DIS / multiple sein als Ressource?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.

Waldschratin
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Beitrag Fr., 18.01.2013, 10:34

blossom hat geschrieben:Habe noch mehr Gedanken, aber ist eh schon so lang, vielleicht ein anderes Mal noch mal.
Oh ja,würd ich mich drüber freuen!
Was und wie du schreibst,klingt nach ganz viel Arbeit und Mühe mit deinem Innenleben - aber genauso nach ganz viel erfolgreicher Arbeit.Und das gibt Auftrieb und Zuversicht.
sinerellas hat geschrieben:Auch wenn ich mnich da frage, wo zieht man die Grenze zwischen typischer Systeminstabilität bei DIS und Borderline-Grenzeninstabilität...mh.
Ich glaub nicht,daß es da DIE Grenze gibt - jetzt auch nicht nur bezogen auf DIS und Borderline,sondern überhaupt.Die Grenze zwischen "normal" und "gestört" ist ja auch recht fließend und kaum zu definieren.Da gilt auch wieder : auf die Dosis kommt es an.
sinerellas hat geschrieben:"Wer sagt denn was von "Heraustragen der Realität"?"
Ich sag davon was, steht doch da Fühlst du dich da angesprochen weil du dich da so verteidigst?
Erstens "verteidige" ich mich nicht,sondern bin um Ausräumen von Mißverständnissen bemüht - da ja auch noch andere Leute hier mitlesen und es nicht nur um mich und dich geht in dem Austausch .
Und zweitens hattest du vorher das geschrieben:
sinerellas hat geschrieben:Deswegen glaubt man multiplen nicht mehr, aber das heraustragen der eigenen Realität...
Also allgemein,und von daher für mich nicht ersichtlich,daß das allein deine ganz eigene Meinung dazu ist.
sinerellas hat geschrieben:"Hast du das so verstanden,daß irgendwer hier das so meinte?"Nicht mehr in Mißbrauchs-Situationen einsetzen" - dann hast du`s gründlich mißverstanden."

Schon wieder fühlst du dich oder mich missverstanden
Ich sprech doch da keinen an, kenn euch hier doch überhaupt nicht o0
Und schon wieder vergißt du,daß wir hier keinen Dialog führen.
Mir war und ist das sehr wichtig,daß genau das garantiert nicht von jemand anderem mißverstanden wird - das wäre ja fatal.

Hast du ein Problem damit,wenn jemand mal nachfragt,wie du etwas gemeint hast?
sinerellas hat geschrieben:aber ich hab irgendwie keine muße mich zu erklären wenn mich mich ständig falsch versteht
Dann brauchst du dich auch nicht wundern,wenn kein richtiger Austausch zustandekommt. Bissl mehr "Einsatz" erwarte ich da schon.
sinerellas hat geschrieben:Und mit gezielt einsetzen meine ich (und ich glaub du hast mich da nun wieder missverstanden...), dass die DIS-Struktur oftmals zu 90% durch sexuellen Missbrauch entstanden ist, also aus der Not und das jetzt -sofern die Traumata vorbei sind- nicht mehr in reinen MB Situationen...
Nein,da hab ich dich nicht mißverstanden - ich mag nur solche "Aufteilungen" in "Schweregrade" einer Traumatisierung nicht.
Fundevogel hat geschrieben:Aber: Du hast nur einen Körper.
Ein sehr wichtiger Punkt,liebe Fundevogel!
Ich hab das lange Zeit auch ignoriert und mußte das auch erst lernen,da mehr drauf zu achten.Oder auch die Schwierigkeiten manchmal mit dem Älterwerden.Eine unserer Frontfrauen war erst Anfang 20 und ging dementsprechend mit dem Körper um - der war aber "schon" 40 und konnte da manchmal einfach nicht mehr richtig mithalten.
Selbstfürsorge zu lernen war also schon deshalb sehr sehr wichtig für mich.

