ich habe noch keine Erfahrungen mit der Psychotherapie, muss aber endlich etwas unternehmen denn es geht mir nicht besser. Vor kurzem hatte ich Erstgespräch bei einer Psychotherapeutin (der erste Versuch liegt 1,5 Jahren zurück). Nach diesem Gespräch bin ich mir wieder nicht sicher, ob meine Suche Erfolgsaussichten hat...
Hintergrund: ich bin russisch-ukrainischer Herkunft und lebe seit 13 Jahren in Deutschland (ich weiß dass es hier um ein österreichisches Forum handelt, aber sorry ich habe nichts vergleichnbares auf der de-Domäne gefunden... also hoffe ich dass es in Ordnung ist, hier als in Deutschland lebende Person nachzufragen).
Als ich der Therapeutin mein Problem geschildert habe, hat sie mich ausführlich über meine Herkunft befragt (wo ich geboren bin, seit wann in DE und auf welchem Wege, wo meine Eltern wohnen, wo meine Tochter geboren wurde etc). Dann hat sie mich gefagt wie ich den Überfall der Ukraine empfunden habe. Ich habe ehrlich geantwortet dass mir die Worte fehlen um zu beschreiben wie pervers das war und ist und ich den Auslöser dieses Krieges aus dem tiefsten Herzen verachte und ihn sogar nicht beim Namen nennen will (als sie nachgefragt hat, habe ich erklärt dass ich den russischen Präsi meine). Im Laufe des Gesprächs kam auch die Frage ob ich nicht de Befürchtung habe, dass er auch meine Heimat (wo meine Eltern wohnen) angreift? Und habe ich vielleicht Kontakt zu den Geflüchteten aus der Ukraine gesucht, könnte ich mir vielleicht vorstellen ihnen ehrenamtlich zu helfen? (Ich könnte natürlich kontern dass ich als vollzeit beschäftigte Ehefrau eines arbeitslosen Mannes und Mutter eines depressiven Teenagers zu diesem Zeitpunkt, wo ich selber Hilfe benötige, nicht dafür fähig bin. Aber das sollte schon klar sein).
Danach ist sie auf den Konflikt im Nahost eingegangen und auf die Kalifat-Demo, wie schrecklich das ganze sei, da hatte ich aber nichts zu erzählen. Zu diesem Moment wurde mir schon klar dass sie mich nicht als potenzielle Patientin betrachtet. Auf meine Beschwerden ist sie kaum eingegangen. Als ich bemerkte, dass ich im Moment nicht über Politik sprechen möchte, antwortete sie, dass es unmöglich sei, mich völlig davon zu distanzieren. Ach so.
Am Ende des Gespächs hat sie gesagt, sie kann mir keinen Therapieplatz anbieten kann. Ich kann mich vielleicht irgendwann später nochmal melden wenn der Therapieansatz für mich passt.
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Ich werde nun weitersuchen, und ich habe mich darauf eingestellt, dass es für mich nicht so leicht wird einen Therapiplatz zu bekommen.
Ich möchte Euch nach Eure Meinung zu meinem Erstgespräch fragen. Es ist mir klar, dass politische Themen in meinem Fall nicht komplett zu vermeiden sind, aber kann ich auf eine "unpolitische" Behandlung hoffen? Was tun, wenn ich merke, dass das Gespräch in diese Richtung läuft? Deutlich sagen dass ich es nicht besprechen möchte?
Und soll man vielleicht am Anfang des Gesprächs fragen, ob es überhaupt ene Chance auf einen Therapieplatz gibt?
Ich sage schonmal Danke, würde mich über Antworten freuen.