Wertung des Therapeutenverhaltens

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today
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Wertung des Therapeutenverhaltens

Beitrag Do., 30.09.2010, 18:06

Hallo,
ich möchte mal zu Folgendem Wertungen/Einschätzungen/Perspektiven sammeln zwecks Entscheidungsfindung für mich:

In den Berufsordnungen der Psychotherapeuten ist regelmäßig geregelt, dass dem Patienten nach Therapieende Einsicht in die Behandlungsunterlagen zu gewähren ist, ausgenommen sind diejenigen Teile, welche subjektive Eindrücke oder Wahrnehmungen des Psychotherapeuten enthalten.
Dieses Einsichtsrecht muss nicht gewährt werden, wenn der Patient dadurch gefährdet wird, wobei der Gefährdungsgrad recht hoch sein muss (Lt. Bundesverfassungsgericht ist das Recht auf informationelle Selbstbestimmung Teil des allgemeinen Persönlichkeitsrechts, welches grundgesetzlich durch Art. 2 geschützt ist. Bißchen schlimmen Schnupfen zu bekommen, wenn man es ausübt, reicht also zur Aushebelung nicht.)

Meine ärztlichen Behandlungsunterlagen jeder Art wie bunte Briefmarken sammelnd, erwartete ich also auch vom Psychotherapeuten, dass er mir nach Therapieende das Gutachten (zur Antragsstellung der Therapie bei der KK) aushändigen würde und teilte ihm dieses vor Schreiben des Gutachtens (für die erste Verlängerung) auch mit.

Er verweigerte dieses mit dem Hinweis, er wüßte nicht, welche Traumatriggerungsprozesse angestoßen werden würden und ich hätte "verschiedene Zugänge" (Anteile).
Er schrieb das Gutachten letztendlich erst, nachdem er meine Zusage erhalten hat, ich würde es nicht einfordern bzw. ein Traumainstitut würde zur Entscheidung eingeschalten werden, wobei sich nachher herausstellte, dass ausschließlich er mit dem Traumainstitut Kontakt aufnehmen würde, ich also keine Möglichkeit einer Gegenäußerung hätte.

Um die Therapie verlängert zu bekommen, gab ich also notgedrungen klein bei und ihm dieses geforderte Versprechen. Notgedrungen, weil ich damals noch massivere Angstzustände befürchtete - die Therapie war trotz allem Negativen stabilisierend, war sozusagen Festhaltepunkt (gg. Dissoziation, psychotische Depression und so Sachen) in einer chaotischen Zeit.

---------

Die Therapie wurde nun vor fast einem Jahr seitens des Therapeuten wegen unauflösbarer Verstrickungen abgebrochen. Seinerseits verfolgte er seine Traumatheorie, also, dass mich ein Kindheitstrauma garstig machte. Meinerseits stellte sich das Ganze wie folgt dar: Mir wurde die Methode (Biografiearbeit) zwangsübergebügelt, wozu ich damals weder in der Lage war, noch einen Sinn/Lösung darin erkannte. Insofern wehrte ich mich, nach Veränderung meiner äußeren Umstände und dem damit verbundenem Abnehmen des Stabilisierungsbedarfs auch immer garstiger werdend. Dieses Wehren wurde mir falsch ausgelegt, indem ein Kindheitstrauma dafür zur Ursache erklärt wurde. Und es kam dabei eins zum anderen und schließlich zum Eklat.

Mit mir gehts seit dem Abbruch langsam aufwärts, der Therapieabbruch war also richtig, ich löse mich langsam aus meinen damit verbundenen Gefühlen, Gedanken und verbuchte den Therapeuten nach und nach unter mieseste Erfahrung.

Immer noch hadere ich mit diesem blöden Gutachten.
Auf der Kontraseite, es einzufordern, steht, dass es dieses Versprechen von mir gibt.
Und Versprechen sind für mich hohe Werte.
Auf der Proseite, es einzufordern, steht, dass ich sein damaliges Verhalten als Nötigung empfinde. So für alle Ewigkeit versprechen müssend, mich seiner Sicht zu beugen.

Mir gehts nicht um den Inhalt, der ist so bedeutend wie die Blümchen auf dem Klopapier.
Ich glaube auch nicht, dass ein Kindheitstrauma damit getriggert würde. Es war damals eine extrem schwere Zeit für mich, was getriggert werden könnte, wäre das, was er in dieser Zeit fabriziert hat und was ich heute als unterlassene Hilfeleistung werte.