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Wandelröschen
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Beitrag Sa., 19.01.2013, 00:04

Fundevogel hat geschrieben: Aber: Du hast nur einen Körper.
Da hast du so Recht, Fundevogel. Und das ist natürlich ein Problem, müssen wir noch dran Arbeiten, haben uns aber in der Hinsicht auch schon auf den Weg gemacht.
Fundevogel hat geschrieben: Aber bitte schone dich auch und respektiere die Bedürfnisse
derjenigen in dir, die Ruhe brauchen oder Zuhören oder was auch immer.
Ja, weiß ich – eigentlich. (Will) es nur oft nicht (immer) wahr haben, insofern ist es gut, mal den Spiegel vorgehalten zu bekommen, zeugt ja auch in gewisse Art von Führsorge. Aber inzwischen reden wir schon mehr miteinander, nehme ich die Bedürfnisse der anderen schon mehr wahr, also dass ist momentan durchaus ein Punkt, an dem ich arbeite.
Sinarellas hat geschrieben:Ganz vielen sehen sich aber auch gerne als Wrack, was ich erlebt habe. Das ständige und andauernde erzählen wie schlecht es ständig,jeden tag zu jeder sekunde allen teilen von überhaupt allen systemen und untersystemen geht. Gibt leider viel zu viele, die sich überwältigen lassen -aber vll kann ich das nicht einschätzen.
Hm, also ich kenne im realen Leben nur zwei, wie kennst du viele?. Als ich die beiden jeweils kennen lernte, hatte keine ein Schild um, auf dem Stand „ich bin multi“. Aber irgendwie spürte ich schon nach dem ersten Treffen, die tickt so wie ich. Nach etlichen weiteren Treffen (waren ja auch jeweils andere Leute da) und vorsichtigen Andeutungen wurde dann Klartext geredet und es stellte sich heraus, dass die beiden anderen es genau so empfanden, auch sie „wussten“ fast von Anfang an, wie ich ticke. „Riecht“ man so was?
Wir gehören also nicht zu den vielen Multis, von denen du schreibst. Keiner der mir bekannten erzählt laufend „wie schlecht es ständig,jeden tag zu jeder sekunde allen teilen von überhaupt allen systemen und untersystemen geht“. Muss ich wohl echt in „anderen Kreisen verkehren“ . Wir erzählen höchstens, wie wir im realen Leben so ticken, es gut bewältigt zu bekommen, nicht anzuecken, unsere Andersartigkeit/Sonderbarkeit, wenn sie denn im Außen auffällt und wir das durch die Reaktionen der anderen Menschen mitbekommen, für die plausibel zu machen (also nicht unser Multi-sein zu erklären, sondern spontan für sie „nachvollziehbare“ Erklärungen zu finden).
Gruß
Wandelröschen

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Sinarellas
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Beitrag Sa., 19.01.2013, 20:58

Ich habe ein paar Systeme real kennengelernt, Anzahl ist ja wurscht. Aber nicht durch Zufall sondern gewollt, also durch Foren. In der Realität weiß von meiner Störung mein Expartner, mein jetziger Freund und meine Therapeutin. Mehr brauchen das auch nicht zu wissen.
Unsere Auffälligkeiten erkläre ich eigentlich immer ganz gut spontan.
Ich rede beim gejammer vorallem von Foren,d enn privat möchte ich mit solchen Menschen egal ob DIS oder nicht - nichts zu tun haben.
..:..

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Wandelröschen
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Beitrag Sa., 19.01.2013, 22:54

Sinarellas hat geschrieben: Unsere Auffälligkeiten erkläre ich eigentlich immer ganz gut spontan.
Ja, ich auch, Phantasie und Spontanität ist gefragt, von der DIS sollen ja die anderen nichts wissen. Hm, sehe nur gerade, Phantasie und Spontanität sind ja auch Ressourcen …
Sinarellas hat geschrieben: Ich rede beim gejammer vorallem von Foren,d enn privat möchte ich mit solchen Menschen egal ob DIS oder nicht - nichts zu tun haben
Ok, dass relativiert das zuvor geschriebene etwas, jetzt kann ich es besser nachvollziehen. Mit denen möchte ich auch ncihts zu tun haben. Aber dazu hatte ja Blossom ein Thread eröffnet, über DIS im Internet.

