Ist das religiöser Wahn?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Thread-EröffnerIn
yacky
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Beitrag So., 25.05.2008, 12:48

Hallo Elias,
vielen dank für Deinen Beitrag.
Ich weiss jetzt,das ich handeln muss.
Es wird von Tag zu Tag schlimmer.
Jetzt hat Sie schon die Seele von dem heiligen Jakubus
Ich werde sofort morgen die nötigen Schritte in die Wege leiten, und hoffe das ich offene Ohren finde, nicht so wie beim Psychater, der erst handelt, wenn etwas passiert ist.
Ich werde mich auf alle Fälle melden, was ich erreichen konnte.

LG
Yacky

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littleBlackCloud
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Beitrag Mi., 28.05.2008, 18:49

Hallo, ich hab jetzt mal all die Beiträge gelesen und würde gerne wissen wie die Situation im Moment denn aussieht, ich meine, der 31. ist nicht mehr weit weg. Also, konnte man sie schon einweisen? Hat sie sich schon konkreter geäußert?
Ich denke diese Frau ist wirklich gefährlich. Vorsicht ist nun mal wirklich besser als Nachsicht.

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elias
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Beitrag Sa., 31.05.2008, 22:34

Hi,
heute ist der 31., was war los??
elias

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littleBlackCloud
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Beitrag Di., 03.06.2008, 18:15

Wäre schon ganz nett, wenn du uns aufklären könntest was geschehen ist!

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jjgray
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Beitrag Sa., 22.04.2017, 13:39

Vor einigen Monaten habe ich einen 52-jährigen Mann aus Bosnien kennengelernt, der an sich augenscheinlich vordergründig ein etabliertes Leben führt, arbeitet in der Gastronomie, 2 erwachsene Kinder, von der Noch-Ehefrau schon länger getrennt lebend, so nicht gröber auffällig,aufgeschlossen, intelligent, lustig, nett...

Gleich im ersten längeren Gespräch war es ihm offensichtlich ein Anliegen, mitzuteilen, dass er vor ca. 4 Jahren als einschneidendes Erlebnis eine Gotteserscheinung hatte (gehört dem Islam an, betet 5x täglich), in dem ihm offenbart wurde, dass er als "Prophet" der Welt eine Botschaft zu überbringen hätte (so in der Art vom wartenden Paradis nach dem Tode, wenn man es sich denn entsprechend zu Lebzeiten verdient hätte und man solle keine Angst haben...). Das erzählt er mit unumstösslicher Überzeugung und Selbstverständlichkeit, ruhig, aber äusserst beharrlich, erfüllt von der unglaublichen Schönheit dieser Gotteserscheinung...

Als Folge dessen möchte er nun ab Herbst nach Saudiarabien für unbestimmte Zeit, um dort, im Zentrum der Islamlehre, in den Büchern Beweise zu sammeln, um das, was er erlebt hat, der Menschheit glaubhaft zu machen. Die Idee ist, diese Botschaft z.B. über die UNO in New York der ganzen Welt zu überbringen oder auch dem Papst in Rom mitzuteilen.
Daraufhin rechne er mit extremen Medienrummel um seine Person und meint, in Saudiarabien würde man sich seiner annehmen und ihn auch beschützen.
Frappierend ist diese scheinbare Diskrepanz zwischen dieser Fazette seiner Persönlichkeit und einem sonst so "normal" erscheinendem Leben?

Bitte um Meinungen dazu. Danke

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Nico
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Beitrag Sa., 22.04.2017, 13:42

Naja solange du ihm für seine Reise zu den Saudis kein Geld leihen sollst lass ihm doch seine Spinnerei.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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jjgray
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Beitrag Sa., 22.04.2017, 13:46

Nein, Geld will er keines, daher schon mal unverdächtig ;), höchstens gerne eine Reisebegleitung...

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Nico
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Beitrag Sa., 22.04.2017, 14:06

Wie schaut es denn mit dir aus, bist du religiös ?
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)


shesmovedon
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Beitrag Sa., 22.04.2017, 14:37

Jo, als ich psychotisch war, glaubte ich ich sei ein Engel und von Gott gesandt um die Menschen zu missionieren. Was ich dann auch tat so gut ich konnte.

