Schwierigkeiten in der Beziehung zu meinem Therapeuten

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lamedia
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Beitrag Mo., 06.06.2016, 23:13

Ich kenne die Tabelle. Meine Erfahrung ist, dass hohe GdB nicht vergeben werden, weil es Auslegung des Gutachters ist, was "schwere soziale Anpassungsschwierigkeiten" sind und man um einen hohen GdB richtiggehend kämpfen muss. Ich habe einige mit sehr schweren sozialen und psychischen Schwierigkeiten kennengelernt, die maximal auf 50 gekommen sind. Trotz tausender Diagnosen incl. körperlichen. Schwerstbehinderung gibt es als offiziellen Terminus nicht, du kannst das natürlich gern trotzdem so nennen.
Förderung würde für Baerchen bedeuten, das zu erhalten und auszubauen, was da ist - und zwar im Sozialen Leben. Ich weiß nicht, ob Physiotherapie im Heim dazu das Mittel der Wahl ist. Ergotherapie kann auch ambulant in Anspruch genommen werden. Es gilt ohnehin immer der Ansatz ambulant vor stationär.
Ich glaube, du übertreibst und provozierst, um die schlimmsten Konsequenzen aufzuzeigen?

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mio
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Beitrag Mo., 06.06.2016, 23:16

lamedia hat geschrieben:Ich glaube, du übertreibst und provozierst, um die schlimmsten Konsequenzen aufzuzeigen?
Was in dem Fall vielleicht nicht das schlechteste ist?

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Lockenkopf
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Beitrag Mo., 06.06.2016, 23:41

Es sind schlimme Konsequenzen. Aber Baerchen will nichts anderes. Somit sind die Konsequenzen sehr realistisch.

Baerchen könnte hier ja mal ihren GdB offenlegen. Ich vermute er liegt mindestens bei 70, wenn sie ehrlich zum Gutachter war.
Liebe Grüße
Lockenkopf


isabe
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Beitrag Di., 07.06.2016, 05:34

Genau: Baerchen könnte hier alles offenlegen, damit es spannend bleibt und du was zum Meckern hast. Wenn du aufmerksam gelesen hättest, wäre dir nicht entgangen, dass sie zu einigem in der Lage ist. Mich erinnern deine Ratschläge an Boulevardjournalismus, wo vorgegeben wird zu helfen, aber eigentlich ist es mehr die Lust am Voyeurismus, die den Journalisten und Leser dazu antreibt, den Betroffenen anzuheizen, damit das Feuer nicht ausgeht.

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Baerchen
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Beitrag Di., 07.06.2016, 06:15

ich kann leider nicht auf alle beitraege eingehen. nicht weil ich nicht will, auch deshalb, weil ich meine kraefte gerade sehr einteilen muss.

aus dem letzten beitrag: -die lust am voyeurismus- beschaeftigt auch mich gerade beim lesen, ich meine fuer mich selbst. werde mal nachdenken, was mir dazu einfaellt.
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aber ich kann zumindest auch feststellen, dass ich bereit bin zu leiden. da ist eine ausgepraegte bereitschaft zu leiden. einerseits halte ich es kaum aus (meine beschwerden), andererseits brauche ich das. vielleicht ist es auch der fall, wenn ich nicht leide, dann spuere ich mich selbst nicht mehr. wenn ich mich selbst nicht mehr ausreichend wahrnehme, ist es anscheinend schlechter aushaltbar, als die sehr starken beschwerden. es ist ein hin und her. werden die beschwerden besser (die ich seit dem schilddruesenpraeparat habe, wie muskelschmerzen, ...), dann treten meine seelischen beschwerden mehr in erscheinung. werden die muskelschmerzen (auch andere etliche bescherden) schlechter, werde ich seelisch auf einer bestimmten weise entlastet. allerdings geht es mir mit den starken beschwerden dann auch seelisch schlechter. das ist ja auch kein zuckerschlecken, wenn man jedentag muskelschmerzen aushalten muss (ich hatte ja mal in etwa beschrieben, welche zusaetzlichen beschwerden ich habe, seitdem ich das schilddruesenpraeparat einnehme).

ich bin da in ein sehr tiefen teufelskreislauf geraten. bin nicht mehr bereit, dass meine beschwerden besser werden. ich darf nicht mehr in das alte leben, in dem es machbar war, segelfliegen zu gehen.

ich muss es verhindern, denn ich darf nie mehr in diese beschwerdevielfalt fallen, wie ich es habe, seitdem ich das praeparat einnehme. da bleibe ich lieber in den beschwerden, als diesen absturz erneut zu erleben, das schaffe ich kein zweites mal.

