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endorphina
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Post Sat, 10.Apr.04, 20:01      Emotionale Abhängigkeit, oder so ähnlich wie verliebt? Reply with quoteBack to top

Ich habe hier ja einige Beiträge zu dem Thema "Verliebt in den Therapeuten" gefunden. Ich finde mich zwar teilweise, aber nicht wirklich darin. In den letzten Wochen fiel mir auf, dass ich jeden Therapietag Durchfall hatte. Anfangs bemerkte ich es nicht wirklich, dann war es mir völlig klar, dass diese Durchfälle mit der Therapie zu tun haben. Auch, dass mir meine Therapeutin immer wichtiger geworden ist, in den Monaten die ich nun bei ihr bin. Und ich eigentlich entsetzt darüber war, welch zentrale Rolle sie in mienem Leben manchmal spielt. Ich denke sehr oft an sie, nicht in Verliebtheitsgefühlen, sondern "bespreche" quasi in meinem inneren Probleme mit ihr, mache sozusagen Therapie weiter, ohne dass sie aber anwesend ist, führe mit ihr gedankliche Dialoge. Bin ziemlich über mich selbst erschrocken und habe mich natürlich auch dafür geschämt. Klingt ja irgendwie verrückt. Bis sie mir sagte, dass sie dasselbe mit ihren Therapeuten getan hat, als sie in Therapie war.

Für mich ist sie sowas wie eine grosse Schwester, die mich an der Hand nimmt und mit mir gemeinsam meinen dunklen Keller ansieht. Wahrscheinlich habe ich auch Angst, dass sie eines Tages nicht mehr da sein wird. Sind meine Gefühle das selbe wie diese "Verliebt in den Therapeuten Gefühle", obwohl ich nicht in sie verliebt bin? Ist das auch eine Art verliebt sein? Ich habe Angst vor emotionaler Abhängigkeit und würde mich am Liebsten völlig zurückziehen.
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Ann
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Post Sat, 10.Apr.04, 21:38      Re: Emotionale Abhängigkeit, oder so ähnlich wie verliebt? Reply with quoteBack to top

Hallo Endorphina! (schöner Name Very Happy )

Dein Problem kenne ich wirklich sehr, sehr gut von mir selbst. Manchmal geht es bei mir auch so weit, dass ich am liebsten die Therapie abbrechen würde.
Dass du mit deiner Thera in Gedanken sprichst finde ich *normal*. Ich selbst tue es auch und hab mich auch dafür geschämt Embarassed Aber es tun mehr, als du denkst. Ich glaube es ist sogar notwendig um die Therapie voranzutreiben, denn so besprichst du deine Probleme mit dir selbst. Ich selbst bin durch diese gedanklichen Zwiegespräche auf der sehr viel Nützliches gestoßen, was meine Probleme lösen könnte. Es treibt die Therapie voran! Also schäm dich nicht dafür, es ist etwas ganz Normales, aber Wichtiges.

Quote:
Wahrscheinlich habe ich auch Angst, dass sie eines Tages nicht mehr da sein wird.


Wahrscheinlich. Aber dann wirst du die "große Schwester" auch nicht mehr brauchen.
Mein Thera sagte, er ließe mch erst gehn, wenn ich wieder gesund bin, egal was die Krankenkasse bezahltund was nicht, wir würden schon eine Lösung finden. Das beruhigte mich sehr, denn ich weiß, so lange ich ihn brauche wird er für mich da sein.
Wenn ich irgendwann wirklich gesund bin, dann werde ich ihn nicht mehr brauchen, weil ich selbst mit meinen Problemen klar kommen werde. Verstehste was ich meine? Du wirst sie dann nicht mehr brauchen. Natürlich wirst du sie vermissen, aber sie ist ja nicht aus der Welt.
Dich belastet diese Abhängigkeit sehr, nicht wahr? Ich hatte auch eine solche Phase. Musste mir klar machen, dass wir *nur* ein Dienstleistungsverhältnis haben, nicht mehr und nicht weniger, aber ein enges Verhältnis.

Ich denke dein Grad der Abhängigkeit ist normal, soweit ich es beurteilen kann. Grüble nicht so viel und genieße die Stunden mit deiner Thera. Wäre doch schade, wenn du dir damit alle Stunden verderben würdest (ich weiß wovon ich rede...)
Hast du jemals über das alles mit ihr genau gesprochen?

