überschäumende Liebesgefühle nach Sitzungen

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SamuelZ.
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überschäumende Liebesgefühle nach Sitzungen

Beitrag Mo., 09.03.2009, 13:33

Hallo Alle!

Ich bin neu hier im Forum, habe aber schon mehrere Beiträge gelesen, und mich in Vielem wiedergefunden, was ihr selbst geschrieben habt.

Ich mache zur Zeit probatorische Sitzungen, das erste Mal, und habe somit einen Haufen Fragen und Eindrücke, die mich zwischen den Sitzungen viel beschäftigen.

Fragt mich bitte nicht, welche Art der Therapie es ist, mein Therapeut ist ein "psychologischer Psychotherapeut". Wir sitzen uns gegenüber und reden. Er macht sich viele Notizen. Vielleicht könnt ihr mir hier ja schon weiterhelfen, und mir sagen, um welche Methode es sich dabei handelt?

Der Grund, weshalb ich heute schreibe, ist folgender:

Mir ist aufgefallen, dass ich nach den Sitzungen - so für 1 bis 2 Tage - auf Wolke Nummer 7 schwebe. Nein, ich bin (noch?) nicht in den Thera verknallt, jedenfalls wüsste ich es nicht. Es ist mehr ein Gefühl von überschäumender Liebesversessenheit, falls ihr wisst, was ich meine?? Ich sehe dann alles rosarot und könnte die halbe Welt vernaschen. Wenn ich meine Gefühle dann in solchen Momenten aufschreibe und zwei Tage später wieder lese, dann muss ich mich schon sehr wundern. Hört sich alles dann so nach Rosamunde Pilcher- Romanzenschnulz an, so dass ich nur den Kopf schütteln kann.

Es sind ja sehr schöne Gefühle, und ich genieße sie. Aber auffällig ist es schon. Kennt ihr das?

Viele Grüße

Sandy

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lingaroni
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Beitrag Mo., 09.03.2009, 16:35

Hallo, also ich denke wohl, dass das eine form von verliebtheit ist. das kennt wohl jeder in irgendeiner form (bin auch hoffnungslos romantisch), aber wenn es keine aussicht auf erfüllung hat, lasse ich mich da nicht hinein. und mit deinem therapeuten hat es keine aussicht auf erfüllung. wenn es dir zu viel energie kostet geh zu einer therapeutIN.
LG

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 09.03.2009, 16:57

Wie empfindest du diese Sitzungen? Wie geht es dir wärend der Stunden?

Es ist eine emotionale Situation.

Und ich kenne das von mir, daß wenn ich mich eine Weile in emotional aufgeladenen Situationen aufhalte, daraufhin mein Gehirn auf die Stimulation mit so einem leicht euphorisch-aufgedrehten Zustand reagiert, der mit der Situation selbst eigentlich garnichts zu tunhat . Und der dann nach einer Weile wieder verschwindet. So ein bischen wie ein Druckventil.

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SamuelZ.
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Beitrag Mo., 09.03.2009, 17:06

Hallo lingaroni,

danke für die schnelle Antwort.

Ja, Verliebtheitsgefühle, das sind sie wohl. Eindeutig.
Dennoch würde ich zum jetzigen Zeitpunkt behaupten wollen, dass ich sie nicht auf meinen Therapeuten "übertrage".
Ich fühle mich allgemein emotional weichgeklopft nach den Sitzungen, so dass ich meine, einen großen Teil der Welt umarmen zu können. Vielleicht bin ich ja "verliebt ins Leben" oder so erleichtert nach den Gesprächen, dass diese lang verschütteten Gefühle plötzlich wieder an die Oberfläche kommen.

Ähnliches ist mir früher nach Yogastunden passiert. Deshalb meine ich, dass es nicht Thera-abhängig ist. Aber wer weiß, vllt reihe ich mich hier ja bald mit einem "verliebt in den thera" - Thread ein.

Hm, trotzdem würde mich interessieren, welche Gefühle ihr so aus den Therapiesitzungen mit nach Hause nehmt. Wie gestalten sich bei euch die ersten 2 Tage nach den Gesprächssitzungen?

Viele Grüße
Sandy
Zuletzt geändert von SamuelZ. am Mo., 09.03.2009, 17:09, insgesamt 1-mal geändert.

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SamuelZ.
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Beitrag Mo., 09.03.2009, 17:08

münchnerkindl hat geschrieben:Wie empfindest du diese Sitzungen? Wie geht es dir wärend der Stunden?

