Misshandlung durch Eltern? - meine Probleme...

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Klaralein
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 30
Beiträge: 13

Misshandlung durch Eltern? - meine Probleme...

Beitrag Mo., 27.06.2011, 08:34

Hallo miteinander,

ich heiße Klara, bin 30 Jahre alt und würde Euch gerne meine Geschichte erzählen und Meinungen dazu hören.

Vor einer Woche hat mich mein Mann, mit welchem ich 8 Jahre zusammen war, verlassen. Ihn hat meine emotionale Distanz, mein geringes Bedürfnis nach körperlicher Nähe ausgebrannt und schließlich zum Gehen veranlasst.

Seither stelle ich mein ganzes Leben gedanklich auf den Kopf und stelle fest, ich habe Probleme. Das ist mir vor der Trennung nie so bewusst gewesen.
Ich habe sehr wenig Freunde, da ich es nicht schaffe, den Kontakt zu halten. Zwar mögen mich viele Leute, aber ich schaffe es nicht, dass aus Bekanntschaften Freundschaften werden. Ich habe sehr häufig depressive Verstimmungen, bin ein Schwarzdenker, ich mag mich selber nicht gern, hasse mich oft, bin extrem unsicher, habe nur ganz selten mal das Gefühl glücklich zu sein, denke gelegentlich über Selbstmord nach. Ich habe Schwierigkeiten mich beim Sex fallen zu lassen, hatte noch nie einen Orgasmus und verspüre irgendwann in einer Beziehung auch überhaupt keine Lust mehr darauf.

Mein Verhältnis zu den Eltern ist sehr schwierig und von Angst geprägt. Noch heute mit 30 Jahren traue ich mich nicht, meinen Eltern zu widersprechen oder von Misserfolgen zu erzählen. Ständig habe ich Lügen zur Beschönigung parat. Ich habe aber nie weiter darüber nachgedacht, doch nun hinterfrage ich meine Verhaltensweisen, frage mich, ob das etwas mit meiner Kindheit zu tun hat. Und diese möchte ich Euch nun erzählen.

Meinen leiblichen Vater habe ich nie kennengelernt, denn dieser hat meine Mutter schon während sie mit mir schwanger war, betrogen. Er war Alkoholiker und muss wohl verbal sehr aggressiv gewesen sein. Kurz nach meiner Geburt wurde sein Verhalten wohl immer schlimmer und bevor ich 1 Jahr alt war, verließ er schließlich meine Mutter. Räumte die gemeinsame Wohnung aus und ließ meine Mutter mit ihrem kleinen Kind in der halbleeren Wohnung zurück. Neben den Trennungsschmerzen hatte meine Mutter zu dieser Zeit auch mit finanziellen Problemen zu kämpfen. Ich glaube hier liegt der erste Knackpunkt meiner Kindheit. Meine Mutter hatte möglicherweise zuviel mit ihren Problemen zu kämpfen, als dass sie sich noch intensiv um mich hätte kümmern können.

Sie lernte bald meinen Stiefvater kennen und als ich 2 1/2 Jahre alt war, kam meine Schwester auf die Welt - querschnittsgelähmt mit offenem Rücken. Möglicherweise der zweite Knackpunkt, denn meine Eltern mussten ihre volle Aufmerksamkeit auf meine Schwester richten, waren unglücklich und hatten wenig Zeit für mich.

Ich kann mich nicht erinnern, ob mir in meiner ganz frühen Kindheit Gewalt angetan wurde, das weiß ich nicht. Meine erste Erinnerung daran habe ich, als ich etwa 5 Jahre alt war. Ich hatte ein Glas aus Mutters Vitrine ausversehen fallen lassen, es ging zu Bruch. Mit einem Teppichklopfer wurde ich dafür bestraft. Nur Bruchstücke sind mir noch bewusst. Schlechte Noten (eine 3 war schon schlecht) und es gab Ohrfeigen, etwas angestellt und der Teppichklopfer wurde heraus geholt und mir der nackte Hintern versohlt. Ich weiß nicht mehr, wie oft das vorkam. Auf jeden Fall begann ich zu dieser Zeit zu lügen und mir Ausreden auszudenken, um Bestrafungen zu entgehen. Mit etwa 10 Jahren hatte ich einen extremen Leistungsabfall in der Schule und konnte dies zunächst durch Verheimlichen und Unterschrift fälschen verheimlichen, aber es kam natürlich trotzdem raus. Eine sehr schlimme Zeit begann. Immer wieder sagten meine Eltern, wir geben Dich ins Heim, Du kommst zu Deinem richtigen Vater (den nicht kenne), Du bist Schuld, dass Mutti und Vati sich immer wieder streiten und natürlich die Schläge.