Ich habe mir schon ausgedacht, dass ich es einfordere und ungelesen zerreiße und ab zum Altpapier damit.
Ich würde vor mir selbst mein Versprechen halten, die Erpressung wäre jedoch zumindest in der Zukunft aufgehoben.
Weiß nicht.

Danke erstmal fürs Lesen.
Dann fürs Antworten.
und tschüss, das ist mir zu viel wortzensur hier

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autumnflower
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Beitrag Do., 30.09.2010, 19:01

Hallo today,

ich kenne mich mit Gutachten und dem Einfordern nicht aus. Deshalb muss ich erstmal eine Frage stellen: Erhälst Du das Original-Gutachten, also keine Kopie und/oder bewahren die eine Kopie für ihre Akten auf?

Erst einmal denke ich, dass man seine Versprechen unter bestimmten Umständen brechen kann - und so ein Grund liegt, meiner Meinung nach, bei Dir vor. Die Therapie war zum Ende hin nicht mehr in Deinem Sinne - korrigiere mich, wenn ich das falsch interpretiere. Mir scheint es so, dass Du das in erster Linie vor Dir selbst moralisch nicht rechtfertigen kannst. Oder fühlst Du Dich dem Therapeuten gegenüber, wohlgemerkt trotz misslungener Therapie, noch moralisch verpflichtet? Da komme ich zu der nächsten Frage: Warum möchtest Du das Gutachten haben? Geht es darum, das Original nicht irgendwo wissen zu wollen? Oder geht es um ein "falsches" Versprechen gegen das Du Dich jetzt wehren möchtest? Mir ist einiges noch nicht ganz klar, deshalb frage ich erstmal...

LG
autumnflower

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today
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Beitrag Do., 30.09.2010, 19:13

Hi autumnflower,

ein Versprechen zu brechen bedeutet mir auch, zerstörerische Hand an mein Selbstbild zu legen.

Damals wollte ich das Gutachten einfach so haben, wie man eben seine Befunde sammelt, abheftet, für irgendwann oder auch nicht. Auf diese Weise würde ich es noch immer haben wollen.
Dazwischen steht jedoch das Versprechen.
Und dieses Versprechen habe ich notgedrungen gegeben. Heute habe ich diese Not nicht mehr, würde ein solches Versprechen ergo nicht mehr geben. Und daher steckt auch ne Menge Wut dahinter, ohnmächtige Wut sozusagen. Für die Therapiezeit hätte ich es klaglos eingesehen. Aber für alle Zeit?

Man bekommt eine Kopie. Es sind ja Behandlungsunterlagen, für die der Therapeut eine Aufbewahrungspflicht hat.
und tschüss, das ist mir zu viel wortzensur hier

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autumnflower
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Beitrag Do., 30.09.2010, 21:42

Hallo today,
Er verweigerte dieses mit dem Hinweis, er wüßte nicht, welche Traumatriggerungsprozesse angestoßen werden würden und ich hätte "verschiedene Zugänge" (Anteile).
Ich glaube auch nicht, dass ein Kindheitstrauma damit getriggert würde. Es war damals eine extrem schwere Zeit für mich, was getriggert werden könnte, wäre das, was er in dieser Zeit fabriziert hat und was ich heute als unterlassene Hilfeleistung werte.
Um die Therapie verlängert zu bekommen, gab ich also notgedrungen klein bei und ihm dieses geforderte Versprechen. Notgedrungen, weil ich damals noch massivere Angstzustände befürchtete
Ein Versprechen, dass Du notgedrungen abgegeben hast, auf Grundlage einer Argumentation, die in Deinen Augen falsch war - damals wie heute - ist meiner Ansicht nach wertlos.
Nur: Bist Du Dir sicher, dass dieses Gutachten nicht doch in Dir etwas auslöst, sei es tatsächlich eine Retraumatisierung, wie er meinte, oder starke negative Gefühle über das, was er über Dich schreibt?
Für mich wäre das, unabhängig vom Versprechen, eine Kosten-Nutzen-Kalkulation: Halte ich das aus, was über mich geschrieben wird? Wie wichtig ist es für mich, dieses Gutachten in meinen Unterlagen zu haben?
Wie würdest Du überhaupt zu dem Gutachten kommen? Selbst mit dem Institut Kontakt aufnehmen, weil Du im ersten Beitrag geschrieben hast, dass nur er das machen würde oder könnte?

