Probleme mit Distanzierungsübungen (Tresor)

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lisbeth
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Probleme mit Distanzierungsübungen (Tresor)

Beitrag Sa., 19.03.2016, 10:55

Hallo Forum,

meine Therapeutin hat mit mir neulich die Tresorübung gemacht, und während der Übung und auch seitdem bin ich ziemlich durch den Wind.

Es ging in der Übung darum, Abstand herzustellen zu belastendem Material. Wobei es bei mir nicht um konkrete Ereignisse, die mit Bildern oder so verbunden sind, geht. Sondern um Gefühlszustände, die mich überrollen und überfluten und die aus meiner Kindheit stammen. Diese Gefühle habe ich damals mehr oder weniger aktiv abgespalten/ dissoziiert. Was letztendlich dazu führte, dass über die Jahre/Jahrzehnte mein komplettes Gefühlserleben weggeschoben und verdrängt war. Erst in den letzten ca. 3 Jahren während Therapie und Klinikaufenthalt habe ich angefangen, mich dieser Ebene wieder anzunähern. Was natürlich nochmal ganz eigene Herausforderungen mit sich bringt.

Bei der Tresorübung neulich ging es dann darum, ein Symbol für ein besonders belastendes Gefühl in einer Kiste einzuschließen. Wobei sie mir dabei komplett die Steuerung und die Wahl der Bilder usw. überlässt. Aber als es um das Wegschließen ging hat sich alles in mir gesträubt. Ich fing an zu weinen, nicht nur ein paar Tränen sondern so richtig. Habe meiner Therapeutin auch mitgeteilt, dass ich das total schwierig finde, dass sich das nicht "richtig" anfühlt. Und dass es sich anfühlt wie früher, als diese ganze Gefühle "verboten" bzw. "gefährlich" waren und sie einfach nicht da sein durften.

Im Endeffekt blieb die Kiste offen und ich habe sie einfach irgendwo an den Rand geschoben. Mir ging es dann erstmal darum, aus der Übung, die ich so belastend fand, herauszukommen. Wir haben dann auch noch darüber geredet, und irgendwie gibt es da gerade ein kleines Dilemma. Sie findet, dass ich lernen muss, Abstand von diesen Extremgefühlen herzustellen, weil die mich im Alltag oft belasten und behindern und auch der auslösenden Situation ganz oft nicht angemessen sind. Da stimme ich ihr zu.

Ich glaube allerdings, dass das mit der Tresorübung für mich nicht funktionieren wird, weil mich das einfach nur triggert, wegen der Parallelelen zu früher.

Meine Frage an euch ist, ob jemand ähnliche Erfahrungen mit diesen Stabilisierungstechniken gemacht hat. Wenn ja, was hat euch geholfen? Gab es Abwandlungen dieser Übung, die hilfreicher waren, zb mit anderen Bildern?
Für mich geht es hier konkret um die Tresorübung. Andere Dinge wie der "sichere Ort" sind für mich unproblematisch.

Gibt es andere Techniken oder Aktivitäten, die für euch hilfreich waren? Meditationen?
Die besten Erfahrungen im Hinblick drauf habe ich bisher mit Achtsamkeitstechniken gemacht. Das funktioniert aber für mich nur, wenn ich genug Zeit und Raum habe dafür. Der Unterschied zum Tresor ist für mich vor allem, dass die Gefühle da sein dürfen, und ich sie "beobachten" kann. Scheint Haarspalterei zu sein, aber vom Gefühlten macht das für mich einen totalen Unterschied.

Freue mich auf eure Rückmeldungen und Anregungen.
Danke schonmal.

Viele Grüße, Lisbeth.
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― Anne Lamott

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Jenny Doe
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Beitrag Sa., 19.03.2016, 11:21

Hallo lisbeth
Und dass es sich anfühlt wie früher, als diese ganze Gefühle "verboten" bzw. "gefährlich" waren und sie einfach nicht da sein durften.
Über den retraumatisierenden Effekt der Stabilisierungstherapie haben wir u.a. hier
viewtopic.php?f=20&t=32341
diskutiert.
Meine Frage an euch ist, ob jemand ähnliche Erfahrungen mit diesen Stabilisierungstechniken gemacht hat.
Ja. Mir, ich spreche nur von mir, hat diese Methode sehr geschadet. Ausführlich habe ich darüber in dem eben genannten Link berichtet. Sie hat zu einer Chronifizirung geführt.
Die Tresortechnik entzog sich total meiner Logik. Wie Du, so beherrsche auch ich die Dissoziation. Es erschien mir somit absolut unlogisch, warum man mir in der Therapie zusätzlich noch beibringen wollte, wie ich meine Gefühle unterdrücken, verdrängen, vermeiden, ... dissoziieren kann, indem ich sie in einen Tresor stecken sollte. Die Dissoziation beherrschte ich doch längst.

