Bin ich übertherapiert?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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ännababera83
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Bin ich übertherapiert?

Beitrag Sa., 20.12.2014, 21:27

Ich weiß eben nicht so ganz wo ich dieses Thema einordnen soll, deswegen schreibe ich es jetzt einfach mal hier rein...
Ich hatte gestern einen Termin bei meinem Neurologen und habe ein wenig von der letzten Zeit erzählt. Zusammengefasst sei es ja kein Wunder das ich mich nur noch um mich selber drehe da ich ja in den jahrelangen Klinikaufenthalten mich nur mit mir selber befasst habe. Ich bin seit längerem wieder in ambulanter tiefenpsychologischer Therapie und seit ca. einem halben Jahr geht's mir nicht gut weil ich u.a. wirklich alles meine analysieren zu müssen. Wenn ich mich damit nicht beschäftige ist es meine selbstentwertende Stimme die mir für alles die Schuld gibt und jeden noch so kleinen Erfolg zunichte macht und alles meint auf mich beziehen zu müssen...
Daraufhin meinte mein Doc das ich evtl. übertherapiert sei oder eine Reha benötige und ich solle dies bei meinem Therapeuten doch mal ansprechen.
Jetzt passierte dann das selbe wie so oft... Meine Reaktion darauf kam etwas verspätet. Ich sitze heute hier und bin ein wenig am verzweifeln.
Ich habe totale Angst das meinem Therapeuten gegenüber anzusprechen weil ich das Wort übertherapiert gleichsetze mit "austherapiert" und "nicht therapierbar"...
Ich weiß das ich seit meiner echt miesen Zeit Fortschritte gemacht habe, aber ich weiß auch das da wohl einiges mehr gehen müsste. Ich habe echt Panki das wenn ich dieses anspreche, die Therapie nicht fortgeführt wird oder eine längere Pause eintritt und ich dann mit all dem was da grade so los ist alleine da stehe. Wobei alleine schon übertrieben ist. <ich befinde mich in betreutem Wohnen, aber da sind halt nicht die Leute zur Verfügung die ich benötige um die tiefen Dinge zu bearbeiten.
Es ist ja auch nicht so das ich nichts dafür tue oder nicht weiterkommen will, ich brauche halt einfach meine Zeit und auch jemanden der erkennt wo bei mir der Hase langläuft. Ich bin der Meinung das ich jemanden gefunden habe mit dem ich diesen Weg gehen kann. Aus dem Grund habe ich auch einfach totale Angst davor ihm zu sagen was mein Neuro gemeint hat.
Und was eine erneute Reha angeht... dieser Gedanke passt eben überhaupt nicht in meine Welt
Ich hoffe ich habe jetzt so geschrieben das es zu verstehen ist denn in meinem Kopf herrscht totales Chaos und ich bin über jede Hilfe/ Denkanstoß dankbar
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Vincent
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Beitrag Sa., 20.12.2014, 21:29

Hilfe, bin ich übertherapiert?
Ich finde, es ist sehr gesund, wer sich diese Frage hin und wieder noch stellt.
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)

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hope_81
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Beitrag Sa., 20.12.2014, 21:36

Hallo
mit "übertherapiert" meint er sicher nicht "austherapiert", sondern wahrscheinlich tatsächlich mal ein Päusken.

Ich kenne dieses Gefühl "übertherapiert" zu sein von mir selbst. Mich hat zum Schluss alles aggressiv gemacht was auch nur irgendwie mit Psychotherpie zu tun hatte. Ich empfand mich selbst als "übertherapiert". Das ständige Kreisen um sich, seine Problemherde etc. kann zu einer Symptomverschlechterung führen und ein wenig Abstand kann hilfreich sein.

Therapie braucht auch eine gewisse Zeit um zu wirken und das tut sie meist erst nach der Therapie, also wenn man mal wieder ein wenig allein durchs Leben geht.

Vielleicht wäre ein Kur oder ein Urlaub wirklich ein guter Gedanke um Abstand zu bekommen, etwas Neues zu sehen etc.? Und mit Kur meine ich keine Reha oder so.

Was wäre denn, wenn du mal 4 Wochen ein Pause einlegst? Macht dir das Angst?
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ännababera83
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Beitrag Sa., 20.12.2014, 21:52

Hallo hope_81,

auf der einen Seite denke ich das mir eine Pause wohl mal ganz gut tun würde um wirklich mal wieder ein wenig Abstand zu mir und meinen Baustellen zu bekommen. Auf der anderen Seite habe ich aber widerum Angst das mein Misstrauen ihm gegenüber wieder ansteigt, ich dadurch einen Rückschritt mache und auch das ich in der Zeit vielleicht total in meinem Chaos untergehe. Mein Kopf weiß auch das ich, wenn ich Pause machen würde und es eng wird, ich mich bei ihm melden kann. Aber mein Gefühl scheint da echt übermächtig zu sein und die Angst vor dem Rückschritt ist so groß das das klare Denken ausgeschaltet scheint.

