Die Frage 'Was brauchen Sie?'

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Tobe
Forums-Gruftie
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Beitrag So., 15.10.2023, 09:35

Diese Frage was ich brauche würde, kenne ich auch zu gut.
Leider kenne ich nur eine grobe Antwort darauf und das ist Halt und Geborgenheit.
Dies sind beides Dinge, die ich nicht habe und mir selber auch nicht geben kann.
Nun gut, mein Therapeut gibt mir mit der Therapie schon etwas Halt, aber dies ist nicht wirklich damit zu vergleichen.

Wenn mein Therapeut mich danach fragt, überfordert mich dies auch, da ich auch selber kaum in mich hineinspüren kann. Manchmal schmerzt es auch einfach zu sehr in mich hineinzuspüren, wodurch dies dann auch erschwert wird.

Ich denke aber auch, daß dies der eigentliche Sinn dieser und auch anderer ähnlichen Fragen ist, daß man eben lernt in sich hineinzuspüren, um auch zu fühlen was man braucht, was einem gerade gut tun würde. Sich selbst gegenüber wieder oder auch erstmals wohlwollend zu werden. Sich selber bewusst zu werden, auch eigene Wünsche zu erkennen und sich erfüllen zu dürfen.

Dies ist für mich ein ganz schwieriges Thema.
Überhaupt auch eigene Wünsche und Bedürfnisse haben zu dürfen.
Ich war schon seit meiner Kindheit nur dazu da, anderen Menschen ihre Bedürfnisse und Wünsche zu erfüllen. Wobei meine eigenen Bedürfnisse nie eine Rolle spielen dürften.
Dies jetzt einfach mal so umzukehren, ist so unglaublich schwer.

Mein Therapeut weiß dies auch und spürt dies auch ganz gut. Weshalb er mir solche Fragen auch immer wieder stellt. Manchmal bietet er mir dann auch Dinge an, wie z.B. Decke, Kissen oder auch ein echt süßes kleines Eselchen (Plüschtier).
Dabei geht in mir dann immer ein Kampf los...
Ein Teil von mir würde dann am liebsten gleich zuschnappen und dies einfach nur genießen
und ein größerer Teil sträubt sich dagegen, schämt sich dafür sich einzugestehen Bedürfnisse zu haben.
Manchmal reagiere ich dann schon reflexartig mit so Antworten wie...
“Ich weiß nicht.“ oder mit “Es geht schon.“
ohne überhaupt zu versuchen nachzuspüren, was ich jetzt wirklich brauchen würde, oder wie es mir wirklich gerade geht.

Mein Therapeut ist dabei jedoch sehr empathisch und einfühlsam. Er zwingt mir dies dann auch nicht auf, wenn ich es nicht schaffe dies dann anzunehmen.
Genauso hatte ich ihm mal in einer Email u.a. geschrieben, daß ich es sehr vermissen würde, mal einem Menschen die Hand geben zu dürfen. Einen Menschen auch mal spüren zu dürfen.
Ich muss jedoch dazu sagen, daß ich seit mehreren Jahren sehr isoliert lebe.
Mein Therapeut griff dies dann mal auf und reichte mir seine Hand beim Betreten der Praxis.
Durch diesen Überraschungsmoment konnte ich dann zugreifen und es war für mich ein wunderbares Gefühl, welches mich sehr berührt hat.

Ich denke da ebenfalls wie einige Vorschreiber schon, daß es dabei in erster Linie wirklich darum geht, fähig dazu werden in sich hineinspüren zu können. So zu sagen ein Bewusstsein dafür zu bekommen, was man braucht, was einem gut tun würde und solche Dinge eben.
Eigentlich eine vollkommen normale Sache für gesunde Menschen.

L.G. Tobe
Haltet die Welt an, ich will aussteigen.
Wenn du den Tag wie die Nacht empfindest,
Einsamkeit mit Schicksal verbindest,
Traurigkeit dein Leben hüllt,
weisst du, wie sich meiner einer fühlt.

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Truemmerlotte
Helferlein
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weiblich/female, 34
Beiträge: 81

Beitrag Mo., 16.10.2023, 12:18

Liebe Tobe,
danke für diese tolle Antwort :tanzen:
Genau so fühlt es sich bei mir an und du hast geschrieben, was ich nicht ausdrücken konnte.
Mit deiner Antwort im Hinterkopf, werde ich in meine nächste Stunde gehen und dieses Thema bereden.
Liebe Grüße!

Trümmerlotte

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