Auch dieses retraumatsierende Gefühl bei der Tresortechnik kenne ich. Ich glaubte, in der Therapie endlich reden zu dürfen, doch stattdessen sollte ich wieder alles unterdrücken und wegdissoziieren.

Ich könnte da sehr viel zu schreiben, ... aber ich stecke grad in anderen Themen drin, die meine Aufmerksamkeit und Kraft fordern.
Deshalb nur kurz einen Tipp von mir: Bleib bei dir und bei dem, was Du fühlst, wie es Dir mit etwas geht, was Dein Therapeut macht. Die Stabilisierungstechniken werden auch in Fachkreisen kontrovers diskutiert. Sie helfen nicht allen Klienten, manchen schaden sie. Deshalb, achte auf dich und schau, was Dir gut tut und was nicht.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).


ziegenkind
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Beitrag Sa., 19.03.2016, 11:34

interessant, bei mir funktioniert die tresorübung halbweg, der sichre ort hat bei mir regelmäßig angst ausgelöst.

mir schien es immer, dass der sinn der tresorübung darin besteht, bewusst und kontrolliert zu dissoziieren, es nicht mit sich geschehen zu lassen, sondern es ganz bewusst zu entschließen. für mich war und ist das eine ermächtigungsstrategie.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.


mio
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Beitrag Sa., 19.03.2016, 11:38

Hallo Lisbeth,

mir ging es auch so, dass ich Probleme mit der Tresorübung hatte. Wahrscheinlich aus ähnlichen Gründen wie Du.

Mir hat es geholfen, den Tresor als eine Art "Bankschließfachzimmer" zu sehen in dem für mich "wertvolles" aufbewahrt wird. Wir nannten es auch mal "Erfahrungsschatzkammer". Damit war es nicht "weg" aber besser "verwaltet" und es hatte nicht mehr "jeder" Zugriff darauf. (Von "unbeteiligten" Menschen in unpassenden Situationen "angetriggert" zu werden ist ja auch nicht gerade schön...)

Inwieweit die Übung mir tatsächlich was gebracht hat kann ich allerdings nicht sagen. Ich vermute sie hat nicht soooo viel gebracht. War auch nicht lange Thema in der Thera. Wenn sie was gebracht hat dann wohl allenfalls eine "Klärung" was mir diese Gefühle bedeuten und wie wichtig sie für mich sind. Wie wichtig ICH mir bin. Und dass ich diesen Gefühlen einen "internen Raum" geschaffen habe.

Lieben Gruss,

mio

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Entknoten
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Beitrag Sa., 19.03.2016, 11:40

Hallo Lisbeth,

ich habe - und vielleicht ist das dem Umstand geschuldet dass ich "nur" eine Verhaltenstherapie mache - gelernt (und lerne noch) diese Gefühle zu akzeptieren.

Als ich erkannt habe wie diese "Extremgefühle" in vermeintlich bedrohlichen Situationen "von mir Besitz ergreifen" - und warum, konnte ich den Prozess des "Nachreifen" beginnen.

Ich hatte in der Therapie eine Sitzung, in der ich unter der Führung der Therapeutin in eine frühere, bedrohliche Situation gegangen bin - und habe sie gelöst.

Mir hilft tatsächlich die Vorstellung und das Bild des "inneren Kindes". Allerdings geht es nicht so weit dass ich im Außen die Bedürfnisse des Kindes "befriedige", eher darum dass das Kind erwachsen wird.
Und so gibt es dann auch innere Dialoge, eine Art Lernprozess in mir. Es geht nicht um abspalten oder wegschließen, es geht darum die Hand zu reichen und zu begleiten.

Therapie ist ja immer ein individueller Prozess, und Abwehr manchmal sicher nicht grundlos.

Achtsamkeit hilft mir auch sehr, allerdings kann man diese eben auch lernen, und zwar so, dass es selbstverständlicher wird.