Und das mit den Aggressionen kenne ich auch, jedes mal wenn er sagt das das bei Menschen mit einer traumatischen ganz normal sei könnte ich schon platzen. Ich kann es nicht mehr hören, aber ich habe leider auch die blöde Angewohnheit mit Vollgas in meine Angelegenheiten rein zu springen und nicht zu merken wenn es zu viel wird
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hope_81
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Beitrag Sa., 20.12.2014, 22:04

ännababera83 hat geschrieben:Hallo hope_81,
auf der einen Seite denke ich das mir eine Pause wohl mal ganz gut tun würde um wirklich mal wieder ein wenig Abstand zu mir und meinen Baustellen zu bekommen. Auf der anderen Seite habe ich aber widerum Angst das mein Misstrauen ihm gegenüber wieder ansteigt, ich dadurch einen Rückschritt mache und auch das ich in der Zeit vielleicht total in meinem Chaos untergehe. Mein Kopf weiß auch das ich, wenn ich Pause machen würde und es eng wird, ich mich bei ihm melden kann. Aber mein Gefühl scheint da echt übermächtig zu sein und die Angst vor dem Rückschritt ist so groß das das klare Denken ausgeschaltet scheint.
Das kann ich nur zu gut verstehen! Es ist wichtig, dass du auf deine Gefühle hörst. Ich finde genau diese Formulierung solltest du mit zu deinem Therapeuten nehmen. Diese Ambivalenz finde ich interessant und ich vermute einmal, dass die Angst, etwas Kindliches ist und der Wunsch nach einer Pause dem erwachsenen Denken geschuldet ist. Wenn du es schaffen könntest dort zu vermitteln, bist du -denke ich- einen großen Schritt weiter.
Und das mit den Aggressionen kenne ich auch, jedes mal wenn er sagt das das bei Menschen mit einer traumatischen ganz normal sei könnte ich schon platzen. Ich kann es nicht mehr hören, aber ich habe leider auch die blöde Angewohnheit mit Vollgas in meine Angelegenheiten rein zu springen und nicht zu merken wenn es zu viel wird.
Auch das kann ich sehr gut verstehen, weil ich ähnlich gestrickt bin, wie es scheint. Grenzen kennen zu lernen scheint also auch ein großes Thema für dich zu sein. Und genau diese beiden Abschnitte hier, solltest du mit in die Therapie nehmen, denn ich glaube ernsthaft, wenn ihr das zusammen anschaut, du einen großen Schritt nach vorn machen wirst.
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ännababera83
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Beitrag So., 21.12.2014, 09:49

Die Vermittlung zwischen dem Kind und dem erwachsenen Ich ist immer mal wieder Thema bei dem ich mich doch sehr schwer tu.
Generell mit dem Kind in mir... Treten Probleme auf und ich soll das mit dem Kind machen was ich auch im Alltag als Erwachsene machen würde, fange ich an zu blocken, denn das ist ja nicht irgendein Kind sondern ich... Und das Introjekt sagt ja das es mir nicht gut gehen darf. Auch hier bin ich immer wieder dran am arbeiten...
Zur Zeit erscheint mir wieder mal alles so festgefahren zu sein und das ich es nie schaffe aus dem ganzen Kreislauf auszubrechen oder irgendwelche Fortschritte zu machen.

Aber ich werde versuchen es in der nächsten Sitzung anzusprechen und mich nicht von meiner Angst leiten zu lassen...

Danke Dir!
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hope_81
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Beitrag So., 21.12.2014, 12:12

ännababera83 hat geschrieben:.
Zur Zeit erscheint mir wieder mal alles so festgefahren zu sein und das ich es nie schaffe aus dem ganzen Kreislauf auszubrechen oder irgendwelche Fortschritte zu machen.
Ja, das es so scheint glaube ich dir
Genau deswegen, wäre eine Pause vielleicht einmal gut, um zu schauen, ob es wirklich stimmt.

Auch Du wirst es schaffen, ganz bestimmt. Es braucht eben seine Zeit und wie jeder Mensch hast auch du deine eigene Zeit. Vielleicht kommst du dir zu langsam vor, das mag sein. Es ist ein Prozess, der sich nicht steuern lässt und dieser Verläuft nicht geradlinig. Es geht vor, dann wieder zurück, dann vielleicht auch mal mit vollgas zurück, du strauchelst, taumelst, fällst...aber dann stehst du wieder auf und merkst, es geht weiter.
Manchmal muss man den Dingen ihre eigene, ungestörte Entwicklung lassen, ohne etwas "weghaben" oder "nicht haben" zu wollen. Es ist schwer, ich weiß, doch es geht.
Aber ich werde versuchen es in der nächsten Sitzung anzusprechen und mich nicht von meiner Angst leiten zu lassen...
Ja, versuche es und wenn es nicht klappt, ist es auch nicht schlimm. Bau dir nicht noch zusätzlich Druck auf.

Ich wünsche dir alles Gute, Kraft und Mut für die Zukunft!
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ännababera83
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Beitrag Di., 23.12.2014, 15:31

Ich werde es versuchen.

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pseudologia
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Beitrag Fr., 26.12.2014, 09:51

Für mich tönt es so, dass Du zu sehr im Kopf, zu wenig im Körper, bei Deinen Gefühlen bist.

Lesetipp: ... 349960521X
Ehemals EinTheraput - Jetzt aber krankheitseinsichtig!

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