Indiskrete Fragen zur Sexualität zulässig?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Vincent
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Beitrag Sa., 19.09.2015, 18:45

münchnerkindl hat geschrieben:Aber Sexualität ist natürlich auch nicht für alle Klienten in der Therapie ein wichtiges Thema, da nicht jeder Mensch der einen Therapeuten aufsucht ein Problem mit sexuellen Beziehungen hat.
Meinst du, dass 'Sexualität' so gar nichts z. B. mit der Art und Weise des Trauerns zu tun hat?
Trauer war ja zumindest der Anlass der TE, sich in Therapie zu begeben.

Ich meine Sexualität hier ganzheitlicher; nicht nur als Ausdruck einer vermeintlichen Symptomatik beim Geschlechtsverkehr in Beziehungen, sondern vor allem als möglicherweise gestörte und fehlgeleitete 'Trieb-Energie', worauf die Antworten auf diagnostische Fragen zur Sexualität ja durchaus Aufschluss geben können.

Und das dann beim therapeutischen Prozess mitzuberücksichtigen, weil es eben auch dazu verhilft, Schwerpunkte zu setzen, ist doch ganz wesentlich und wichtig, finde ich.
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leberblümchen
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Beitrag Sa., 19.09.2015, 18:52

Direkt gesagt: Ich finde die Begriffe "indiskret" und "zulässig" schon auffällig - da wird der Therapeut zur Bedrohung, und gerade das IST ja nun mal spannend. Dass der Patient, der sich idealerweise vertrauensvoll in die Hände des Fachmannes für seelisches Leid begibt, bei einer Frage zur Sexualität sofort einen Übergriff vermutet, dann aber sagt, dass er selbst in dieser Hinsicht schon immer glücklich und zufrieden war und dass sein Problem gar nichts damit zu tun haben könne.

Wenn das so ist, kann man doch eigentlich offen erwähnen, wonach gefragt wird?

edit: Soll übrigens kein Vorwurf sein, aber es geht doch wirklich darum, sich selbst zu verstehen. Und da kann man schon mal gucken, wie man reagiert, wenn die eigene Sexualität in der Therapie thematisiert wird.
Zuletzt geändert von leberblümchen am Sa., 19.09.2015, 18:57, insgesamt 1-mal geändert.

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stern
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Beitrag Sa., 19.09.2015, 18:55

Und das, obwohl ich mich zumindest in diesem Lebensbereich immer als glücklich und zufrieden bezeichnen konnte.
Die Trieb-Energie scheint in den richtigen Bahnen zu sein... ich glaube, ich habe auch schon bei manchen Lebensbereichen "keine Probleme" hingeschrieben. Wurden dann vielleicht noch etwas hinterfragt (weiß ich nicht mehr so genau), aber Bearbeitungsbedarf hat sich dann daraus nicht ergeben. Ich finde es eher ziemlich schlimm, wenn jemand etwas problematisiert, das kein Problem ist. Sich auf die zu beschränken, die da sind (und die reichen mir voll und ganz), finde ich völlig ausreichend.
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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 19.09.2015, 18:57

Vincent hat geschrieben:
Und das dann beim therapeutischen Prozess mitzuberücksichtigen, weil es eben auch dazu verhilft, Schwerpunkte zu setzen, ist doch ganz wesentlich und wichtig, finde ich.

Das sind feinere Details, die in den Vorgesprächen nichts verloren haben.

Und jepp, zwei unerwartete Todesfälle, eins davon Suizid langt, damit man evtl therapeutische Hilfe braucht, um aus dem Loch wieder rauszukommen. Ganz ohne irgendeine sexuell-erotische Problematik.

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seestern1968
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Beitrag Sa., 19.09.2015, 18:58

Hallo Ihr,

ich bin ganz überwältigt von Eurer Anteilnahme und den vielen Reaktionen. Erst mal ganz lieben Dank an alle.