Die Wahrscheinlichkeit, dass er irgendeinem Wahn unterliegt ist relativ groß. Wobei heute erst wieder jemand zu mir meinte, es könnte auch sein, dass ich die inkarnation eines Engels sei und andere das nur als Psychose aburteilten.
Ich bin schon wieder sehr wackelig, was ich wem glauben soll. Aber ich stelle mir dann immer vor, was meine Therapeutin sagt und die würde sagen: Du bist kein Engel und der Kumepl von der Frau aus dem Forum ist auch kein Prophet.
Aber verstehen kann ich ihn gut, es ist schon krass solche Erleuchtungen zu erleben.

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lisbeth
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Beitrag Sa., 22.04.2017, 15:23

Hallo,

ich war mal in meiner Jugend sehr from und religiös. Bin in einer Freikirche aufgewachsen und war auch einige Jahre in der charismatischen Bewegung aktiv. Bin inzwischen seit über 25 Jahren ausgestiegen. Das nur zum Hintergrund.

Auch wenn es jetzt ein christlicher Hintergrund ist und kein muslimischer: In diesen Kreisen ist die Vorstellung, dass Gott zu einem redet, seinen Willen mitteilt, in Bildern und Erscheinungen spricht, relativ "normal". Das ist völlig anders als in der katholischen oder evangelischen "Mainstream"-Kirche. Die Idee dahinter ist: Die Bibel ist voll von solchen Geschichten: Dornbüsche die brennen und sprechen (Moses) oder Gott sagte XY er solle nach ABC gehen oder DEF tun, usw. Warum also - so die Vorstellung dahinter - könne Gott nicht auch heute so zu den Menschen reden, er sei ja immer noch derselbe, es läge also an den Menschen, wenn sie ihn nicht hören/verstehen.

In der Gruppierung wo ich war, gab es dann schon einzelne Menschen, die das dann auf die Spitze getrieben haben: Gott wolle, dass sie als "Missionar" in ein fernes Land gehen - ohne jemals vorher ihr eigenes Land groß verlassen zu haben, ohne Landeskenntnisse, ohne Sprachkenntnisse, ohne praktische Fähigkeiten mit denen sie sich dort evtl nützlich machen könnten oder ihren Lebensunterhalt verdienen könnten. Oder Gott habe ihnen gesagt, dass sie eine Zeitlang als "Obdachloser" unter Obdachlosen leben sollten, weil Jesus auch zu den Ausgestoßenen der Gesellschaft gegangen sei und sich ihrer angenommen hätte. Es geht natürlich immer darum, die "Frohe Botschaft" weiter zu tragen. Es gab aber genauso Menschen, die ganz normal ihren Job hatten, ihre Familie und hin und wieder dann ihre "Erleuchtungen" hatten, von denen sie dann eine Zeitlang gezehrt haben.

Aus der Ferne dürfte es schwierig sein, zu definieren wo die "Normalität" aufhört und wo der Wahn anfängt. Die Übergänge sind mMn sowieso eher fließend. Die Gruppierung, in der ich mit Anfang 20 war, war für mich rückblickend an der Grenze und des öfteren auch mal drüber. Es gab einzelne Dinge, die schon ins Wahnhafte gingen. Vielleicht auch so eine Art "Gruppenwahn" - passiert ja gerne mal in solchen Glaubensgemeinschaften, die ein geschlossenes Weltbild pflegen.

Die Tatsache, dass ein Mensch sehr gläubig ist, und aus dieser Spiritualität heraus dann auch besondere Erlebnisse hat, würde ich allerdings noch nicht als "Wahn" hinstellen, auch wenn manches für Außenstehende oder Nichtgläubige befremdlich anmuten mag. Es sei denn, man definiert die Tatsache selbst, dass jemand an ein "höheres Wesen" glaubt, schon als Wahn. Aber das wäre dann eine Grundsatzdiskussion.

