DIS / multiple sein als Ressource?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Wandelröschen
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 50
Beiträge: 994

DIS / multiple sein als Ressource?

Beitrag Di., 15.01.2013, 23:52

Hallo,

letztens in einer Therastunde sprach mein Thera an, dass das mit der DIS auch positive Seiten hat, man das sogar auch als Ressource nutzen kann.
Und das kam so: ich hatte vor Kurzem Huddel mit meinem rechten Arm, Zinkleimverband, Arm nicht einsatzfähig, fiel meinem Thera natürlich sofort auf. Der bedauerte mich dann, dass da ja bei mir eine Menge Arbeit liegen bliebe (hab halt auch eine große reale Familie zu versorgen). Da hab ich ihm widersprochen, wie er denn darauf kommt. Es gibt ja da auch einen Linkshänder bei mir, der die Arbeiten dann erledigt hat, hatte mir da überhaupt keinen Kopf drum gemacht, weil das ist doch normal, ist doch immer so (mein subjektives Empfinden für mich), kenne ich doch nicht anders.
Hm, bloß da hatte er was angestoßen, und dann mit mir zusammen überlegt, und später ich auch, und inzwischen ist mir der Gedanke gekommen, dass man das ja tatsächlich auch mal von einer positiven Seite sehen kann, und tatsächlich auch als Ressource nutzen kann.
Angst vorm Zahnarzt? Geht halt jemand anderes hin, der/die die Angst nicht hat. Angst vor Spritzen war sehr groß. Spritzen zur örtlichen Betäubung kann ich mir sparen, es gibt da eine, die das Schmerzempfinden abschalten kann. Das Gesicht meines einen Zahnarztes hättet ihr mal sehen sollen, der wollte sich echt weigern, die Wurzelbehandlung ohne Betäubung zu machen. So nach und nach fielen mir da immer mehr Sachen ein, was wir so drauf haben, wo wir uns auch im alltäglichen gegenseitig helfen, der eine macht dies, die andere da. (die staunenden Augen meines Theras hättet ihr mal sehen sollen, der hat halt noch nicht so viel Erfahrung mit unsereiner).

Ja, man könnte diese Fähigkeit ja mal wirklich auch von der positiven Seite sehen, nicht immer nur als Störung, die wegtherapiert oder versteckt gehört.
Wie seht ihr das? Vielleicht ist diese Sichtweise ja auch eine Möglichkeit, damit anders/sinnvoller/besser umzugehen, statt unter einer „Störung“ zu „leiden“.
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.

Werbung

Benutzeravatar

Abbys
Helferlein
Helferlein
männlich/male, 46
Beiträge: 54

Beitrag Mi., 16.01.2013, 02:37

Bin kein voll DIS, aber ich empfinde es schon als hilfreich, wenn ein Anteil nicht weiterweiss, das ein anderer da aushelfen kann. Oki fühlt sich wie inneres kudelmudlel dann an, wenn mehere bei ner Unterhaltung mitmischen, aber irgenwie gibt mir das schon auch ein bischen Sicherheit.


Waldschratin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4199

Beitrag Mi., 16.01.2013, 08:11

Das ist ein schönes Thema,liebe Wandelröschen!
Endlich mal jemand,der "Multi" nicht gleichsetzt mit "gaaaaaaanz besonders schlimmm" und "niiiiiiie zu heilen" und dergleichen Dramatisierungen mehr.

Ich hab das auch so erlebt,nämlich als Ressource und damit ne Möglichkeit,mich grade den ganz schrecklichen Dingen,die mir passiert waren,zu nähern und die aufgearbeitet zu bekommen.
Weil grade dann,wenn Flashbacks und Körpererinnerungen und Wiedererleben nebst Alpträumen einen überschwemmen, es besonders hilfreich ist,wenn es irgendwo immer einen oder ein paar Leute in einem gibt,die mehr Abstand zum Erleben haben oder weniger mit Gefühlen sich rumschlagen.Das war immer sowas wie ein "Ankerpunkt" für mich,um an den passierten Geschichten selber nicht verrückt zu werden.

Ich merk den Unterschied besonders,seit ich das bin,was man "integriert" nennt - is viel schwieriger jetzt,grade die tieferen,"vernetzten" Gefühle von früher angegangen zu bekommen,ohne in diesen "Strudel" dazu gänzlich reingezogen zu werden.Ich glaub,ich kann das deshalb jetzt erst angehen,weil ich die traumatischen Erlebnisse an sich erst überwiegend aufgearbeitet hab und kaum noch Trigger etc. erlebe.

Abspalten/dissoziieren an sich IST ja ne Ressource,ne Fähigkeit,die einem jeden Menschen zur Verfügung steht.Wir alle tun das den lieben langen Tag lang,ohne uns weiter Gedanken dazu zu machen.Also was "Physiologisches".
Pathologisch wirds erst durch die Folgen,die sich entwickeln,wenn man die Abspaltung recht "weit" machen muß und v.a.,wenn man sie über lange Zeit aufrechterhalten muß,weils keine Möglichkeit gibt,etwas zeitnah aufzuarbeiten.
Und wenn man das als ganz Kleines halt schon muß,wenn das Gehirn sich grade erstmal am entwickeln ist,dann paßt sich die Natur halt den gegebenen Umständen an und baut das dauerhaft mit ein.

