Ich fühl mich durch Berufstätigkeit unfrei

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Lachtränen
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 24
Beiträge: 119

Ich fühl mich durch Berufstätigkeit unfrei

Beitrag Mo., 14.06.2010, 07:51

Hallo!

Eigentlich hab ich meine berufliche Unzufriedenheit immer auf meinen aktuellen Job geschoben, aber mittlerweile glaube ich, es ist ein allgemeines Problem.

Ich empfinde 'die Arbeit' als absoluten Eingriff in meine persönliche Freiheit. Als Zwang, als Muss.
Ich muss hingehen, ich muss die Regelzeit absitzen, der Arbeitgeber darf über mich bestimmen, ich darf mich nicht frei bewegen.
Da es aber sicher vielen Menschen so geht, komme ich mir erst recht faul und undankbar vor.

Meine Verzweiflung an dieser Abhängigkeit vom Arbeitgeber, von der Anerkennung der Gesellschaft ist zur Zeit so groß, dass ich lieber gar nicht leben würde, als den Großteil meiner Zeit im ungeliebten Beruf zu verbringen.

Wobei, im Urlaub ist mir immer langweilig, weil der geregelte Tagesablauf fehlt, ich möchte schon 'etwas tun'. Nur zweifle ich daran, jemals einen Job zu finden, den ich wirklich gerne mache (weil ich nicht mal eine Idee habe, was mir dauerhaft gefallen könnte).

Mittlerweile haben sich auch psychosomatische Probleme entwickelt, Reizdarmsyndrom nur während der Arbeitszeit, im Urlaub und an Wochenenden ist Ruhe.
Ich war seit letztem Herbst viermal mit Magen-Darm krank, einmal mit schlimmer Erkältung.
Davor hatte ich nur ein, maximal zweimal im Jahr eine stinknormale Erkältung.

Ja, ich stell mich an!
Nur wie komm ich bloß aus dieser Falle raus?

Werbung


Eremit
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 80
Beiträge: 8876

Beitrag Mo., 14.06.2010, 07:57

Lachtränen hat geschrieben:Nur wie komm ich bloß aus dieser Falle raus?
Wie hoch darf denn der Preis sein, um aus dieser Falle hinauszukommen?

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Lachtränen
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 24
Beiträge: 119

Beitrag Mo., 14.06.2010, 08:04

Sagen wir es so: Wenn ich nicht unbedingt Geld bräuchte, um meine Tiere zu finanzieren, wäre meine aktuelle Lösung der komplette Ausstieg!
Alles verkaufen und mit dem Rucksack durch die Lande ziehen. Arbeit nur gegen Unterkunft und Verpflegung, sonst Containern.

Zur Zeit leider eine unrealistisch Vorstellung - und wenn ich doch alt und grau werden will, irgendwie trostlos.


Eremit
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 80
Beiträge: 8876

Beitrag Mo., 14.06.2010, 08:13

Lachtränen hat geschrieben:Sagen wir es so: Wenn ich nicht unbedingt Geld bräuchte, um meine Tiere zu finanzieren, wäre meine aktuelle Lösung der komplette Ausstieg!
Das heißt, Du arbeitest im Grunde für den Luxus (der Haustierhaltung, Nutztiere werden's wahrscheinlich keine sein).

Somit ist der Verzicht auf diesen Luxus der Preis, den Du zahlen müßtest.

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Lachtränen
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 24
Beiträge: 119

Beitrag Mo., 14.06.2010, 08:21

Ja, im allgemeinen Sinne sind es 'Luxusgegenstände', im speziellen für mich selbstverständlich 'Familie' - verzichten geht nicht, der Verantwortung und der Zuneigung wegen.

Also muss/will ich mich irgendwie ändern, ich weiß nur nicht wie!

Vielleicht sollte ich nicht unerwähnt lassen, dass ich neben den Austiegsfantasien auch immer wieder fühle, dass ich etwas erreichen will. Es geht nicht um Macht oder Geld, 'nur' um berufliche Glückseligkeit und Anerkennung.


