Ängste bestätigen sich ständig

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.
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Jarvis
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Ängste bestätigen sich ständig

Beitrag Fr., 01.07.2016, 10:59

Hallo zusammen,

über diese Situation möchte ich gerne mal ein paar Meinungen/Gedanken lesen. Denn ich weiß nicht mehr weiter und stehe mit dem Rücken zur Wand zur Zeit.

Mich plagen relativ viele Ängste, die einfach aus Erfahrung heraus entstanden sind. Die Angst, Menschen die mir wichtig sind zu verlieren (nicht durch Tod, sondern durch soziale Abgrenzung), ersetzt zu werden durch Menschen, die man eben lieber hat einfach, die Angst alleine alt zu werden und zu sterben, die Angst dass das Leben im Prinzip vorbei ist, weil es einem nicht mehr zu bieten hat.

Jetzt fiel mir in letzter Zeit auf, dass sich meine Ängste immer wieder bestätigen. Manchmal äußere ich die Ängste und Bedenken. Dann sagt man mir sowas wie "Ach was, das bildest du dir nur ein" usw. Man versucht mich zu beruhigen, was auch in den meisten Fällen klappt. Aber einige Zeit später (eben früher oder später) bestätigen sich genau die Ängste, die man sich ja eigentlich nur einbildet, die eigentlich nicht real/irrational sein sollten.

Beispiel: Eine Freundin lernt jemanden kennen, mit dem sie sich gut versteht. Meine Angst ist durch diesen dann ersetzt zu werden. Dass die beiden eine immer engere Bindung aufbauen und ich dabei weiter in den Hintergrund gerate, bis ich irgendwann dann nur noch ein Name in einer Kontaktliste bin. Natürlich sagt man mir dann "Achwas, dich ersetzt niemand" und natürlich bin ich auch erstmal beruhigt und es geht wieder. Einige Wochen später merk ich dann, wie der Umgang irgendwie kühler/zurückhaltender wird, während der Umgang mit dem neuen Freund immer enger und vertrauter wird. Dinge, die man sonst mit mir besprochen hat, werden nun mit der neuen Person besprochen.

Das ist nur eines von vielen Beispielen und meine Angst ist, dass sich andere Ängste ebenfalls bewahrheiten werden. Ja sicher ich weiß... man hat eine gewisse "Erwartungshaltung" und sobald dann was negatives passiert, denkt sich der kaputte Kopf "Da siehste! Sag ich ja!" - aber das sind doch Dinge, die ich gar nicht herbeiführen kann oder? Ich kann doch nicht das Verhältnis von zwei Leuten beeinflussen und ihr Verhalten mir gegenüber?! Natürlich kann man das schon, aber dafür müsste man ja auch aktiv etwas tun, was ich aber nicht tat.

Wie kann es sein, dass meine Ängste immer wieder bestätigt werden und warum passiert nichtmal das Gegenteil? Dass ich mal das Gefühl bekomme "Oh okay, hab ich mir wohl umsonst Gedanken gemacht"?!

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Jenny Doe
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Beitrag Fr., 01.07.2016, 12:11