Ich kann das vermutlich nur schlecht erklären. Ich habe auch das große Glück einen starken Begleiter in meinem Leben zu wissen, ein Mensch, der eben auch "in diesem Prozess ist". Wir sind uns Schüler und Lehrer zugleich. Diese kostbaren Stunden des Redens, des Zuhörens und des Verstehens, die sind es, die mich unglaublich weiter bringen.
Die Therapie ist tatsächlich nur ein kleiner Teil.
Dum spiro spero. Dum spero amo. Dum amo vivo.
Cicero

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Myhre
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Beitrag Sa., 19.03.2016, 11:41

Mir hilft die Atemmeditation des tibetischen Yogas am besten.
Das ist eine Form der Achtsamkeitsübung ,die man immer machen kann.
Es gibt verschiedene Formen davon,so dass man für jede Tagesform etwas hat.
Findest du bestimmt im Netz.Das Tibethaus(Chödzong) hat eine gute knappe Anleitung im Netz.
Alles Gute
Die Grösse und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran bemessen wie Tiere behandelt werden.
Mahatma Ghandi

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lisbeth
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Beitrag Sa., 19.03.2016, 11:42

Hallo Jenny danke für deine Rückmeldung und danke für den Link zum alten Thread.

Den hatte ich neulich schonmal überflogen, aber mir wurde die Diskussion dann an manchen Stellen etwas zu abstrakt. Daher hab ich auch einen neuen angefangen - hoffe der Admin lässt mir das durchgehen....

Mir geht es weniger um die Frage, was die herrschende Meinung in Fachkreisen ist und welcher Traumabegriff an sich dem zugrunde liegt.

Sondern mich treibt aktuell die Frage um, was anderen dann geholfen hat, wenn zB die Tresorübung als nicht hilfreich empfunden wurde. Ich brauche aktuell mehr Fähigkeiten und Möglichkeiten, mich von diesen schwierigen Gefühlen zu distanzieren, da sind meine Therapeutin und ich uns einig. Weil mich das im Alltag auch extrem belastet.

Ich erhoffe mir gewissermaßen ein paar Anregungen, die ich evtl. weiterspinnen kann, zusammen mit meiner Therapeutin. Vielleicht gibt es ja noch mehr Betroffene? Methodisch bin ich da offen, wichtig für mich ist die Alltagstauglichkeit...
Jenny Doe hat geschrieben:Ich könnte da sehr viel zu schreiben, ... aber ich stecke grad in anderen Themen drin, die meine Aufmerksamkeit und Kraft fordern.
Deshalb nur kurz einen Tipp von mir: Bleib bei dir und bei dem, was Du fühlst, wie es Dir mit etwas geht, was Dein Therapeut macht. Die Stabilisierungstechniken werden auch in Fachkreisen kontrovers diskutiert. Sie helfen nicht allen Klienten, manchen schaden sie. Deshalb, achte auf dich und schau, was Dir gut tut und was nicht.
Danke auch für die Bestärkung, bei mir selbst zu bleiben. Das habe ich auch vor, und meine Therapeutin hat da auch erstmal sehr gut reagiert, von ihr kam erstmal, dass das alles so ok ist wie es ist. Und dann schaun wir weiter. Und meiner Meinung nach wird das ohne Tresor, Kisten oä sein... Da bin ich momentan auch sehr klar mit mir selbst. Ich hoffe, das kann ich mir auch beibehalten.

Viele Grüße,
Lisbeth
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― Anne Lamott

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lisbeth
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Beitrag Sa., 19.03.2016, 11:52

Danke auch an Myhre und entknoten für eure Erfahrungen.

Die Atemmeditation werde ich mir mal anschauen.

Ums innere Kind gehts bei mir im Grunde genommen auch - das sind Gefühle von ganz früher, die dann auftauchen. Und mir hilft auch die Vorstellung, dass diese Gefühle zu diesem kindlichen Anteil gehören.

Und im Grunde genommen war das vorherrschende Gefühl bei mir in der Tresorübung, dass ich das dazugehörige "Kind" in die Kiste einsperre, und nicht das Symbol für dieses Gefühl.

Mein Impuls war es da eigentlich, dass ich mich um das Kind kümmern müsste, es trösten müsste. Da meinte meine Therapetin, das komme "später" dran. Vielleicht ist das aber für mich einfach so, dass das jetzt dran ist, einfach auch weil diese Gefühlszustände so stark mit diesem kindlichen Anteil(en) verknüpft sind....
Mal schaun. Das wird mich auf alle Fälle noch eine Weile beschäftigen.

Danke an euch und viele Grüße, Lisbeth.
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Entknoten
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Beitrag Sa., 19.03.2016, 11:57

Wenn man daran glaubt dass die Lösung in uns liegt, dann stimme ich dir zu:
Für mich wäre das auch ein "einsperren".