Ich finds außerdem recht lästig,daß DIS manchmal fast inflationär "benutzt" wird als Diagnose.Um als "ganz besonders schlimm dran" zu etikettieren und/oder auch,um sich auf der Diagnose ausagieren zu können.
Leider schadet das den tatsächlich Betroffenen,weil sie mit der Zeit dann oft nicht mehr "individuell" gesehen werden,sondern gleich mal ein Etikett Richtung "der/demjenigen is eh nicht zu helfen" abbekommen.
Und mich stört dieses oft auftauchende "unbesehene" Gleichsetzen von DIS und Borderline.Als ob es DIS NUR aufgrund oder im Zusammenhang mit ner Borderline-Störung gäbe.Was einfach nicht stimmt.Ich kenne da mehrere "lebende Beweise" dazu.
Da irrt der Fachmann einfach und sollte sich angewöhnen,etwas differenzierter mal hinzusehen und weniger mit eigener Angst und eigener Erwartungshaltung von Überforderung,das würd ich mir wünschen.

Daß DIS wohl doch an sich eher ne Ressource ist,verbinde ich persönlich besonders mit dem Umstand,daß kaum ein "echter" Multi als "hilfloses Opfer" an sich lebt.Die,die ich kenne,stehen samt und sonders mit beiden Beinen mitten im Leben - trotzdem es in ihnen oft verheerend aussieht und die innere Not an der Decke anschlägt,so groß ist sie.
Die meisten davon haben Familie und Kinder,tragen da ihre Verantwortung meist bis zur Perfektion,ebenso im Beruf und auch im sozialen Umfeld.Ich kenne keinen Multi bisher,der irgendwie als "gestört" gilt in seinem Umfeld."Spleenig" ja - aber mehr auch nicht.

Die Multis,die ich kenne,sind samt und sonders penibel drauf bedacht,jaaaaa nie und niemals irgendwo negativ aufzufallen,sondern so angepaßt wie möglich zu leben.

Und deshalb find ichs so traurig und ungerecht,daß grade die am meisten im Stich gelassen werden,v.a. von Fachleute-Seite.
Ich habs selber schon gehört,wenn ich mal wieder nen Thera gesucht hab und "Klingelputzen" zuhauf unterwegs war : Was wollen Sie denn mit ner Therapie?Klappt doch alles in Ihrem Leben!
Oder eben das glatte Gegenteil : Dissoziativ?So früh schon so traumatisiert?Nee,sowas übernehm ich nicht,das kann ich nicht/ist mir zu anstrengend!

Nur,weil man selber sein Scherflein beiträgt zur inneren Arbeit,sich was einfallen läßt und meistens nicht groß rumjammert und "Drama" meist fehlt bei unsereiner,sind wir also auch ner ordentlichen Unterstützung nicht wert...?
Oder werden,da es ja eh bei vielen als "unmöglich" gilt,solch tiefe,frühzeitige Verletzungen verknusert zu bekommen,gleich mal als "untherapierbar" abgestempelt.Traurig,aber leider zu oft doch wahr...

Benutzeravatar

Elfchen
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 2845

Beitrag Mi., 16.01.2013, 08:52

Liebes Wandelröschen

Deine Gedanken kann ich schon noch gut nachvollziehen.
Bei mir - und ich hab diese Diagnose ja nicht- erlebe ich es so, dass ich anfange zu dissoziieren, sobald ich überfordert bin. Meist geschieht dies aus Übermüdung, Überlastung udgl, und anfänglich war es für mich total schrecklich; ich wähnte mich dem Irrsinn nahe.
Mittlerweile, wenn ich bemerke, dass ich sozuagen "neben mich gerate", mir zusehe oder mich irgendwie komisch höre denke ich: soo, Elfchen, einen zünftigen Gang zurückschalten bitte. Und wann immer es möglich ist tue ich das dann.
Dann bleibt der Haushalt liegen, dann schalte ich auf nur noch das Nötigste tun, um mich etwas zu regenerieren.
Ich spreche natürlich nicht von den extremen Dissos, die machen mir total Angst. Aber die Anflüge davon, da kann ich dann schon denken ja, ich habs kapiert .

Weisst du, ich bin mir sicher, dass es für dich ein guter Weg ist, wenn du das so sehen kannst. Ich finde es wunderbar, und es zeigt, wie ausgesprochen resilient du bist.
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

Werbung


Waldschratin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4199

Beitrag Mi., 16.01.2013, 16:16

Hallo Elfchen,
da gibts aber auch nen Unterschied zwischen "Disso" und "Disso".Das Dissoziieren,das du benennst,ist eins,das man sozusagen "bei Bedarf" zwischenschaltet und es ist ein "Weggehen von sich selbst",also dieses Eintauchen in ne Art "Wahrnehmungsnebel",wie du es halt auch beschreibst.

Das kenn ich auch und wie du erlebe ich das dann als "Warnsignal",als Zeichen für zu viel,zu überfordernd und demzufolge : gib acht auf dich,schaff baldmöglichst Abhilfe etc.