Aber hier im Forum gibt es außer uns beide ja noch einige andere mit DIS und ähnliches, halt in vielen Varianten. Und die jammern ja auch nicht so, wie du schreibst.

Also ich versuchs jetzt doch nochmal mit dem Positiven, das man dieser Störung vielleicht doch auch ein klein bisschen abgewinnen kann. Viele Störungen, die sich aufgrund von schweren Traumata oder aus anderen Ursachen entwickeln, kann man wirklich nichts Positives abgewinnen. Ich denke da nur z.B. an SSV oder an Suchtprobleme. Mit diesen Bewältigungsstrategien kann man bestimmt nicht Probleme im Alltag angehen, gut lösen.
Und na klar, auch die DIS ist eine Bewältigungsstrategie, die selber auch massive Probleme bereitet. Das will ich gar nicht leugnen, kenne ich ja selber zu Hauf. Aber ich habe mich ja mit therapeutischer Hilfe auf den Weg gemacht, damit besser klar zu kommen. Davor wollte ich es ja eigentlich nicht wahrhaben, mein Innenleben war ein wilder Haufen, es passierte mit mir. Inzwischen ist es eher ein Team geworden, was es auch schon immer öfters schafft, sich an Absprachen zu halten, an einem Strang zu ziehen, so dass unkontrollierte Alleingänge weniger oft passieren, die uns ja immer wieder auch in präkehre Lagen brachten. Und jetzt, wo wir uns immer besser kennen lernen, immer mehr wissen und achten, was der/die ein oder andere kann, wir auch immer mehr aufeinander hören, ist es möglich, dass die Fähigkeiten von jeden einzelnen auch „bewusst“, also eher so wie mit Absprache im Außen eingesetzt werden kann. Und da merke ich, kann es tatsächlich auch in normalen Alltagssituationen eingesetzt werden, wo es passt, weil das können dann Unos nicht. Wir haben doch eine viel größere Vielfalt an Fähigkeiten zur Verfügung. Und ich sehe jetzt, die kann man nutzen – im positivem Sinn.
Gruß
Wandelröschen

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(e)
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Beitrag So., 20.01.2013, 04:06

Also ich finde es eine gute Idee, in der Störung auch die Ressource zu sehen. Das hat mir mein Thera eigentlich immer so vermittelt, ebenso die Fachbücher. Jetzt aber nicht nur auf DIS bezogen.
Lieben Gruß
elana

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Waldschratin
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Beitrag So., 20.01.2013, 14:03

Wandelröschen hat geschrieben:Und jetzt, wo wir uns immer besser kennen lernen, immer mehr wissen und achten, was der/die ein oder andere kann, wir auch immer mehr aufeinander hören, ist es möglich, dass die Fähigkeiten von jeden einzelnen auch „bewusst“, also eher so wie mit Absprache im Außen eingesetzt werden kann.
Jeder von euch ist ja auch Teil eures Ganzen - und nicht was "Erfundenes" oder in der Phantasie Konstruiertes.Und dann geht das auch,daß man sich "gegenseitig" mit den eigenen "speziellen" Fähigkeiten unterstützt (letztlich ja ergänzt) und es damit "nutzbar" wird.
Wenn sich jemand zwecks Interessantmacherei seine "Innies" selber ausdenkt,geht das dann natürlich nicht,weil nicht im Sinne des "Erfinders".

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Dampfnudel
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Beitrag Mo., 21.01.2013, 00:16

Ich kann hier mangels eigener Erfahrungen mit DIS nicht richtig mitreden, aber ich finde den Thread total gut und das, was Ihr schreibt, sehr beeindruckend!