Gruß
autumnflower

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wichtel
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Beitrag Do., 30.09.2010, 21:54

Das Gutachten liegt bei der Kasse. Today, es wird Dir wahrscheinlich wenig gut tun darin zu lesen. ich würde mal bei der Kasse nachfragen, ob die noch was damit tun. Wenn das evtl.zukünftig eine Rolle spielt, könnte es Sinn machen, sich damit auseinanderzusetzen.
Ansonsten wäre der Sinn doch wohl, dem Herrn einen aufgezwungenen Gehorsam aufzukündigen. Ich würde es machen, wenn mich die Erinnerung daran verfolgt, und ich einen konkreten Anlass für die Hoffnung habe, dass es danach aufhört.

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Nachtauge
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Beitrag Do., 30.09.2010, 22:44

Hi today,

daß von Dir gemachte Versprechen ist unter anderen Voraussetzungen von Dir gegeben worden - und zwar unter Bedingungen die Dir scheinbar auch damals schon nicht "gepaßt" haben. Ist es also überhaupt ein gültiges Versprechen? In meinen Augen nicht, da ein Versprechen ja beinhaltet, daß man sich damit identifizieren kann, also zu seinem Wort steht ohne es anzufechten. Du hast Dir jedoch schon damals wohl eher widerwillig dieses Versprechen abtrotzen lassen. Warum also solltest Du verpflichtet sein, Dich daran zu halten?
Also ich sehe es schon auch so, daß Versprechen einen sehr hohen Stellenwert haben, gerade sich selbst gegenüber, aber wenn sie widerwillig gegeben werden, ist doch ihr Wert gleich null -oder?
Kann verstehen, daß Du den Bericht haben möchtest, aber wenn Du ihn quasi dann wenn Du ihn hast, gar nicht wirklich wahrnehmen möchtest, sondern ihn vernichten möchtest, was hat er dann für einen Wert für Dich? Ich persönlich würde so einen Bericht haben wollen um zu sehen, was denn da überhaupt mitgeteilt worden ist und ob daß auch von mir so gesehen wird wie vom Thera. Denn bekanntlich gibt es ja mehrere Sichtweisen für ein Problem.
Gruß Nachtauge

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Offy
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Beitrag Fr., 01.10.2010, 04:45

Hallo today,

was das Versprechen angeht, sehe ich das ähnlich, wie die meisten anderen auch. Trotzdem wäre es für mich persönlich immer noch schwierig, es zu brechen. Entscheidend wäre dabei, was du erreichen willst. Ich spekuliere mal: Ist es sowas wie ein Abgleich zwischen der Ansicht des Theras und deiner eigenen? Oder so ein bisschen verspäteter "Trotz", weil er dir ein Versprechen abgenommen hat, das du nicht geben wolltest?

Vielleicht solltest du auch bedenken, falls du es wirklich liest, dass die Gutachten gegenüber Dritten oft übertrieben werden, damit weitere Stunden durchgesetzt werden können...


LG Offy
Heute weinte ich –
aber keine Träne benetzte eine Blume.
Still, leise und nutzlos!
Werde ich auch so von der Welt gehen?

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Amazonee
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Beitrag Fr., 01.10.2010, 06:55

Hallo,
today hat geschrieben:Ich würde vor mir selbst mein Versprechen halten, die Erpressung wäre jedoch zumindest in der Zukunft aufgehoben.
ein Versprechen gibt man freiwillig. Deine Aussage ist dir doch nahezu abgenötigt worden, also bist du auch moralisch nicht daran gebunden. So sind auch Verträge, die durch Zwang zustande kommen, nichtig.

Liebe Grüße

A-

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Beitrag Fr., 01.10.2010, 07:51