Dein Bekannter behauptet ja nicht, er sei Gott, oder? Ein Prophet ist einer, der von Gott eine Botschaft, einen Auftrag bekommen hat, und die Botschaft, die er verbreiten soll, hört sich für mich jetzt auch nicht total "abwegig" an. Ist ja eher so ein "Fürchtet Euch nicht" - so wie in der Weihnachtsgeschichte. Wenn ihn ein Glaubenserlebnis besonders berührt hat, dann kann es schon sein, dass man auch ein starkes Mitteilungsbedürfnis und Sendungsbewusstsein entwickelt (oder man bringt es schon von vorneherein mit...). Vielleicht muss man auch manches im kulturellen Kontext betrachten, was für uns befremdlich ist, mag in Bosnien wo er herkommt, vielleicht gar nicht so ungewöhnlich sein?

Die Sache mit der UNO und dem Papst? Da scheint für mich schon der Bezug zur Realität schon schwammig zu werden...
Geht er denn in irgendeine Gemeinde oder Gruppierung, wo solche "mystischen" Erfahrungen "gefördert" werden oder zur Normalität gehören? Dann könnte es auch sein, dass er einfach solche "Erlebnisse" hat, weil er gerne dazu gehören möchte.... Weil das eben zum Stil der Gruppierung gehört.

Was sagst du denn zu ihm, wenn er von dem Thema anfängt? Und wie reagiert er dann?
Habt ihr eine Beziehung? Oder seid ihr "nur" befreundet? Wenn ihr eine Beziehung habt - wie ist es dann für ihn als gläubigen Muslim, dass ihr nicht verheiratet seid und du wahrscheinlich nicht konvertiert bist (sind jetzt Annahmen von mir...)?
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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Lockenkopf
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Beitrag Sa., 22.04.2017, 16:46

jjgray hat geschrieben: Sa., 22.04.2017, 13:39 Vor einigen Monaten habe ich einen 52-jährigen Mann aus Bosnien kennengelernt, der an sich augenscheinlich vordergründig ein etabliertes Leben führt, arbeitet in der Gastronomie, 2 erwachsene Kinder, von der Noch-Ehefrau schon länger getrennt lebend, so nicht gröber auffällig,aufgeschlossen, intelligent, lustig, nett...

Gleich im ersten längeren Gespräch war es ihm offensichtlich ein Anliegen, mitzuteilen, dass er vor ca. 4 Jahren als einschneidendes Erlebnis eine Gotteserscheinung hatte (gehört dem Islam an, betet 5x täglich), in dem ihm offenbart wurde, dass er als "Prophet" der Welt eine Botschaft zu überbringen hätte (so in der Art vom wartenden Paradis nach dem Tode, wenn man es sich denn entsprechend zu Lebzeiten verdient hätte und man solle keine Angst haben...). Das erzählt er mit unumstösslicher Überzeugung und Selbstverständlichkeit, ruhig, aber äusserst beharrlich, erfüllt von der unglaublichen Schönheit dieser Gotteserscheinung...
Als gläubiger Mensch ins Paradies kommen zu wollen, ist wohl nichts ungewöhnliches.
Als religiöser Menschen eine Gotteserscheinung zu haben, kommt wohl öfter vor. Es gibt unzählige Geschichten darüber, auch im Christentum.

Und sehr viele ganz normale Moslems glauben, das sie ihre Umgebung mit ihren Überzeugungen beglücken müssen und es ihre Aufgabe ist, andere Menschen auf den "richtigen Weg" zu bringen.
Als Folge dessen möchte er nun ab Herbst nach Saudiarabien für unbestimmte Zeit, um dort, im Zentrum der Islamlehre, in den Büchern Beweise zu sammeln, um das, was er erlebt hat, der Menschheit glaubhaft zu machen. Die Idee ist, diese Botschaft z.B. über die UNO in New York der ganzen Welt zu überbringen oder auch dem Papst in Rom mitzuteilen.
Daraufhin rechne er mit extremen Medienrummel um seine Person und meint, in Saudiarabien würde man sich seiner annehmen und ihn auch beschützen.
Frappierend ist diese scheinbare Diskrepanz zwischen dieser Fazette seiner Persönlichkeit und einem sonst so "normal" erscheinendem Leben?
Pilgerreisen nach Mekka gehören zu den Pflichten eines gläubigen Moslems.
Allerdings, vor der Uno und dem Papst sprechen zu wollen, das ist Realitätsverlust hoch drei.