Eremit
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 80
Beiträge: 8876

Beitrag Mo., 14.06.2010, 08:38

Lachtränen hat geschrieben:Meine Verzweiflung an dieser Abhängigkeit vom Arbeitgeber, von der Anerkennung der Gesellschaft ist zur Zeit so groß, dass ich lieber gar nicht leben würde, als den Großteil meiner Zeit im ungeliebten Beruf zu verbringen.
Wenn Du Dich ausklinkst und mit Deinem Rucksack durch die Lande ziehst, bist Du ebenso von schneller Arbeit mit Bezahlung abhängig, denn Du willst schließlich etwas zu Essen, Unterkunft, medizinische Versorgung und Luxusgüter, oder? Selbst, wenn Du im Dschungel fernab der Zivilisation leben würdest, wärst Du nicht frei von Arbeit, weil Du dann immer noch jagen oder Beeren und Wurzeln suchen mußt...
Lachtränen hat geschrieben:Wobei, im Urlaub ist mir immer langweilig, weil der geregelte Tagesablauf fehlt, ich möchte schon 'etwas tun'. Nur zweifle ich daran, jemals einen Job zu finden, den ich wirklich gerne mache (weil ich nicht mal eine Idee habe, was mir dauerhaft gefallen könnte).
Eine Beobachtung, die ich sehr, sehr oft gemacht habe: Fast alle Menschen kommen erst um die dreißig drauf, was sie aus ihrem Leben wirklich machen wollen - der Beruf weicht nach und nach der Berufung. Um zu wissen, was Deine Berufung ist, mußt Du auch einiges ausprobieren, Dich verändern. Gibt es Dinge, die Du schon immer gerne machen wolltest, welche Du Dir hinsichtlich Zeit und Geld leisten kannst? Probiere Neues! Lerne Dich besser kennen, Dich in den unterschiedlichsten Situationen. Das hilft Dir auf Dauer. Es ist zwar oft anstrengend, lohnt sich aber. Am Prinzip dessen, daß Du irgendwo Deinen Lebensunterhalt herbekommen mußt, kannst Du nichts ändern, willst Du auch gar nicht. Ein Jobwechsel wäre vielleicht ein erster Schritt, vielleicht ein neues Umfeld, vielleicht Hobbies, hm?
Lachtränen hat geschrieben:Da es aber sicher vielen Menschen so geht, komme ich mir erst recht faul und undankbar vor.
Im Gegensatz zu Dir machen sich diese Menschen meistens nicht so viele Gedanken über ihr Befinden, und schwupps, auf einmal wird aus dem Reizdarmsyndrom Darmkrebs. Daß Du Dir Gedanken über eine Lösung des Problem machst, ist ja schon einmal ein guter Schritt. Was sicher kein guter Schritt ist, ist, sich Schuldgefühle einzureden, denn das bringt gar nichts - außer noch mehr Krankheitszustände...

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Lachtränen
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 24
Beiträge: 119

Beitrag Mo., 14.06.2010, 09:04

Eremit hat geschrieben:Wenn Du Dich ausklinkst und mit Deinem Rucksack durch die Lande ziehst, bist Du ebenso von schneller Arbeit mit Bezahlung abhängig, denn Du willst schließlich etwas zu Essen, Unterkunft, medizinische Versorgung und Luxusgüter, oder?
Schon, nur wäre ich in dem Sinne 'frei', dass ich mir bei Ungehagen ganz schnell einen neuen Arbeitgeber suchen könnte. Ist doch eh nur Spinnerei
Und am allerbesten wäre ein Selbstversorgerhof, da muss man zwar richtig viel schuften, aber nur für sich selbst und nicht für den Reingewinn anderer Leute.
Eremit hat geschrieben:Eine Beobachtung, die ich sehr, sehr oft gemacht habe: Fast alle Menschen kommen erst um die dreißig drauf, was sie aus ihrem Leben wirklich machen wollen - der Beruf weicht nach und nach der Berufung.
Aber 'um die dreißig' íst noch ewig hin...
Eremit hat geschrieben:Ein Jobwechsel wäre vielleicht ein erster Schritt, vielleicht ein neues Umfeld, vielleicht Hobbies, hm?
Über einen Jobwechsel denke ich schon lange nach, wirklich gefallen tut mir keins der Stellenangebote.
Ich hab Angst, mich wieder und wieder falsch zu entscheiden und nie anzukommen.
Aktuell bin ich am überlegen, ob ich nicht doch studieren möchte. Das entspringt meinem Wunsch nach etwas 'Größerem' und sicher auch dem Bedürfnis, die eigentliche Berufswahl noch weiter vor mir herzuschieben.