Alles Liebe,
Ann
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Elesse
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Post Sat, 10.Apr.04, 22:07      Re: Emotionale Abhängigkeit, oder so ähnlich wie verliebt? Reply with quoteBack to top

Hallo Endorphina,
ja, ich glaube Ann hat recht; du darfst nicht zu viel Zeit damit verschwenden, dich über diese Abhängigkeitsgefühle zu "ärgern". Mich hat es auch erschrocken; ich habe irgendwann eigentlich immer mit meinem Thero gesprochen. Tags und wenn ich aufgewacht bin, auch nachts. Als ich schrecklich verschämt ihm davon berichtet habe, tat er einfach so, als wäre das völlig normal...........
Leider habe ich den Fehler gemacht und ihm in meinen imaginären Gesprächen mit ihm Dinge erzählt, die ich mich in der Stunde nicht habe getraut auszusprechen.............womit ich wieder viel Zeit verschwendet habe.
Die Angst vor dem Ende hatte ich schon von Anfang an......blöd ne? Ich dachte mir, was soll ich bloß tun, wenn ich niemanden mehr zum "Reden" habe.......
Ach ja mit der Verliebtheit; ich glaube, dass man zu gleichgeschlechtlichen eine ganz andere Beziehung hat; du schreibst sie wäre wie eine Schwester, oder womöglich Mutter.............mein Thero hat zwar auch immer gesagt, dass ich ihn wohl mit meiner Mutter verwechseln würde, aber er bleibt trotzdem ein Mann. Ich könnte niemals den Blick einer Frau so anziehend finden oder ihr Lächeln.
Erzählst du ihr denn alles, was du mit ihr beredest und was noch wichtig für dich sein könnte; was sie dir in Gedanken antwortet. Ob das Dinge sind, die du unbedingt hören willst.......oder eher ganz realistische.......
Ja, mein Thero hatte mir damals auch erzählt, dass er das in seiner Therapie auch getan hätte und sogar noch heute manchmal, aber ich konnte nicht glauben, dass es für ihn wirklich so wichtig gewesen wäre. Aber ich denke, es ist auch immer eine Sache der emotionalen Bedürftigkeit.......also ich gehe von mir aus, wenn ich hier "klugscheißere", sollte das so rüberkommen
Elesse
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endorphina
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Post Sun, 11.Apr.04, 18:33      Re: Emotionale Abhängigkeit, oder so ähnlich wie verliebt? Reply with quoteBack to top

Hallo ihr beiden und Danke für eure Antwort Smile

Ich habe mich letztens schon getraut diese Gefühle (und diese "Selbstgespräche") anzusprechen. Sie meinte auch, dass dies sehr nützlich wäre und zeigen würde, dass ich mich intensiv mit mir auseinander setze und die Therapie ernst nehme. Ich hatte auch schon ziemlich zu Beginn Angst, dass sie nicht mehr da sein würde - aber ich denke das hat auch einen guten Grund. (Einige Verluste durch Tod naher Angehöriger in meiner Familie) Was es mir auch schwer macht eine intensive Beziehung einzugehen, in der ich jemandem nah bin und er mir. In dem Falle eben "sie". Ja, und auch diese "Abhängigkeit" belastet mich sehr. Wirklich sehr, sehr. Ich war immer sehr selbständig. Von klein auf. Es fiel mir sehr schwer und das tut es noch, Hilfe anzunehmen. Selbst in Extremfällen nicht, oder kaum. Im Grunde ist es so, dass ich mich schäme und als "unfähig" empfinde, nicht alles allein zu schaffen. (Ich weiss, dass das dumm ist, aber ich fühle es so)

Naja, und mit diesen "Verliebtheitsgefühlen" - die ich ja nicht als solche empfinde, weil ich eben auch Frauen nicht anziehend finde. Also, schon - aber eben nur im Sinne von "Ich mag Dich total gerne", wie man eben seine beste Freundin gern hat. Ich denke auch, dass ich vieles sehr realistisch sehe. Erwarte mir auch nicht, oder dachte nie darüber nach, dass sie über mich genauso nachdenken könnte, in ihrer Freizeit, oder hatte jemals irgendwelche Eifersuchtsgefühle. (Ich habe selbst "Patienten", in anderem Sinne und denke dass recht realistisch einzuschätzen. Manchmal denkt man an sie. Aber eben nicht oft.)

Was Du, Elesse, von emotionaler Bedürftigkeit sagst, spricht mich sehr an. Ich glaube da gäbe es noch einiges Material für mich, worüber ich nachdenken kann. Ich glaube ich bin sehr bedürftig, gestehe es mir aber kaum ein, geschweige denn verbalisiere ich es. Wem gegenüber auch immer. "Ich brauche nichts." "Ich kann das alleine." Wo wir wieder bei der Angst der Abhängigkeit wären.
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