Promiskuität - positive Erfahrungen ?

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.
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Möbius
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Promiskuität - positive Erfahrungen ?

Beitrag Do., 03.09.2015, 20:39

Es wurde schon öfters hier über Promiskuität gesprochen - aber, soweit ich sehe, nur negativ. Promiskuität wird auch heute noch von sehr vielen pathologisiert, wie es scheint. Mir ist auch bekannt, daß Teile der Ärzte und Therapeuten so denken. Hm.

Ich lebe seit 1993 promiskuitiv, und mein Verhältnis dazu war von Anfang an positiv gewesen - monogame Beziehungen habe ich seither nie mehr gesucht. Ich weiß nicht, wieviele Sexpartner oder Sexualkontakte ich in meinem Leben hatte, es werden so 50-70 Frauen und mehrere hundert, vielleicht sogar 1000 Männer gewesen sein.

Es war und ist eine ungeheure Erleichterung für mich, Sex auch ohne emotionale Befrachtung haben zu können, so einfach, wie man in der Kneipe ein Bier trinken geht. Sex senkt innerpsychische Spannungen - egal, wo diese Spannungen herrühren. Diese "Turbo-Entspannung" jederzeit nutzen zu können, ist für die Psychohygiene ein großer Vorteil. Ein weiterer Vorteil besteht im allgemein geringen Aufwand für diese Turbo-Entspannung. Schon vor dem internet gab es die "Szene", und meiner Erfahrung nach gibt es eine solche "Szene", dh einen Treffpunkt, flächendeckend in diesem Land. Mit etwas Erfahrung hat man auch vor dem internet relativ leicht überall so einen Treffpunkt ausfindig machen können - heutezutage kann man diese Treffpunkte meist problemlos über das Netz recherchieren. Es sind die Clubs, die Pornokinos, "Baggerseen" (frei zugängliche FKK-Gelegenheiten) und einschlägig bekannte Parkplätze vor allem von Autobahnen. Letztere erreicht man jedoch nicht zuverlässig über's Netz, weil sie sich in einer sehr dunkelen rechtlichen Grauzone befinden. Ein Pornokino-Aufenthalt auch mit ein paar Getränken kostet weniger, als ein durchschnittlicher Kneipenabend, der Baggersee kostet mich 30€ im Jahr für die "Saisonkarte". Das ist weitaus günstiger, als die meisten anderweitigen "Entspannungstechniken" von der Urlaubsreise über die meisten Hobbys bis zum Joga-Kurs.

Die Szene ist schwul dominiert, aber der Anteil von Paaren und auch einzelnen Frauen nimmt stetig zu - in Deutschland. In Frankreich habe ich die Szene nahezu ausgeglichen erlebt. Das ist eine ganz andere Sexualkultur. Ohnehin sind die Szenegänger ganz überwiegend bisexuell. Sowohl "stockschwule", als auch Heterosexuelle sind eher selten, und die allermeisten heterosexuellen Männer dort fangen irgendwann auch mal an, an ihresgleichen "rumzumachen".

Es ist übrigens auch meine Erfahrung, daß die meisten Promiskuitiven - ob in der Szene oder im "dating"-Bereich - in Paarbeziehungen leben, die nicht stabiler, aber auch nicht labiler sind, als die monogamen Beziehungen. Promiskuität einerseits, Paarbeziehung, Ehe und Familie andererseits schließen sich also durchaus nicht aus, werden sogar regelmässig miteinander gut in Einklang gebracht.

Für mich war, wie ich heute weiß, die Szene, die Promiskuität über's Netz, stets auch eine Möglichkeit, einen pathologischen Druck abzubauen, dessen Stau ganz fürchterliche Folgen hätte haben können. Ich bin ein mißbrauchtes Kind, und tragischerweise werden die Opfer sexueller Gewalt gerade gegen Kinder nur allzuoft in ihrem späteren Leben zu Tätern: sie wiederholen ihr Trauma mit vertauschen Rollen. Das ist mir - und namenlosen anderen, die zu meinen Opfern hätten werden können - genau dadurch erspart geblieben, daß ich diesen Druck immer wieder habe ablassen können, und meine aufgrund meines Schicksals recht schräge Sexualität habe "einhegen", "sozialverträglich" und verantwortlich habe ausleben können und ich tue dies noch, übrigens mit ausdrücklicher Billigung, ja Förderung seitens meines Therapeuten.