Neues Umfeld...ich würde mich gerne engagieren, am liebsten politisch. Scheitert an der Umsetzung, das Berufsleben raubt mir doch jede Zeit
Und ich bin auch zu unsicher, meine sozialen Kompetenzen sind bei Langzeitbindungen eher ungenügend.

Hobbies hab ich, bzw. ein ganz wichtiges und zeitaufwendiges - mein Pferd.
Eremit hat geschrieben:Was sicher kein guter Schritt ist, ist, sich Schuldgefühle einzureden, denn das bringt gar nichts - außer noch mehr Krankheitszustände...
Freiwillig mach ich da gar nichts, die Schuldgefühle kommen von ganz alleine.


Eremit
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 80
Beiträge: 8876

Beitrag Mo., 14.06.2010, 10:06

Lachtränen hat geschrieben:Schon, nur wäre ich in dem Sinne 'frei', dass ich mir bei Ungehagen ganz schnell einen neuen Arbeitgeber suchen könnte.
Das glaubst Du nur. Stelle Dir mal vor, Du stehst irgendwo im Nirgendwo, Autobahnraststätte und Wirtshaus, und Deine einzige Möglichkeit, etwas zu essen zu bekommen, ist, in dieser Bude Kellnerin zu spielen, mit all den unter Umständen negativen Folgen - anzügliche Bemerkungen der Gäste, ein Wirt, der sich Dein Trinkgeld ergaunert...
Lachtränen hat geschrieben:Und am allerbesten wäre ein Selbstversorgerhof, da muss man zwar richtig viel schuften, aber nur für sich selbst und nicht für den Reingewinn anderer Leute.
Du hast aber durch Deine jetzige Tätigkeit auch einen Luxus, der Dir dann verwehrt wäre. Du müßtest noch weit genügsamer werden als jetzt, viel, viel mehr...
Lachtränen hat geschrieben:Aber 'um die dreißig' íst noch ewig hin...
Die Zeit brauchst Du auch, um Dich kennen zu lernen.
Lachtränen hat geschrieben:Aktuell bin ich am überlegen, ob ich nicht doch studieren möchte. Das entspringt meinem Wunsch nach etwas 'Größerem' und sicher auch dem Bedürfnis, die eigentliche Berufswahl noch weiter vor mir herzuschieben.
Von einem Studium als Zeitvertreib ist abzuraten, aus den verschiedensten Gründen, wie Du Dir denken kannst.
Lachtränen hat geschrieben:Neues Umfeld...ich würde mich gerne engagieren, am liebsten politisch. Scheitert an der Umsetzung, das Berufsleben raubt mir doch jede Zeit
Und ich bin auch zu unsicher, meine sozialen Kompetenzen sind bei Langzeitbindungen eher ungenügend.
Gerade die soziale Komponente muß am Besten ausgeprägt sein, sonst wirst Du keinen Erfolg in der Politik haben. Vitamin B ist nicht nur in der Politik das A und O, aber dort ganz besonders...
Lachtränen hat geschrieben:Hobbies hab ich, bzw. ein ganz wichtiges und zeitaufwendiges - mein Pferd.
Also hast Du eigentlich schon Dein Steckenpferd gefunden, quasi wortwörtlich.
Lachtränen hat geschrieben:Freiwillig mach ich da gar nichts, die Schuldgefühle kommen von ganz alleine.
Schuldgefühle kommen nicht von allein. Erst sind es andere Menschen, die dafür sorgen, und schließlich übernimmt man das Konzept und erzeugt und erhält sie selbst.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Lachtränen
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 24
Beiträge: 119

