Keine Kontrolle über den Alkohol

Dieser Bereich dient zum Austausch über Entzug, Entwöhnung und Therapie von substanzbezogenen Abhängigkeiten (wie Alkohol, Heroin, Psychedelische Drogen, Kokain, Nikotin, Cannabis, Zucker,..)
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abraza
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Beitrag Mo., 25.03.2013, 21:50

Hallo! Ich schalt mich bei euch da gleich einmal dazu...
Komme auch aus einer Alkoholikerfamilie. Bin gerade dabei von zuhause auszuziehen, weil es irgendwann
einfach nicht mehr geht... Ich bemerke leider an mir immer wieder, dass ich den Alkohol als "Bewältigungsstrategie"
in schwierigen Zeiten verwende. Hab gedacht, ich könnte hier mal manche Erfahrungen teilen, bzw. von anderen hören...
" [...] und der Vergangenheit Sonnenstrahl blickte herein, [...]"
Goethe

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Henrike76
Forums-Gruftie
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Beitrag Mo., 25.03.2013, 22:49

Hallo Clarice,

das ist erfreulich dass Du den kalten Entzug ohne Komplikationen geschafft hast.
Dann evtl. deshalb, dass Du körperlich nicht abhängig warst (bist).

Es gehört aber nicht in ein PT-Forum so ein Wahnsinn! Wenn man es nicht weiss, ist ein Entzug als Eigenexperiment äusserst gewagt! Da können lebensbedrohliche Komplikationen auftreten (wieso der Mod. da nix zu sagt??)!
In der Klinik wirst Du da alle 3 Stunden geweckt zur Puls und Blutdruckkontrolle!
Wird aber auch im Hartz4-Spät-TV z.B. beim Lanz mit geprahlt!
Wurde mir auch von nem Depp der Guttempler zu geraten!

Vorsicht vor diesen Experimenten! Lieber für 9 Tage in die Klinik dafür!

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Nico
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Di., 26.03.2013, 06:06

@Henrike76
Na na na, also so tragisch sehe ich das aber nicht.
Natürlich k a n n es bei einem kalten Alkoholentzug zu Komplikationen kommen, allerdings ist das eher selten und wenn, treten meist schon so rechtzeitig Probleme auf, dass man dann noch immer reagieren kann.
Ich halte es für ganz nützlich wenn man den Entzug ein bisserl spürt und ihn nicht wie einst der gute Harald in den Tiefschlaf verlegt, wohin es ihn gebracht hat ist ja bekannt.

@abraza
Um Erfahrungen teilen zu können, musst du aber schon ein bisserl mehr erzählen.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Henrike76
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Beitrag Mi., 27.03.2013, 08:42

Hallo Nico,

woher hast Du Deine Erfahrungswerte zum kalten Entzug? Aus der Mottenkiste?

Bekannt ist, dass Alk-Missbrauch oft Bluthochdruck verursacht! Bei mir war der aber 4 Monate nach dem Entzug noch jenseits von Gut und Böse. Beim Entzug war der so unnormal, dass die Pfleger Angst bekamen (mir wäre das da ja noch fast egal gewesen).

Ich warne davor sowas zu verharmlosen und schiebe Dir den schwarzen Peter zu wie auch denen, die das aus der "Fachszene" empfehlen.

Vielleicht kann mal jemand von der medizinischen Fachseite dazu Stellung beziehen!

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Ressourcine
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Beitrag Mi., 27.03.2013, 12:22

Eine kurzfristiges Absetzen von Alkohol oder Benzodiazepinen oder auch eine Dosisreduktion kann bei bestehender Abhängigkeit unter anderem einen epileptischen Anfall oder/und ein Entzugsdelir/ Delirium tremens auslösen.
(beides leicht nachzugooglen)
und beides per se potentiell lebensbedrohlich.

Je nach individueller Veranlagung kann dies auch bei "leichter" Abhängigkeit passieren, vor allem der epileptische Anfall. (dies nur nebenbei erwähnt- manche denken sich, so etwas passiert nur den klassischen, ins persönliche Klischeebild passenden, "schweren" Alkoholikern)

Bei einer bestehenden körperlichen Abhängigkeit würde ich dringend davon abraten, eigenständig kalt zu entziehen- zu schwerwiegend und fatal können die möglichen Folgen sein.
Unter ärztlicher Aufsicht und/oder in einer Klinik zu entziehen heisst übrigens NICHT, dass man vom Entzug nichts spürt und "geheilt" wieder aufwacht. Es werden zwar schon die schlimmsten Entzugserscheinungen gemildert, um eben das Risiko möglicher Komplikationen des Entzugs zu reduzieren, die persönliche "Entzugserfahrung" bleibt aber eindrucksvoll genug.
Vielleicht wird es ja anderswo praktiziert, jemanden im Entzug in einen künstlichen Tiefschlaf zu versetzen bis das schlimmste vorbei ist. Dies ist jedoch nicht üblich und wird sicher nicht regulär praktiziert.