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Baerchen
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Beitrag Di., 07.06.2016, 06:25

was ich mit dem schilddruesenpraeparat und den gesamten therapien nach dem zeckenbiß erlebt habe, kann ich hier nicht beschreiben. ich kann nur deutlich machen, dass es seelisch nicht aushaltbar war.

mehrmals dachte ich, dass ich mein leben beenden muss, auch im krankenhaus.

am schlimmsten war es mit minocyclin. ein praeparat, dass ich wegen des zeckenbiß erhalten habe. dieses praeparat hat mir damals echt den rest gegeben. ich war danach, wie benebelt, es ueberwindet auch de hirnschranke.

ich war monatelang, wie ein pflegefall. es kam da auch zu wechselwirkungen mit dem schilddruesenpraepatat, evtl. war es auch das. denn jedesmal dann, wenn sich meine schilddruesenwerte verschlechtern, gerate ich in den zustand.

ich habe keine ahnung, wie dieser zeitraum aushaltbar war.

mit meinen kraeften bin ich daher am ende.

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Baerchen
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Beitrag Di., 07.06.2016, 06:28

ich kapiere nicht, wie ein mensch das aushalten kann, was ich erlebt habe. mein wunsch war in diesem zeitraum, dass ich das bewusstsein verliere. aber das trat leider nicht ein.

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Beitrag Di., 07.06.2016, 08:36

ich merke sehr deutlich, dass es in mir einen anteil gibt, der mich fertig machen will.

und ich kann mich kaum dagegen wehren.

und ich spuere auch gerade wieder, dass ich mich nach einem adrenalinkick sehne.

ich wuerde gerade wieder mal gerne aus paar metern ins wasser springen. ich kann den freien fall ueberhaupt nicht leiden, aber ein paar meter wuerde sicherlich gehen.

ich liebe es an einem steinbruchsee ins wasser zu springen. habe ich mal gemacht.

ich weiß nicht, wie ich das umgehen kann. und ich sehne mich gerade mal wieder danach, dass mich jemand haelt. wie beim einrenken, beim arzt. das sind augenblicke, in denen ich wieder kraft tanke. wenn mich ein arzt zum einrenken umarmen muss.

dieses empfinden des haltens, speichere ich dann tagelang in meinen gedanken. aber dann flacht es natuerlich immer mehr ab, bis ich wieder einen termin vereinbaren muesste.

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Baerchen
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Beitrag Di., 07.06.2016, 08:40

ich vermute, meine sehnsucht nach halt ist unendlich.


isabe
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Beitrag Di., 07.06.2016, 08:48

Ich weiß nicht, ob das bei dir ähnlich ist, aber ich hab bei mir selbst irgendwann festgestellt, dass meine Panikzustände wohl die Bedeutung haben, mir auch diesen Adrenalinkick zu geben. Vielleicht empfinde ich das so ähnlich wie du, und vielleicht ist das wie eine Sucht nach diesem äußersten Gefühl, das ein Mensch erleben kann. So ein Gefühl kurz vor dem "es ist alles aus", diese ungeheure Spannung, als würde man sich danach sehnen, vom Blitz erschlagen zu werden, nur um dann am Ende, wenn man das überlebt, in so ein Gefühl der absoluten und totalen Entspannung zu geraten, die totale Erlösung von ALLEM. DAS und nur das ist dann so ein Zustand wie im Schoß der Mutter. Wenn man den "Blitzschlag" überlebt hat, kann man sich komplett fallenlassen und es gibt einen Punkt, an dem es einem total gut geht.

Geht dir das auch so?

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Baerchen
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Beitrag Di., 07.06.2016, 09:00

ja, das kann gut sein.

eingefallen ist mir dazu gerade, dass ich in den sitzungen regelmaeßig erstarre. manchmal darf ich es und manchmal reißt mich der therapeut dann heraus. ich liebe diese starre, fuehlt sich wie ein schweben an, im leeren raum. zumindest fuehlt es sich bei meinem therapeuten sehr gut an, wenn ich dann aufeinmal nichts mehr spuere.

und wenn er mich dann herausreißt, erschrecke ich erstmal (je nachdem, wie weit ich weg war). aber genau das erschrecken brauche ich dann auch.

und zurzeit merke ich auch wieder diese starke spannung. die ich dann nur mit diesen adrenalkicks abbauen kann. selbst verletzen kann ich mich ja leider nicht, weil ich zu schmerzempfindsam bin. da macht dann mein kreislauf nicht mehr mit. daher muss ich dann andere riskante wege suchen.

ich brauche in bestimmten abstaenden dieses empfinden, dass ich am rande des zusammenbruchs stehe. und dann ziehe ich da auch meine mum mit heinein. und danach wird es dann besser, nach dem die welt fast untergangen ist.

es fuehlt sich wirklich, wie eine sucht an.