Es ist eine emotionale Situation.

Und ich kenne das von mir, daß wenn ich mich eine Weile in emotional aufgeladenen Situationen aufhalte, daraufhin mein Gehirn auf die Stimulation mit so einem leicht euphorisch-aufgedrehten Zustand reagiert, der mit der Situation selbst eigentlich garnichts zu tunhat . Und der dann nach einer Weile wieder verschwindet. So ein bischen wie ein Druckventil.
münchnerkindl: Ich finde, du triffst den Nagel auf den Kopf! Euphorisch, aufgedreht, und liebestrunken.
Nach den Gesprächen fühle ich mich sehr gerädert, zermürbt, müde. Ein paar Stunden später geht's dann los.

Viele Grüße
Sandy

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Eve...
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Beitrag Mo., 09.03.2009, 17:15

Endorphinausschüttung nach großer Anspannung wäre auch eine Erklärung. Manche fangen dann an, stark zu zittern, andere könnten um die Lampe fliegen.

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lingaroni
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Beitrag Di., 10.03.2009, 13:12

Hi Sandy, also konkret angesprochen auf die therapeutische Situation kann ich dir dazu leider nichts sagen. meine therapie liegt nämlich fast 30 Jahre zurück. ich kenne dieses gefühl aus anderen situationen. dann bin ich aber so damit umgegangen, dass ich gewartet habe bis es aufhört. ich hab immer versucht, mich mit ruhigem und bewusstem atmen auf dem boden der realität zu verankern.
LG

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SamuelZ.
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Beitrag Mo., 16.03.2009, 13:51

Schon laut Freud soll die Psychoanalyse ja die Aufgabe haben, die Liebesfähigkeit des Patienten freizulegen. Damit wäre ich ja auf dem richtigen Weg.

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SamuelZ.
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Beitrag Mi., 27.01.2010, 16:17

Ich habe diesen uralten Thread ausgegraben, weil ich neugierig bin, ob sich für mich nach gut einem Jahr Therapie etwas verändert hat. Dies war mein erster Thread hier im Forum, den ich ein paar Wochen nach Therapiebeginn gepostet hatte.

Also: Bin ich schlauer geworden in der Zwischenzeit? Oder stehe ich womöglich dümmer da als vorher? Was hat sich verändert? Hat sich was verändert?

1.
Wir sitzen uns gegenüber und reden. Er macht sich viele Notizen. Vielleicht könnt ihr mir hier ja schon weiterhelfen, und mir sagen, um welche Methode es sich dabei handelt?
Positiv! Inzwischen weiß ich, dass ich eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie mache.

2.
Mir ist aufgefallen, dass ich nach den Sitzungen - so für 1 bis 2 Tage - auf Wolke Nummer 7 schwebe.
Dies passiert mir immer noch. Nicht jedesmal, aber hin und wieder schon. Ich erkläre mir dieses Phänomen momentan so, dass ich während der Sitzungen eine positive Beziehungserfahrung mache. Wenn ich bei meinem Thera bin dann darf / soll ich mein bedürftiges Kind-Ich spüren. Ich konzentriere mich nicht auf die Gefühle des anderen (die versteckt mein Thera recht gut), sondern auf meine eigenen. Diese kindlichen Gefühle der Lebensfreude entfalten sich bei ihm und leben nach der Sitzung weiter.

3.
Es ist mehr ein Gefühl von überschäumender Liebesversessenheit, falls ihr wisst, was ich meine?? Ich sehe dann alles rosarot und könnte die halbe Welt vernaschen.
Ich vermute, das Gefühl von Lebendigkeit, dass in mir freigeschaufelt wurde, war so neu für mich, dass ich es sehr extrem wahrgenommen habe, es mit "Liebe" verwechselt habe. Vielleicht ist es ja eine "Liebe ins Leben", die hier hervortritt. "Vernaschen" hat ja etwas Kindliches, Genießendes. Ich vernasche das Leben und schweb(t)e dabei wie in einem Luftballon, frei und unbeschwert.