Ich wäre sehr vorsichtig, jemanden zu raten, es "auf die harte Tour" zu versuchen; das Risiko einer Komplikation ist groß und die Möglichkeit bleibender Schäden, auch neurologischer Art, durchaus realistisch.

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Nico
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Beitrag Mi., 27.03.2013, 12:41

Ok, vor soviel Wiki - Fachwissen beuge ich Unwissender mich natürlich und räume das Feld.
Ich bin weder Arzt noch Fachmann, ich schreibe bloß aus der Erfahrung heraus die ich aus meinem eigenen Entzug und aus jahrzehntelangem Umgang mit nassen und trockenen Alkoholikern habe.
Raten tue ich sowieso zu überhaupt nix, hat ja jeder ohne meinen Rat zu saufen begonnen also kann auch jeder ohne ihn aufhören.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Henrike76
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Beitrag Mi., 27.03.2013, 13:29

@ Ressourcine:
Ganz herzlichen Dank für Deine Aufklärung.
Das ist das was gefordert ist in so einem Forum, eine klare Aussage für oder gegen den kalten Entzug!


[quote="Nico" Raten tue ich sowieso zu überhaupt nix.[/quote]
Hallo Nico,

in Deinem Post schreibst Du indirekt genau das, nämlich das der kalte Entzug selten Probleme hervorruft!
Was ist selten, wenn von 100 die es machen 3 abnippeln, 2 ne Psychose kriegen oder sonstige neurologische Schäden davontragen? Ist es für Dich dann OK?

Hab manchmal den Eindruck gerade bei den anonymen Suchthelfern sind auch einige Scharlatane dabei!

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Nico
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Beitrag Mi., 27.03.2013, 13:44

Für deine Kotz - Anfälle bist du selbst verantwortlich.

Als anonymer Suchthelfer fühle ich mich nicht angesprochen, bist du etwa ein professioneller ? Würde einiges erklären..

Aber schau: wenns dir weiterhilft, hast du halt Recht und ich bin im Unrecht, passt's so ?

Ich finde es toll, dass du hier salbungsvoll jedem Alkoholiker rätst nur ja nicht etwa einen Tag weniger zu saufen weil das ja soooo gefährlich ist.

Ich bin jedenfalls aus dieser hochnotpeinlichen Pseudo - Wissens - Diskussion draussen.

Tschüüüssssssss
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abraza
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Beitrag Mi., 27.03.2013, 17:42

@ Nico
Tja... natürlich kann ich mehr erzählen. Wenn das nur immer so einfach wäre, außerdem bin ich mir nicht sicher, ob ich dafür hier richtig bin. Bei den Diskussionen hier gehts ja eher weniger um Erfahrungen in diesem Sinne.

Aber gut, dann starte ich mal... um ein paar Beispiele zu bringen.
Tja, meine Mutter gestand mir öfters im Rausch, dass sie sich umbringen werde. Hat sie zwar nie getan, naja... war trotzdem nie schön zu hören. Einmal fing sie an Gläser auf den Boden zu werfen, weil sie meinte, die wären "bruchsicher" - waren sie nicht... Sie war schwer einzuschätzen, mal lag sie halb bewusstlos auf der Couch, mal war sie übermotiviert und stand den ganzen Tag in der Küche. Mein Vater war öfters tagelang weg, man wusste nicht wo er ist. Irgendwann kam er dann total "voll" wieder heim...

Irgendwie würd ich mich freuen, von jemand zu hören, der solche Situationen nachempfinden kann. Natürlich wünsch ich das ja eigentlich keinem...
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Nico
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Beitrag Mi., 27.03.2013, 17:52

Stimmt, um Erfahrungen in diesem Sinne geht es in diesem Thread weniger, aber es gibt hier im Forum einige die diese Erfahrungen mit dir teilen und mit denen könntest du dich sicher darüber unterhalten.

