Demut und Verrat - Begriffserklärung

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ENA
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Demut und Verrat - Begriffserklärung

Beitrag So., 27.06.2010, 10:46

Mal was ganz Anderes "zwischendurch":

Wie definiert ihr "Demut" und wie "Verrat"?

Ich hab so´ne Idee zu den beiden Begriffen (da ich sie aber kaum brauche, hat es mich nie weiter beschäftigt), wenn ich davon aber bei anderen lese oder Leute davon sprechen höre, habe ich den Eindruck, sie meinen teilweise etwas anderes als ich, ohne dass ich wirklich klar bekommen habe, was sie damit meinen... .
Jetzt habe ich letztens wieder diese beiden Begriffe (hier) gelesen. Von daher frage ich Euch jetzt mal:

Was bedeuten diese beiden Begriffe für Euch?

Liebe Grüße, ENA!

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candle
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Beitrag So., 27.06.2010, 10:48

Was bedeuten sie denn für Dich?

Für mich beides eher ein seltenes Vokabular.

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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Gast
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Beitrag So., 27.06.2010, 12:10

Hallo ENA,

Ich kann sagen, womit Demut für mich zu tun hat. Es bedeuetet, mir der Bescheidenheit meiner Existenz bewußt zu sein. Etwas Größeres, Umfassenderes als ich, von dem ich ein Teil bin, dass ich aber nicht verstehe, zu achten. Die eigene Beschränktheit zu realisieren. In gewisser Weise ein Gegenbegriff zu Narzissmus. Demut gegenüber Personen kenne ich nicht.

Verrat, abgesehen vom z. B. politischen Verrat, ist für mich im persönlichen Bereich der Bruch eines meist impliziten Versprechens. Beispielsweise jemanden, mit dem man ein inniges Verhältnis hat, etwa Partner oder auch Kinder, oder auch die besten Freunde, umstandslos gegen "etwas Besseres", was daher kommt, einzutauschen. Auch ihnen gegenüber "hoch und heilig" abgegebene Versprechen zu brechen.

Gruß
Anastasius

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estelle
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Beitrag So., 27.06.2010, 12:22

Hallo ENA,

hier bei google findest du auch noch Erklärungen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Demut

http://de.wikipedia.org/wiki/Verrat

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Hamna
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Beitrag So., 27.06.2010, 13:20

Liebe ENA,

mit dem Begriff Demut setze ich mich relativ häufig auseinander, für mich hat Demut viel mit Dankbarkeit zu tun. Dankbar zu sein für das was man hat, für das, was man ist, es annehmen und schätzen zu können - und zwar OHNE sich selbst dafür auf die Schulter zu klopfen, was man selbst für einen Anteil daran trägt - sondern dankbar dafür, dass die "Umstände" (oder Gott?) es so gefügt haben. Demut macht einen großen Teil meines Glaubens aus.
Im Grunde hätte ich auch Anastasius' ersten Absatz kopieren können, inkl. des letzten Satzes - er meint wohl so ziemlich das gleiche wie ich

Verrat ist eher ein Begriff, der in meinem Leben keine große Rolle spielt. Kurz gesagt: Für mich ist Verrat das Gegenteil von Treue in all ihren Bedeutungen.

Liebe Grüße,
Rilke

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estelle
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Beitrag So., 27.06.2010, 13:52

ENA,
vielleicht meintest du ja auch Demütigung:

http://de.wikipedia.org/wiki/Dem%C3%BCtigung

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ENA
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Beitrag So., 27.06.2010, 15:24

Hallo und "Danke" erstmal!

Also für mich hat Demut (nicht Demütigung!) auch etwas mit Dankbarkeit, sich untergeben, sich fügen,... zu tun.
Auch mehr auf so eine Ebene, von etwas Höherem, das, was uns geschenkt wird, es so anzunehmen, wie es ist... .