Das Aufspalten in unterschiedliche innere Anteile ist aber sowas wie ne "entwickelte Störung",so wie ein anderer z.B. ne narzisstische PS entwickelt oder ne Borderline-Störung etc. : es "baut sich ein" aufgrund der Notwendigkeit,daß etwas chronisch kompensiert werden muß.
Und deshalb wirds dann manchmal oder zu bestimmten Teilen "Teil der inneren Festplatte" sozusagen.

Ich bin da auch nicht Fan von,so ne Störung zu "glorifizieren" - aber nutzen kann ich sie doch,z.B. und in erster Linie,um die Ursachen,die zu der Störung führten,besser aufgearbeitet zu bekommen.

Ich seh das übrigens im Hinblick auf jede Störung oder "Krankheit" so : die Störung oder die "Krankheit" ist ja nur das Symptom,das einem um die Ohren weht.Und deshalb seh ich so ne Störung immer auch als ne Art "Wegweiser" zum eigentlichen Problem - aber auch als "Wegweiser" hin zu meinen besten Ressourcen,das zugrundeliegende Problem angegangen zu bekommen.

Man wird ja nicht "zufällig" zum Borderliner,Narzißt oder multipel etc.Da greift sich ja der eigene Organismus das am besten Passende der eigenen zugrundeliegenden Persönlichkeit raus,um am besten kompensiert zu bekommen,was passiert ist.Also liegt da drin auch schon der beste Weg,aus der Kompensation rauszukommen und hin zu ner "Lösung",mit drin angelegt.

Is halt meine Sicht - aber ich kann sagen,mir hat diese Sicht dabei sehr geholfen,mit mir ins Reine zu kommen und aus dem Erleben von Ohnmacht und hilflosem Ausgeliefertsein raus.

Benutzeravatar

Sinarellas
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 2002

Beitrag Mi., 16.01.2013, 19:38

"Ja, man könnte diese Fähigkeit ja mal wirklich auch von der positiven Seite sehen, nicht immer nur als Störung, die wegtherapiert oder versteckt gehört.
Wie seht ihr das? Vielleicht ist diese Sichtweise ja auch eine Möglichkeit, damit anders/sinnvoller/besser umzugehen, statt unter einer „Störung“ zu „leiden“."

Sry aber das seh ich anders. Mag sein, dass durch die DIS auch vieles einfacher werden kann, aber letztendlich ist und bleibt es eine belastende Traumafolgestörung.
Und leiden an sich tu ich nicht daran, aber weil ichs nicht anders kenne. Ich kann mir schwer vorstellen wie ich komplett sein soll und mich fühlen soll, aber strebe es an.
Versteckt gehört es momentan eben schon und das ist auch okay so. Wie crazy wäre es extrem gesagt, wenn neben der 5 Jährigen Sandra der 35 jährige Mann neben ihr steht und sich verhält wie das eigene Kind? Also recht übertrieben, aber letztendlich soll das auch nicht normal werden in dem Sinne. Aber das hängt für mich nicht mit DIS zusammen, sondern allgemein.
kA was ich sagen will, aber irgendwie wird schlicht zu viel mystifiziert und ganz besonders gerna uch von Betroffenen selbst.
..:..

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Wandelröschen
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 50
Beiträge: 994

Beitrag Mi., 16.01.2013, 23:17

Hallo Sinarellas,
Sinarellas hat geschrieben: kA was ich sagen will
geht mir genauso, ich habe auch gerade kA, was du sagen willst, worauf du hinaus willst, in Bezug auf mein Posting.
Sinarellas hat geschrieben: aber irgendwie wird schlicht zu viel mystifiziert und ganz besonders gern auch von Betroffenen selbst.
Siehst du irgendwo eine Mystifizierung in meinem Posting?

Was ich sagen will mit Ressource, die man nutzen kann:
Also mein Innenleben, also die verschiedenen Persönlichkeiten, also Kinder, Jugendliche, Erwachsene, die sind ja nicht permanent ein unkontrollierter wilder Haufen, der nur tut und macht, was er will, so dass ich auf Switches keinen Einfluss habe. Natürlich gibt es auch bei mir Alleingänge, klar, will ich nicht, versuche ich durch Kontrolle zu verstecken/zu minimieren, gelingt natürlich - wenn überhaupt - nur begrenzt. Aber wir arbeiten ja auch zunehmend daran, als Team zu agieren, Absprachen zu treffen, wer wann sich im Außen zeigen darf.
Ressource nutzen heißt dann, dass eine/r eine Aufgabe im Außen übernimmt, die er kann, die ich im Augenblick nicht erfüllen kann, und das nach Absprache ganz gezielt, also bewusst dann switchen. Konkretes Beispiel: bei einem Uno mit gebrochenen rechten Arm, im Gips, bleibt diverse Arbeit liegen, weil er sie mit links nicht erledigen kann (als Rechthänder). Bei mir geht es dann jetzt so, dass dann nach Absprache einer von denen, der Linkshänder ist (habe ich bei mir), diese spezielle Arbeit dann übernimmt, so wird die Arbeit trotzdem erledigt.
Es gibt eine Erwachsene bei uns, die ist eine ausgesprochene Nachteule. Die hat schon öfters Papierkram nachts erledigt, nachdem ich schlafen gegangen bin. Ich muss da gerade an einen Spruch meines ehemaligen Rektors aus der Schulzeit denken. Als sich einige aus der Klasse mal über die vielen Hausarbeiten beschwert hatten, fragte er nur, warum wir uns beschwerten, der Tag habe 24 Std – und die Nacht noch einmal 12! Trifft irgendwie auf mich zu.

