Mehr als beziehungunfähig

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Mehr als beziehungunfähig

Beitrag Di., 25.03.2008, 21:23

Hallo!

Den Titel habe ich gewählt, weil ich denke, wenn man beziehungsunfähig ist, dann hatte man wenigstens in Ansätzen eine Art Beziehung, in der man dies feststellen konnte. Was auf mich jedoch nicht zutrifft.

Es gab in meinem Leben häufiger Situationen in denen mich Männer angesprochen haben. Aber sobald das Gespräch die "Small-Talk-Ebene" verlässt und vielleicht sogar auch noch eine Satz fällt, wie: "Wir können uns ja mal auf einen Kaffee in der Stadt treffen" o. ä ., MUSS ich das Gespräch einfach sofort beenden. Ich habe nur noch solche Gedanken im Kopf, wie: "ich muss hier sofort weg", "wenn ich ihn jetzt nicht loswerde, dann wird es später immer schwieriger ihn loszuwerden" usw. Ich kann einfach gar nichts dagegen machen . Ich versuch dann immer das Gespräch so schnell wie möglich zu beenden. Natürlich versuche ich das so freundlich wie es geht zu machen und im Idealfall so, dass dem anderen nichts irgendwie "komisch" vorkommen kann.

Wenn derjenige sich aus irgendwelchen Gründen nicht so schnell abwimmeln lässt, wie ich das gern möchte, werde ich innerlich richtig wütend und hasse denjenigen manchmal sogar fast, obwohl ich ihn doch gar nicht kenne und er eigentlich gar nichts gemacht hat, außer nicht schnell genug aus meinem Leben zu verschwinden

Ich möchte nicht so sein, aber ich weiß überhaupt nicht, was ich dagegen machen soll, weil das einfach nur irrational ist. Ich habe auch sonst ein Problem damit anderen zu vertrauen, auch Frauen, da ist es nur nicht ganz so extrem, aber auch nicht so wie es sein sollte.

Ich habe noch nie irgenwelche schlechte Erfahrungen gemacht. Hatte immer Freunde, mal mehr oder weniger, aber war nie wirkliche Außerseiterin. Konnte alles eigentlich auch immer gut überspielen, mich anpassen etc.

Ich kann/möchte/werde aber nicht noch jahrelang so weiterleben können, da ich in Wirklichkeit keine Einzelgängerin bin und ich nicht für immer 365 Tage im Jahr allein leben kann. Das geht einfach nicht - ich werde mich niemals damit abfinden können.

Das macht mich in letzter Zeit einfach nur noch fertig und es macht mir eben einfach Angst, dass ich vielleicht gar nichts dagegen tun kann ich ein hoffnungsloser Fall bin ... ich hatte auch eine ganz normale Kindheit etc. Es gibt keinen Grund dafür und deshalb auch keine Möglichkeit daran etwas zu ändern.

Ja, keine Ahnung ... vielleicht kann mir ja irgendjemand sagen, wie ich jemals damit klarkommen soll - naja, das ist wohl etwas viel verlangt ...

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stern
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Beitrag Di., 25.03.2008, 21:28

Ich habe nur noch solche Gedanken im Kopf, wie: "ich muss hier sofort weg", "wenn ich ihn jetzt nicht loswerde, dann wird es später immer schwieriger ihn loszuwerden" usw. Ich kann einfach gar nichts dagegen machen
Wovor hast du konkret Angst...? Jedenfalls spekuliere ich mal, dass Angst der Motor ist... denn sonst lässt sich folgende Widersprüchlichkeit nur schwer erklären :
"wenn ich ihn jetzt nicht loswerde, dann wird es später immer schwieriger ihn loszuwerden"
und ich nicht für immer 365 Tage im Jahr allein leben kann. Das geht einfach nicht - ich werde mich niemals damit abfinden können.
Was ich jedoch schon vorweg sagen kann: Ohne etwas Mut, sich auf jemanden einzulassen wird es vermutlich nicht gehen .
Liebe Grüße
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Beitrag Di., 25.03.2008, 21:59