Von daher passen diese beiden Sätze hier schon ganz gut:
Anastasius hat geschrieben:Es bedeuetet, mir der Bescheidenheit meiner Existenz bewußt zu sein. Etwas Größeres, Umfassenderes als ich, von dem ich ein Teil bin, dass ich aber nicht verstehe, zu achten. Die eigene Beschränktheit zu realisieren.
Rilke hat geschrieben:für mich hat Demut viel mit Dankbarkeit zu tun. Dankbar zu sein für das was man hat, für das, was man ist, es annehmen und schätzen zu können - und zwar OHNE sich selbst dafür auf die Schulter zu klopfen, was man selbst für einen Anteil daran trägt - sondern dankbar dafür, dass die "Umstände" (oder Gott?) es so gefügt haben. Demut macht einen großen Teil meines Glaubens aus.
Wie das mit Demut gegenüber anderen Menschen ist, weiß ich noch nicht, was ich davon halten soll. Vielleicht ist es auch hier wiederherum eher Demut darüber, dass man bestimmte Kontakte erleben, Liebe empfangen,...darf?
Ich tue mich manchmal schwer mit dem Begriff der Demut, weil da irgendwie auch immer noch recht schnell im Gespräch die Verbindung zur "Unterwürfigkeit" entstehen kann, dabei meint diese Demut, hier, vermutlich etwas ganz anderes!!!
Vielleicht einfach nur mehr Dankbarkeit und Bescheidenheit, gegenüber: sich anderen (Menschen) zu unterwerfen? Hm,...vielleicht gehört dieser Begriff in Wirklichkeit gar nicht zur Demut dazu... .

...und zum Verrat:
Der bedeutete für mich bisher immer das Ausplaudern, das (verbotene) Offenmachen eines Geheimnisses. Vielleicht gehört da aber auch so etwas von Betrug zu, wenn ihr hier von Vertrauensmißbrauch sprecht. Also weniger Betrug im Sinne, irgendetwas unrecht gemäß entwendet zu haben (okay, in dem Fall dann halt Vertrauen), sondern eher im dem Sinne, ein Vertrauensverhältnis missbraucht zu haben. Hm... .

Gute Ansätze auf jeden Fall schon mal!!!

Liebe Grüße, ENA!


Hamna
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Beitrag So., 27.06.2010, 15:55

Wie das mit Demut gegenüber anderen Menschen ist, weiß ich noch nicht, was ich davon halten soll. Vielleicht ist es auch hier wiederherum eher Demut darüber, dass man bestimmte Kontakte erleben, Liebe empfangen,...darf?
Ja, ich wollte vorhin schon nachsetzen, weil mir dazu noch was eingefallen war: Manche Kontakte, Hilfe von anderen usw. empfinde ich dann auch wieder als "von Gott geschickt", bin also nicht dem Menschen selbst gegenüber demütig, sondern der höheren Kraft gegenüber. Man sagt ja auch zu jemandem: "Dich schickt der Himmel!"
Ich bin der festen Überzeugung, dass eine höhere Instanz durch Menschen handelt. Sorry, wenn's an der Stelle für einige vielleicht zu religiös wird.

Hm, Unterwürfigkeit kann ich mit Demut nicht in Verbindung bringen. Ich ahne aber, wie du darauf kommst... habe gestern hier auch was im Forum gelesen in einem Zusammenhang, der mich hat stutzen lassen, weil das für mich eben gar nichts mit Demut zu tun hat.


Landkärtchen
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Beitrag Do., 10.12.2015, 20:10

Hallo ENA,

ich hoffe, es ist für dich o.K. wenn ich einen älteren Block von dir nochmal hoch hole, doch mir ist es gerade sehr wichtig auch von euch zu erfahren was das Wort Verrat beinhaltet und in welchem zwischenmenschlichen Zusammenhang ihr es benutzen würdet.

Zum Hintergrund: schon seit mehreren Therapiestunden spreche ich über den Geburtsverlauf, der schon viele Jahre zurückliegt. Nachdem ich heute das Verhalten von allen dabei anwesenden Menschen beschrieb, sagte die Analytikerin nach einigem überlegen, dass sich das so anhört als ob xyz Verrat an mir begangen hätte. Zunächst war ich sehr irritiert, denn das Wort bedeutet für mich fast die "Höchststrafe" die man über einen anderen fällen kann. Ich schilderte eine Situation, in der sich eine mir ganz vertraute Person sich abends zum Schlafen legte, während ich mit heftigen Wehen mehrere Stunden in der gleichen Wohnung in der Badewanne lag.
Was ist für mich innerhalb einer Beziehung Verrat, wenn ich nur die Zeit während des Geburtsverlaufes betrachte? Hat die Person Verrat begangen, weil sie mich trotz anderer vorheriger Absprache im Bad alleine ließ? Ich habe damals eh nicht damit gerechnet das mich jemand unterstützt, von daher war ich damals nicht so verwundert über das Verhalten. Doch betrachte ich heute die Szene steigt bei mir Wut hoch. Doch Verrat?

