Muss man sich als Angehöriger alles gefallen lassen?

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Akiara123
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Muss man sich als Angehöriger alles gefallen lassen?

Beitrag Fr., 23.01.2009, 13:44

Hallo,

ich habe einen Bruder (15 Jahre alt).... Bei ihm wurde eine bipolare Störung festgestellt.

Am Anfang hatte ich noch großes Mitgefühl mit ihm und war sehr um ihn besorgt.

Aber mittlerweile habe ich einfach kein Verständnis mehr für seine depressiven Phasen und bin einfach nurnoch wütend!

Die depressiven Phasen hat er mind. 3 mal die Woche, nachts, und diese äußern sich indem er plötzlich sehr laut anfängt zu schreien und das ganze Haus wachmacht, so dass die Nachbarn schon nachts mit nem Besenstiel gegen die Wand gekloppt haben. Er ist dann sehr aggressiv, schmeisst Möbel um und hört nicht auf zu schreien. Einmal hat er geschrien, dass er mit einer Axt die Wohnung kaputtschlagen will, da habe ich dann vor Angst die Polizei gerufen.

Das Problem ist, dass meine Mutter und ich nachts deswegen keinen Schlaf mehr bekommen und wir beide selber uns Leben nicht mehr im Griff haben durch den Schlagmangel. Meine Mutter hat Angst, auf der Arbeit gekündigt zu werden, und ich muss jeden Tag von 6:00-20:00 Uni und Jobben unter einen Hut kriegen.

Mein Bruder geht nun seit Wochen nicht mehr zur Schule, und mir kommt ehrlich gesagt momentan nurnoch die Wut hoch, wenn ich mich morgens um 5 Uhr aus dem Bett quäle, weil ich kein Auge zugedrückt habe, während er dann ausschlafen kann und sich dann morgens auch noch darüber aufregt, wenn ich zu laut mit der Kaffeetasse klapper, dann hör ich aus seinem Zimmer nur ein knurriges "Ey, sei doch ma leise, ich will schlafen!!!"

Tagsüber hat er immer seine manischen Phasen, macht dabei auch auf andere einen "arroganten", "pseudointellekuellen" und "rechthaberischen" Eindruck.

In den ersten Wochen, in denen er die nächtlichen Tobsuchtsanfälle bekam, hab ich noch leise im Zimmer gelegen, mir Sorgen gemacht und er tat mir einfach nur leid.

Aber mittlerweile sind meine Gefühle in Wut umgeschwungen.

Letzte Nacht hat er um 2 Uhr wieder angefangen zu schreien wie am Spieß. Da ich in einer Woche Prüfungen schreibe, musste ich heute topfit sein um zu lernen. Als er nicht aufhörte zu schreien, bin ich in sein Zimmer gegangen und habe ihm gesagt er solle bitte ruhig sein. Dann ist er noch mehr ausgetickt und hätte meine Mutter ihn nicht festgehalten, dann hätte er mich wahrscheinlich krankenhausreif geschlagen.

Heute hat er mir dann noch gesagt: "Es ist mir scheissegal ob ihr nachts euren Schlaf bekommt!"

Jetzt ist bei mir jegliche Sorge und jegliches Mitgefühl in Wut umgeschlagen und ich weiss ehrlich gesagt nicht wie ich mich verhalten soll

Ich krieg echt das KOtzen, ihn jetzt wieder so gut gelaunt zu sehen. Momentan liegt er auf der Couch und probiert gleich sein neues Playstationspiel aus, während ich versuche mich mit Aspirin und Kaffee aufzuputschen und fit fürs Lernen zu sein. Meine Mutter ist heute wieder der Arbeit ferngeblieben.

Ich weiss, er ist krank, aber ich hab ihm monatelang geduldig seine nächtlichen Ausbrüche nicht übel genommen, war immer in Sorge, aber jetzt ist der Geduldsfaden gerissen.

Er hat ja auch keine Verpflichtungen im Leben, er geht nicht mehr zur Schule, im Haushalt macht er auch nichts. Im Wohnzimmer liegen seit Tagen wieder Essensreste rum und wenn meine Mutter ihn bittet das wegzuräumen kommt nur ein "Warum sollte ich aufräumen, mich stört der Müll hier nicht! Wenn es dich stört, räum doch selber auf!"