Ich soll tiefenpsychologisch behandelt werden. Der Fragebogen scheint mir mit dem Computer selbst erstellt. Oben taucht der Name des Therapeuten auf. Es soll sich um den ersten Teil eines mehrteiligen Anamnesebogens handeln. Los geht's mit Fragen zu meiner Person, meinen Eltern, Geschwistern und derzeitigen Problemen. Die danach folgenden Fragen zur Sexualität lauten:

1. Wie sind Ihre Eltern mit dem Thema Sexualität umgegangen? 2. Wurden Sie aufgeklärt? Von wem und auf welche Weise? 3. Durch wen haben Sie zum ersten Mal von sexuellen Dingen gehört? 4. Wie erlebten Sie Ihre Pubertät, welchen Einfluss hat diese Zeit auf ihre heutige Erotik gehabt? 5. Wie war Ihr "erstes Mal"? Berichten Sie möglichst genau, wie alt Sie waren, unter welchen Bedingungen es stattfand und was Sie dabei empfunden haben. 6. Können Sie Ihre Sexualität genießen? Haben Sie bestimmte Vorlieben? 7. Gab oder gibt es für Sie unangenehme sexuelle Erlebnisse. Wenn ja, welche? 8. Wie lange sind Sie mit Ihrem derzeitigen Partner zusammen? Harmonieren Ihre sexuellen Bedürfnisse und Phantasien miteinander? Wo weichen sie voneinander ab?

Also, ich empfinde meine Sexualität als schön, aber relativ "unspektakulär", also keine exotischen Wünsche, Orientierungen oder ungewöhnliche Erfahrungen. Ich konnte durchaus mit meinem Partner darüber sprechen. Aber der Punkt ist, dass die Erlebnisse für mich soetwas wie ein ganz privater "Schatz" sind, kostbare Momente, die nur mich und meinen jeweiligen Partner etwas angehen. Ein verbindendes Geheimnis sozusagen. Etwas, was nur uns beiden gehört. Ich kann das schlecht erklären. Gerade was meinen vor einem halben Jahr verstorbenen Lebensgefährten angeht, möchte ich das, was zwischen uns schönes Intimes war, lieber für mich behalten und für immer in meinem Herzen bewahren. Unser Sex war sehr vertraut und nah. Ich möchte diese Erlebnisse nun nicht posthum anderen mitteilen. Die Erinnerungen sind auch ein Stück von meinem toten Lebensgefährten, das mir noch geblieben ist. Und so ähnlich ist es auch mit meinem "ersten Mal". Das ist ein Teil meines Lebens - aber es soll mir und meinem damaligen Freund gehören.

Ich glaube, ich werde die Fragen auf dem Anamnesebogen genau auf diese Weise beantworten (auch wenn es am Thema vorbei sein sollte). Mal gucken, wie der Therapeut darauf reagiert. Zum Glück ist es erst die vierte Sitzung. Zur Not kann ich noch aussteigen und mir einen anderen Psychologen suchen.

Liebe Grüße
Seestern


stadtwolf
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Beitrag Sa., 19.09.2015, 18:59

Nett wäre folgendes Szenario:
Antwort auf den nur teilweise ausgefüllten Fragebogen:

Es tut uns leid aber nachdem Sie die Fragen bezüglich Sexualität nicht ausreichend oder gar nicht beantwortet haben sind wir leider zu dem Schluss gekommen daß wir unsere therapeutische Vereinbarung per sofort einseitig aufkündigen müssen.
Begründung:
Sie sparen ein essentielles Thema aus, und weil wir im Besitz der allumfassenden Weisheit sind müssen wir Ihnen leider mitteilen daß es so nicht geht.
Alle anderen Wege und Ansätze sind aussichtslos, sinnlos und können niemals zu der universalen Gesundheit führen welcher wir uns erfreuen.
Aus letzterem Grund haben wir die vollständige Kompetenz alles, was andere betrifft, zu bewerten, zu beurteilen
und zu sanktionieren.
Da Sie hilfesuchend zu uns gekommen sind gehen wir selbstverständlich davon aus daß Sie alle unsere Anweisungen perfekt befolgen und ausnahmslos davon ausgehen daß wir uns im Besitz der Weisheit befinden und zu 100% wissen was für Sie gut und was schlecht ist.
Eigene Kompetenz ist selbstredend unzulässig.
Weil Sie ja der Kranke sind und wir die Gesunden.