stern hat geschrieben: Wovor hast du konkret Angst...?
Ja, es ist schon so eine Art Angst, aber eigentlich vor nichts konkretem. Ich gehe eben immer grundsätzlich davon aus, dass alle Menschen schlecht sind und mir irgendwie Schaden wollen. Natürlich weiß ich, dass das Schwachsinn ist. Das ändert aber leider nichts daran, dass ich trotzdem das Gefühl habe, es wäre so.
... und je näher mir ein Mensch ist, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass er mir Schaden kann.
stern hat geschrieben: Was ich jedoch schon vorweg sagen kann: Ohne etwas Mut, sich auf jemanden einzulassen wird es vermutlich nicht gehen .
Grundsätzlich denke ich auch, dass es besser wäre z. B. das Risiko einzugehen verletzt zu werden ... Weil das zwar schlimm wäre, aber letztendlich ist es zumindest für mich viel schlimmer jahrelang allein zu sein, als 1x verletzt zu werden. Aber ich kann mich ja nicht mal 1x ansatzweise auf jemanden einlassen, also z. B. mit jmd. an einem neutralen Ort (Stadt o. ä.) verabreden, weil sich einfach alles in mir dagegen sträubt. Da nützen mir dann rationale Gedanken überhaupt nichts mehr, die ich mir vllt überlege, wenn ich dann aus der Situation raus bin.

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Affenzahn
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Beitrag Di., 25.03.2008, 22:25

Produkt hat geschrieben:"wenn ich ihn jetzt nicht loswerde, dann wird es später immer schwieriger ihn loszuwerden"
Hast du das Gefühl, er könnte dich sonst irgendwie "in die Pflicht nehmen"? (Mir geht es manchmal so, wenn Leute auf mich zu kommen.)

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Beitrag Mi., 26.03.2008, 20:14

@Affenzahn: naja, es ist ja so, dass man wenn man jmd. etwas besser kennt nicht irgendwann einfach so ohne Grund sagen kann: "Könntest du jetzt bitte aus meinem Leben verschwinden!?", zumindest nicht ohne das es etwas merkwürdig rüberkommt. Und da ich von vornherein weiß, dass es so enden wird, beende ich dann lieber alles bevor irgendetwas angefangen hat.

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comus
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Beitrag Mi., 26.03.2008, 20:46

Hallo, jetzt mal provokativ gefragt, hältst du dich selbst für völlig uninteressant, minderwertig, dumm, etc. aber für kurze Zeit gelingt dir das ganz gut es zu verbergen?

LG, comus

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Hiob
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Beitrag Mi., 26.03.2008, 20:56

Ich möchte nicht so sein, aber ich weiß überhaupt nicht, was ich dagegen machen soll, weil das einfach nur irrational ist.
Hallo Produkt.
Warum glaubst du, ist ein normaler Mensch beziehungsfähig?

Keiner konnte mir bislang erklären, warum er meint, er müsse beziehungsfähig oder kompromissfähig sein. Psychologen wiederholen mir immer nur, was ich in deren Büchern finde. Das haben sie sich nie selbst erdacht. Und andere reden es ihnen dann nach?

Bevor ich mich bekämpfe, so wie ich bin...darf ich doch auch diesen Aberglauben überprüfen, oder?

Ich vermute, dass du eines Tages ganz allein in einem für dich angenehmen Maß auf Menschen zugehen wirst...und vielleicht gar neugierig, vielleicht etwas tiefer als andere. Aber das verlangt in meinen Augen, dass du heute so sein kannst, wie du bist. Es dich sein lässt. Du musst nicht so sein, wie deine Vorstellung vom Leben. Ich vermute, dass etwas in dir heilen kann, wenn du dir jetzt deine Art zugestehen kannst. Heilen, heißt nicht dich anzupassen, an ein sog. normales „Niwo“. Sondern, für dich als ganz besonderer Mensch deine Eigenarten zuzulassen.

Wozu soll ich leben, wenn ich nur so sein will, wie die Masse. Die Masse ist ebenso wie ich ein Teil des Lebens. Ich glaube nicht, dass es mich als 6 Milliarden und erste Kopie braucht. Vielleicht aber als etwas eigenes?
Das nur als Vorschlag zum nachdenken.

Hiob

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stern
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Beitrag Mi., 26.03.2008, 21:20

Ich gehe eben immer grundsätzlich davon aus, dass alle Menschen schlecht sind und mir irgendwie Schaden wollen.
Hm... im weiteren Sinne könnte man das als Angst vor Verletzung umschreiben. Herausfinden, ob man tatsächlich von jedem verletzt wird, mit dem man sich auf eine Beziehung einlässt, kann man jedoch nur, in dem man es ausprobiert .
... und je näher mir ein Mensch ist, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass er mir Schaden kann.
ja... und desto mehr weh kann es tun.
Grundsätzlich denke ich auch, dass es besser wäre z. B. das Risiko einzugehen verletzt zu werden ... Weil das zwar schlimm wäre, aber letztendlich ist es zumindest für mich viel schlimmer jahrelang allein zu sein, als 1x verletzt zu werden.
ja... das hat was. Wagst du es nie, wirst du zwar von niemandem verletzt... wirst aber auch nie eine Beziehung eingehen können.
Und da ich von vornherein weiß, dass es so enden wird, beende ich dann lieber alles bevor irgendetwas angefangen hat.
Wenn du jedoch von vorneherein weißt, wie es endet, so bist du in meinen Augen (noch) nicht bereit, dich auf eine Beziehung einzulassen.
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Affenzahn
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Beitrag Mi., 26.03.2008, 21:24