Ich würde mich über ein paar Worte freuen!

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candle
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Beitrag Fr., 23.01.2009, 13:53

Hallo!

Das ist ja ein sehr schweres Thema. Was macht denn Dein Bruder, damit es ihm besser geht bzw. wie stützt Ihr ihn?
Vermutlich könnt Ihr das auch gar nicht. Ich würde mir an Eurer Stelle Hilfe suchen.

Was hat denn die Polizei gesagt?

Du könntest dem ja entfliehen indem Du ausziehst. Du bist ja nicht verantwortlich für ihn.

candle
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Akiara123
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Beitrag Fr., 23.01.2009, 14:27

Danke dir für deine Antwort.

Mein Bruder geht nun schon seit Monaten zu einem Psychiater, anfänglich ging es dabei um seine Schulprobleme.

Die Polizei hat ihn in die Jugenpsychatrie gebracht, er war mittlerweile schon mehrmals dort, allerdings hat die Psychiatrie ihn immer nach kurzer Zeit wieder entlassen, worüber ich heute den Kopf noch schütteln muss

Die Ärzte dort haben seine manische Depression nicht erkannt, die Diagnose hat erst vor kurzem ein anderer Psychiater gegeben !

Meine Mutter stützt meinen Bruder sehr, sie liebt ihn und baut ihn in seinen depressiven Phasen wieder auf. Sie kümmert sich wirklich selbstaufopfernd um ihn, obwohl er in seinen manischen Phasen auch immer sehr abwertend und arrogant gegenüber ihr ist.

Er ist generell abwertend und arrogant gegenüber so ziemlich allen Mitmenschen. Es ist schwierig zu beschreiben, wenn man ihn nicht selbst erlebt hat. Er sieht sich selber als "kreativen Querdenker"

Durch seine Charakterzüge hat er auch keine richtigen Freundschaften aufgebaut.

Ich habe bei Wikipedia einen Artikel zu "Indigo-Kindern" entdeckt, die seinen Charakter ziemlich genau beschreiben:
Ein Indigokind weise neue und ungewöhnliche psychische Merkmale auf, die ein bislang nicht bekanntes Verhaltensmuster ergäben. Es käme demnach mit einem hohen Selbstwertgefühl und dem Wissen um seine Erhabenheit gegenüber anderen Menschen auf die Welt, akzeptierte keine (künstlichen) Autoritäten und reagierte nicht auf Disziplinierungsversuche, verweigerte ihm unverständlich oder sinnlos erscheinende Handlungen, zeigte Frustrationen gegenüber ritualisierten Systemen, gelte als Querdenker, hätte Schulschwierigkeiten, würde von anderen als dissozial wahrgenommen und hätte einen hohen Intelligenzquotienten.
Auch wenn dieser Artikel aus dem Esoterik-Bereich kommt, passt er wirklich wie die Faust aufs Auge. Auch wenn ich nicht so viel von Esoterik halte


Ich persönlich hatte noch nie einen engen Draht zu meinem Bruder, hab ihm aber auch schon oft motivierende Worte gesagt, wie er sein Leben besser meistern kann. Habe auch persönlich schon Erfahrungen mit psychischen Krankheiten gehabt, ich habe eine 6-monatige Therapie wegen Depressionen und Persönlichkeitsstörung hinter mir (Ist aber schon 5 Jahre her)

Das mit dem Ausziehen ist eine gute Idee, allerdings dauert es noch mind. 2-3 Monate bis das Geld dafür zusammen ist.

Leider ist das Problem dann ja auch nicht aus der Welt

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candle
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Beiträge: 6138

Beitrag Fr., 23.01.2009, 18:44

Nun ja, da müßtet Ihr wohl mal handfeste Wege gehen. So hat es ja offenbar nicht gefruchtet. Vielleicht gibt es für ihn ja auch eine Wohngruppe oder so etwas.