Das Ganze beruhigte sich etwas und schließlich kam ich in die Pupertät und es fing die schlimmste Zeit für mich an. Ich durfte kaum weggehen, mich mit Freundinnen treffen. Irgendwann hatte ich meine erste Erfahrung mit Alkohol. Betrunken kam ich nach Hause und meine Eltern bekamen es mit.Am nächsten Tag zerrte mich meine Mutter an meinen langen Haaren die Treppe in den Keller hinunter und schnitt sie mir ab. Ich sah aus wie ein Struwelpeter. Ich weinte und weinte, was meine Mutter noch mehr in Rage versetzte. Sie prügelte mich durch das Haus, schleuderte mich gegen die Wand, trat nach mir. Danach war mein Körper mit blauen Flecken übersäht und ich blutete aus der Nase. Diese Prügeleien hielten ein paar Tage an. Zu dieser Zeit wollte ich mich nur noch umbringen. Ich schämte mich vor meinen Freunden, hatte Angst nach Hause zu kommen. Irgendwann beruhigte sich auch das wieder. Und ab etwa 16 jahren kam es auch nicht mehr zu Übergriffen. Nur hin und wieder ein paar Gemeinheiten.

Mit 18 bin ich sofort ausgezogen und dachte ich hätte nun alles hinter mir. Heute frage ich mich allerdings, ob das wirklich so ist. Haben diese Erlebnisse mich geprägt? Bin ich so wie ich bin wegen meiner Kindheit?

Ich würde mich über Eure Einschätzungen und Ratschläge freuen!

Werbung

Benutzeravatar

BlutendeSeele
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 27
Beiträge: 52

Beitrag Mo., 27.06.2011, 09:11

Hallo Klaralein
(und Herzlich Willkommen im Forum)


Es tut mir Leid, was Du erleben musstest...

Du sagst, dass Du mit 18Jahren sofort zu Hause ausgezogen bist - hast Du Dir einmal Hilfe gesucht um Dein Trauma aufzuarbeiten???



Grüßle
BlutendeSeele
Denke immer daran, dass es nur eine allerwichtigste Zeit gibt, nämlich: sofort !

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Klaralein
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 30
Beiträge: 13

Beitrag Mo., 27.06.2011, 09:21

Hallo Blutende Seele,

danke für Deine schnelle Antwort

Ich habe mir keine Hilfe gesucht, weil ich bis vor einer Woche eigentlich gar nicht darüber nachgedacht habe, dass ich vielleicht ein Trauma haben könnte.

Erst durch die Trennung von meinem Mann und durch den Anstoß von einem Bekannten bin ich überhaupt auf den Gedanken gekommen, dass meine Persönlichkeit, mein Verhalten etwas mit meiner Kindheit zu tun haben könnte. Ich habe mir jahrelang eingeredet, ich habe eine schöne Kindheit gehabt. Erst jetzt werden mir viele Dinge bewusst und fallen mir ein, finde ich Zusammenhänge.

Deswegen wollte ich mir hier erst einmal Rat und Einschätzung holen, ob eine solche Kindheit diese Verhaltensweisen auslösen können, oder ob ich mir da gerade etwas einbilde

Benutzeravatar

Nico
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 62
Beiträge: 11978

Beitrag Mo., 27.06.2011, 09:28

Es ist zwar bequem für alles Erklaerungen aus
der Kindheit zu suchen, aber mMn bei weitem
nicht so oft zutreffend wie angenommen.
Man sollte doch selbst für sein Verhalten die
Verantwortung übernehmen.
Wenn du der Meinung bist dein Verhalten steht
dir selbst im Weg dann ändere es doch !
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

Werbung

Benutzeravatar

BlutendeSeele
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 27
Beiträge: 52

Beitrag Mo., 27.06.2011, 09:31

Klaralein,

die Kindheit ist ein wichtiger Faktor für die Entwicklung und Du bildest Dir da ganz sicher nichts ein
Verdrängung ist ein wunderbarer Selbstbeschützungsmechanismus und nun ist es vielleicht die richtige Zeit, Deine Vergangenheit aufzuarbeiten...
Denke immer daran, dass es nur eine allerwichtigste Zeit gibt, nämlich: sofort !

