Umgang mit depressiven Episoden während der Therapie

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alterego90
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Umgang mit depressiven Episoden während der Therapie

Beitrag Di., 03.05.2022, 15:38

Hallo zusammen,

ich mache seit gut einem Jahr tiefenpsychologisch fundierte Therapie. Nachdem es letztes Jahr nach etwa 4 Monaten Therapie zu einer Erstverschlimmerung gekommen ist, hab ich schon viel an mir gearbeitet und hab angefangen viele Baustellen anzugehen. Das hat mir kurzfristig Auftrieb gegeben, sodass ich mich Anfang diesen Jahres sogar wieder ziemlich gut gefühlt hab. Hatte meinen Job gekündigt, der mich schon sehr lange unglücklich gemacht hat, um mir eine Auszeit zu nehmen und bewusst zu überlegen, was ich machen will.

Die ersten drei Monate liefen also wie gesagt ganz gut, ich war glücklich mit meiner Entscheidung und hab viel unternommen… jetzt seit Anfang April merke ich aber immer mehr, dass ich wieder eine Beschäftigung brauche. Mir geht es zusehends schlechter und ich stecke aktuell echt wieder in einem ziemlichen Tief. Ich fühle mich sehr einsam (trotz relativ vielen Freunden), leider doch mehr unter meiner Beziehungslosigkeit als ich mir das zwischenzeitlich eingestehen will. Dazu eben das Arbeitsthema, familiär gibts auch viele Baustellen.

Ich überlege jetzt, die Therapie durch Psychopharmaka zu unterstützen, weil ich Angst habe dass es mir nochmal so schlecht geht wie letztes Jahr. Und gerade bin ich auf dem besten Weg dahin :( nächste Sitzung ist am Donnerstag, da werde ich das auf jeden Fall ansprechen. Glaube auch, dass ich mich in den letzten Sitzungen nicht so wirklich einlassen wollte, sich da was angestaut hat.

Warum ich hier schreibe: ich dachte einfach, ich bin nach einem Jahr Therapie schon weiter. Ich weiß auch, dass schon viel passiert ist, aber trotzdem ist da gefühlt noch soviel Arbeit vor mir… ich bräuchte gerade einfach ein paar Erfahrungsberichte und aufbauende Worte. Oder vielleicht auch Empfehlungen, damit umzugehen. Hatte hier jemand auch solche „Rückfälle“?

Danke fürs Lesen,
alterego

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Philosophia
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Beitrag Di., 03.05.2022, 17:23

Wie soll ich sagen... das ist leider normal... ein Jahr Therapie ist nicht so lang, wenn man mehrere Baustellen hat. Rückfälle dieser Art habe ich in meinen Therapiejahren auch immer wieder erlebt. Ich glaube, sie gehören dazu
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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alatan
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Beitrag Di., 03.05.2022, 17:46

alterego90 hat geschrieben: Di., 03.05.2022, 15:38 Ich überlege jetzt, die Therapie durch Psychopharmaka zu unterstützen,
Das ist nicht möglich. Eine Psychotherapie kann man nicht mit Psychopharmaka unterstützen.

Man kann allenfalls bestimmte psychiatrische Symptome medikamentös behandeln, aber Beziehungslosigkeit, familiäre und berufliche Probleme reagieren nicht auf solche künstlich zugeführten Stoffe. Da muss man schon selbst ran und Therapiearbeit leisten - und natürlich entsprechend umsetzen im realen Leben.

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Kellerkind
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Beitrag Di., 03.05.2022, 18:34

alatan hat geschrieben: Di., 03.05.2022, 17:46
Eine Psychotherapie kann man nicht mit Psychopharmaka unterstützen.

Man kann allenfalls bestimmte psychiatrische Symptome medikamentös behandeln, aber Beziehungslosigkeit, familiäre und berufliche Probleme reagieren nicht auf solche künstlich zugeführten Stoffe. Da muss man schon selbst ran und Therapiearbeit leisten - und natürlich entsprechend umsetzen im realen Leben.
Mit allem Respekt: das ist Quatsch.