Mit mir könntest du eher über deine eigenen Erfahrungen mit Alkohol, die du ja auch hast, reden bzw. schreiben.
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Ressourcine
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Beitrag Mi., 27.03.2013, 19:17

Der Vollständigkeit halber (und da mir nicht bewusst war, dass man meinen obigen post anscheinend auch als Aufforderung oder Rechtfertigung sehen könnte, munter weiter zu saufen), möchte ich gerne meinen obigen Beitrag um folgendes ergänzen:

Alkohol zerstört.
Den eigenen Körper, die eigene Psyche, den Intellekt, die Psyche anderer nahestehender Personen, die berufliche Karriere, Familien, Freundschaften, Beziehungen,...etc.
Wenn jemand so weit ist, sich selbst (und anderen) eingestehen zu können, ein Suchtproblem zu haben und daran arbeiten will bzw vom Alkohol loskommen will, so ist das ein erster wichtiger und sehr großer Schritt in die richtige Richtung.
Umso tragischer finde ich persönlich es aber , wenn diese Person dann zuhause während eines Entzugsanfalls stirbt oder sich schwer verletzt.
(und nein, das stimmt nicht aus wikipedia, sondern aus meinem persönlichen Erfahrungsschatz)

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Nico
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Beitrag Mi., 27.03.2013, 20:35

Du ich kenne auch einen der seinen Entzug ganz vorschriftsmäßig in der Klinik gemacht hat und 2 Wochen nachdem er wieder daheim war gestorben ist. Kommt alles vor und läßt sich nicht immer vermeiden. Ich kenne auch einige die viele Entzüge in Kliniken gemacht haben und immer wieder Rückfällig wurden, dann plötzlich haben sie aus heiterem Himmel einen kalten Entzug gemacht, einfach aufgehört zu saufen und blieben trocken.
Ja ich weiß, es kann auch ins Auge gehen, aber unter den wirklich vielen Ex - Alkoholikern die ich kenne, ist es bei keinem einzigen schief gegangen.

Als Alkoholiker kann man nur einen einzigen Fehler machen und der ist weiterzutrinken.
Jeder Weg aufzuhören ( egal ob im Tiefschlaf, in der Klinik oder mit kaltem Entzug) ist 10000000000x besser als einfach weiterzutrinken.

Was ist eigentlich tragisch daran wenn ein Alkoholiker beim Entzug stirbt ?
Warum ist es tragischer als wenn er sich zu tode sauft ?
Ein Entzug macht aus einem Saufkopf keinen wertvolleren Menschen, Entzüge kann man im Monatsrhytmus machen.
Ich kenne Alkoholiker die haben in diversen Kliniken schon Aufnahmesperre weil sie schon Stammgäste waren.

Aber du und Henrike habt natürlich Recht, was weiß ich schon.....
Sind nur meine Erfahrungen aus etwa 35 Jahren.
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Ressourcine
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Beitrag Mi., 27.03.2013, 22:16

Nico, die Frage hier ist doch nicht: "Trinken oder nicht- trinken", sondern "ist es gefährlich kalt zu entziehen"

jedenfalls habe ich es so verstanden und dementsprechend geantwortet. Ich gebe dir hundertprozentig recht, dass alles besser ist als weiterzutrinken.
Ich möchte Dir auch gar nicht Dein Wissen und Deine Erfahrung absprechen- sieh doch bitte nicht all meine Beiträge gegen Dich gerichtet!
Umgekehrt finde ich es ehrlich gesagt etwas verletzend, dass Du anderen jegliches Wissen oder Erfahrung absprichst- kann es nicht sein, dass wir alle, die wir in irgendeiner Form Erfahrung mit Alkohol oder Alkoholikern gemacht haben, etwas zu sagen haben, das vielleicht irgendwem in irgendeiner Form helfen kann?
Nur darum geht es nämlich meiner Meinung nach: anderen, die gerade UNterstützung brauchen, zu helfen mit dem Wissen oder der Erfahrung, die wir selbst schon gemacht haben.

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ira
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Beitrag Mi., 27.03.2013, 22:27

abraza hat geschrieben: Irgendwie würd ich mich freuen, von jemand zu hören, der solche Situationen nachempfinden kann. Natürlich wünsch ich das ja eigentlich keinem...
http://www.nexusboard.net/index.php?siteid=1381

Vielleicht da?

Viele Grüße
ira

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Nico
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Beitrag Do., 28.03.2013, 06:03

@Ressourcine

Oh ich hab kein Problem damit eure Erfahrungen zu akzeptieren, ich reagiere nur entsprechend wenn im Zusammenhang mit einem meiner Postings dann solche Sätze fallen:

"Hab manchmal den Eindruck gerade bei den anonymen Suchthelfern sind auch einige Scharlatane dabei "

Ich habe euch doch schon mehrmals ausdrücklich Recht gegeben und bekundet dass ich im Unrecht bin, reicht das nicht ?
Ich lege überhaupt keinen Wert darauf Recht zu haben.
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