Produkt hat geschrieben:es ist ja so, dass man wenn man jmd. etwas besser kennt nicht irgendwann einfach so ohne Grund sagen kann: "Könntest du jetzt bitte aus meinem Leben verschwinden!?", zumindest nicht ohne das es etwas merkwürdig rüberkommt.
Aufdringliche Leute können einem manchmal das Gefühl vermitteln, dass es keinen Grund gibt, sie abzuwimmeln. Deshalb finde ich es auch nicht besonders merkwürdig, wenn man keinen Grund angibt. Es sei denn, dass man schon längere Zeit glücklich zusammengelebt hat. Aber auch dann gibt es keine allgemeingültigen Gründe für eine Trennung, sie sind immer individuell. Also darfst du dir das auch erlauben.
Produkt hat geschrieben:Und da ich von vornherein weiß, dass es so enden wird, beende ich dann lieber alles bevor irgendetwas angefangen hat.
Aber du weisst es doch gar nicht, oder? Wie wird es enden?

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Beitrag Mi., 26.03.2008, 23:10

Hiob hat geschrieben:Ich vermute, dass du eines Tages ganz allein in einem für dich angenehmen Maß auf Menschen zugehen wirst...
Diese Vermutung habe ich irgendwie nicht .
Hiob hat geschrieben:Vielleicht aber als etwas eigenes?
Um etwas "eigenes" zu sein, müsste man wohl die Freiheit haben so zu sein wie man ist. Wenn man aber ständig das Gefühl hat sich selbst einzuschränken, funktioniert das wahrscheinlich nicht.

Ich finde, dass ich aus so vielen Eigenarten bestehe, dass es sowieso nahezu unmöglich ist, so zu sein, wie die Masse. Das ist auch nicht mein Ziel.

stern hat geschrieben:Wenn du jedoch von vorneherein weißt, wie es endet, so bist du in meinen Augen (noch) nicht bereit, dich auf eine Beziehung einzulassen.
Ja und ich werde wahrscheinlich nie wirklich bereit dafür sein, auch wenn ich noch 60 Jahre warten würde . Ich bin ja schließlich auch keine 14 mehr oder so, dann wäre das ja vielleicht noch irgendwie verständlich.

Affenzahn hat geschrieben:Aber du weisst es doch gar nicht, oder? Wie wird es enden?
Doch ich weiß wie es enden wird. Es wird so enden, dass ich die Anwesenheit des anderen ab einem bestimmten Zeitpunkt überhaupt nicht mehr ertragen kann.
Ich weiß das, weil es letztendlich nichts mit dem anderen zu tun hat (wie er sich verhält, welche Eigenschaften er hat etc.), sondern ausschließlich mit mir selbst.


@comus: naja, eine zeitlang denke ich darüber dann nicht soviel nach und es tritt mehr in den Hinterngrund als sonst [anscheinend hast du den anderen thread gelesen ...?]

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Beitrag Do., 27.03.2008, 21:37

Produkt hat geschrieben:
Affenzahn hat geschrieben:Aber du weisst es doch gar nicht, oder? Wie wird es enden?
Doch ich weiß wie es enden wird. Es wird so enden, dass ich die Anwesenheit des anderen ab einem bestimmten Zeitpunkt überhaupt nicht mehr ertragen kann.
Bis jetzt habe ich verstanden: Du wirst den anderen irgendwann nicht mehr ertragen, weil du weisst, dass du ihn irgendwann nicht mehr wirst ertragen können. Ist das richtig?

Ausserdem habe ich verstanden: Du möchtest nicht so sein. Wünschst du dir eine Beziehung? Oder stört es dich nur, weil du erkennst, dass du nicht "funktionierst"?

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Beitrag Fr., 28.03.2008, 17:09

Affenzahn hat geschrieben:Bis jetzt habe ich verstanden: Du wirst den anderen irgendwann nicht mehr ertragen, weil du weisst, dass du ihn irgendwann nicht mehr wirst ertragen können. Ist das richtig?
Naja ... ich weiß eben, dass ich es nicht ertragen kann, wenn jmd. eine bestimmte "Distanz" zu mir unterschreitet und wenn beispielsweise das Gespräch persönlicher wird, ist das ja schon der Anfang davon.