Ich würde den Gedanken über die Ressourcen von Störungen sogar noch erweitern, auch auf sowas:
Wandelröschen hat geschrieben:Viele Störungen, die sich aufgrund von schweren Traumata oder aus anderen Ursachen entwickeln, kann man wirklich nichts Positives abgewinnen. Ich denke da nur z.B. an SSV oder an Suchtprobleme. Mit diesen Bewältigungsstrategien kann man bestimmt nicht Probleme im Alltag angehen, gut lösen.
Längerfristig sind gerade so suchtartige Verhaltensweisen, zu denen ich svV auch zählen würde, echt ziemlicher Mist, weil sie halt noch mehr Probleme nach sich ziehen. Aber ich bin mir zum Beispiel ziemlich sicher, dass ich ohne svV meinen Studienabschluss nicht geschafft hätte. Es war eine (und zeitweise halt die einzige) Möglichkeit, den unerträglichen inneren Druck so weit zu senken, dass mein Kopf wieder für eine Weile arbeitsfähig wurde. Irgendwie empfinde ich das auch als Lösung eines Alltagsproblems. Insofern finde ich selbst das im Nachhinein nicht ausschließlich schlecht (wenngleich Thera1 mir da vermutlich energisch widersprechen würde ).

Oder die Depression auch. Wenn sie es mir nicht unmöglich gemacht hätte, so weiterzuleben wie bisher, hätte ich einfach so weitergemacht und eben nicht darauf geachtet, mehr und besser für mich zu sorgen als vorher und Erlebnisse und alte Muster aufzuarbeiten, die mir das Leben schwer(ge)mach(t hab)en. Die positiven Seiten von Angstzuständen habe ich noch nicht entdeckt, aber vielleicht gibt es auch da welche. Klar ist das schwer erträglich und ist es besser und angenehmer, wenn das alles auch wieder aufhört, aber ich meine, wenn man sie ausschließlich als schlimm betrachtet, dann tut man Symptomen wie diesen auch unrecht.

Das sind nicht so alltagspraktische Vorteile wie die, die Du beschrieben hast, Wandelröschen, und ich beende diesen Exkurs in die Uno-Welt auch gleich wieder, ich wollte nur mal kurz vorbeischauen und sagen, dass ich die Idee, die positiven Seiten und die Chancen, die eine "Störung" (bzw. der Kompensationsmechanismus, den der Organismus den Störungen entgegensetzt, die ihm widerfahren sind) bietet, mal in den Fokus zu rücken, echt gut finde.
Alles hat seine Zeit.

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Beitrag Di., 22.01.2013, 01:10

Dampfnudel hat geschrieben:(wenngleich Thera1 mir da vermutlich energisch widersprechen würde )
DAS kann ich nachvollziehen.
Lieben Gruß
elana

inaktiv, siehe Link in meinem Profil

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Sinarellas
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Beitrag Do., 31.01.2013, 19:48

" Es war eine (und zeitweise halt die einzige) Möglichkeit, den unerträglichen inneren Druck so weit zu senken, dass mein Kopf wieder für eine Weile arbeitsfähig wurde. Irgendwie empfinde ich das auch als Lösung eines Alltagsproblems"

seh ich auch so.
Seit ich aber auch meine Meinung geändert habe und Selbstverletzung als absolute Notlösung sehe die in Ordnung ist wenn sie verwendet wird, seitdem benötige ich es aber auch nicht mehr. Ich hatte persönlich, bzw. wir, ein heftiges Erlebnis, was mir das klar gemacht hat und bis heute ist es eine Alternativlösung, die ich aber sowas von urselten gebrauche (oder gebrauchen lasse von anderen von mir), dass ich clean bin und gesund damit umgehen kann.
Für mich ist SVV immernoch besser als Suizid und SVV hat mich sehr oft davor bewahrt und als ich in einer Ausbildung war hat es mir die Ausbilung zum überstehen gebracht..
..:..

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