OK, das war leicht überzeichnet und ganz bestimmt keine Verallgemeinerung und schon gar keine Verunglimpfung eines ganzen Berufsstandes.
Vielmehr eine Satire auf die vielen Besserwisser die allen Ernstes glauben andere beurteilen zu können.
Sowohl unter Profis als auch unter Laien.

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 19.09.2015, 19:01

leberblümchen hat geschrieben:Direkt gesagt: Ich finde die Begriffe "indiskret" und "zulässig" schon auffällig - da wird der Therapeut zur Bedrohung, und gerade das IST ja nun mal spannend. .

Das ist nicht "spannend", das ist völlig nachvollziehbar und normal. Eine wildfremde Person, die mich zu den feineren Details meines Sexlebens ausfragt verhält sich grenzüberschreitend und wird zurecht als zudringlich/bedrohlich erlebt. Dabei ist egal, ob das eine Privatperson ist oder ein Behandler aus dem "Psychobereich".


Vincent hat geschrieben:
Und das dann beim therapeutischen Prozess mitzuberücksichtigen, weil es eben auch dazu verhilft, Schwerpunkte zu setzen, ist doch ganz wesentlich und wichtig, finde ich.

Das sind feinere Details, die in den Vorgesprächen nichts verloren haben.

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stern
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Beitrag Sa., 19.09.2015, 19:06

seestern1968 hat geschrieben:Ich glaube, ich werde die Fragen auf dem Anamnesebogen genau auf diese Weise beantworten (auch wenn es am Thema vorbei sein sollte). Mal gucken, wie der Therapeut darauf reagiert. Zum Glück ist es erst die vierte Sitzung. Zur Not kann ich noch aussteigen und mir einen anderen Psychologen suchen.
Jepp, mach' das, wie es dein Gefühl dir sagt. Und wenn es wichtig sein sollte, kann man Details immer noch später erörtern... normal sollte aber ausreichen, dass du meinetwegen dein erstes Mal als unkompliziert erlebt hast und du daher keine Notwendigkeit siehst, das detailliert zu schildern. Du kannst auch jederzeit fragen, wofür bestimmte Fragen wichtig/notwendig sind. Das ist ein Fragebogen, wie ihn wohl jeder Patient erhält. Bei jemanden, der schreibt, ich wurde beim ersten Mal vergewaltigt und leide heute noch immer unter den Folgen, hat das mutmaßlich eine andere Relevanz als bei jemanden, bei dem das Sexualleben bisher kein/kaum problematisches Thema war.
Zuletzt geändert von stern am Sa., 19.09.2015, 19:10, insgesamt 1-mal geändert.
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leberblümchen
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Beitrag Sa., 19.09.2015, 19:08

seestern, ich hätte mein erstes Mal auch nicht in so ein Formular eingetragen. Das dürfte aber, denke ich, kein Problem sein, wenn du bestimmte Dinge nicht mitteilst und dies auch so begründest, wie du das getan hast. Wenn er dich dann nicht behandeln will, ist das sicher besser so.

Nur wie gesagt: Ich würde dahinter keinen Übergriff vermuten; für mich klingt es etwas verstaubt und wenig umsichtig, aber vielleicht gerade deshalb auch vergleichsweise harmlos. Guck halt mal, wie er sonst so auf dich wirkt: einfühlsam oder weltfremd? Ich meine, SO leicht ist es auch nicht immer für Therapeuten, über Sex zu reden (jedenfalls betrifft das "meine" beiden Therapeuten) - und wenn du dann also tatsächlich en detail schilderst, wie dein erstes Mal war und er das so liest wie einen Börsenbericht von 1979, fände ich das auch komisch.