Landkärtchen
Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren?

Vincent van Gogh

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Solage
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Beitrag Do., 10.12.2015, 20:30

Finde das Thema auch interessant.

Wenn mir jemand etwas zusagt und zusichert und dieses Versprechen nicht einhält, dann hat er mich im Stich gelassen und mich verraten.

Finde das sehr schlimm!

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ENA
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Beitrag Do., 10.12.2015, 20:46

Hallo Landkärtchen,

ist okay, dass Du den Thread hochgeholt hast. War ja ein altes, allgemeines Thema.

Was Deine Situation angeht, würde ich das eher unter Verlassen, Allein-gelassen, im Stich gelassen, nicht ernst genommen packen.


mio
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Beitrag Do., 10.12.2015, 20:50

Hallo Landkärtchen,

habt ihr denn in der Situation miteinander gesprochen darüber, ob die Person sich schlafen legen kann? Oder ist das quasi völlig ohne Deinen "Einfluss" passiert? Das wäre was, was für mich persönlich bei der Bewertung wichtig wäre.

Ansonsten denke ich mal empfindet jeder Mensch wahrscheinlich in Sachen "Was ist für mich Verrat, was nicht?" höchst individuell, weshalb es vielleicht auch interessant sein könnte Dich zu fragen ob Du Dich verraten gefühlt hast in dem Moment. Also Dich dem Gefühl anzunähern, weniger der Frage ob das Gefühl berechtigt war oder nicht.

Du sagst ja Du empfindest Wut, es ist also schon was passiert was Dich "angriffen" hat. Wenn Du Hilfe und Beistand gebraucht und gewollt hättest, diese Unterstützung Dir auch zugesichert wurde und dann doch nicht kam, dann kann man das meiner Meinung nach schon als Verrat sehen. So wie man ja auch "verraten und verkauft" sagt: Du wurdest zugunsten des Schlafs allein gelassen, also "verraten und verkauft" für "ein bisschen Schlaf".

Lieben Gruss,

mio

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Möbius
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Beitrag Do., 10.12.2015, 22:16

Verrat bedeutet stets einen Bruch von Vertrauen. Es wird ein Vertrauen gebrochen, das jemand einem anderen entgegenbringt, auch entgegenbringen darf, ein Vertrauen, das von dem anderen durchaus in Anspruch genommen, ja sogar eingefordert wird.

Demut bedeutet, keinen Anspruch zu stellen - an eine Person, eine Sache, ein Abstraktum und auch nicht: an sich selbst. Das schönste Beispiel von Demut "in eigener Sache", das mir bekannt ist, hat ein Papst gesetzt, Johannes XXIII, der das II. Vatikanische Konzil einberufen hat. Er hatte davon unabhängig eine Reihe von freundlichen Reformen der Kirche angestoßen, auch in zeremoniellen Dingen. Unter anderem hatte er auch die uralte Sitte des majestätischen Tragesessels abgeschafft, mit dem der Papst bei offiziellen Anlässen durch die vatikanischen Paläste und Kirchen getragen worden war, und ging zu Fuß. Auf einer Pressekonferenz machte man ihm große Komplimente für diese Geste der Demut. Johannes XXIII.: "Was heißt hier Demut ? Ich bin nicht demütig ! Ich bin nur dick und habe Angst, herunterzufallen !"
Zuletzt geändert von Möbius am Do., 10.12.2015, 22:25, insgesamt 1-mal geändert.

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Solage
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Beitrag Do., 10.12.2015, 22:23

Das ist ja mal eine nette Geschichte Möbius.
Von wegen Geste der Demut.....
Das ist dann aber auch keine echte Demut und eben auch kein schönes Beispiel dafür....
Sondern sehr eigennützig, oder?

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Solage
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Beitrag Do., 10.12.2015, 22:26

Oder war das nur Koketterie?

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