Ich weiß ja nicht in wieweit Ihr da schon alle Informationen gesammelt habt. Klar ist doch: So geht es nicht mehr für alle Beteiligten.

Und gut zureden geht eben auch nicht. Das wird bei ihm nicht fruchten.

candle
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Sommer-Stumpenhorst

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Alex303
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Beitrag Di., 03.03.2009, 03:38

Eine Wohngruppe für ihn, so wie Candle es gesagt hat, wäre eine gute Idee, denn Störung hin oder her, es kann ja nicht angehen, daß er mit seinen Problem auch noch Deiner Mutter den Job und Dir die Zukunft kaputt macht.
Statt bestimmte Dinge zu tun, ist es manchmal effektiver, bestimmte Dinge sein zu lassen.

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Trolli
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Beitrag Di., 03.03.2009, 09:43

Hallöchen , eine ähnliche Situation haben mein Mann und ich auch hinter uns. Meine Stieftochter wohnte ein dreiviertel Jahr bei uns , weil es mit ihrer Mutter immer wieder zu Auseinandersetzungen kam . Sie war 3 Monate in der Kinder und Jugendpsychatrie in unserem Ort. Dort wurden wir aufgefordert uns für sie zu ändern, sie hat dort den Psychologen und die Betreuer an allen Nasen herumgeführt die sie kriegen konnte, letztendlich hat sie es immer wieder geschafft im Mittelpunkt zu stehen und ihre Vorstellungen durchzusetzten. Von der Klinik kam dann ,auch auf Wunsch meiner Stieftochter ,die Empfehlung , dass sie in einem Heim , in einer Wohngruppe zur Verselbstständigung besser aufgehoben wäre , da sie dort auch unter Aufsicht von professionellen Betreuern stünde. Inzwischen ist sie in eine total betreute Gruppe gewechselt, da sie ihre Freiheit zum Saufen , Schule schwänzen und Drogenmißbrauch ausnutzte.
Ich bin froh , dass wir nun räumlich getrennt wohnen und ich diese Kämpfe nicht mehr fechten muss und wir nicht mehr die unmittelbare Verantwortung tragen. Hört sich schlimm an , aber mit diesem Kind sind wir durch alle Stufen der Hölle gegangen!! Ich kann deine Wut so gut verstehen!!!

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(V)
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Beitrag Di., 03.03.2009, 15:10

Ich muss mal ein wenig hart sein. Stichwort Indigo-Kind.

Bitte, bitte streich das mit dem Indigo-Kind-Thema aus deinen Gedanken. Es hat damit absolut nichts zu tun! Und das sag ich dir, weil ich mich mit dem Thema wirklich viel beschäftigt habe. Ich halt es sogar für psychologisch gefährlichen Eso-Mist. Und, wenn das so eine "Eso-Zicke" wie ich sagt, will das schon was heißen.

Dein Bruder ist krank, was genau, müssen die Fachleute abklären. Aber ganz sicher ist er kein "neues super-spirituell entwickeltes Kind", dass uns verblendete Erwachsene in ein neues Zeitalter führen soll...

Wenn du schon in Wikipedia surfst, dann lieber unter Stichpunkten wie manische-Depressionen oder Persönlichkeitstörungen.

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Alex303
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Beitrag Do., 05.03.2009, 00:41

@Trolli:
Deswegen versuche ich auch, meine Eltern zu überzeugen, daß es besser wäre, wenn meine jüngste Schwester (16) in solch eine Einrichtung kommt, denn sie spielt im Moment auch alle gegeneinander aus, um das zu tun, was sie will.
Sie war schon dreimal im Krankenhaus, weil sie zuviel getrunken hat.
Wenn meine Eltern ihr etwas verbieten, sind sie direkt Spießer für sie; dabei vergißt sie, daß man als Elternteil auch eine gewisse Verantwortung zu tragen hat, bis das Kind volljährig ist, und auch dafür bestraft werden kann, wenn man dieser Verantwortung nicht nachkommt.