Die Fähigkeit zur Dissoziation ist von der Natur vorgesehen, kann also nicht per se schlecht sein. Wenn sich aufgrund von entsprechenden Traumata durch die „Nutzung“ von Dissoziation als Bewältigungsstrategie verschiedene Persönlichkeitsanteile gebildet haben durch Abspaltung, ist die DIS eine Traumafolgestörung, wie du sagst, Sinarellas.
Rein belastend war es für mich nur bis zu dem Zeitpunkt, bis ich anfing, die Traumata zu bearbeiten und mich mit meinem System zu beschäftigen, es besser kennen zu lernen, ein Team zu werden (sind wir aber beileibe noch nicht immer). Bis dahin „passierten“ Switches nur, inzwischen gibt´s zwar auch noch unkontrollierte Switches, aber nicht mehr nur, es gibt auch Absprachen, und ab diesen Zeitpunkt kann man (ich zumindest) doch bewusste Switches nutzen, um etwas bestimmtes zu bewirken/zu erledigen im außen. Das kann man dann zwar als DIS´ler, nicht aber als Uno. Und das kann man dann doch wirklich auch als Ressource sehen und nutzen.

Zu den anderen Beiträgen schreibe ich noch ein anderes mal
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.


Waldschratin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4199

Beitrag Do., 17.01.2013, 06:49

sinerellas hat geschrieben:kA was ich sagen will, aber irgendwie wird schlicht zu viel mystifiziert und ganz besonders gerna uch von Betroffenen selbst.
Mystifiziert wird mMn doch v.a.,wenn mans in "entweder komplett gut - oder total schlecht" aufteilt.
Die Fähigkeit,die beiden Seiten einer Medaille anzuerkennen,sollte doch grade bei nem Multiplen ausgeprägter sein.
Wandelröschen hat geschrieben:Rein belastend war es für mich nur bis zu dem Zeitpunkt, bis ich anfing, die Traumata zu bearbeiten und mich mit meinem System zu beschäftigen, es besser kennen zu lernen, ein Team zu werden (sind wir aber beileibe noch nicht immer).
Danke für diesen Satz! Da drum gings mir auch : nicht weiterhin das "Ausgeliefertsein" leben,sondern das nutzen,was man trotz allem hat - die Ursache für unser Leid sind die Traumatisierungen,die uns das Leben so schwer machen und nicht in erster Linie die Traumafolgestörungen.

Benutzeravatar

Sinarellas
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 2002

Beitrag Do., 17.01.2013, 07:33

"Mystifiziert wird mMn doch v.a.,wenn mans in "entweder komplett gut - oder total schlecht" aufteilt."

Meiner Erfahrung nach trifft das eher zu Borderline, da beobachte ich das eher.
Bei Multiplen ists meistens folgendes:
"Ich kann einen Stift von der inneren Realität in die äußere bringen"
"ich habe einen Gehirnchirurgen in mir der meine Synapsen beeinflußen kann"
"Ich habe für jedes Problem einen Innnniiiii"
usw.
Na gut vll ist das eher ein: Deswegen glaubt man multiplen nicht mehr, aber das heraustragen der eigenen Realität (mag ja sein dass genau das alles für jemanden zutrifft) kann für andere Menschen mystisch klingen.

Mag sein, dass die Dissoziation was ganz natürliches ist - bzw. das ist richtig, erlebt ja jeder Mensch, aber wie bei ALLEM: Zu viel davon ist und bleibt negativ, macht krank ist ungesund wie auch immer. DIS ist eine Krankheit, was ganz viele gerne ausblenden und gehört behandelt. Wie die Behandlung an sich dann wieder aussieht ist ein ganz anderer Stiefel. Gibt ja auch einige Multiple dies schon immer wußten, dass sie multiple sind, kommen damit gut zurecht, brauchen weder Diagnostiker noch Therapeut oder Klinik und schlagen sich irgendwie so durchs leben.

"der Tag habe 24 Std – und die Nacht noch einmal 12! "
Das ist auch ein dickes Problem von mir und meinen Kopfmenschen. Ein großes Problem ist die verdammte Zeit, immer zu wenig davon zu haben ist sehr ansträngend und macht oft sehr traurig, denn es können nicht alle Bedürfnisse gestillt werden, das geht einfach nicht, dafür bräuchten wir 24 std. sfz. Da hab ich noch keine Lösung gefunden.

Ganz generell kann ich aber vielen Systemen die sich noch am Anfang befinden oder die Hoffnung aufgegeben haben zurechtzukommen Hoffnung geben, es funktioniert und irgendwann kann man seine Struktur auch gezielt einsetzen und zwar da wos gut und schön ist und nicht mehr in Missbrauchs-Situationen und Co.
..:..