Ich würde auch sagen, laß ihn machen. Vielleicht tut ihm ja die Mekkareise gut und er gewinnt Boden unter den Füßen.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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jjgray
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Beitrag Sa., 22.04.2017, 18:38

Vielen Dank für die ausführlichen Rückmeldungen.

Ich bin selber evangelisch, würde mich schon als gläubig bezeichnen, was ja nicht unbedingt mit der "Amtskirche" zu tun haben muss.

Zugegebenermassen hatte ich beim ersten Konfontiertwerden mit dieser Geschichte erstmal schon einen Anflug von Fluchtreflex, bin aber dann doch sitzen geblieben und mittlerweile unterhalten wir uns häufig darüber, wobei man dann letzlich immer endet an der Mauer der für ihn abslouten Unumstösslichlichkeit und des ausser Frage Stehens seiner Absicht.

Dieser wir auch alles untergeordnet, also auch wenn er mir als Frau sehr viel entgegenbringt und das auch zum Ausdruck bringt (von Heirat redet, dass er sich wünscht, ich käme mit etc.), wird alles, auch jegliche Beziehung, hinter dieser grossen Aufgabe, die er sich gesetzt hat, zurückstehen müssen und gegebenenfalls auch auf der Strecke bleiben, abgesehen davon, dass Mitkommen in meinem Umfeld sowieso absolut kein Thema für mich ist.

Es hat auch gar keine radikalen Tendenzen oder Bekehrungsversuche, alles ganz moderat, aber absolut beharrlich.

Es ist auch nicht wirklich die übliche Reise nach Mekka, sondern tendentiell eher die Idee für immer dort zu bleiben, weil in seiner Vorstellung man ihn dann dort mit offenen Armen aufnehmen und beschützen wird.

Also ich bin jetzt eigentlich auf dem Standpunkt, dass ich ihm seine Idee lasse und akzeptiere, aber doch versuche, ihn sanft darauf anzusprechen, welches Szenario er sich für sein Leben vorstellen könnte, wenn der Plan nicht so aufgeht, wie er sich das ausmalt (von wegen UNO, Papst etc.), weil die Welt vermutlich nicht grade auf seine Botschaft wartet. Das wird zögerlich oberflächlich beantwortet, ist aber merklich nicht wirklich eine Option für ihn, weil er ja zu wissen glaubt, dass sein Auftreten weltbewegend wird grosses Aufsehen nach sich ziehen wird etc.

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Nico
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Beitrag Sa., 22.04.2017, 19:00

Also meine Meinung:
Jemand der nicht selbst seeehr Religiös ist, wird an der Seite so eines Menschen früher oder später vor die Hunde gehen.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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jjgray
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Beitrag Sa., 22.04.2017, 20:46

Ja, hat wohl realistischerweise ein Ablaufdatum....

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Lockenkopf
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Beitrag Sa., 22.04.2017, 21:17

Ok, dann will ich mal aus dem Nähkästchen plaudern.
Ich bin Katholikin und mit einem (nicht sehr religiösen) Moslem seit über 30 Jahren verheiratet.
Mein Mann entstammt einer traditionellen islamischen Familie.

Und deshalb stelle ich jetzt mal die These auf, wenn Du deine Identität und Religion behalten willst, so eine enge dauerhafte Partnerschaft mit einem religiösen Moslem nicht möglich.

Und wenn Du jetzt fragst, wie wir das gemacht haben? Mein Mann hat mich mit meiner Religion akzeptiert, so wie ich ihn. Er wurde deswegen von seiner Familie verstoßen. Von anderen Moslems hält er sich fern, um sich nicht für sein Leben und das seiner Kinder rechtfertigen zu müssen.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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