Psychopharmaka können extrem-schwierige Gemütszustände so weit reduzieren, dass man seelisch handlungsfähig wird bzw. bleibt, um DANN neue Erfahrungen zu machen, sich mehr zu trauen und generell bereit zu sein Therapie.
"Auch andere Wege haben schöne Steine. "

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 03.05.2022, 19:07

alterego90 hat geschrieben: Di., 03.05.2022, 15:38
ich mache seit gut einem Jahr tiefenpsychologisch fundierte Therapie. Nachdem es letztes Jahr nach etwa 4 Monaten Therapie zu einer Erstverschlimmerung gekommen ist, hab ich schon viel an mir gearbeitet und hab angefangen viele Baustellen anzugehen. Das hat mir kurzfristig Auftrieb gegeben, sodass ich mich Anfang diesen Jahres sogar wieder ziemlich gut gefühlt hab. Hatte meinen Job gekündigt, der mich schon sehr lange unglücklich gemacht hat, um mir eine Auszeit zu nehmen und bewusst zu überlegen, was ich machen will.

Die ersten drei Monate liefen also wie gesagt ganz gut, ich war glücklich mit meiner Entscheidung und hab viel unternommen… jetzt seit Anfang April merke ich aber immer mehr, dass ich wieder eine Beschäftigung brauche. Mir geht es zusehends schlechter und ich stecke aktuell echt wieder in einem ziemlichen Tief. Ich fühle mich sehr einsam (trotz relativ vielen Freunden), leider doch mehr unter meiner Beziehungslosigkeit als ich mir das zwischenzeitlich eingestehen will. Dazu eben das Arbeitsthema, familiär gibts auch viele Baustellen.


Du hast dich in neuen Aktivismus gestürzt und damit nur kurzfristig deine schlechte Befindlichkeit übertüncht. Wobei es natürlich schon sinnvoll ist eine Job der einen echt ungelücklich macht zu beenden und was besseres zu suchen. Aber Aktivismus übertüncht nur und sowas lässt sich einfach nicht auf Dauer praktizieren.

Was macht ihr denn so in der Therapie. Hast du dir mal angeschaut wo da die Probleme liegen? Wo konkret siehst du denn die Ursachen für deine depressive Verstimmung?

Gibt es ernsthafte Ursachen wie alte Traumatisierungen die da negativ wirken?

Eine grosse Quelle für dauernden subtilen Stress und dadurch Deprimiertheit ist zB ein negatives Selbstbild, also negative Meinungen über sich selbst die dazu führen dass man sich in sich selbst nie wirklich wohlfühlt und entspannen kann. Dann so Energiezieher wenn man nicht in der Lage ist sich abzugrenzen. Dann ständiges Vergleichen mit anderen Menschen. Und dann, sich in den Konsumwahn, der in unserer Gesellschaft den Menschen ja als Lebensinhalt verkauft wird reinziehen lassen. In Wahrheit macht man damit aus sich nur eine leere Hülle. Das kann nicht befreidigen, deswegen müssen die Leute ja auch ständig nur immer mehr konsumieren. Das macht eben nicht glücklich, es verursacht nur kurzlebigen Spass.

Zu Einsamkeit, meine Erfahrung damit ist, dass man sich von der Umwelt und dem Leben um einen rum abgetrennt fühlt wenn wenn man sich nicht in sich selbst wohlfühlt einfach so wie man ist und man sich nicht entspannen kann. Es hat weniger mit den Andren und deren Anwesenheit oder Abwesenheit zu tun sondern damit wie man sich in sich und mit sich selbst fühlt, ob man sich eben verbunden oder abgetrennt fühlt.

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alatan
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Beitrag Di., 03.05.2022, 20:30

Kellerkind hat geschrieben: Di., 03.05.2022, 18:34 Mit allem Respekt: das ist Quatsch.
Das ist ein Widerspruch in einem Satz.

Und wenn du meinen Beitrag richtig gelesen hättest, wäre dieser Satz möglicherweise nicht entstanden.

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