@Gothika:
Bei Deinem bissigen Statement zum Thema Indigo-Kind mußte ich ein wenig schmunzeln, Du hast Deine Position gut dargestellt.
Denn würde das mit dem Indigo-Kind nämlich stimmen, müßte ja ein gewisser her A.H. aus Österreich auch eins gewesen sein, von wegen neues Zeitalter und soweiter.
Statt bestimmte Dinge zu tun, ist es manchmal effektiver, bestimmte Dinge sein zu lassen.

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Trolli
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Beitrag Do., 05.03.2009, 09:41

Oh man , Alex . Da ist ja viel los in eurer Familie...
Was sagen denn deine Eltern zu den beiden Themen ?
Und bei deiner Schwester bitte ich dich die Pubertät nicht zu vergessen!! Da kommt einiges durcheinander, was sich später evtl von alleine relativiert. Meine Stieftochter war schon auffällig , als ich sie kennen lernte, da war sie 6 Jahre alt. Aber für ihre Mutter war kein Handlungsbedarf zu erkennen,trotz allen möglichen Bitten mit ihrer Tochter doch mal zu einem Psychologen zu gehen hat sie das nie gemacht. Die Quittung hat das Mädchen jetzt mit fast 17 alleine zu begleichen , wir konnten bei uns die ganzen schiefgelaufenen Jahre bei ihrer Mutter nicht wieder geraderücken. Leider !!Und das schlimmste ist , dass die gleichen Verhaltensweisen sich wiederholen , die Mutter hat noch zwei Kinder in der zweiten Ehe bekommen und der jüngere von den Beiden benimmt sich genauso wie meine Stieftochter in dem Alter, aber die Mama findet alles ganz normal .... Manche Menschen dürften wirklich keine Kinder kriegen...

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Alex303
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Beiträge: 157

Beitrag Do., 05.03.2009, 12:31

@Trolli:
Natürlich bin ich mir bewußt, daß die Pubertät auch für diverse Verhaltensweisen verantwortlich ist, aber meine Schwester scheint es manchmal schon zu übertreiben.

Ich meine, als ich in ihrem Alter war, habe ich auch jede menge Unfug gemacht, habe getrunken, geraucht und gekifft und Schabernack getrieben, aber ich habe es nie so gemacht, daß ich ins Krankenhaus mußte.
Außerdem hat sie einmal, als ihr Freund mit ihr Schluß machen wollte, sich mit Tabletten vollgepumpt, daß sie ebenfalls ins Krankenhaus mußte. Ich habe sie persönlich mit unserer Mutter dort hin gebracht.

Na ja, und seitdem ist das Jugendamt auf die ganze Problematik aufmerksam geworden.
Meine Schwester muß jetzt in eine ambulante Therapie, und es wird jetzt extern öfters mal nachgesehen, was sie tut.
Und wenn sich da nichts ändert, muß sie in eine WG.
Finde ich ganz gut, denn auf meine Eltern hört sie ja nicht.

Welche beiden Themen meinst Du?
Zuletzt geändert von Alex303 am Do., 05.03.2009, 14:06, insgesamt 1-mal geändert.
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Trolli
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Beiträge: 42

Beitrag Do., 05.03.2009, 13:24

Nun es scheint ja , dass deine Schwester und dein Bruder Probleme haben , die beiden meine ich . Aus meiner Sicht kann ich nur sagen ,dass ich über die räumliche Trennung sehr froh bin , sonst wäre ich gegangen!! Leider zieht meine Stieftochter ihr Verhalten ja auch im Heim durch ... aber sie geht jetzt immerhin einmal im Monat zu einer Therapeutin, die sie solange behandelt, bis sie einen Therapieplatz bei einem Jugendpsychologen bekommt. Sie bekommt auch Stimmungsaufheller , das sie immer mal wieder gerne mit Selbstmord kokettiert... Zu deiner Wut kann ich noch sagen , dass ich mir ihre Besuche hier sparen könnte , ich kann sie im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr riechen. Kommt sie hier rein , mit ihrem Deo , Parfüm , Körpergeruch verspüre ich einen großen Widerwillen und möchte am liebsten alle Fenster aufreißen....Ich versuch sie das nicht spüren zu lassen , aber das ist verdammt schwer!!!

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