Meine Stabilisierung - rückblickend betrachtet - war wirklich die Akzeptanz. Die Akzeptanz dessen was da ist - und dessen was nie sein wird.

Und erst dann konnte ich loslassen.

Ich habe tatsächlich erst ganz viel Trauer und Scham, Wut und Verzweiflung erlebt.
Und erst dann war ich stark genug neu anzufangen.
Dum spiro spero. Dum spero amo. Dum amo vivo.
Cicero

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lisbeth
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Beitrag Sa., 19.03.2016, 11:58

ziegenkind hat geschrieben:interessant, bei mir funktioniert die tresorübung halbweg, der sichre ort hat bei mir regelmäßig angst ausgelöst.

mir schien es immer, dass der sinn der tresorübung darin besteht, bewusst und kontrolliert zu dissoziieren, es nicht mit sich geschehen zu lassen, sondern es ganz bewusst zu entschließen. für mich war und ist das eine ermächtigungsstrategie.
Ich glaube, das mit dem "bewussten" Dissoziieren ist für mich genau das Problem. Ich habe mein ganzes Leben unterschiedlich stark dissoziiert. Gefühle (egal welche) bedeuteten für mich jahrzehntelang Dissoziation. Von daher fühlt sich diese Übung falsch an, wie ein "Rückfall" in nicht hilfreiche Bewältigungsstrategien von früher.

Und die dahinter liegende Botschaft ist für mich dann diese Gefühle "dürfen nicht sein" (müssen weggesperrt werden), das heißt, der dazugehörige kindliche "Anteil" darf nicht sein, das heißt, ultimativ darf Ich nicht sein. Die totale Selbstaufgabe sozusagen...

Ich kann mir vorstellen, dass das für andere nicht so ist, vor allem wenn das Dissoziieren nicht zum ursprünglichen Bewältigungsrepertoire gehörte, oder nur am Rande...
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― Anne Lamott

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lisbeth
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Beitrag Sa., 19.03.2016, 12:02

mio hat geschrieben: mir ging es auch so, dass ich Probleme mit der Tresorübung hatte. Wahrscheinlich aus ähnlichen Gründen wie Du.

Mir hat es geholfen, den Tresor als eine Art "Bankschließfachzimmer" zu sehen in dem für mich "wertvolles" aufbewahrt wird. Wir nannten es auch mal "Erfahrungsschatzkammer". Damit war es nicht "weg" aber besser "verwaltet" und es hatte nicht mehr "jeder" Zugriff darauf. (Von "unbeteiligten" Menschen in unpassenden Situationen "angetriggert" zu werden ist ja auch nicht gerade schön...)

Inwieweit die Übung mir tatsächlich was gebracht hat kann ich allerdings nicht sagen. Ich vermute sie hat nicht soooo viel gebracht. War auch nicht lange Thema in der Thera. Wenn sie was gebracht hat dann wohl allenfalls eine "Klärung" was mir diese Gefühle bedeuten und wie wichtig sie für mich sind. Wie wichtig ICH mir bin. Und dass ich diesen Gefühlen einen "internen Raum" geschaffen habe.
Danke mio. Finde ich spannend. Auch das mit dem "inneren Raum" für die Gefühle. Oder vielleicht Erfahrungen - vielleicht wäre es hilfreich, das nicht nur auf Gefühle einzuschränken.

Darf ich fragen, was für dich der gefühlte Unterschied dann war zwischen Tresor und den Bankschließfächern?
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― Anne Lamott


mio
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Beitrag Sa., 19.03.2016, 12:54

Hallo Lisbeth,
lisbeth hat geschrieben:Darf ich fragen, was für dich der gefühlte Unterschied dann war zwischen Tresor und den Bankschließfächern?
Tresor hat bei mir auch zu "Widerstand" geführt und hatte was von "die Kleinen wegsperren" für mich, also ähnlich wie es Dir mit Deiner Kleinen geht. Wir haben es dann gedanklich "modifiziert" indem wir eben gesagt haben: Ok, dieser Raum ist FÜR die Kleinen. Dort können sie "Belastendes" erst einmal hinpacken ohne dass es "verloren" geht oder nicht "sein darf". Es "musste" auch niemand was hinpacken sondern es war einfach ein Angebot und auch eine Bitte. Wenn Du so willst wurden die Gefühle und Erfahrungen so erst einmal "sicher verwahrt" und "behütet".