Benutzeravatar

mitsuko
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 30
Beiträge: 1532

Beitrag Mo., 27.06.2011, 09:34

Hallo Klaralein,

was du beschreibst, ist ja ganz schrecklich.
Diese Erfahrungen haben dich unweigerlich geprägt. Anhaltende Schwierigkeiten dabei Bindungen einzugehen oder aufrecht zu erhalten sind zum Beispiel eine ziemlich normale Reaktion darauf, wenn die Eltern einen immer wieder zurückweisen und bedrohen. Solche Erlebnisse mit den Eltern können m.E. gar nicht einfach so von dem Kind verarbeiten, so dass es groß wird ohne Schaden davon zu tragen.

Also, ja, deine jetzigen Verhaltensweisen können natürlich absolut durch deine Kindheit ausgelöst worden sein.

LG
mitsuko
Zuletzt geändert von mitsuko am Mo., 27.06.2011, 09:34, insgesamt 1-mal geändert.


Waldschratin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4199

Beitrag Mo., 27.06.2011, 09:34

Stimmt schon,Nico.
Aber das "Kind" in einem hat ja auch im Hier und Jetzt die größere "Macht".
Von daher finde ich Zusammenhänge mit früher erkennen und verstehen schon nen wichtigen Schritt,um sein Verhalten auch ändern zu können.

Letztlich seh ich aber meine Verantwortlichkeit viel mehr darin,dieses "Kind" in mir als Erwachsene gut "abholen" und "versorgen" zu können.
DANN kann sich doch erst wirklich was ändern,ansonsten packt man doch nur ne Art konditioniertes Verhalten "obendrauf" - und "untendrunter" werkelt es fleissig weiter.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Klaralein
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 30
Beiträge: 13

Beitrag Mo., 27.06.2011, 09:44

Danke auch Dir Nico ,

ich mache mir nichts bequem, denn wie gesagt, habe ich die letzten 12 Jahre nicht einmal darüber nachgedacht, dass meine Kindheit irgendwelche Auswirkungen haben könnte. Und ich übernehme selbstverständlich Verantwortung für mein Verhalten, oder habe ich irgendwo geschrieben, meine Eltern sind für alles verantwortlich, was ich tue?? Ich bin nur auf Ursachenforschung und habe mir hier neutrale Meinungen erhofft, vielleicht von Menschen, die damit Erfahrung haben.

Ich habe schon immer ein Problem mit sozialen Kontakten, Nähe. Habe Selbstmordgedanken seit meiner Kindheit, fühle mich schon immer nutzlos und wertlos - darf ich dann nicht fragen, ob da eine Prägung zugrunde liegt?


Ich werde mir professionelle Hilfe suchen,um etwas zu ändern. Nur wollte ich mich vorab informieren, da ich gerade erst begonnen habe, mich mit mir und meinen Problemen auseinanderzusetzen.

LG, Klara

Benutzeravatar

Clara11
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 36
Beiträge: 241

Beitrag Mo., 27.06.2011, 09:45

Guten Morgen Klaralein,

Deine Frage, ob Du so wegen Deiner Kindheit bist, würde ich bejahen. Aus meiner eigenen Geschichte heraus weiß ich, dass mein Urvertrauen in mich, andere Menschen und das Leben gestört ist. Ich rechne grundsätzlich mit Ablehnung und Mißerfolg und fühle mich sehr oft ohnmächtig und ausgeliefert. Ich habe sehr lange meine Umgebung nach ihrer Befindlichkeit abgescannt und mich einstellen zu können und keinen Ärger zu bekommen.

Rausgekommen bin ich da nur, weil etwas passiert ist, was mich retraumatisiert hat und ich so eine Angst um mich bekommen habe, dass ich mir einen Therapeutin gesucht habe. Und dann ging es in mühevoller Arbeit an Stabilisation, Ursachenforschung und Erklärung von Zusammenhängen. Am Ende scheint mir das Verstehen von Zusammenhängen hilfreich dabei gewesen zu sein, mich erst einmal so zu akzeptieren und dann einen Teil zu überwinden. Mir ist im Laufe der Therapie oft aufgefallen, dass ich auf Verhaltensmuster zurückgreife, die für Erwachsene nicht angemessen sind und konnte beginnen, dagegen zu arbeiten.