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Tannenbaum
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Beitrag Sa., 19.09.2015, 20:16

seestern1968 hat geschrieben: 1. Wie sind Ihre Eltern mit dem Thema Sexualität umgegangen? 2. Wurden Sie aufgeklärt? Von wem und auf welche Weise? 3. Durch wen haben Sie zum ersten Mal von sexuellen Dingen gehört? 4. Wie erlebten Sie Ihre Pubertät, welchen Einfluss hat diese Zeit auf ihre heutige Erotik gehabt? 5. Wie war Ihr "erstes Mal"? Berichten Sie möglichst genau, wie alt Sie waren, unter welchen Bedingungen es stattfand und was Sie dabei empfunden haben. 6. Können Sie Ihre Sexualität genießen? Haben Sie bestimmte Vorlieben? 7. Gab oder gibt es für Sie unangenehme sexuelle Erlebnisse. Wenn ja, welche? 8. Wie lange sind Sie mit Ihrem derzeitigen Partner zusammen? Harmonieren Ihre sexuellen Bedürfnisse und Phantasien miteinander? Wo weichen sie voneinander ab?
Da wäre ich aber gleich wieder weg.
Das ist ja sowas von unpassend in deiner jetzigen Situation!
Ich finde diesen Fragebogen-Standardisierungsquark in einer Therapie völlig fehl am Platz. Also ob ein Therapeut gleich alles in der ersten Sitzung wissen müsste! Aber das ist ein anderes Thema.

Die Lösung, die du jetzt für dich gefunden hast, finde ich gut. Du musst in der Therapie nichts tun, was dir nicht behagt.

Ich habe nie einen Fragebogen erhalten. Und das erste Mal als das Gespräch auf Sexualität kam und meine Therapeutin mir eine Frage zu meinen Fantasien stellte (also nichts Explizites, nur ob darin hauptsächlich Männer oder Frauen vorkommen) sagte Sie zuerst, ich solle ihr sagen, wenn diese Frage zu weit gehe. Weil ihr klar ist, dass es für gewisse Leute eine Weile braucht, bis sie genug Vertrauen aufgebaut haben um über Sexualität zu sprechen.


Vincent
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Beitrag Sa., 19.09.2015, 21:17

Hallo Seestern,

einen Fragebogen mit derartigen Fragen habe auch ich zu Beginn meiner Therapie erhalten und diesen sehr gewissenhaft und ausführlich ausgefüllt. Wenn ich mich recht erinnere, nahm ich sogar Zusatzpapier, weil meine Antworten auf jene Fragen nicht auf den Diagnosebogen passten.

Währenddessen hatte ich übrigens nicht das Gefühl, Intimstes über mich (oder meine Partnerinnen) preiszugeben, was wohl eine Frage der Formulierung ist.
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Entknoten
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Beitrag Sa., 19.09.2015, 21:27

Ich musste auch einen "Fragebogen zur Lebensgeschichte" ausfüllen, und habe es auch geschafft schlappe 15 Seiten auf 21 Seiten "hochzutippen". Im Anschluß an meine Fragen im Bezug auf Sexualität gab es sogar einige Fragen zu meiner Menstruation und dem Zyklus, sowie Fragen darüber ob ich mich als Frau wohlfühle.
Natürlich geht es bei mir sicher auch irgendwann um Sexualität, ich denke aber dass diese Fragen Therapeuten eben auch helfen sich ein "Gesamtbild" zu machen.
Daher habe ich alle Fragen wahrheitsgemäß beantwortet, unterliegt doch der Schweigepflicht, oder?
Dum spiro spero. Dum spero amo. Dum amo vivo.
Cicero

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schneeweiß
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Beiträge: 131

Beitrag Sa., 19.09.2015, 21:45

Ich habe nie solche Bögen erhalten - weder stationär (4 verschiedene Kliniken) noch ambulant.