Hallo today,
today hat geschrieben:Auf der Kontraseite, es einzufordern, steht, dass es dieses Versprechen von mir gibt.
Ein Aspekt, den ich sehe. Das Versprechen wurde eingefordet, wie der Therapeut sagte, um dich zu schützen. Schön und gut. Abgesehen von deiner Notlage (da fällt mir "sittenwidrig" ein"). Es war das Einfordern eines Versprechens, auf immer und ewig, auch wenn du den Schutz nicht mehr brauchst, da auf Eigenverantwortlichkeit zu verzichten. Hätte er einen bestimmten Zeitraum, wäre es vielleicht nachvollziehbar gewesen.
today hat geschrieben:Ich habe mir schon ausgedacht, dass ich es einfordere und ungelesen zerreiße und ab zum Altpapier damit.
Ich würde vor mir selbst mein Versprechen halten, die Erpressung wäre jedoch zumindest in der Zukunft aufgehoben.
Weiß nicht.
Aus B. Brecht: "Maßnahmen gegen die Gewalt"
In die Wohnung des Herrn Egge, der gelernt hatte, nein zu sagen, kam eines Tages in der Zeit der Illegalität ein Agent, der zeigte einen Schein vor, welcher ausgestellt war im Namen derer, die die Stadt beherrschten, und auf dem stand, daß ihm gehören solle jede Wohnung, in die er seinen Fuß setzte; ebenso sollte ihm auch jedes Essen gehören, das er verlange; ebenso sollte ihm auch jeder Mann dienen, den er sähe. Der Agent setzte sich in einen Stuhl, verlangte Essen, wusch sich, legte sich nieder und fragte mit dem Gesicht zur Wand vor dem Einschlafen: "Wirst du mir dienen?"
Herr Egge deckte ihn mit einer Decke zu, vertrieb die Fliegen, bewachte seinen Schlaf, und wie an diesem Tage gehorchte er ihm sieben Jahre lang. Aber was immer er für ihn tat, eines zu tun hütete er sich wohl: das war, ein Wort zu sagen. Als nun die sieben Jahre herum waren und der Agent dick geworden war vom vielen Essen, Schlafen und Befehlen, starb der Agent. Da wickelte ihn Herr Egge in die verdorbene Decke, schleifte ihn aus dem Haus, wusch das Lager, tünchte die Wände, atmete auf und antwortete: "Nein."



Gruß
Anastasius

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Tristezza
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Beitrag Fr., 01.10.2010, 08:12

today hat geschrieben: Mir gehts nicht um den Inhalt, der ist so bedeutend wie die Blümchen auf dem Klopapier.
Worum geht es dir dann? Für mich klingt es ein wenig wie ein Zwang, bei jeder Behandlung das Gutachten einzufordern. Oder handelt es sich um eine Art Machtspiel?
today hat geschrieben: die Erpressung wäre jedoch zumindest in der Zukunft aufgehoben.
Dieses Argument verstehe ich nicht, kannst du das genauer beschreiben?

Lg
Tristezza

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carö
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Beitrag Fr., 01.10.2010, 08:15

hallo today
Er schrieb das Gutachten letztendlich erst, nachdem er meine Zusage erhalten hat, ich würde es nicht einfordern
das gutachten diente damals der verlängerung? so hab ichs jetzt verstanden zumindest.

diese situation besteht jetzt nicht mehr.

aus deinem text konnte ich nicht entnehmen, dass er dein versprechen "für immer" eingefordert hat. hoffe ich habe es nicht nur überlesen. für mich ergibt sich daraus die einschätzung, dass ein immer und ewig gar nicht gemeint sein kann, sondern dein versprechen in direktem bezug zur damaligen situation steht.
ein Versprechen zu brechen bedeutet mir auch, zerstörerische Hand an mein Selbstbild zu legen.
viell. liegt darin der hohe anspruch an dich selbst begründet, woraus du das "für immer/nie " ableitest?

aber das leben ändert sich, genauso auch die grundlage deiner einschätzungen und handlungen/versprechen...

jetzt ist jetzt... was zum damaligen zeitpunkt galt, muss jetzt nicht mehr so sein.

dennoch ist sicher richtig, dass es sehr belastend sein kann, so ein gutachten zu lesen. es liegt in deiner verantwortung, damit umzugehen.

LG
carö
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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stern
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Beitrag Fr., 01.10.2010, 08:39

Dieses Einsichtsrecht muss nicht gewährt werden, wenn der Patient dadurch gefährdet wird, wobei der Gefährdungsgrad recht hoch sein muss (Lt. Bundesverfassungsgericht ist das Recht auf informationelle Selbstbestimmung Teil des allgemeinen Persönlichkeitsrechts, welches grundgesetzlich durch Art. 2 geschützt ist.
Welcher "Gefährungsgrad" juristisch vorliegen muss, um das Einsichtsrecht aushebeln zu können, weiß ich nicht... ob das was bringt weiß ich nicht, aber im Zweifel müsste man wohl suchen, ob es dazu konretisierende Rspr. gibt. Ob z.B. eine derartige potentielle "Gefährung"/Vermutung
Er verweigerte dieses mit dem Hinweis, er wüßte nicht, welche Traumatriggerungsprozesse angestoßen werden würden und ich hätte "verschiedene Zugänge" (Anteile).
auch jetzt noch Bestand hätte, kann ich also absolut nicht beurteilen, dazu fehlt mir das Wissen. Ich weiß nur, dass mich eine Einsicht grds. schon interessieren würde... wobei das Interesse insofern sooo hoch auch nicht ist, denn ich hatte den Eindruck, dass z.B. mein ehem. amb. und auch mein stat. Therapeut insofern recht transparent waren, so dass da nicht viel Neues zu erwarten sein dürfte.