Für mich war es wichtig, dass es was war, womit die Kleinen was anfangen konnten. Bei uns war das dann eben das Bankschließfachzimmer (Weil viele "getrennte" Schließfächer, also auch ein Raum für verschiedene Anteile - ist was individuelles von uns - und dennoch ein gemeinsamer Raum unter einem "übergeordneten" internen Schutz. Ich habe aber eh viel mit diesen "Haus"-Bild gearbeitet, da passte das dann eben gut.).

Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass es sowas wie eine Schatulle oder ein Versteck unter einem Baum oder hinter einer Wanddiele etc. pp. sein könnte. Je nachdem was sich für Deine Kleine eben "richtig" anfühlt. Kern dabei war für mich, dass die Kleinen entscheiden, wo "ihrs" gut aufgehoben und sicher ist, ohne dass es "weggemacht" wird oder "weg soll". Ich weiss nicht, ob ich das verständlich erklären kann? Tresor hatte für mich sowas "brachiales" und auch "fremdbestimmtes".

Lieben Gruss,

mio

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saffiatou
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Beitrag Sa., 19.03.2016, 13:04

Hallo,

ich bin gerade froh über diesen Thread! In meiner Therapie sind diese Übrungen zum Glück
nie Thema gewesen, aber in der Reha musste ich täglich an diesen Übrungen teilnehmen
und mir ging es jedesmal schlechter danach.

Gerade diese Tresor-Übung oder die mit einem inneren Kind triggern mich gewaltig und
es kommen bei mir dann schlimmere Gefühle auf, Hass und Wut, die ich sonst nie spüre.

Wir hatten auch eine Übrung, wo wir uns einen sicheren Ort gestalten sollten, das war
für mich ebenso schlimm, ich fühlte das das alles verlogen ist, weil es keinen sicheren
Ort gibt/gab, keine Hilfe, keinen Schutz.

Für mich habe ich mich entschieden, mich in einer Therapie nie wieder darauf einzulassen,
wenn der Thera das verlangen sollte, ist er nicht der Richtige für mich, weil nur weil so
eine Übung für viele gut ist, muss es nicht für mich gelten und ich bin gerade froh
zu lesen, daß es noch anderen so geht.

Schönen Samstag,
Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

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SoundOfSilence
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Beiträge: 592

Beitrag Sa., 19.03.2016, 13:22

Hallo Lisbeth,

Ich kann das sehr gut nachvollziehen, was dein Problem mit dem Tresor ist. Mir ha t es geholfen stattdessen eine "Höhle" mit verschiedenen Tresore zu imaginären - die ich dann regelmäßig aufsuchte.

Ich habe, speziell für die Therapie, noch etwas Anderes, vielleicht hilft dir das:

Manchmal habe ich ein "Thema" für die Therapie, dass ich einerseits unbedingt besprechen möchte und das mir andererseits so viel Angst macht, dass ich so den Weg dahin kaum noch sicher schaffe. Dann nutzen ich die Imaginationsübung "Gepäck ablegen". Ich imaginäre eine Wanderung und komme auf halben Weg an ein Plateau mit einem Brunnen. Dort raste ich. Ich lege mein Gepäck ab und sehe mich auf dem Plateau um.

--------- dann unterbrechen ich und fahre z.B. Los und wenn ich dann "da" bin.geht es weiter:

Ich imaginäre mich wieder an den Brunnen, nehme das Gepäck auf und wandere weiter.


Für mich ist das eine Notfallübung für seltene, konkrete Momente ("erfunden" für eben die Therapie), aber du kannst es ja abwandeln für den Alltag. Dann ist das Gepäck zwar abgelegt, aber nicht weggesperrt.

Das ganze geht übrigens auf eine Imaginationsübung zurück, bei der der Weg dann nur noch mit "dem Gepäck, das man wirklich braucht" fortgesetzt wird....

Liebe Grüße,
Silence
Hello darkness, my old friend...

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Draußen
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Beiträge: 243

Beitrag Sa., 19.03.2016, 14:11

Hallo Lisbeth,

Bei mir ging es darum bestimmte Gefühle während des Therapeutinnenurlaubs von mir fernzuhalten. Der Tresor blieb also im Behandlungszimmer. Das ganze Konzept erschien mir aber so blöde, weil Gefühl ja keine Substanz hat und weil auch bei mir ein früheres Ich dieses Gefühl HAT, dass ich mich nicht so leicht anfreunden konnte. Letzten Endes habe ich dann ein Heft imaginiert, in dem das Gefühl ausführlich beschrieben war, das ich dann virtuell in das reale Regal stellen konnte in dem sowieso schon die Patientennotitzbücher mit ihren Geschichten standen.

GX draußen

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