Und für mich war das sehr wichtig, denn ich wäre damit überfordert gewesen. Ich bin nicht sicher, ob ich es früher geschafft hätte, die Beantwortung abzulehnen und wäre dadurch wohl in große Bedrängnis geraten.

Und einem anderen Menschen, den man nicht kennt, nicht sofort alles über seine Sexualität zu erzählen, find ich keineswegs auffällig.

Ich gehe da mit Münchnerkindl - es ist ein indiskretes Verhalten unabhängig davon, ob das ein Therapeut oder jemand anders ist.

Vertrauen muss sich erst aufbauen, das klappt nicht innerhalb von ein paar Einheiten (auch wenn eine therapeutische Beziehung vertrauensvoll sein "soll" - aber der Klient muss erst die Gelegenheit haben, den Therapeuten kennenzulernen und umgekehrt - Vertrauen ist für mich nichts, was sich durch die Berufsausübung meines Gegenüber automatisch ergibt).

Im Laufe der Therapie gab es hin und wieder Fragen zu Sexualität, manche empfand ich als grenzüberschreitend, andere (bzw. Von anderen Personen gestellt) als durchwegs sinnvoll.

LG, schneeweiß

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 19.09.2015, 23:20

schneeweiß hat geschrieben: Und für mich war das sehr wichtig, denn ich wäre damit überfordert gewesen. Ich bin nicht sicher, ob ich es früher geschafft hätte, die Beantwortung abzulehnen und wäre dadurch wohl in große Bedrängnis geraten.

Vor allen Dingen, überleg mal, wie so ein Fragebogen auf einen Menschen wirkt, der von sexualisierter Gewalt, evtl sogar in der Kindheit, traumatisiert wurde, und dann von seinem zukünftigen Behandler in einem Fragebogen über das "erste Mal", und wie er oder sie das gefunden hat ausgefragt wird.

Da ist ja schon der Fragebogen retraumatisierend.

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stern
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Beitrag So., 20.09.2015, 05:35

Unüblich finde ich die Fragen nicht. Genau genommen sind die Bereiche, die erfragt werden immer die gleichen. Nur wird manchmal knapper gefragt, manchmal ausführlicher bzw. die Unterfragen müssen nicht identisch sein. Das ist auch noch nicht einmal sonderlich spannend, sondern lediglich eine erste Erhebung, die eh kein vertiefendes Gespräch ersetzt bzw. ersetzen soll, um nicht zu sagen: I.d.R. wurde/wird darauf geachtet, einzelne Aspekte (egal welche) nicht bereits in den ersten Sitzungen zu sehr zu vertiefen. Sonst wird man auch nicht fertig... oder der Rest übernimmt dann ein Bogen à la: Füllen sie den mal aus. Oder der Bogen wird von Anfang an eingesetzt à la: Er gibt das wesentliche her, ich (Therapeut) beseitige nur Unklarheiten bzw. stelle nur noch die eine oder andere ergänzende Frage. Die sexuellen Fragen des Klinikfragebogens habe ich damals sogar in der Beziehung besprochen und mich auch etwas echauffiert, was alles erfragt ist *g*. Wenn hingegen ein Therapeut erwarten würde, dass ich bereits in den ersten Sitzungen so sehr vertraue, dass ich alles locker-flockig berichte, wo ich noch nicht einmal weiß, ob die Therapie überhaupt zustande kommt, so würde ich das Feingefühl in Fragen stellen... ebenso bei zu bohrenden Fragen (egal welcher Art). Wenn ich mich bereits in Probesitzungen sehr unwohl fühle, so war es das dann für mich.
Liebe Grüße
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