Hallo Jarvis,
Jetzt fiel mir in letzter Zeit auf, dass sich meine Ängste immer wieder bestätigen.
Das "Problem" an Deine Art von Ängsten ist, dass sie sich tatsächlich bewahrheiten können. Ich glaube, es gibt keinen Menschen, der nicht irgendwann mal von irgendwem verlassen wurde. Wenn du Angst vor einem Flugzeugabsturz hättest, dann könnte man sagen "eher unwahrscheinlich, dass sich Deine Angst bewahrheitet". Aber auch das könnte passieren. Aber du hast Ängste, die sich im Lauf Deines Lebens mit hoher Wahrscheinlichkeit noch oft bewahrheiten werden. Ich bin auch schon verlassen worden und habe selber verlassen. Und trotzdem habe ich nicht die Ängste, die Du hast. Die Fragen, die ich mir an Deiner Stelle stellen würde sind
- Warum habe ich diese Angst und andere nicht? Du schreibst "Erfahrung". Möglicherweise gibt es da bei Dir noch was aufzuarbeiten?
- Warum habe ich Angst verlassen zu werden? Welche Ängste stecken hinter dem Verlassenwerden? Was ist schlimm daran, wenn jemand geht? Man könnte sich ja jemand Neues suchen?
- Wie kann ich damit umgehen, wenn sich meine Ängste bewahrheiten? Meine Erfahrung ist: Dinge, mit denen ich umgehen kann bzw. umgehen gelernt habe, machen mir keine Angst mehr. Wenn ich z.B. gut alleine klar komme, habe ich auch keine Angst davor im Alter alleine zu sein. Ich würde mir, wenn ich im Alter alleine wäre, Freunde suchen, mit denen ich die letzten Lebenstage eine schöne Zeit verbringen kann.
Du kannst "Verlassenwerden" ja auch als Neuanfang und als Möglichkeit einer neuen Erfahrung sehen. Ich habe schon oft die Erfahrung gemacht, dass wenn ich mir neue Menschen suche, mein Leben auch eine Kehrtwende nimmt und ich z.B. andere Perspektiven und Meinungen kennenlerne.
- Warum werde ich verlassen? Habe ich einen Anteil daran, dass sich Menschen von mir abwenden? Kennst Du die "Selbsterfüllende Prophezeiung"? Zuweilen verhalten sich Menschen auch genau so, dass sich ihre Ängste bestätigen. Oder ist es einfach der Lauf der Dinge, dass Menschen kommen und gehen, Dinge sich verändern?
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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Beitrag Fr., 01.07.2016, 13:07

Ja also sitzt natürlich tiefer, hätte ich vielleicht erwähnen sollen. Angefangen von der Mutter hat mich eigentlich bislang jeder verlassen, der mir was bedeutet hat. Ich zog in ein anderes Bundesland und hab mir jetzt durch die Ausbildung ein paar gute Freunde "geangelt" und genau da liegt der Hund begraben, weil man sich denen geöffnet hat usw und jetzt eben dabei sind wieder zu "gehen" - zumindest aus meinem Leben.

Natürlich ist es normal, dass manche gehen, manche kommen etc - das ist mir auch durchaus bewusst. Aber eine gewisse Konstante im Leben ist doch auch normal. Die paar Freunde, die eben eigentlich immer da sind. Die wechselt man ja nicht wie die Unterhose.

Man ist halt in deren Leben nicht so wirklich eine Priorität und man hat das Gefühl jeder "neue" ist erstmal wichtiger und steigt über mir ein. Mir kommt es so vor als würde ich im Gokart am Formel-1 Rennen des Lebens teilnehmen. Mal ein anderes Beispiel:

Ich hatte schlecht geträumt, dass sich ein Freund einer Freundin (den ich nicht kenne) über mich lustig macht und sie nur nebendran steht und ab und zu sogar mitkichert. Habe sie darauf angesprochen und sie meinte "Nein, würde der nie machen, wenn der so wär, wär ich gar nich mit dem befreundet und natürlich würde ich dich in Schutz nehmen, wenn einer sowas machen würde" - Einige Wochen später war sie unterwegs und ich hatte ihr geschrieben. Geantwortet hatte aber der genannte Freund. Der weiß sogut wie nichts über mich, außer eben manchmal die Verlustängste und damit verbundene Eifersucht was ihn betrifft. Er hat dann auch direkt angefangen damit zu provozieren - ich wusste in dem Moment nicht, dass ER ihr Handy in der Hand hatte. Es kamen auch nur ganz knappe Antworten, woraufhin ich mir Sorgen gemacht hatte, ob alles in ordnung ist usw. - Ca 10 min nach Ende des Gesprächs hatte sie dann geantwortet und gemeint "Sorry XX hatte grad mein Handy, aber keine Sorge ich hatte die ganze Zeit die Kontrolle darüber und wusste was geschrieben wird"

Zack, da war die Angst, die vor einigen Wochen noch abgewunken wurde bestätigt. Weder hat man verhindert, dass da jemand bewusst auf die Wunde Stelle drückt, noch hat man aufgeklärt mit WEM ich da überhaupt schreibe (hätte ichs von anfang an gewusst, hätte ich mich gar nich mehr weiter drum gekümmert und mich später vlt nochmal gemeldet, aber war wohl zu lustig mich in Sorge etwas zappeln zu lassen) und verteidigt hat man mich auch nicht - im Gegenteil, ich wurde noch angeblafft, weil ich die Aktion einfach mega asozial fand von beiden.