Benutzeravatar

Abbys
Helferlein
Helferlein
männlich/male, 46
Beiträge: 54

Beitrag Do., 17.01.2013, 08:40

Sinarellas hat geschrieben: "der Tag habe 24 Std – und die Nacht noch einmal 12! "
Das ist auch ein dickes Problem von mir und meinen Kopfmenschen. Ein großes Problem ist die verdammte Zeit, immer zu wenig davon zu haben ist sehr ansträngend und macht oft sehr traurig, denn es können nicht alle Bedürfnisse gestillt werden, das geht einfach nicht, dafür bräuchten wir 24 std. sfz. Da hab ich noch keine Lösung gefunden.
Fühlt sich bei mir ähnlich an, manche Anteile bräuchten an sich ein eigenes Leben, nichts was ich ihnen bieten kann und das macht mich auch etwas traurig.

Sinarellas hat geschrieben: Ganz generell kann ich aber vielen Systemen die sich noch am Anfang befinden oder die Hoffnung aufgegeben haben zurechtzukommen Hoffnung geben, es funktioniert und irgendwann kann man seine Struktur auch gezielt einsetzen und zwar da wos gut und schön ist und nicht mehr in Missbrauchs-Situationen und Co.
So hatte ich den Eingangspost empfunden. Es kann besser werden und kann dann auch ab und an nützlich sein, sogar eine echte Stärke. Imho


Waldschratin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4199

Beitrag Do., 17.01.2013, 11:24

sinerellas hat geschrieben:"Mystifiziert wird mMn doch v.a.,wenn mans in "entweder komplett gut - oder total schlecht" aufteilt."

Meiner Erfahrung nach trifft das eher zu Borderline, da beobachte ich das eher.
Es gibt jede Menge Mischformen und : Bordianteile hat mehr oder weniger jeder. Ist halt auch die Kunst dran,sowas nicht weiiit weiiiit von sich zu weisen,sondern sich mal ehrlich im eigenen Spiegel betrachten zu können.
sinerellas hat geschrieben:aber das heraustragen der eigenen Realität (mag ja sein dass genau das alles für jemanden zutrifft) kann für andere Menschen mystisch klingen.
Wer sagt denn was von "Heraustragen der Realität"?Ich würd über sowas niemals mit jemandem reden,der sich nicht auskennt,keine Schweigepflicht hat,oder mindestens zuverlässig zu mir steht und mir vertraut ist - Ausnahme hier im Internet,da schreib ich aber ja auch anonym.

In meinem "normalen" Umfeld weiß das niemand - und soll es auch niemand erfahren!
Für mich selbst ist es wichtig - war es früher umso wichtiger für uns,daß wir uns eingestanden haben,was los ist mit uns und zwischen uns stattfindet - und da gings dann so richtig gut vorwärts,als wir den hier und da herrschenden "Krieg" untereinander aushandelten,Frieden oder wenigsten Waffenstillstand schlossen und lernten,füreinander da zu sein.
Und grade im Bereich Aufarbeitung der einzelnen Traumatisierungen war es nunmal gut und nützlich,daß wir "wir" waren und immer mindestens einer nach außen "sichern" und "ankern" konnte.

Das hat für meine Begriffe nix mit mystifizieren zu tun,sondern mit Struktur und zielgerichteteren Arbeiten an sich.
sinerellas hat geschrieben:und irgendwann kann man seine Struktur auch gezielt einsetzen und zwar da wos gut und schön ist und nicht mehr in Missbrauchs-Situationen und Co.
Hast du das so verstanden,daß irgendwer hier das so meinte?"Nicht mehr in Mißbrauchs-Situationen einsetzen" - dann hast du`s gründlich mißverstanden.

Es dreht sich hier ums Einsetzen der Aufspaltung zur Aufarbeitung der Traumatisierungen und nicht da drum,neuerliche Mißbrauchssituationen besser "aushalten" zu können.
So hab ich Wandelröschen jedenfalls verstanden und es selber so gemeint.

Für mich ist eh klar,daß ein Beginn des Aufarbeitens gar nicht Sinn macht,solange man sich noch aktuell in Mißbrauchssituationen befindet.
sinerellas hat geschrieben:Ganz generell kann ich aber vielen Systemen die sich noch am Anfang befinden oder die Hoffnung aufgegeben haben zurechtzukommen Hoffnung geben, es funktioniert
Das kann ich nur unterschreiben!
Ich geb nur zu bedenken,daß es unterschiedlich strukturierte Systeme gibt und nicht jedes braucht denselben Umgang.Ein System mit überwiegend Kids und wenigen "schwachen" Erwachsenen wäre heillos überfordert mit "Teambildung" und dergleichen.
Aber eben auch andersrum,so hab ichs teilweise erlebt : mein System hatte nur 5 Kids,ansonsten 3 Teenies und der "Rest" von insgesamt 25 waren Erwachsene,z.T. recht dominant und "führend".Wir sind uns oft genug veräppelt vorgekommen,wenn unsere Thera mal wieder am zigsten Eck abgesichert und abgesichert hat,wir aber schon längst mittendrin waren und uns dann unsern Weg eben selber gesucht haben.
Nicht mißverstehen : Ich hatte in der Zeit eine klasse Thera,die kannte eben nur "so" ne Art,am Innenleben zu arbeiten noch nicht und dachte,das könne doch gar nicht gehen.
Abbys hat geschrieben:Fühlt sich bei mir ähnlich an, manche Anteile bräuchten an sich ein eigenes Leben, nichts was ich ihnen bieten kann und das macht mich auch etwas traurig.
Wir haben das "inwendig" gelöst,da hatte jeder,der "außen" nicht mitmischen wollte,so seine eigene Welt,in der er sich bei Bedarf zurückziehen konnte - und was bei uns ging : Parallelerleben.(Kann ich irgendwie heute noch...)