Beitrag Mo., 14.06.2010, 10:32

Eremit hat geschrieben:Du hast aber durch Deine jetzige Tätigkeit auch einen Luxus, der Dir dann verwehrt wäre. Du müßtest noch weit genügsamer werden als jetzt, viel, viel mehr...
Woher weißt du, wie genügsam ich bin? Ich will sehr vieles, auch materiell (Auto, Urlaub, Shoppen)...gebe mich aber auch gerne mit den schönen Sachen zufrieden, die ich bereits habe (Wohnung, Pferd), . Ich will durch den Beruf kein Geld scheffeln, nur meine Rechnungen bezahlen.
Eremit hat geschrieben:Die Zeit brauchst Du auch, um Dich kennen zu lernen.
Ich kenn mich schon, verbringe ja genug Zeit mit Nachdenken und Grübeln
Und hab ganz ehrlich keine Ausdauer mehr, es muss jetzt bald einen Lichtblick geben...
Eremit hat geschrieben:Von einem Studium als Zeitvertreib ist abzuraten, aus den verschiedensten Gründen, wie Du Dir denken kannst.
Eben deswegen zweifele ich. Evtl. würden sich aber auch ganz neue Perspektive ergeben.
Eremit hat geschrieben:Also hast Du eigentlich schon Dein Steckenpferd gefunden, quasi wortwörtlich.
Schon, bekomm ich nur leider nicht bezahlt, sondern muss sogar noch selbst Geld dafür ausgeben
In den letzten Jahren hab ich festgestellt, dass mir das schönste Hobby für das Lebensglück nichts bringt, solange ich trotzdem den Hauptteil des Tages mit einer ungeliebten Arbeit beschäftigt ist.
Ich seh nur den Unterschied 8 Stunden - 2-3 Stunden.


Eremit
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 80
Beiträge: 8876

Beitrag Mo., 14.06.2010, 11:32

Lachtränen hat geschrieben:Woher weißt du, wie genügsam ich bin?
Lachtränen hat geschrieben:Ich will durch den Beruf kein Geld scheffeln, nur meine Rechnungen bezahlen.
Deshalb.
Lachtränen hat geschrieben:Ich kenn mich schon, verbringe ja genug Zeit mit Nachdenken und Grübeln
Man lernt sich nicht durch Nachdenken und Grübeln kennen, sondern durch das Leben...
Lachtränen hat geschrieben:Eben deswegen zweifele ich. Evtl. würden sich aber auch ganz neue Perspektive ergeben.
Was würde Dich denn interessieren hinsichtlich Studienrichtungen?
Lachtränen hat geschrieben:In den letzten Jahren hab ich festgestellt, dass mir das schönste Hobby für das Lebensglück nichts bringt, solange ich trotzdem den Hauptteil des Tages mit einer ungeliebten Arbeit beschäftigt ist.
Hättest Du das Pferd nicht, würde es Dir aber noch viel schlechter gehen, oder?
Lachtränen hat geschrieben:Ich seh nur den Unterschied 8 Stunden - 2-3 Stunden.
Entsprechend müßte Deine Erwerbstätigkeit eine besondere Qualität haben. Hast Du denn ein überragendes Talent, welches so viel Geld einbringt, daß Du es Dir leisten kannst, so wenig zu arbeiten?

Benutzeravatar

luftikus
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 50
Beiträge: 1923

Beitrag Mo., 14.06.2010, 11:53

Darf ich mich in dieses Thema dazugesellen?

Denn die Problematik beschäftigt mich auch schon, seitdem ich berufstätig bin. Bisher bin ich ja davon ausgegangen, dass es an meinem ungeliebten Beruf liegt, dass ich mich durch die Arbeit mein Leben lang schon eingeschränkt und eingeengt gefühlt habe. Möglicherweise liegt es aber auch an meiner Persönlichkeitsstruktur, dass ich Schwierigkeiten habe, einer normalen Berufstätigkeit nachzugehen.

Generell habe ich ein Problem damit, dass
- der Arbeitgeber in großem Maße über meine Zeit verfügen darf
- der Arbeitgeber auch über mein Denken und meine Empfindungen bestimmen darf.
- sich meine bisherigen Tätigkeiten stets nur in einem sehr eingeschränkten Themenrahmen bewegt haben. Es geht halt immer nur um einen ganz spezifischen Aufgabentyp, aber um nichts anderes. Und genau diese Beschränktheit löst Langeweile aus.