Affenzahn hat geschrieben:Ausserdem habe ich verstanden: Du möchtest nicht so sein. Wünschst du dir eine Beziehung? Oder stört es dich nur, weil du erkennst, dass du nicht "funktionierst"?
Ich weiß eben, dass ich nicht mein ganzes Leben lang allein sein können werde.
Nein, mit funktionieren hat das eigentlich nicht direkt etwas zu tun. Funktionieren kann man auch allein.

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Beitrag Fr., 28.03.2008, 17:55

Hey du.

Man merkt bei deinen Worten schon irgendwie, dass alles, was von außen kommt, erstmal abgewehrt werden muss.

Ich vermute, es braucht noch Zeit, bis sich dein Herzchen öffnen mag, damit da auch jemand rein kommen kann. Dass der Kopf das will, nutzt m.E. noch nicht so viel, weil er bei jedem Wollen auch ein Gegenargument bringt...eben so wie du es schreibst. Er erschafft sich sein eigenes unlösbares Problem. (Was es vorher garnicht gab.) Gleichzeitig ist der Kopf ungeduldig, will schnelle Resultate, will sich „ändern“. Möglichst „bessern“. Damit erhöht er den Druck. Was das ganze zuspitzt. Er verlängert die vergangenen vergeblichen Mühen und Erlebnisse in die Zukunft. Tatsächlich kann er nicht in die Zukunft kucken. Aber er liebt Befürchtungen und Wünsche.

Ich würde mal auf diesem Weg nicht zu verbissen weiter gehen. Dein Kopf kann in meinen Augen niemanden aufnehmen...er kann nur ein Zweckbündnis mit einem Menschen eingehen, ihn ausnutzen, ihn brauchen, ihn manipulieren, ihn verwenden, um nicht allein zu sein. Die meisten Menschen halten das für Liebe oder Freundschaft.

Vielleicht braucht dein Herzchen wirklich noch Zeit. Wenn du dir eine Knospe vorstellst, kannst du die auch nicht mit deinem Verstand und ganz viel Mühe zum Öffnen bringen. Sie wird sich öffnen, wenn sie die Bedingungen für ausreichend angenehm hält und die Zeit reif ist. Der Kopf kann allenfalls kucken, dass die Pflanze genügend Wasser und Licht bekommt. Und vielleicht ist das überhaupt schon genug?

Ich bin mir nicht sicher, ob dich diese Schreibweise hier erreicht...aber vielleicht lässt dus einfach mal wirken.

Viele Grüße zum Wochenende
Hiob
Zuletzt geändert von Hiob am Fr., 28.03.2008, 18:00, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag Fr., 28.03.2008, 17:55

"Eigentlich habe ich eine große Sehnsucht danach, jemandem nahe zu kommen"
ABER
"Ich ertrage keine Nähe"

Ist es das, was du empfindest?

Wenn ja, dann kenne ich das sehr, sehr gut. Ich hatte noch gar nie eine engere Beziehung/Freundschaft, weder zu einem Mann noch zu einer Frau, noch zu meinen Eltern oder früher zu anderen Kindern. Andere Menschen ertrage ich nur für kurze Zeit. Schon immer war ich anders. Eigentlich ist der tiefe Wunsch da, einmal echte emotionale (vielleicht sogar körperliche) Nähe erleben zu können. Gleichzeitig weiß ich, dass ich es vermutlich nie erleben werde, weil ich es einfach nicht KANN. Zehn lange Therapiejahre habe ich versucht, mich zu ändern, habe mir antrainiert, Menschen besser und länger auszuhalten. Echte Nähe kann ich nach wie vor nicht zulassen, fühle mich nach wie vor allein, "anders". Vor einigen Monaten las ich dann über das Asperger-Syndrom und fiel aus allen Wolken, weil ich darin endlich eine einleuchtende Erklärung für mein Anderssein fand! Selbst ohne ofiizielle Diagnose bin ich mir inzwischen sicher, dass eine autistische Veranlagung für vieles an mir verantwortlich ist.

Damit will ich jetzt natürlich weder bei dir eine Diagnose stellen, noch weiß ich, ob es dir überhaupt irgendwas hilft, wenn ich hier von mir berichte. Ich wollte mit meinem Beitrag lediglich darauf hinweisen, dass es für soziale Schwierigkeiten verschiedene Ursachen geben kann - unter anderem leider auch schlichtweg eine Veranlagung. Das fiel mir nur ein, weil du damals in deinem "Lebensunfähig"-Thread geschrieben hast, dass du dich schon immer so "fremd" gefühlt hast, als würdest du nicht hierhergehören.
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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