Heute ist die "Szene" sogar für mich, desublimiert und sexualisiert wie ich nunmal durch meine Dekompensation bin, die einzige Möglichkeit regelmässiger Sozialkontakte - eben wegen der dort kultivierten Unverbindlichkeit, den sehr einfachen Formen der Kommunikation und vor allem: weil es in der Szene keine sexuellen Latenzen gibt, Sexualität dort allenthalben offen agiert wird, und ich durch meine eigenen sexuellen Aktivitäten eventuell dort auftretende Spannungen sofort wieder abbauen kann.

Deswegen bejahe ich promiskuitive Sexualität heute rückhaltlos, sehe das einzige echte Problem in der Hygiene. Für mich persönlich ist das ein geringes Problem - autoerotischer Exhibitionist zu sein ist eine sehr praktische Perversion. Sie kommt sowieso ohne Berührungen aus, und mir genügen bei den dabei von selbst (Exhibitionismus ist auch ein "Erfolgsmodell"!) zustandekommenden Sexualkontakten Prakiken, die ohne Kontakte von Schleimhaut zu Schleimhaut auskommen, also grundsätzlich "safe" sind.

Wie sieht es hier aus - gibt es hier Leute mit ähnlichen oder anderen positiven Erfahrungen mit gelebter Promiskuität ?

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candle.
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Beitrag Do., 03.09.2015, 21:17

Hallo Möbius!

Wozu brauchst du denn das positive Feedback zur Promiskuität? Ich verstehe dein Anliegen nicht?!

VG candle
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Möbius
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Beitrag Do., 03.09.2015, 21:36

Das ist auch nicht nötig.

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candle.
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Beitrag Do., 03.09.2015, 21:39

Möbius hat geschrieben:Das ist auch nicht nötig.
Warum?

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Hope°
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Beitrag Do., 03.09.2015, 21:50

Na ja, ich bin da bei candle. Wenn ich mit meinem Lebensentwurf zufrieden bin käme auch ich nicht auf die Idee mir Meinungen einzuholen...


dieeineundandere
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Beitrag Sa., 05.09.2015, 06:17

Ich glaube nicht, dass man den eigenen Lebensentwurf immer so ganz unabhängig von der Meinung anderer betrachtet. Klarerweise will man akzeptiert werden, wenn man auf viel negative Resonanz stößt, kann das schon mal einen kleinen Stich versetzen, unabhängig davon wie man es selbst sieht/fühlt.

@möbius: wenn man sich für ein Beziehungsmodell entscheidet, dass nicht den gesellschaftlichen Vorstellungen bzw. Schablonen entspricht, wird man sich immer ein bisserl exotisch fühlen, wenig Zustimmung und viel Verwunderung, Skepsis oder sogar offene Ablehnung und Aggression erfahren, aber dafür gehört man zu jenen, die sich selbst kennen und zu ihr eigenen Bedürfnissen stehen, anstatt sich anzupassen und zu verleugnen, also einer privilegierten Minderheit.
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Beitrag Sa., 05.09.2015, 17:30

candle. hat geschrieben: Wozu brauchst du denn das positive Feedback zur Promiskuität?e
Ich kann nur spekulieren, aber wahrscheinlich Selbstbestätigung und Erfahrungsaustausch. Warum man im Leben gerne Selbstbestätigung haben möchte, ist klar. Aber sich mit anderen über deren Erfahrungen in bestimmten Situationen auszutauschen, kann einem auch immer neue Perspektiven verschaffen und einem dabei helfen, sein Leben bewusster und für sich selbst und andere angenehmer zu gestalten. Das ist wahrscheinlich Möbius' Intention, denke ich. Und man kann sich meiner Meinung nach auch durchaus über die angenehmen Dinge im Leben austauschen und davon profitieren, selbst wenn es in diesem Forum hier themenbedingt meistens eher um Probleme und deren Bewältigung geht.
candle. hat geschrieben: Ich verstehe dein Anliegen nicht?!
:/

Dabei hat er das sogar explizit dazu geschrieben. Er möchte, dass andere Leute, die ebenfalls einen promiskuitiven Lebenstil pflegen und die diese Lebenweise als etwas positives erachten, hier ihre Erfahrungen zu diesem Thema schreiben.
Möbius hat geschrieben: Wie sieht es hier aus - gibt es hier Leute mit ähnlichen oder anderen positiven Erfahrungen mit gelebter Promiskuität ?
Ich habe keine Erfahrungen mit einem promiskuitiven Lebenstil. Aber ich denke, dass du ruhig so weiter machen solltest, wenn es dir und anderen angenehme Erfahrungen bringt.

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