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Beitrag Di., 05.07.2016, 10:36

Ich glaube, dass ich eine ziemlich ungesunde Fixierung auf eine Person habe, die im Zusammenspiel mit anderen Faktoren im Endeffekt nicht gut ist.

Die Person lernte ich vor ca 4 Jahren kennen und seitdem herrscht fast täglicher Kontakt. Wir reden über eigentlich alles - es gibt kein Thema, was irgendwie tabu wäre. Leider leide ich unter Zwangsgedanken & Verlustängsten sowie einem geringen Selbstwertgefühl. Nun ist es so, dass genau diese 3 Faktoren eine entscheidene Rolle spielen. Denn durch die ständige Angst die Person zu verlieren und das Nachdenken darüber, sowie durch das geringe Selbstwertgefühl kommen immer wieder Diskussionen und Streitereien auf. Immer um das gleiche Thema eigentlich.

In meinem anderen Thread "Soziales Umfeld aufbauen" kann man das ggf. auch nochmal nachlesen - die Bedürftigkeit. Ständig bin ich eifersüchtig auf andere Freunde dieser Person, vergleiche mich mit denen und spreche die Themen dann auch an (Warum unternimmst du mit XY so viel und mit mir nie?! usw) Die Person fühlt sich dadurch unter Druck gesetzt und hat dann erst recht keine Lust auf mich.

Im Moment herrscht Stille, weil wir uns mal wieder gestritten haben deswegen und ich ihr auch deutlich machte, dass ich mich nicht wertgeschätzt fühle durch dieses... "ablehnende Haltung". Man kommt sich einfach minderwertig vor bei manchen Dingen, wo man einfach sehen kann, dass die Person es ja sehrwohl "geben" kann - nur scheinbar mir ganz speziell nicht. Scheinbar. Der Teufelskreis ist ja folgender: Ich baue Druck (durch ständiges Fragen und Vergleichen) auf - Person hat keine Lust auf mich - Ich fühle mich nicht wertgeschätzt - Ich baue wieder Druck (durch ständiges Fragen und Vergleichen) auf - Person hat keine Lust auf mich.

Wir wissen auch beide, dass das Problem schon eher bei mir liegt, durch diese enorme Unsicherheit, die Angst und dem ständigen Grübeln über alles mögliche und was-wäre-wenn. Eigentlich bräuchte ich die Angst nicht haben - immerhin macht die Person das Ganze ja schon seit vier Jahren mit und ist immernoch da. Aber wäre die Angst rational, wäre vieles wahrscheinlich einfacher.

Ich hab auch schon etliche Erfahrungen gemacht, was den Verlust von Freunden usw. angeht - manche eben auch, weil sie einfach mit meiner Art/mit mir nicht mehr zurecht gekommen sind und es ihnen zu viel wurde. Das macht es aber nicht besser, weil die Angst nur noch größer wird, dass ich diese Person eben auch verliere - und auch noch selbst schuld dran bin. Dabei möchte ich nichts anderes im Prinzip, als eine gute und sichere Freundschaft haben.

Zu der Fixierung... es tut mir unheimlich gut mit dieser Person zu schreiben. Wenn es mir schlecht geht, reicht meistens ein ganz gewöhnliches Gespräch mit ihr - einfacher Smalltalk usw. Wenn ich ihr meine Probleme erzählen kann, fällt mir immer wieder ein Stein vom Herzen - ich fühl mich danach tatsächlich leichter einfach. Aus meiner Sicht ist die Person mein bester Freund - weil ich mit niemandem so offen reden kann, so wenig Angst hab irgendwas zu sagen und mich auch immer darauf verlassen kann, die Wahrheit gesagt zu kriegen - egal wie unangenehm sie sein mag.

Jedenfalls ist jetzt wie gesagt Stille, weil sie ein bisschen Abstand braucht. Es ist für mich kein Problem, wenn wir mal ein paar Tage nicht schreiben können - aber die Umstände?! Ich halte es kaum aus, sie einfach auch in Ruhe zu lassen und hab wahnsinnige Angst davor, einfach weiter in den Hintergrund zu rücken für sie und dann - wie so oft schon - aus ihrem Leben zu verschwinden. In sozialen Medien schau ich ständig nach, ob sie was macht - mit wem und was sie liked und wen sie verlinkt. Wir haben jetzt Vorgestern nicht mtieinander geredet, gestern dann kurz wo sie auch meinte, sie brauche ein bisschen Abstand und heute noch gar nicht. Heute wird es noch auszuhalten sein... aber morgen, übermorgen - es wird einfach immer schlimmer - das Bedürfnis sich zu melden, auszutauschen, sich zu erklären, das Problem zu besprechen und eine Lösung zu finden usw.

Ich will der Person gerne den Freiraum lassen, weil ich auch weiß, dass ich es nur schlimmer mache, wenn ich es nicht tu. Mir fällt es aber unfassbar schwer und es belastet auch meinen Alltag, meine Gedanken und meine Stimmung einfach. Gibt es nicht irgendwas, was man kurzfristig dagegen tun kann? In Therapie bin ich bereits, auch wenn ich an der Wirksamkeit der Therapie zweifel - deshalb sind langfristige Lösungen eher suboptimal. An der langfristigen Lösung bin ich bereits dran. Aber jetzt?! Die nächsten Tage, Wochen... bis die Person ihren Abstand bekommen hat und wieder bereit ist sich mir zu widmen?

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Beitrag Di., 05.07.2016, 15:54

So ganz steige ich noch nicht durch. Im anderen Thread schreibst du, du bist in einer guten Beziehung. Ist deine Beziehung diese Freundin, auf die du so fixiert und eifersüchtig bist? Oder ist deine Beziehung eine Person, um die es in deinen beiden Threads noch nicht ging? Du schreibst hier von 'diese Person' und dass sie deine beste Freundin ist. Das klingt nicht nach Beziehung, sondern nach Freundin. Aber deine Eifersucht klingt nach klammernder Beziehung.
Was sagt deine Beziehung zu deiner Fixierung und Eifersucht bei der Freundin? Ist sie da nicht eifersüchtig? Sie könnte doch die gleichen Sachen sagen, die du zu deiner Freundin sagst. Warum unternimmst du mit deiner Freundin so viel und mit mir nicht? Warum ist sie so wichtig und du besprichst alles mit ihr, aber mit mir nicht?

Für mich klingt die Situation sehr schräg. Und ich fürchte, mit so klammerndem und eifersüchtigem Verhalten sorgst du selbst ziemlich zielsicher dafür, dass sich deine Ängste bewahrheiten und deine Freundin immer mehr auf Abstand gehen wird.

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Beitrag Mi., 06.07.2016, 09:18

Ja, könnte sie wohl, wenn ich denn mit irgendwem anderen als meiner Freundin was unternehmen würde. Mit ihr bespreche ich ja auch alles. Und ich weiß selbst, dass ich selbst dafür sorge... das ist ja das Problem.

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Beitrag Mi., 06.07.2016, 10:53

Hm. Ich finde, du schreibst in Rätseln. Ich verstehe die Beziehung zu 'dieser Person' immer noch nicht. Ist sie auch deine Partnerin oder ist sie 'nur' eine Freundin?
Aber vielleicht ist ja auch gerade das das Problem. Dass euch selber auch eure Beziehung etwas unklar ist oder du dir viel mehr davon versprichst als sie sich. Dass es für dich eine Art Partnerschaft mit gewissem 'Besitzanspruch' ist und für sie nur eine gute Freundschaft von vielen.
Und wenn sie 'nur' eine Freundin ist, welche Rolle spielt dann deine Partnerin in der ganzen Sache? Für dich scheinbar keine große.
Und warum ist es aus deiner Sicht OK, wenn du Partnerin UND Freundin hast, aber bei deiner Freundin hast du ein Problem damit, wenn es noch andere wichtige Personen in ihrem Leben gibt. Ein bisschen unfair.
Aber vielleicht ist deine Freundin ja auch deine Partnerin und ich habe hier nur etwas falsch verstanden.

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Beitrag Mi., 06.07.2016, 11:20

Nein, die Person ist "nur" eine gute Freundin und mit meiner Partnerin hab ich keinerlei Probleme. Das Verhältnis ist auch sehr klar eigentlich, wir sind gute Freunde. Meine Partnerin spielt auch keine Große Rolle bei der Sache, weil es um sie ja nicht geht. Mit ihr ist ja alles in Ordnung soweit. Da gibt es keine Ängste oder sonst was von meiner Seite aus.

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