Benutzeravatar

Blossom
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 35
Beiträge: 59

Beitrag Do., 17.01.2013, 15:57

Ich habe diesen Thread mitverfolgt und erst mal Verschiedenes, was er ausgelöst hat, sich bei mir wieder beruhigen lassen.

Was ich jetzt empfinde / denke, ist, dass jeder Mensch Ressourcen, Stärken und Schwächen, Schatten hat.
Bei den einen vielleicht in größeren Extremen, bei den anderen in kleineren.

Ich sehe mich in meiner Gespaltenheit mittlerweile immerhin als Mensch und eine Ressource war zum Beispiel die Fähigkeit der Dissoziation, um durch widrigste Umstände zu kommen. (Wobei ich glaube, da gibt es auch noch andere Ressourcen, aber meine Lösung war halt diese, das "konnte" ich und ob die anderen Lösungen besser sind, weiß ich nicht, "gesund" wäre ich wohl nicht durchgekommen).

Schmerz abspalten können sehe ich bei mir nicht nur als Ressource.
Weil der Körper spürt den Schmerz ja trotzdem, es ist für mich also ein verschobenes Problem (evtl. wälze ich den Schmerz ja nur in eine Enklave von mir ab), und wenn ich keinen Schmerz spüre, der ja auch ein Warnsignal ist, spüre ich diesbezüglich keine Grenze und das kann echt gefährlich werden.

Stärken sind bei mir vielleicht auch Durchhaltevermögen, auch wenn es echt finster ist. Auch die Fähigkeit einen Weg zu finden, durch das Ganze.

Muss mal überlegen, was ich noch als Stärke bei mir empfinden würde. Aber ich glaube, dass sehe ich dann eher als menschliche Stärke an und nicht weil ich in diesem Körper sehr extrem abgespalten bin. Wobei manche Stärken auch aus dem extremen Erleben gewachsen sind, ja.

Schwachstellen oder Dinge, die ich nie gelernt habe, die sind zum Beispiel: nur dysfunktionale Bindungen eingehen können (hat sich geändert), kein Urvertrauen haben (hat sich auch sehr zum Positiven geändert), sich selbst so fremd sein, so wenig sich positionieren können, dass es unmöglich ist, sich in Gruppen konstant aufzuhalten. Grenzen nicht kennen, weil sie so extrem überschritten und zerstört wurden, gar nicht erst gefunden werden durften.
All das, was man an Einschränkungen hat, wenn man sich nie gescheit von der Mutter hat wegentwickeln dürfen. Wenn man da von der emotionalen Reife her einfach steckengeblieben ist.
Schwarz- weiß borderlinige Struktur durchs ganze System. (Am viel besser werden.)
Dinge über Projektionen regeln - deswegen keine Nähe richtig zulassen können (auch viel besser).

Also ich fühle mich schon krank und denke, was ich erlebt habe, hat viel kaputt gemacht, bzw. gar nicht entstehen lassen. Und aber klar, Stärken habe ich auch. Vielleicht verfolge ich das noch mal ein bisschen.
Es ist bestimmt nicht schlecht, sich seiner Stärken bewusst zu werden und jeder Mensch hat Stärken. Nein, ich denke auch nicht, wenn man stark dissoziiert, auch im Sinne von DIS, dass man dann nur ein "Wrack" ist. Immerhin hat man es geschafft noch da zu sein und gegebenenfalls auch schon gesünder zu werden. (Oder andere Stärken konnten sich auch schon entfalten. Bei mir ist es eher so, dass das Fundament so jetzt erstmal gebaut werden musste, um manche Stärken überhaupt wahrnehmen zu können und ausbauen zu können, bisher waren die immer so unkontinuierlich,so auf das Überleben gerichtet "nur" da (aber das sind noch unfertige Gedanken).

Meine Erfahrungen sind nicht, dass jemand der im Sinne von DIS dissoziiert immer unauffällig ist, ich habe Frauen gesehen, die im leeren Körper saßen, die draußen Stunden saßen und den Realitätsbezug verloren hatten. Frauen, die in der Gruppe losschrien, weil sie in alten Bezügen durch einen Trigger landeten.
Und ich selbst versuche so wenig aufzufallen wie möglich, aber die Leute haben gemerkt, dass ich nicht richtig in Kontakt gehen konnte, völlig isoliert war, die langen Psychiatrieaufenthalte (nach völliger überraschender Dekompensation) ließen sich nicht verstecken, der Grund warum, war auch für die Nachbarschaft ersichtlich usw.
In dem Rahmen lief es dann aber ganz gut.
Ich glaube, ich lief so unter höflich und nett - und irgendwie aber ist das was "Seltsames". Aber natürlich weiß ich nicht, was die Leute denken.