Wenn Du einen Ratschlag möchtest, würde ich Dir empfehlen über eine Therapie nachzudenken. Ich habe zu lange gewartet, weil ich dachte, dass ist schon nichts, ich bin zu empfindlich, muss nur härter zu mir sein. Was ich Dir auch empfehlen würde, ist darüber nachzudenken, ob Du wirklich Kontakt zu Deinen Eltern möchtest. Ich glaube, solange Du noch Angst vor ihnen hast und sie übermächtig sind kannst Du Dich nicht entwickeln. Ansonsten könnte ich Dir noch sagen, was meine Thera mal zu mir sagte, als ich zum ich-weiß-nicht-wievieltem-Mal über meinen ehemaligen Partner jammerte und dass er mit mir machen kann, was er will: Wieviel Macht geben Sie ihm über ihr Leben?

Ich hoffe, dass war jetzt nicht zuviel.

LG Clara
Das Leben ist wie Salzwasser, je mehr man davon trinkt, je durstiger wird man.
Dagestanisches Sprichwort

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Klaralein
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 30
Beiträge: 13

Beitrag Mo., 27.06.2011, 09:48

Vielen lieben Dank Euch allen für die Anworten!

Waldschratin,

was meinst Du mit dieser Aussage? Dass Hilfe angebracht wäre?
Waldschratin hat geschrieben: Letztlich seh ich aber meine Verantwortlichkeit viel mehr darin,dieses "Kind" in mir als Erwachsene gut "abholen" und "versorgen" zu können.
DANN kann sich doch erst wirklich was ändern,ansonsten packt man doch nur ne Art konditioniertes Verhalten "obendrauf" - und "untendrunter" werkelt es fleissig weiter.
LG, Klara

Benutzeravatar

MyEndlessLove
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 23
Beiträge: 13

Beitrag Mo., 27.06.2011, 09:51

Hallo Klaralein,

Ich schließe mich der allgemeinen Meinung an =). Ich habe natürlich (zum Glück) nicht die gleichen Erfahrungen gemacht, aber ähnliche. Familie soll normalerweise so etwas wie Sicherheit und Nähe bieten, aber bei dir war es nicht so. Mich würde interessieren, ob du auch Probleme damit hast andere Menschen (inkl. deiner Eltern) zu umarmen?

Es kann auf jedenfall nicht schaden die Vergangenheit aufzuarbeiten.

Benutzeravatar

Blaubaum
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 79
Beiträge: 2355

Beitrag Mo., 27.06.2011, 09:52

Klaralein hat geschrieben:Deswegen wollte ich mir hier erst einmal Rat und Einschätzung holen, ob eine solche Kindheit diese Verhaltensweisen auslösen können, oder ob ich mir da gerade etwas einbilde
hallo Klaralein,

wenn Du Dir die vorkommnisse in Deiner kindheit und jugend NICHT eingebildet hast, was solltest Du Dir dann einbilden? natürlich können solche erlebnisse Dich traumatisiert haben! besonders die frühkindlichen bzw. sogar vorgeburtlichen erlebnisse bzw. die erlebnisse Deiner mutter, die sich auf Dich übertragen haben können (ich bin der meinung, dass sich z.b. ängste und frustrationen der mutter auf ein ungeborenes kind übertragen).

deshalb wäre es vielleicht nicht verkehrt (wenn Du Dich dazu entschliessen magst, an Deiner seelischen isolation und Deiner sexuellen unlust zu arbeiten, oder auch an anderen inhalten, die Dich stören), professionelle hilfe in anspruch zu nehmen und eine therapie zu beginnen.

mir ist aufgefallen, dass Du nicht viel über Dein verhältnis zu Deinem stiefvater schreibst.
spezialisten wissen zuerst viel über wenig und am ende alles über nichts

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Klaralein
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 30
Beiträge: 13

Beitrag Mo., 27.06.2011, 09:53

Clara11 hat geschrieben: Ich rechne grundsätzlich mit Ablehnung und Mißerfolg und fühle mich sehr oft ohnmächtig und ausgeliefert. Ich habe sehr lange meine Umgebung nach ihrer Befindlichkeit abgescannt und mich einstellen zu können und keinen Ärger zu bekommen.
Clara, das war gar nicht zu viel. Und was Du oben beschrieben hast, ist mein Leben. Es tut mir leid, dass Du solche schmerzlichen Erfahrungen machen musstest!