Eine Geheimhaltungsabsicht (wie es bei dir anmutet) kenne ich auch nicht (und ein dahingendes "Versprechen" wirkt auch auf mich äußerst dubios... und ich schätze, sowas wäre geeignet mich misstrauisch zu machen). Mein amb. Thera bot vielmehr von sich an, dass er eine Zusammenfassung seiner bisherigen Gutachten schreiben könne (für Nachfolgebehandlungen), die ich dann auch gerne lesen könnte, (zwinkernd) um zu sehen, was er so schrieb, und ob das was anderes ist als er bisher sagte. Oder mein stat. Thera besprach manches, was in das Gutachten miteinfloss mit mir... oder gab mir auch mal einen Teil einer Klinik-Doku zu lesen (von der ein Teil ähnlich in das Gutachten einfließen wird, so seine Worte... und wenn ich ihn richtig verstanden habe, vermute ich, dass er damit auch einen therapeutischen Zweck verfolgte). Ich erfragte auch, ob ich das Gutachten irgendwann mal lesen könne.

Warum ich bisher Abstand davon nahm: Das lesen der Doku bekam mir (ohne das ich das antizipieren konnte) in der Tat nicht sonderlich gut *grmpf*, und hatte einen ähnlichen Effekt wie bereits das Ausfüllen eines sehr detaillierten Fragebogens zu Anamnese. Und nach einigen diesbzgl. Erfahrungen, weiß ich jetzt zumindest, dass ich bei sowas aufpassen muss, nicht über meine Grenze zu latschen.... vielleicht/vermutlich könnte ich mittlerweile auch anders damit umgehen. Besser in jedem Fall, denke ich, aber die Erinnerungen und Befürchtung, dass ähnliches wieder passieren könnte, sitzt halt dennoch noch im Nacken. Und zwar bekam mir weder der eher symptombezogene Teil in Therapeutendeutsch, der förderte, dass ich mich eine Weile zu sehr aus einer Störungsperspektive sah. Noch heftiger war jedoch die komprimierte biographische Darstellung, so dass für mich schon nachvollziehbar ist, dass bei manchen Patienten etwas angestossen werden kann, was weder für mich voraussehbar war, und in dem Ausmaß wohl auch nicht vom stat. Thera. Und dieses Risiko würde ich an deiner Stelle schon (für dich) abwägen, wenn du den Bericht in Händen hältst... denn sowas liest sich echt nicht schön, und kam mir vor wie eine Defiztitbeschreibung, die es letztlich auch ist. Umso heftiger vermutlich, wenn man (wie du) dann vielleicht auch noch damit konfrontiert wird, dass man den Inhalt in Teilen nicht annehmen kann, und vielmehr den Eindruck hat, dass der Thera etwas überstülpte. Aber was es bei dir bewirken kann, kann ich natürlich am allerwenigsten beurteilen, das ist nur meine Erfahrung mit Gutachten.

Daher geht es mir wie den VorschreiberInnen: Wäge Kosten und Nutzen ab.. und pass' auch darauf auf, ob es im Moment noch darum geht, etwas für die eigenen Unterlagen zu haben, und ob deine "ohnmächtige Wut" vielleicht ein starke Triebfeder ist, weil du damit noch nicht ganz hast abschließen können. Vielleicht wird ja wider Erwarten das Gutachten doch herausgegeben (nach schriftlicher Einforderung)... aber wenn nicht, wie hoch wären die Kosten (auch emotional) und der Nutzen weitergehende Schritte einzuleiten? However, die moralische Frage lässt sich vielleicht dahingend lösen, ob du das als "Versprechen" siehst oder "Nötigung" bzw. notgedrungene Entscheidung, die sich auf den damaligen Zeitpunkt bezog, vgl. VorschreiberInnen.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 01.10.2010, 11:21

Ich würde einen Arzt bitten, die Kopien dieser Unterlagen für dich anzufordern. Idealerweise einen behandelnden Psychiater. Dem müsste er sei eigentlich aushändigen.

Und ja, wenn du die Unterlagen dazu willst um sie zeremoniell zu zerreissen, um mit dieser miesen Erfahrung besser abzuschliessen ist das völlig legitim und wenn du findest daß dir so ein Ritual hilft sinnvoll.

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charlotta
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Beitrag Fr., 01.10.2010, 21:51

Hallo today,

ich sehe es eigentlich auch so, wie Offy es beschreibt, nämlich, dass der Therapeut in einem Gutachten, welches er für eine Verlängerung anfertigt, die Sachlage etwas drastischer schildert, als es tatsächlich der Fall ist, damit die Stunden genehmigt werden. War dies vielleicht der Grund, dass Du ihm versprechen solltest, das Gutachten nicht anzufordern? Vielleicht geht es ihm einfach nur darum, Dich seelisch schützen zu wollen.
Ich weiss nicht, ob Du Dir damit einen Gefallen tun würdest, es anzufordern und zu lesen. Am Ende ist es wirklich so, dass Du Dich aufregst, weil Dinge darin stehen, die Du ganz anders siehst und die vielleicht auch wirklich anders sind und eben so geschildert wurden, damit verlängert wird.

Ich glaube, ich würde soetwas nur wollen, wenn ich Resumee über die Therapie ziehen wollte, und dies gemeinsam mit meinem Therapeuten, da sicherlich einige Fragen meinerseits beim Lesen aufkommen würden. Ich würde sonst sicher ins Grübeln kommen, wenn ich Dinge lese, die ich ganz anders empfunden habe. Ich müsste dies dann direkt mit ihm besprechen, damit alles aus dem Weg geräumt werden kann....
Du hast geschrieben, dass die Therapie von seiner Seite wegen unauflösbarer Verstrickungen beendet wurde. Heisst das, ihr habt auch keinen Kontakt mehr miteinander? Wenn dies so ist, würde ich nicht im Alleingang mein Gutachten lesen wollen.

LG Lotte

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today
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Beitrag Fr., 01.10.2010, 22:56

Danke für eure Antworten.

Als Beurteilendem, dem ich mich füge, hätte ich gern so ne Art weisen Indianer.
Der Stolz, das tiefe Wissen, wäre die Antwort, der ich glaube, auch wenn ich sie noch nicht erfahren habe.
So auf der Suche...

Ich habe heute den ganzen Tag darüber nachgedacht.
Es wäre das erste Versprechen, dass ich breche.
Und als diesen, der das tut, würde ich mich im Spiegel ansehen.
Das erste Mal zweifelnd.
Mich dort nicht mehr wissend.

Wahrscheinlich war es damals schon falsch.
Wahrscheinlich hätte ich damals schon nein sagen müssen.

Und ist, dass ich ja gesagt habe.
Wozu ich vor mir selbst nein sagen hätte müssen.

Und ist, was mich fragen läßt, mich verunsichert.
Ich weiß nicht, ob ich das noch bin oder ob es eingeimpft ist, dass ich bescheuert bin.
Böse bin, verachtend, garstig, unzumutbar.

Was stimmt davon, was stimmt nicht.
Und was davon kann ich bestimmen.

Selbstbild.
Setzt sich zusammen aus........
Und u.a. aus dem Bild des Therapeuten...
Warst/Wirst zum Totschläger, Angreifer, zielgerichtetem Verletzer
Es gräbt sich doch ein. oder noch tiefer

und ein arbeitskollege quatscht dich von der seite an
und der du bist
ist totschläger, angreifer, zielgerichteter verletzer

in dir dröhnt jedes wort
es könnte falsch gewesen sein

und dann denke ich, es ist noch immer dieser ganze disso_scheiß
bedeutungsentzug
worte, die nur noch laute sind, deren inhalt du nicht mehr verstehst
Und die drei, die du noch verstanden hast, die sind nun Spuren

diese extreme verunsicherung
bleibt
du weißt, dass es das gibt
gleich nebenan
gilt nichts mehr

ein psychiater will neuroleptika verschreiben
ich will das nicht
mein ich rutscht bißchen
ich weiß das auch
dass ich so wie die schuhe bin
die ich gerade anhabe
aber ich will nicht in dieser psycho-mühle landen

niemals jedoch habe ich ein versprechen gebrochen
und das ist, was in allen Schuhen vorhanden ist
atmete auf und antwortete: "Nein."
Der eine atmet auch mit Halsband weiter.
Der nächste erstickt darin.
und tschüss, das ist mir zu viel wortzensur hier

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