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Baerchen
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Beitrag Di., 07.06.2016, 15:04

ein paar gedanken, die mich immer mal beschaeftigen:

man kann sich als mensch ja in unterschiedliche richtungen entwickeln. ich meine in der hinsicht, wie man mit negativen erfahrungen umgeht. manch einer richtet dann den brass auf sich selbst. aber auch indirekt auf andere, was sich aber alles auf einer ebene abspielt, die man als außenstehender nicht immer direkt erkennen kann.

dann gibt es wiederum menschen, die schlagen um sich, nicht nur verbal.

und genau diese gegensaetze kapiere ich nicht.

ich meine damit, dass ich nicht verstehe, weshalb mein bruder ganz anders mit brass umgeht, als seine schwester, bei gleichen eltern.

essen einstellen, wuerde er wahrschneinlich niemals tun. er kann das auch ueberhaupt nicht verstehen, es macht ihn wuetend, habe ich den eindruck. und mich macht sein verhalten wuetend, wenn er sich nicht beherrschen kann.

was steckt da genau dahinter, dass man sich in die jeweilige richtung entwickeln kann.


mio
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Beitrag Di., 07.06.2016, 15:29

Baerchen hat geschrieben:ich meine damit, dass ich nicht verstehe, weshalb mein bruder ganz anders mit brass umgeht, als seine schwester, bei gleichen eltern.

essen einstellen, wuerde er wahrschneinlich niemals tun. er kann das auch ueberhaupt nicht verstehen, es macht ihn wuetend, habe ich den eindruck. und mich macht sein verhalten wuetend, wenn er sich nicht beherrschen kann.

was steckt da genau dahinter, dass man sich in die jeweilige richtung entwickeln kann.
Dein Bruder ist ein - genetisch - anderer Mensch als Du. Auch hat Dein Bruder andere Erfahrungen gemacht als Du. Bei gleichen Eltern. Seine Rolle/Stellung in Eurem Familiensystem ist nicht Deine Rolle/Stellung.

Im Grunde tut ihr beide etwas "ähnliches" auf völlig unterschiedliche Art und Weise: Du verletzt Dich selbst wenn Du Grenzen brauchst (richtest die Aggression gegen Dich, verweigerst). Dein Bruder verletzt andere wenn er Grenzen braucht (wird angriffig).

Dass Dich sein Verhalten wütend macht könnte daran liegen, dass Du Dir Wut nur schlecht erlauben kannst. Und dass ihn Dein Verhalten wütend macht könnte daran liegen dass er Deine Hilflosigkeitshaltung nicht erträgt.

Ich habe auch zwei Brüder und der eine davon ist auch vollkommen anders als ich. Der andere ist auch anders, aber nicht ganz so sehr vom Grundtypus her. Das ist also nichts ungewöhnliches.

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Candykills
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Beitrag Di., 07.06.2016, 15:33

isabe hat geschrieben:Genau: Baerchen könnte hier alles offenlegen, damit es spannend bleibt und du was zum Meckern hast. Wenn du aufmerksam gelesen hättest, wäre dir nicht entgangen, dass sie zu einigem in der Lage ist. Mich erinnern deine Ratschläge an Boulevardjournalismus, wo vorgegeben wird zu helfen, aber eigentlich ist es mehr die Lust am Voyeurismus, die den Journalisten und Leser dazu antreibt, den Betroffenen anzuheizen, damit das Feuer nicht ausgeht.
Leberblümchen?!^^ Ein Schelm, wer da Böses denkt.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Baerchen
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Beitrag Di., 07.06.2016, 16:24

danke fuer die erklaerung, mio.

ich frage mich nur, gibt es wie ein ausschlaggebender punkt, an dem man festmachen kann, in welche richtung man sich entwickelt. ich meine jetzt nur im zusammenhang, wie ich meine aggressiven gedanken steuere und ausagiere. wie ich damit umgehe.

vermutlich sind es dann mehrere dinge, die da zusammentreffen, wie du es ja auch beschrieben hast. geschlecht, erfahrungen, ambivalenz der eltern, stellung in der familie.

ich ertappe mich, wie ich immer am liebsten alles ganz genau wissen will. aber es gibt ja zumindest ein paar gesetze, nach denen ich gehen kann. ich versuche das dann immer auch etwas bildlich zu betrachten, damit ich es besser verstehe.

aber berechnen kann man eben leider nicht alles im leben. zumindest nicht in der weise, wie ich es gerne haette.

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