Es tut gut, zu sehen, dass ich nicht allein damit bin. Dass andere auch so fühlen und dass vielleicht ein Grund dahinter steht, den ich jetzt angehen kann.

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 24358

Beitrag Mo., 27.06.2011, 09:54

Klaralein hat geschrieben:Mit 18 bin ich sofort ausgezogen und dachte ich hätte nun alles hinter mir. Heute frage ich mich allerdings, ob das wirklich so ist. Haben diese Erlebnisse mich geprägt? Bin ich so wie ich bin wegen meiner Kindheit?
Natürlich können solche Erlebnisse/Erfahrungen, die sich echt schlimm lesen , prägen (in welcher Ausprägung und wie sehr oder wenig kann jedoch individuell unterschiedlich sein, denn es hängt auch von inneren Faktoren ab. So haben manche Menschen eine höhere Verletzlichkeit bzw. Widerstandkraft als andere). Und man kann sich natürlich nicht auschließlich über seine Kindheit definieren (die aber tendenziell schon prägender sein kann als andere Lebensphasen, außer diese waren auch besonders einschneidend), da man ja natürlich im Laufe des Lebens diverse Erfahrungen sammelte... gute wie negative... und man entwickelt sich ja auch weiter. Und auch positive Erfahrungen können prägen bzw. ein Korrektiv bilden! Und btw.: Ich erinnere mich auch noch gut daran, wie ich meinem stat. Thera sagte (wobei ich das zu der Zeit, die noch nicht sooo lange her ist, wohl noch selbst glaubte): Ja, sie mögen recht haben, manches war vielleicht nicht so schön... aber das ist für mich abgeschlossen und hat mit den jetzigen Schwierigkeiten doch GAR NIX zu tun. Schwer zu beschreiben: Ich betrachtete manches vor einem gew. Zeitpunkt nicht so recht als existent, wollte es ausklammern... obwohl es natürlich da war, aber beeinflusst mich nicht mehr, Thema erledigt... so in der Art (Wobei es z.T. wohl auch ein bissi Schutz war, denn ich wollte/konnte zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht so ran, wofür dann allerdings in der Klinik nach einiger Aufklärungsarbeit erste Grundstöcke gelegt wurden, um eine paar "Fäden" im Sinne von Zusammenhängen für mich sichtbarer zu machen). Mittlerweile bin ich jedenfalls etwas schlauer, dass manches in der Tat noch ins Heute wirkt (was ich im Prinzip auch so erlebe). Ich würde dir auch zu einer Therapie raten... und sehe es im übrigen wie Waldschratin (und andere).
Zuletzt geändert von stern am Mo., 27.06.2011, 10:16, insgesamt 2-mal geändert.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)


Waldschratin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4199

Beitrag Mo., 27.06.2011, 10:02

Klaralein hat geschrieben:Waldschratin,
was meinst Du mit dieser Aussage? Dass Hilfe angebracht wäre?
Hallo Klara,
das kann ich nicht beurteilen,ob du dabei Hilfe brauchst oder nicht.

Daß du dir Hilfe wünschst,find ich selbstbverständlich,weil es einen ja doch erstmal "erschlägt",wenn man begreift,daß das,was man da in sich trägt,nicht der Schluß aller Dinge ist.

Weißt du,ich bin der Meinung,daß niemand wirlklich ohne "Ballast" durch seine Kindheit kommt - und es immer was aufzuarbeiten gibt,früher oder später.
Oder man entscheidet sich eben,damit zu leben,wie es ist und sucht sich da Wege.

Ich unterscheide nicht so deutlich zwischen "normal" und "nicht normal".
Für mich wäre an deiner Stelle ausschlaggebend,wie schwer es dich belastet.

Das,was du erleben mußtest,ist alles andere als ein Pappenstiel.Die meisten Leute sind nach sowas nicht nur traumatisiert,sondern tragen ne PTBS davon (posttraumatische Belastungsstörung).
Und da ist dann fachliche Begleitung schon angebracht.

Ich kenne aber auch Leute,die "nur" unter Begleitung ihres Umfeldes und Freunden etc. auch PTBS nach ganz schlimmen Traumatisierungen aufarbeiten konnten.

Ich denk,es kommt halt auf den eigenen Leidensdruck dabei an - und den lese ich bei dir schon raus,daß der recht hoch ist.

Spricht denn etwas bei dir gegen fachliche Begleitung/Therapie?

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag