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Mi., 24.08.2016, 07:47
Ich habe mir einige Beiträge von dir aus dem htmb Forum durchgelesen und mir fällt auf, dass du a) händeringend und beinahe theatralisch nach Hilfe suchst (du schreibst froh (!) zu sein, umgekippt zu sein, weil deine Mutter dann endlich sieht, wie es um dich steht; es würde mich nicht wundern, wenn du das gleiche Spiel mit deinem Therapeuten spielst) und b) keine Hilfe annehmen willst (ich gehe nicht ins Krankenhaus).
Ich denke, dass das ein Muster bei dir ist. Ich habe keinen Zweifel daran, dass es dir gesundheitlich nicht gut geht, aber mein Eindruck ist, dass du dein Leid auch instrumentalisierst und dadurch aufrecht erhälst. Deine Beiträge erwecken auch den Eindruck von Hypochondrie (das will man nicht hören, ich weiß, aber ich finde, es muss hier auch angesprochen werden). Hypochondrie heißt nicht, dass du dir die Beschwerden nur einbildest, Hypochondrie kann diese Beschwerden auch hervorrufen - aber ebenso auch wieder verschwinden lassen, wenn man sich in diese Richtung behandeln lässt. Wie hier schon einmal jemand (Alyssa) schrieb, nur DU kannst dir helfen! Hör auf zu warten, dass da ein Arzt in weiß kommt, dich mitleidig an die Hand nimmt und dir alle Sorgen und Schmerzen nimmt. So funktioniert unser Kassensystem leider nicht. Meine Mutter ist auch seit Jahren sehr krank, auch sehr komplex, und es kostet eine ganze Menge Eigeninitiative und einen Verschleiß an Ärzten, bis man jemanden findet, der einen einen Stück weiter bringt. Wichtig ist aber, dass man sich helfen lässt und nicht nur Selbstdiagnose und -behandlung betreibt. Aber du hast ja genug Zeit und Antrieb, dich mit deiner Krankheit auseinanderzusetzen, also sollte es daran nicht scheitern, dir geeignete Ärzte zu suchen. Auch bei Spezialisten in Krankenhäusern bekommt man (mit Wartezeit) ambulante Termine.
Wenn es dir an Kraft dafür mangelt: dann hilft nur eine Einweisung in ein spezialisiertes Krankenhaus. Basta. Solange du diesen Weg nicht gehen WILLST, dann ist dein Leidensdruck nicht hoch genug oder dein Wille, etwas an der Situation zu verändern, ist nicht groß genug (zB weil du es eigentlich genießt, bemitleidet zu werden und Aufmerksamkeit durch deine Krankheit zu bekommen - die wolltest du offenbar auch von deinem Psychotherapeuten, aber dafür ist er nun einmal nicht da, im Gegenteil, er könnte sogar einen Beitrag dazu leisten, dass deine Gedanken nicht ständig um das Kranksein kreisen - das ist eine Abwärtsspirale).
Ich möchte an dieser Stelle auch sagen, dass dies mein einziger Beitrag dazu bleibt, da ich es auch sehr anstrengend finde, deine Beiträge zu lesen. Alles Gute.
P.S. Die Medizin ist sehr komplex. Nicht umsonst muss man dafür lange studieren und braucht viel Erfahrung. Es ist gut, sich selbst zu informieren, aber überlasse das Behandeln bitte einem erfahrenen Arzt. Es kann sein, dass du einige Ärzte finden wirst, mit denen du nicht gut auskommst. Das ist auch okay, jeder ist nur ein Mensch und du hast das Recht, den Arzt zu wechseln. Ich bin für einen Spezialisten schon einmal 300km gefahren. Aber wenn du glaubst, dass niemand dir helfen kann, dann solltest du wirklich überlegen, ob es nicht vielmehr an dir liegt. Eine Arzt-Patienten-Beziehung ist nur dann erfolgversprechend, wenn beide miteinander arbeiten, nicht gegeneinander oder nur einer arbeitet und der andere verhält sich unkooperativ (zB indem man glaubt, alles besser zu wissen, sich nicht an die Medikation hält usw). Das ist übrigens wissenschaftlich bewiesen.
P.P.S Ein kleiner Erfahrungsbericht von mir, der zum Nachdenken anregen soll. Ich dachte jahrelang, ich hätte etwas am Herzen. Ich hatte aus heiterem Himmel Herzrasen mit langen Aussetzern, Stolperern. Ich dachte manchmal, ich müsste jetzt sterben. Ich ging zu mehreren Kardiologen, ohne Befund. Natürlich denkt man da, die sind alle inkompetent und niemand könne einem helfen. Ich bin dann irgendwann zu einem guten Osteopathen gegangen, der gesehen hat, dass durch meine Ängste mein Zwerchfell komplett verspannt war und meinen Brustkorb zusammengedrückt hat. Mein Herz hatte oft einfach selbst Panik, erdrückt zu werden. Mein Herz war kerngesund, die Kardiologen hatten Recht! Will damit sagen: manchmal muss man auch zulassen, dass es andere Ursachen gibt, wenn nichts gefunden wird. Und zwar Ursachen,man denen man selbst arbeiten kann.