Krang2 hat geschrieben:Deine Beschreibung klingt, als hättet ihr die besten Voraussetzungen, aber sie bekäme den Kopf nicht frei für Sex. Ist sie vielleicht sehr perfektionistisch?
Für mich klingt es so, als wäre sie dabei, sich als eigenständige Person zu verlieren, um es drastisch auszudrücken.
Sich in Anforderungen (seien sie nun tatsächlich oder gefühlt) zu 'flüchten' - und darüber die eigene Mitte aus den Augen zu verlieren (die zentral ist für Beziehung und Sexualität).
Kann das sein? Wenn es so ist, dann wäre das 'was, was mit ziemlicher Sicherheit relativ bald bei den von mir beschriebenen Paargesprächen 'rauskommen würde, und sei es nur in der Form, dass du Platon, irgendwann feststellst: "Mir fällt auf, dass du im Wesentlichen von Aufgaben, Pflichten... sprichst und nur extrem wenig darüber, wie es eigentlich in dir aussieht. Darüber würde ich gerne mehr hören."
krang2 hat geschrieben:Interessant, daß sich einige auf meine positiv gemeinte Bemerkung bezüglich Arbeitsteilung und Prioritäten hin gleich genötigt fühlen, sich über "anerzogenes Rollenverhalten" zu beschweren. Hat irgendwie nichts mit dem Thema hier zu tun oder?
Falls du dich auf chaosfee beziehst: ich finde überhaupt nicht, dass sie sich "beschwert" hat, und auch nicht, dass das nichts mit der Sache hier zu tun hat, sondern im Gegenteil, dass das ein sehr wichtiger Aspekt in dem Ganzen ist.
Ich sehe es so, dass die gesellschaftlichen Erwartungen an Männer und Frauen weiterhin relativ deutlich und voneinander verschieden sind - und dass dieses Faktum Männern und Frauen unterschiedliche Wege eröffnet, auf gesellschaftlich akzeptierte Weise zu "flüchten". Männer gerne in Arbeit und Karriere, Frauen gerne in Familie und Haus.
Frauen, die sich gegen Familie und für Karriere entscheiden und Männer, die auf Familie setzen und nicht berufstätig sind: gibt es natürlich, aber sie müssen sich in der Regel (häufig) dafür rechtfertigen. Warum, wieso, was steckt dahinter, wäre es nicht anders doch besser, liegt es daran, dass...
Im "Normalfall" kann man schön auf eine Spur setzen, und wird selten von anderen unterbrochen, die sich irritiert erkundigen, was man da eigentlich tut.
Ich habe die Vermutung, Platon, dass es bei deiner Frau irgendetwas gibt, mit dem sie nicht wirklich 100%ig zufrieden ist. Irgendein "ich wünschte, ich hätte...", "Eigentlich wollte ich doch lieber..." -
wo auch immer das zu finden ist. Beruf? Freundschaften? Selbstbewusstsein? Paradoxerweise kann es auch eure Beziehung sein, die sie sich anders wünscht - was sie dann mit ihrem "Fluchtverhalten" gleichzeitig untergräbt.
Für mich war es so, dass das "Mutter-werden" jenseits von allen körperlichen Aspekten eine Menge Herausforderungen für meine Persönlichkeitsentwicklung mit sich brachte. Ich habe sehr deutlich gemerkt, dass ich keine "gute Mutter" war in dem Sinne, wie es gerne gewesen wäre/ sein würde. Ich wurde konfrontiert mit allen möglichen Dingen, die ich selber erlebt habe (auch durchaus aufgearbeitet) - und die ich trotzdem nicht völlig anders machen konnte bei meinen Kindern. Und nicht zuletzt sind es so viele Fragen, die mit Berufstätigkeit und Kinderbetreuung (und damit persönlicher Schwerpunktsetzung in gegebenen organisatorischen Rahmen) zusammenhängen, die das Selbstbild beeinflussen.
Alle diese Fragen können Männer genauso (be)treffen. Aber dadurch, dass die Gesellschaft immer noch so sehr auf "die Mutter" als Hauptverantwortliche für Kinderbetreuung und -erziehung setzt, ist diese Auseinandersetzung oft intensiver für Frauen (oder eben Männer, die von dem gängigen Bild und Modell abweichen).
Solange die Kinder klein und völlig auf einen angewiesen sind, kommt man/ frau ja oft gar nicht zum Nachdenken. Mit dem etwas freieren Kopf kamen dann bei mir auch drängender die Fragen "wer bin ich eigentlich, was will ich".
Und wenn diese Fragen einen beängstigenden Aspekt beinhalten, man/ frau auch nur von Weitem befürchtet und ahnt, dass da einige Änderungen anstehen würden: dann lieber "Flucht". Schön ab in die vorgesehene Rolle, brav die Erwartungen (über)erfüllen, sich bloß nicht fallenlassen...
Das ist das Bild, was ich von eurer Situation habe, wenn ich zu dem assoziiere, was du schreibst, Platon.
Rosenfüchsin