4.
Hört sich alles dann so nach Rosamunde Pilcher- Romanzenschnulz an, so dass ich nur den Kopf schütteln kann.
Diese abwertende Formulierung würde ich heute nicht mehr verwenden. Mithilfe meines Smilla-Threads versuche ich bzw. habe ich versucht, mit solchen Gefühlen respektvoll und nicht spöttisch umzugehen. Es sind Bedürfnisse, die in meiner Kindheit immer zu kurz gekommen sind, verspottet wurden. Ich hoffe, ich konnte in der Zwischenzeit die spöttischen Stimmen zugunsten der kindlichen entkräften und meinen kindlichen Bedürfnissen mehr Raum und Respekt zugestehen. Meine Scham versuche ich zu überwinden und das verletzte Kind, das sich dahinter verbirgt, hervorzulocken.

Gar nicht so einfach.

Ach ja: In meinen Thera war ich zwischenzeitlich doch verliebt. Es kommt und geht. Es war (bzw. ist) ein kindlich-sehnsüchtiges Verlangen nach ihm. Die sexuell-erotische Komponente tritt dann ein (Phantasien), wenn ich an meinen Konflikten dran bin. Ich versuche dann auf sexueller Ebene meine seelischen Probleme auszugleichen. Wie bei den Bonobo-Affen im Urwald, die Konflikte in der Gruppe über Sex auszugleichen versuchen. Das Problem selbst wird dadurch natürlich nicht bearbeitet.

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Fazit:
Ja, in der Zwischenzeit sind einige neue Erkenntnisse und Einsichten hinzugekommen. Ich durchschaue den Mechanismus besser. Meine Scham angesichts meiner eigenen inneren Spott-Stimmen ist reduziert worden.

Bild

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bluna
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Beitrag Mi., 27.01.2010, 19:49

hi sandy:-)
ich finde es toll wie du schreibst. anscheind hat die therapie dich schon weiter gebracht.
ich stehe nach einem jahr therapie noch nicht wirklich weiter, aber ich hoffe das ich bald ein fortschritt merke. mal schauen.jedenfalls wird der drank nach selbstverletzung größer und vielleicht ist das ein zeichen das ich mich endlich spüren will.
lg bluna

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SamuelZ.
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Beitrag Do., 28.01.2010, 14:56

Hallo bluna

danke für die Rückmeldung. Ich finde auch, dass es ein großer Zugewinn ist, zu erahnen, weshalb man so oder so handelt. Also z.B. dass man sich selbst verletzt, um sich zu spüren. Dann ist man nämlich schon an seinen eigenen Bedürfnissen dran, und kann sich vielleicht überlegen, wie man diese Wünsche auch anders beantworten könnte. Also, ich finde, dass ist schon ein sehr großer Schritt vorwärts.

Wie fühlst du dich denn nach deinen Therapiesitzungen? Kennst du dieses Hochgefühl von Freiheit und Leichtigkeit?

LG
Sandy

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bluna
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Beitrag Do., 28.01.2010, 19:10

Guten Abend,
leider kenne ich das Hochgefühl von Freiheit u. Leichtigkeit nach den Sitzungen noch nicht. Ich hoffe das es kommt.
Momentan stecke ich total in Übertragungsliebe. Nach den Sitzungen fühl ich mich total innerlich eingeklemmt und suche nach etwas brauchbaren z.B der starke Drang nach Selbstverletzung. Mh ich weis noch nicht so recht wie ich das deuten soll, viell. bin ich dabei zu Selbsterkenntniss zu gelangen.

LG Bluna

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Tröte
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Beitrag Do., 28.01.2010, 19:13

Hallo Ihr zwei,
doch anfänglich wo ich merkte, dass mir die Therapie was bringt, hatte ich acuh ein "Hochgefühl"....das blieb dann einige wenige Tage und "normalisierte" sich dann wieder.
Tja....und dann kam die Übertragungsfalle......seufz....

Lg Tröte
"But these stories don't mean anything, when you got no one to tell them to. It's true, I was made for you "

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Zwackel
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Beitrag Do., 28.01.2010, 19:34

Hallo !
Also ich fühle mich manchmal nach einer guten Sitzung mit meiner Therapeutin so, als hätte sie in meiner eiskalten Seele die Heizung aufgedreht.

Leider kühlt sich dieses wohlige Gefühl der Geborgenheit im Laufe der Woche ab und ich sehne mich nach der nächsten Sitzung.

Kennt ihr sicher auch, oder ?

LG, Zwackel
Life is what happens to you while you're busy making other plans.
(John Lennon)

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SamuelZ.
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Beitrag Do., 28.01.2010, 19:38

Meint ihr, man kann lernen, dieses Gefühl zu verlängern bzw. irgendwann selbst in sich hervorzurufen?

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