Und ich will auch nicht in Frage stellen, dass es bei anderen wirklich mit der Unauffälligkeit funktioniert.
Bzw. ich frage mich gerade, ob ich wirklich so was anderes meine, als ich hier in einem Satz gelesen habe

Habe noch mehr Gedanken, aber ist eh schon so lang, vielleicht ein anderes Mal noch mal.

Viele Grüße, Blossom.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Wandelröschen
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 50
Beiträge: 994

Beitrag Do., 17.01.2013, 23:24

Sinarellas hat geschrieben: und irgendwann kann man seine Struktur auch gezielt einsetzen und zwar da wos gut und schön ist
Ja, das ist in etwa das, was ich meine, das geziehlte/bewusste einsetzen dieser Fähigkeit des Switchens, wo es passt, da kann man es sinnvoll nutzen. Dann ist es eine Ressource
Waldschratin hat geschrieben: Wer sagt denn was von "Heraustragen der Realität"?Ich würd über sowas niemals mit jemandem reden,der sich nicht auskennt,keine Schweigepflicht hat,oder mindestens zuverlässig zu mir steht und mir vertraut ist - Ausnahme hier im Internet,da schreib ich aber ja auch anonym.

In meinem "normalen" Umfeld weiß das niemand - und soll es auch niemand erfahren!
Für mich selbst ist es wichtig - war es früher umso wichtiger für uns,daß wir uns eingestanden haben,was los ist mit uns und zwischen uns stattfindet - und da gings dann so richtig gut vorwärts,als wir den hier und da herrschenden "Krieg" untereinander aushandelten,Frieden oder wenigsten Waffenstillstand schlossen und lernten,füreinander da zu sein.
Und grade im Bereich Aufarbeitung der einzelnen Traumatisierungen war es nunmal gut und nützlich,daß wir "wir" waren und immer mindestens einer nach außen "sichern" und "ankern" konnte.

Das hat für meine Begriffe nix mit mystifizieren zu tun,sondern mit Struktur und zielgerichteteren Arbeiten an sich.
Es nach außen möglichst nicht durchschimmern zu lassen, ist ja auch eine Art Überlebensstrategie, denn die Angst, als verrückt angesehen zu werden und in der Geschlossenen zu landen, ist viiiieeel zu groß. Also alles Kontrollieren, so dass man höchstens, wie Sinarellas schrieb „splienig“ nach außen wirkt. Bloß das kostet verdammt viel Kraft und Energie.

Waldschratin, das meiste, was du schreibst, kann ich nur unterstreichen, sehe ich auch so, ist mir aber momentan hier zu viel, überall drauf einzugehen.
Waldschratin hat geschrieben:
Abbys hat geschrieben:Fühlt sich bei mir ähnlich an, manche Anteile bräuchten an sich ein eigenes Leben, nichts was ich ihnen bieten kann und das macht mich auch etwas traurig.
Wir haben das "inwendig" gelöst,da hatte jeder,der "außen" nicht mitmischen wollte,so seine eigene Welt,in der er sich bei Bedarf zurückziehen konnte - und was bei uns ging : Parallelerleben.(Kann ich irgendwie heute noch...)
Dieses parallele Erleben, dieses mehrdimensionale, kenne ich auch. Mein Thera hat da echt Probleme mit, das zu verstehen/nachzuvollziehen.
Blossom hat geschrieben:Es ist bestimmt nicht schlecht, sich seiner Stärken bewusst zu werden und jeder Mensch hat Stärken. Nein, ich denke auch nicht, wenn man stark dissoziiert, auch im Sinne von DIS, dass man dann nur ein "Wrack" ist. Immerhin hat man es geschafft noch da zu sein und gegebenenfalls auch schon gesünder zu werden. (Oder andere Stärken konnten sich auch schon entfalten. Bei mir ist es eher so, dass das Fundament so jetzt erstmal gebaut werden musste, um manche Stärken überhaupt wahrnehmen zu können und ausbauen zu können, bisher waren die immer so unkontinuierlich,so auf das Überleben gerichtet "nur" da (aber das sind noch unfertige Gedanken).
Klar hat jeder seine Stärken, egal ob multi oder uno.
Und als „Wrack“ habe ich mich nie gesehen, eher als Steh-auf-Männeken oder als Überlebenskünstler.
Zu Beginn meine Therapie fertigten wir auch mal eine Liste mit unseren Stärken/den Ressourcen an, waren recht wenige. Aber im Laufe der Zeit, in der wir mit uns arbeiteten/voran kamen/ uns mehr kennen lernten/achten/wahrnehmen und respektieren lernten, nahm ich immer mehr wahr, was wir noch alles konnten, wurde die Liste immer länger.
Und ja, das Switchen gezielt da einzusetzen, wo es passt, wo es hilft, empfinde ich jetzt irgendwie schön. Es nicht nur als Störung zu sehen, sondern als zusätzliche Fähigkeit, die andere nicht haben, also als zusätzlichen Farbe auf der Farbpalette der Möglichkeiten, mit der ich mein Leben ausmale.
Wenn ich immer nur „gesagt“ bekomme, DIS ist eine schlimme Störung. Störung ist hinderlich, krankhaft, muss beseitigt werden, dann ist das ja immer nur negativ und man will es dann ja auch nicht, man will normal sein, um keinen Fall auffallen, will es los sein. Aber in einzelnen Alltagssituationen kann es auch hilfreich sein (meine jetzt nicht traumatische Situation u.ä. , sondern wirklich unbelastetes Alltagsleben). Dann ist es eine zusätzliche Möglichkeit, die die meisten Menschen nicht haben. Und wenn man es so sieht, hat es (neben dem ganzen Schwierigen) auch etwas schönes/gutes, was man nutzen kann. Und wenn man das sieht und nutzt, kommt man vielleicht auch wieder etwas schneller in seiner Entwicklung der Aufarbeitung voran. Zumindest erlebe ich es so.
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.