Meine Arbeitszeit empfinde ich fast an jedem Tag wie einen großen blinden Fleck. Nach dem Betreten des Büros muss ich meine Fantasie, meine Leidenschaften, meine Interessen gewissermaßen abschalten, und nach Feierabend kann ich sie wieder anschalten. Übrig bleibt eine Art von grauer Fläche, an die ich mich in der Regel später nicht mehr konkret erinnere. Lebenswerte Lebensinhalte finden nur außerhalb der Arbeitszeit statt, und nur an diese erinnere ich mich später noch...
Wobei, im Urlaub ist mir immer langweilig, weil der geregelte Tagesablauf fehlt, ich möchte schon 'etwas tun'.
Das ist allerdings bei mir ein Unterschied. Im Urlaub hab ich mich eigentlich noch nie gelangweilt. Normalerweise verreise ich, weil ich es liebe, andere Länder, Sprachen, Kulturen kennenzulernen. Aber auch wenn ich zuhause bleibe, dann verbringe ich meine freie Zeit in Bibliotheken, Museen, Ausstellungen usw. Das Leben ist so voller spannender Dinge, dass mir der längste Urlaub noch zu kurz wäre, um sie zu entdecken...

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Lachtränen
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 24
Beiträge: 119

Beitrag Mo., 14.06.2010, 11:58

Eremit hat geschrieben:Man lernt sich nicht durch Nachdenken und Grübeln kennen, sondern durch das Leben...
Das mach ich nebenher auch noch, ist bislang aber wenig ergiebig gewesen.
Ich bin für alles was mich anspicht, auf die eine oder andere Art leider ungeeignet. Psychisch oder Physisch.
Eremit hat geschrieben:Was würde Dich denn interessieren hinsichtlich Studienrichtungen?
Hm, wirklich interessant wäre für mich: Biologie, Ökologie, Soziale Arbeit, Politikwissenschaften.
Hab aber leider nur eine schlechte Fachhochschulreife, daher fällt die Auswahl um einiges kleiner aus, wenn nicht durch die Standortgebundenheit sogar verschwindend gering.
(Und was ich nach dem Studium genau machen möchte, weiß ich selbstverständlich eh nicht)
Eremit hat geschrieben:Hättest Du das Pferd nicht, würde es Dir aber noch viel schlechter gehen, oder?
In jedem Fall! Das Pferd war und ist mein Anker.
Eremit hat geschrieben:Entsprechend müßte Deine Erwerbstätigkeit eine besondere Qualität haben. Hast Du denn ein überragendes Talent, welches so viel Geld einbringt, daß Du es Dir leisten kannst, so wenig zu arbeiten?
Leider nicht.
Ich würde mal vorsichtig vermuten, dass mir eine Vollzeitstelle in einem ansprechenden Beruf mit einem wenig autoritären Chef und keiner Zusatzverpflichtung (zB Überstunden) sogar zusagen würde.
Unter solchen Umständen wäre es vielleicht nicht mal Arbeit sondern bezahltes Freizeitvergnügen.
Wird aber schwer bzw niemals zu realisieren sein, also muss ich irgendwelche Überlebensstrategien für die reale und auf Gewinnmaximierung ausgerichtete Arbeitswelt entwickeln.

Weitergehen wie bisher darf es einfach nicht...

Luftikus, deine Problembeschreibung hat bei mir hohen Wiedererkennungswert.
Was hast du dagegen bislang unternommen/ unternehmen können?
Luftikus hat geschrieben:Möglicherweise liegt es aber auch an meiner Persönlichkeitsstruktur, dass ich Schwierigkeiten habe, einer normalen Berufstätigkeit nachzugehen.
Der Gedanke kommt mir oft. Ist um einiges ernüchternder als die andere Erklärung...

Benutzeravatar

luftikus
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 50
Beiträge: 1923

Beitrag Mo., 14.06.2010, 12:15

Lachtränen hat geschrieben:
Luftikus, deine Problembeschreibung hat bei mir hohen Wiedererkennungswert.
Was hast du dagegen bislang unternommen/ unternehmen können?
Im Lauf der Jahre habe ich schon einiges versucht bzw. unternommen, aber bisher leider ohne bleibenden Erfolg:

Coaching.
Im Lauf des Coaching hat sich bestätigt, dass ich definitiv im falschen Beruf bin. Wir versuchten, einen neuen Weg für mich zu finden. In diesem Fall ergab sich als gut geeigneter Beruf eine Tätigkeit als Kameramann beim Film. Ich stimme dem immer noch zu, ich fände es einen sehr gut zu mir passenden Beruf. Leider konnten wir im Coaching keinen geeigneten Weg in diesen neuen Beruf finden, der ohne größeres finanzielles Polster zu gehen gewesen wäre.

Berufsfindungsworkshop in Hamburg.
Es handelte sich um einen zweieinhalbägigen Workshop, geleitet von einer Frau, die zum Thema auch schon mehrere Bücher geschrieben hat. Das Schöne an diesem Workshop war das Gefühl, endlich einmal von Leidensgenossen umgeben zu sein, denen es ähnlich erging wie mir. In diesem Workshop kam für mich folgender Beruf heraus: Fotograf auf einem Kreuzfahrtschiff. Leider fehlte dann eine weitere Begleitung bei der konkreten Umsetzung dieser Idee, und ohne weitergehende Unterstützung habe ich es leider nicht geschafft, dran zu bleiben.

Praktikum in einer Fotoagentur, Praktikum bei einem Fotografen (je eine Woche, für die ich jeweils Urlaub genommen habe).
Die beiden Praktika hatten mir großen Spaß gemacht. Zum erstenmal hatte ich das Gefühl, eine berufliche Tätigkeit gern zu tun. Eine Erfahrung, die mir normalerweise versagt bleibt. Leider hat sich damals mein persönliches Umfeld (Familie, Freunde) massiv dagegen ausgesprochen, diesen Berufswechsel durchzuziehen. ("Bist du verrückt? In deinem Alter? Ich weiß gar nicht, was du hast, du hast es doch gut!" usw), und ich bin damals letztlich doch eingeknickt, weil auch u.a. meine damalige Beziehung auf der Kippe stand.

Außerdem:
Regelmäßiger Besuch einer Selbsthilfegruppe Burnout über mindestens 1,5 Jahre, und ein Aufenthalt in psychosomatischer Klinik.

Parallel zur Arbeit mache ich eigentlich fast ständig irgendwelche Kurse, in denen ich zumindest zeitweise das Gefühl bekomme, etwas Interessantes zu tun. Außerdem erhalte ich in diesen Kursen häufig Erfolgserlebnisse, die in der Arbeit zumeist ausbleiben. Typische Kurse für mich sind bzw. wären: Sprachkurse, Musikkurse, Theaterworkshops, Workshops für Fotografie, etc.

Benutzeravatar

luftikus
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 50
Beiträge: 1923

Beitrag Di., 15.06.2010, 09:27

Lachtränen hat geschrieben: Hm, wirklich interessant wäre für mich: Biologie, Ökologie, Soziale Arbeit, Politikwissenschaften.
Hast Du Dich schon mal umgesehen, was Du aus den genannten Interessen beruflich evtl umsetzen könntest? Ich finde die genannten Themen gut verwertbar. Hast Du schon mal an eine Weiterbildung gedacht?

Benutzeravatar

Pitt
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 53
Beiträge: 2302

Beitrag Di., 15.06.2010, 09:44

Ähm,
ganz ohne jede Frage verplempert man mit Broterwerb und Existenzsicherung den Großteil seiner Lebenszeit.
Das geht vermutlich selbst unserer Kanzlerin so: "Für dieses wenige mehr an Macht und Gestaltungsspielraum muss ich hier permenent in irgendwelchen Gremien abhängen und bei repräsentativen Veranstaltungen persönlich anwesend sein"
Dem wirklichen Lebenskünstler ist Geld wenig wichtig.
Scheint mir alles ein Zielkonflikt in der Trias Glück-Geld-Zeit zu sein...
Lg
Pitt

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag