einer ruhigen Zeit geklärt, wie dein Sohn das sieht? In deiner Position als Mutter ist das nicht unwichtig zu wissen!

sporadischer Gast 28 NRW W, 40

An ALLE
Danke ihr habt mir sehr geholfen.

sporadischer Gast 6 salzburg W, 25

hallo floh,
erstmal moechte ich dir sagen, dass ich es schon mutig finde, dass du hier ueber diese sachen schreibst.
ich wollte dir unbedingt antworten, weil ich ein aehnliches problem hatte. halt von der anderen seite. mein vater hat mich, als ich noch ein kind war, gepruegelt. ich hatte ein sehr gewaltaetiges elternhaus, wie ich so rueckblickend erkenne. ich dachte, ich schreibe dir mal, weil ich mich schon so lange damit herumquaele, und in meinem freundeskreis ist das kaum bekannt.
ich hasse meinen vater manchmal dafuer, auch meine mutter, die das meistens unterstuetzt hat. ich koennte es sogar angefeuert nennen, aber das ist wohl zynisch.
bist du als kind selbst geschlagen worden? der zorn kommt ja nicht von nirgendwo. bei meinem vater war es so, trotzdem tu ich mir schwer damit, es als entschuldigung zu verwenden. damals waren das ja fast normale erziehungsmethoden, zumindest aus der region, der mein vater entstammt. ich kann mir vorstellen, dass bei einem streit manchmal alles eskaliert, ich war ja oft dabei.
bestrafst du dich vielleicht selber damit, dass du dein eigenes kind schlaegst? es koennte ja sein. was mich an deinem posting so interessant finde, ist, dass ich mir immer gewuenscht haette, dass meinem vater das endlich einmal leid tut. aber er hat erklaerungen dafuer, und man kann mit ihm nicht reden. es ist in ordnung fuer ihn, und er gibt mir die schuld. kinder sind in seinen augen keine wesen fuer die man verantwortung hat, sondern kinder sind dazu da, um den eltern zu helfen, und als suendenboecke verantwortung zu uebernehmen.
das kommt dir vielleicht komisch vor, mir auch, und gerade deshalb wende ich mich an dich, weil ich erkenne, dass du bei klarem verstand bist, es bedauerst und auch etwas dagegen unternimmst.

das ist jetzt vielleicht konfus, aber wie soll man bei so einem thema emotionslos sein. lg.

sporadischer Gast 6 salzburg W, 25

ich hab grad zwei sachen bemerkt. erstens dass ich die weiteren beitraege nicht gelesen habe, in denen du von deiner eigenen kindheit schreibst, in er du schlaege erlebt hast, und zweitens, dass sich hinter floh eine frau verbirgt. hoffentlich sind die inhalte meiner antwort trotzdem stimmig, obwohl ich schon bemerken muss, dass es mich wundert, dass vor allem frauen ihre fehler so streng eingestehen, was ich von einem mann oder vater noch nicht so wahrgenommen habe. alles gut noch. und lg.

Forums-InsiderIn 360 Deutschland M, 38

Ich habe keinerlei Verständnis für Leute, die ihre Kinder schlagen;
was verächtlicheres gibt es ja wohl kaum !

Und eine Absolution kriegst Du von mir dafür auch nicht.

Ich bin als Kind lang und oft genug geschlagen worden und weiss, was so ein krankes und total asoziales (sic !) Verhalten in einem Menschen anrichtet, was nicht mehr gutgemacht werden kann.

Gib Dein Kind bitte zu verantwortungsvollen Pflegeeltern.

sporadischer Gast 28 NRW W, 40

Guten Morgen "Rainer Mast",
ich will und wollte nie eine Absolution (bin nicht christlich). Du hast nicht meine ganzen Beiträge dazu gelesen. Ich bin ganz sicher kein asozialer Mensch. In deinen Zeilen liest man die ganze Wut, die du noch deswegen rumträgst. Das tut mir leid für dich. Ich wurde in meiner Kindheit von meiner Mutter sehr schlecht behandelt (linde ausgedrückt). Seit ich meinen Sohn (17 Jahre) habe, den ich über alles liebe, bemühe ich mich nicht wie meine eigene Mutter zu handeln, und ich konnte nicht mehr tun, als mich in innigster Form bei meinen Sohn zu entschuldigen. Ich mag in gewisser Weise "krank" sein; aber wer ist dies in der heutigen Zeit nicht. Lieber Rainer Mast, breche nicht den Stab über einen Menschen, ehe du nicht die ganze Geschichte kennst. Trotzdem nette Grüße. Floh.

Psychotherapie-Forum (Archiv 2002-2007)

Forum:

Mehr über PT:

Ich schlage mein Kind