Benutzeravatar

Sinarellas
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 2002

Beitrag Fr., 18.01.2013, 07:38

"Es gibt jede Menge Mischformen und : Bordianteile hat mehr oder weniger jeder."

Ich bin ein System, welches Borderline-Teile hat, ich habe beide Diagnosen und muß ja gestehen es passt, aber dieses Bordi-typische entdecke ich bei mir nicht. Ich bin emotional instabil, bzw. ein großer Teil von mir hat damit heftige Probleme. Auch wenn ich mnich da frage, wo zieht man die Grenze zwischen typischer Systeminstabilität bei DIS und Borderline-Grenzeninstabilität...mh.

"Wer sagt denn was von "Heraustragen der Realität"?"

Ich sag davon was, steht doch da Fühlst du dich da angesprochen weil du dich da so verteidigst?

War lediglich eine AUffassung von mir, dass das sehr gerne sehr viele System tun, bewusst oder unbewusst.
Und ich rede von mystifizieren und zwar genau so wie ichs geschrieben habe, das was du beschreibst ist dein persönliches Erleben, ich habe bei sehr vielen Systemen genau das erlebt was ich beschrieben habe.

"Hast du das so verstanden,daß irgendwer hier das so meinte?"Nicht mehr in Mißbrauchs-Situationen einsetzen" - dann hast du`s gründlich mißverstanden."

Schon wieder fühlst du dich oder mich missverstanden
Ich sprech doch da keinen an, kenn euch hier doch überhaupt nicht o0

Und mit gezielt einsetzen meine ich (und ich glaub du hast mich da nun wieder missverstanden...), dass die DIS-Struktur oftmals zu 90% durch sexuellen Missbrauch entstanden ist, also aus der Not und das jetzt -sofern die Traumata vorbei sind- nicht mehr in reinen MB Situationen... aber ich hab irgendwie keine muße mich zu erklären wenn mich mich ständig falsch versteht :> faul inc.


--


@Wandelröschen
Ganz vielen sehen sich aber auch gerne als Wrack, was ich erlebt habe. Das ständige und andauernde erzählen wie schlecht es ständig,jeden tag zu jeder sekunde allen teilen von überhaupt allen systemen und untersystemen geht. Gibt leider viel zu viele, die sich überwältigen lassen -aber vll kann ich das nicht einschätzen.

Eine Störung ists btw. eigentlich nicht sondern schlicht eine Überlebensstruktur und wie einen Pickel beseitigen muß sie auch nicht *find*. So wie ich und meine KOpfmenschen sind passt das schon, sonst wär ich ja anders geworden...
Und es hat unglaublich viel schönes, wir haben innen wie außen sicherlich mehr zu lachen als einzelkopfmenschen und der partner beäumelt sich da auch immer wieder wegen kommentaren von hinz und kunz.
..:..

Benutzeravatar

Fundevogel
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 50
Beiträge: 1294

Beitrag Fr., 18.01.2013, 09:36

Liebe Wandelröschen,

ich glaube auf jeden Fall, daß "das"
(Störung/Überlebensstrategie, wie immer man es bezeichnen mag)
ein Zeichen dafür ist, wie viele Ressourcen in dir sind.

All diese Fähigkeiten sind nützlich und sinnvoll
und ich glaube auch, daß es sehr bereichernd sein kann,
all das Positive zu entdecken und zu nutzen.

Eines allerdings möchte ich zu bedenken geben:
Du schreibst, daß ein Anteil den Papierkram erledigt,
während der andere bereits schlafen gegangen ist.
Oder du die linke Hand benutzen kannst,
wenn die rechte Hand verletzt ist.

Aber: Du hast nur einen Körper.

Und jedes Team ist so stark wie sein schwächstes Glied.
Und die Funktionstüchtigkeit alleine ist nicht immer das Bedürfnis aller Anteile.

Ich finde das ganz wunderbar, daß du deine Ressourcen so genießen kannst
und das soll auch so sein, weil das alles bist DU.
Aber bitte schone dich auch und respektiere die Bedürfnisse
derjenigen in dir, die Ruhe brauchen oder Zuhören oder was auch immer.

Lieben Gruß
Fundevogel

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag