Sackgasse

Leiden Sie unter Depressionen, wiederkehrenden depressiven Phasen oder anderen Stimmungsschwankungen, ermöglicht dieser Forumsbereich den Austausch Ihrer Fragen, Tips und Erfahrungen.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
pte
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 38
Beiträge: 8

Sackgasse

Beitrag Fr., 27.09.2013, 19:18

Hallo

ich (35, männlich) schreib hier ein paar Zeilen weil ich nicht mehr weiter weiss und drauf hoffe, dass jemand Erfahrung mit diesem Gemütszustand hat.

Es fällt mir schwer zu erklären warum und wie ich in die Situation gekommen bin, weil ich erfahren hab dass zu viele Details die Angelegenheit verkomplizieren.

Ich bin einfach nur mehr müde und möchte nur noch schlafen, wach zu sein strengt mich irrsinnig an und die Welt ausserhalb meines Bettes interessiert mich kaum noch. Der einzig erträgliche Zustand für mich ist, mit Kopfhörern und einem Hörbuch im Bett zu liegen.
Hab grad eine Panikattacke geschoben weil die Türklingel läutete, es wird täglich schlimmer und langsam seh ich keinen Ausweg mehr.

Ich würde mich einerseits gerne in stationäre Behandlung begeben, hab aber andererseits Angst davor, danach noch weniger klar zu kommen.

Hat jemand von euch eine ähnliche Situation erlebt?

Werbung

Benutzeravatar

Fundevogel
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 50
Beiträge: 1294

Beitrag Sa., 28.09.2013, 10:03

Lieber pte,

willkommen im Forum - ich freue mich, dass du den Weg hergefunden hast.

Ich glaube, du merkst selbst sehr gut, wie schlecht es dir geht und dass du Hilfe brauchen wirst, um da rauszukommen. Ich kenne das auch von mir, dass ich nicht mehr aus dem Bett komme und Panikanfälle beim Tür- oder Telefonklingeln bekomme. Therapie, auch Medikamente haben mir geholfen. Wenn es sehr schlimm ist, so wie es grade bei dir klingt, dann kann ein Klinikaufenthalt sicher gut tun, um in diesem geschützten Rahmen wieder Boden unter die Füße zu bekommen.

Bist du schon in Therapie und das hat nicht schnell genug geholfen
oder warum denkst du an eine stationäre Behandlung?

Auch wenn es anstrengend ist - bitte begib dich in Therapie, in welcher Form auch immer und ich würde mir an deiner Stelle auch zeitweise medikamentöse Unterstützung überlegen - und ich sage das, obwohl ich nicht unbedingt ein Freund von Pillen bin.

Alles Gute pte!
Fundevogel

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
pte
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 38
Beiträge: 8

Beitrag Sa., 28.09.2013, 13:31

Hallo Fundevogel

dank dir für die einfühlsame Antwort.
Ich bin nicht in Therapie (hab seit 2 Monaten keine Sozialversicherung mehr), hab aber schon verschiedene Sachen probiert, alles nur sehr halbherzig.
Womit hast du dich denn motivieren können wenn du gemerkt hast dass du was machen musst? Bei mir ist das einzige was mich noch handeln lässt der finanzielle Druck, ich kann meine Lebenserhaltungskosten nicht mehr decken und werd bald auf der Strasse landen wenn ich das nicht hinkrieg.
Bis vor kurzem hab ich mich mit Alkohol ein wenig beruhigen können, seltsamerweise wird es jetzt nach einem Bier noch schlimmer.
Ich weiss dass ich mein ganzes Leben komplett umstellen müsste, an allen Ecken und Enden, aber der Gedanke daran was da alles auf mich zukommt weckt die Sehnsucht nach Schlaf.
Ich stelle mir vor dass ich den "gschützten Rahmen" einer stationären Behandlung eventuell nicht mehr verlassen wollen würde.

Benutzeravatar

Clouds
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 45
Beiträge: 39

Beitrag Sa., 28.09.2013, 15:34

pte hat geschrieben: Ich stelle mir vor dass ich den "gschützten Rahmen" einer stationären Behandlung eventuell nicht mehr verlassen wollen würde.
Hallo pte,
dieses Gefühl kenne ich sehr gut. In Zeiten von Depression habe ich oft das Bedürfnis mich irgendwo hinzubegeben, wo mir alle Verantwortung genommen wird, wo mein Tag strukturiert wird und ich einfach nichts tun muss, wo keine Anforderungen gestellt werden, einfach nichts ist und man die notwendige Grundversorgung für mich übernimmt. Das ist der Gedanke der Flucht. Und eine Depression ist im Grunde genommen auch eine Flucht.

Du schreibst, dass du dein ganzes Leben von Grund auf ändern müsstest. Da magst du recht haben, aber diese Aufgabe ist ein zu großer Berg, als dass du sie auf einmal schaffen könntest, zumal in dieser Situation jetzt. Dir das allein vorzustellen, dürfte dich noch zusätzlich lähmen.
An einer Therapie wird kein Weg vorübergehen. Kannst du dich an einen sozialpsychiatrischen Dienst wenden?

LG

Werbung

Benutzeravatar

nettasch
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 40
Beiträge: 128

Beitrag Sa., 28.09.2013, 17:52

pte hat geschrieben:Womit hast du dich denn motivieren können wenn du gemerkt hast dass du was machen musst?
hallo pte,

ich bin jetzt nicht Fundevogel, möchte dir aber gern einige gedanken hier lassen. das müdigkeits- und erschöpfungsgefühl kenne ich gut, jedoch aus etwas anderen gründen. wenn das gefühl, das alles zu viel wurde da war, habe ich mir listen geschrieben. also alle probleme definiert und dann angefangen zu sortieren nach dringlichkeit, zeitrahmen etwas zu erledigen und ob es überhaupt in meiner verantwortung liegt (vllt. magst du mal das eisenhower-prinzip googeln). dann heißt es, einfach machen (am besten nicht drüber nachdenken, was ich aber auch erst durch meine therapie gelernt habe).

manchmal half es, manchmal blieb dann das gefühl, etwas vergessen zu haben. um letzteres wegzukriegen, habe ich mir immer gesagt: selbst wenn ich was vergessen habe, wird sich das problem schon wieder von selbst melden.

ich wünsche dir, dass du den mut hast, dir hilfe in form von therapie zu holen (was diese mit dir machen wird, kannst du jetzt noch nicht wissen. versuch es einfach mal.) und die kraft entwickelst, dein leben in deiner hand zu behalten (worin dich jeder therapeut unterstützen wird).

liebe grüße,
nettasch

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
pte
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 38
Beiträge: 8

Beitrag Sa., 28.09.2013, 20:29

Hallo

Erstmal danke für eure Antworten, ich kann mit niemandem über diese Dinge reden und durch eure Anteilnahme hier fühl ich mich nicht mehr ganz so ausserirdisch.

Mein Problem ist dass ich keine Persönlichkeit habe und über keine positiven Emotionen verfüge, dadurch sind auch Gespräche mit Helfern sehr konstruiert und ich bin bestrebt das zu sagen, was mein jeweiliges Gegenüber halt grad hören will.
Wenn ich Antidepressiva nehme, kommen Emotionen in mir hoch die ich nicht einordnen kann und alles wird nur noch schwieriger.
Oberste Priorität hätte derzeit die Jobsuche, ich bin nur mit meinem Selbstwertgefühl grad so unter Null dass ich keine Aufgaben erledigen kann, die jemand anders bewertet. Ich werd wirklich täglich dümmer und vergesslicher und es fällt mir schwer zu erklären warum ich die einfachsten Sachen nicht hinkrieg. Ich hätte zwar noch Anspruch auf Arbeitslosenunterstützung gehabt, habe mich aber abgemeldet weil ich meinem Berater dort nicht erklären wollte dass ich panische Angst vor Vorstellungsgesprächen hab. Nun bin ich eben auch nicht mehr sozialversichert und kann zu keinem Arzt gehen.
Ich werd kommende Woche mal versuchen rauszufinden obs irgend eine Anlaufstelle gibt die auch ohne Versicherung berät, was anderes geht grad eh nicht,

Das Niederschreiben hier hat jetzt gut getan!

Benutzeravatar

Clouds
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 45
Beiträge: 39

Beitrag So., 29.09.2013, 08:36

@pte,
was du schilderst ist typisch für eine Depression. Die Depression gibt dir das Gefühl keine Persönlichkeit zu besitzen und nichts wert zu sein.
Dazu kommt dann die Unfähigkeit, wichtige Dinge zu erledigen und schon schraubt sich die Spirale nach unten und man sieht sich selber nur noch als Totalversager.
Das Gefühl Gespräche zu konstruieren kenne ich auch. Man traut sich eben auch selber nicht mehr in dem was man fühlt, denkt und sagt.
Dazu kommen wirkliche kognitive Ausfälle. In Zeiten schwerer Depression hab ich überhaupt nichts mehr kapiert. Ich verstand teilweise überhaupt nicht mehr, was abging. Ich sah die Menschen sprechen und hörte ihre Worte, aber ich wusste nicht, was sie mir sagen wollen, ich verstand den Inhalt und die Botschaft einfach nicht. Geschriebene Texte waren nur aneinandergereihte Wörter ohne Sinn.
Du musst dich deshalb nicht schämen. Es ist die Depression, die all dies mit dir macht.
Listen machen finde ich gut. Habe ich auch gemacht. Aber du musst darauf achten, dass diese Listen überschaubar sind und dir Erfolgserlebnisse bescheren. Auf meinen Listen standen ganz einfache Dinge wie zum Beispiel: Teller abspülen, Haare waschen.
Daran konnte ich mich festhalten. Weiter unten auf der Liste standen dann wenige "echte" Herausforderungen.
Bei dir sollte wirklich der sozialpsychiatrische Dienst draufstehen. Es wird Menschen geben, die dir gerade dabei helfen, dich wieder zu versichern und eine Therapie zu finden.
Die Jobsuche als oberste Priorität finde ich persönlich viel zu hoch gegriffen derzeit. Das kann ganz am Ende stehen. Kümmere dich erstmal um deine seelische Gesundheit. In deiner momentanen Verfassung wird die Jobsuche eh nichts.
Leiste einen "Offenbarungseid" und der lautet: Ich habe eine Depression und brauche Hilfe.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
pte
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 38
Beiträge: 8

Beitrag So., 29.09.2013, 13:49

Hallo Clouds,
ich hab früher manchmal mit todo-Listen gearbeitet, durch meine Stimmungsschwankungen landeten die aber relativ schnell wieder im Ofen. Mittlerweile hab ich Angst vor solchen Listen weil da sozusagen komprimiert draufsteht was ich zu tun hätte. Prioritäten wechseln stündlich. Selbst wenn ich kleinere Aufgaben wie zb. Müll rausbringen abhaken könnte ändert das nichts an den grossen Schwierigkeiten die quasi meine Existenz bedrohen. (Klingt jetzt sehr melodramatisch, ist aber wirklich so.)
Du schreibst dass ich mir eingestehn muss dass ich Hilfe brauch. Hattest du nie das Gefühl gar keine Hilfe verdient zu haben? Ich hab das stark und die Stimme die mir sagt dass ich selbst schuld bin kommt immer wieder durch.

Benutzeravatar

Clouds
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 45
Beiträge: 39

Beitrag So., 29.09.2013, 14:47

Hallo Pte,
es tut mir richtig weh, wenn ich lese, wie schlecht es dir geht.
Schuldgefühle gehören zum Krankheitsbild, genauso wie das Gefühl überhaupt nichts wert zu sein.
In Zeiten der Depression fühle ich mich an allem Schuld, ein Blick genügt und ich kauere mich zusammen und nehme alle Schuld der Welt auf mich. Man könnte mir sogar einreden für die Klimakatastrophe und den Hunger in Afrika verantwortlich zu sein.
Meiner Erfahrung nach (und ich habe reichlich Depressionserfahrung) muss man ein Mindestmaß an Disziplin aufbringen, um sich einigermaßen strukturieren zu können. Setze ein ganz eindeutiges Stopp, wenn die Gedanken an deine Großbaustellen sich aufdrängen.

Ich glaube dir, dass es um existenzgefährdende Dinge geht. Ich habe einen guten Freund, der aufgrund von Depression alles verloren hat: Job, Wohnung, soziales Umfeld. Krankenversichert war er auch nicht mehr, weil er es nicht schaffte, einen Brief an den Kasten zu bringen.
Er musste erst wirklich ganz ganz unten ankommen, um den Aufstieg wieder zu wagen.
So weit muss es nicht kommen. Such dir vorher Hilfe. Schlepp dich mit letzter Kraft an eine entsprechende Stelle und schwenke die weiße Fahne.
Was die Schuldgefühle angeht: Es mag sein, dass du einige wichtige Dinge versäumt hast zu regeln. Aber es bringt dir überhaupt nichts, dich in diesen Gedanken weiter zu baden. Um die Situation zu verbessern musst du den ersten Schritt tun, nicht an den letzten denken.

Vielleicht gibt es bei dir auch konkrete Situationen, die das Aufkommen solcher Gedanken fördern. Meide diese Situationen. Bei mir war es so, dass ich einen ganz großen Drang hatte mich in Embryonalstellung irgendwo hinzukauern und diesen Gedanken freien Lauf zu lassen. Irgendwann habe ich verstanden, dass ich alles tun darf, ich darf mich bloß nicht hinlegen.
Wenn es dir hilft, dann schreibe hier was das Zeugs hält. Du bist nicht alleine!

Vielleicht noch ein Tipp: Mir hat es auch geholfen, mich ganz stark auf die Sache zu fokussieren, die ich gerade tue. In normalen Zeiten lege ich beispielsweise Socken zusammen, ohne auch nur einen Gedanken darauf zu verschwenden, ich mache es einfach. In Zeiten der Depression hilft es mir, gerade solche blödsinnigen Dinge mit voller Aufmerksamkeit zu tun. Warum es mir hilft weiß ich nicht, aber es hilft.

Liebe Grüße

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
pte
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 38
Beiträge: 8

Beitrag So., 29.09.2013, 17:19

Hallo Clouds nochmal,
wegen den Socken: Ich hab früher viel Aufmerksamkeitsübungen gemacht und mich damit ein wenig runterholen können. Mit Meditationen wo ich mich durch den ganzen Körper gespürt hab, hab ich mich aus Paniksituationen rausmanövrieren können. Das klappt neuerdings auch nicht mehr und macht mich noch unruhiger.
Meine Gedanken bewegen sich entweder in der Vergangenheit (Selbstvorwürfe) oder in der Zukunft (Angst und Überforderung), dadurch bin ich unfähig im Jetzt die anstehenden Dinge zu erledigen. Im Grunde kann man nämlich eh nur immer das machen, was man jetzt grad macht...das Blöde ist dass mir das zwar bewusst ist, ich aber dennoch keine Kontrolle über diese Gedanken hab.

Jedenfalls find ich das mit dem achtsamen Sockenzusammenlegen prima! Die Zenbuddhisten wissen eh wie der Hase läuft

Das Niederschreiben hier und vor allem dein Verständnis dadurch dass du selbst weisst wies einem gehen kann hilft mir jedenfalls grad ein wenig aus dem Karussell, merci und so.

Benutzeravatar

Clouds
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 45
Beiträge: 39

Beitrag So., 29.09.2013, 19:19

Hallo Pte,
es ist bitter, wenn die üblichen Mechanismen versagen. Ich kenne das.
Jede neuerliche Episode fühlt sich neu an und ausweglos. Es ist ein Elend.
Das Hängen in der Vergangenheit und das Sorgen um die Zukunft ist auch so ein Ding der Depression. Die Zeiten fallen zusammen und sind nicht mehr differenzierbar. Das Elend der Vergangenheit fällt mit dem vorausgedachten Elend der Zukunft in einem Punkt zusammen, im Jetzt.

Für mich ist es immer hilfreich, wenn ich vom Verstand her kapiere, was da mit mir passiert.
Aber ganz ehrlich: Ich habe auch keine Lösung parat. Ich tappe ja auch immer wieder in die Falle und gerade im Moment stehe ich kurz vorm Abgrund.
Es sind sich verselbstständigende Abläufe. Ich versuche jeden Moment auszuloten, in dem es mir gelingen könnte, etwas Abstand zu gewinnen. Es gibt ja immer auch wieder lichte Momente, wenn man noch nicht ganz im Tal ist. Außerdem habe ich festgestellt, dass so eine Art Galgenhumor auch helfen kann. In den Momenten, in denen ich mich einigermaßen im Griff habe, versuche ich etwas zustande zu bringen. Ansonsten ist es auch gut, wenn man den Zustand annimmt. Das nimmt ihm ein wenig an Bedrohlichkeit.
Also: Positive Momente verstärken und negativen möglichst wenig Platz machen. Wenn man sie willkommen heißt, ist die Chance ganz gut, dass sie nicht allzulange bleiben wollen.
Lg

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
pte
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 38
Beiträge: 8

Beitrag Mo., 30.09.2013, 17:36

Hallo Clouds,
das mit dem Galgenhumor kann aber auch in die falsche Richtung gehen, ich habs mit meinem selbstironischen Gespöttel oft soweit getrieben dass mich niemand mehr ernst nahm.

Tut mir leid dass du selbst auch am Abgrund stehst bzw. nicht runterschauen magst oder den Weg drumherum noch nicht gefunden hast.
Hoffentlich du hast irgendwas in deinem Leben wofür es sich lohnt, den eigenen Verhaltensmustern mal so richtig in den Arsch zu treten.
Ich für mich fürcht jedenfalls dass ich ohne Medikamente niemals die nötige Motivation entwickeln kann, vermutlich ist die Endorphindrüse verstopft oder wasweissich.

Lass dich nicht von den Problemen anderer Menschen auch noch belasten! Gruss, pte

Benutzeravatar

Clouds
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 45
Beiträge: 39

Beitrag Mo., 30.09.2013, 18:08

pte hat geschrieben:Hallo Clouds,
das mit dem Galgenhumor kann aber auch in die falsche Richtung gehen, ich habs mit meinem selbstironischen Gespöttel oft soweit getrieben dass mich niemand mehr ernst nahm.

(..)

Lass dich nicht von den Problemen anderer Menschen auch noch belasten! Gruss, pte
Hallo Pte,
das ist natürlich schade, wenn dich niemand mehr ernst nahm. Vielleicht verstehen sich da Menschen in gleicher Situation auch besser untereinander.

Falls du den letzten Satz darauf beziehst, dass ich dir hier antworte, so kannst du beruhigt sein. Es belastet mich in keinsterweise.
Meine eigene Situation habe ich zur Zeit einigermaßen im Griff, es gibt viele helle Momente, in denen ich Stärke finde.

Ich habe vor Jahren auch ein Medikament genommen, welches mir mein Psychiater verschrieben hatte. Man darf sich davon keine Wunder erhoffen. Der Begriff "Glückspille" der so oft fällt, stimmt ja so überhaupt nicht. Man wird nicht glücklich von ADs.
Mir hatte es damals die Ängste genommen und irgendwie dazu beigetragen, dass da in der Birne die richtigen Säfte wieder geflossen sind und das wiederum hat es mir ermöglicht, ganz langsam wieder tätig zu werden. In der Tat sind es ja auch Stoffwechselvorgänge, die da aus dem Gleichgewicht geraten, wenn man in einer Depression ist.
Ich denke, dass das passende Medikament auf jeden Fall eine Option ist. Allerdings braucht es da einen guten Arzt, der das richtige verschreibt und nicht gleich mit einem ganzen Cocktail an Medis aufwartet. Einen Versuch ist es in jedem Falle wert.
Ich habe es damals 2,5 Jahre lang genommen, langsam eingesetzt und ganz langsam über einen langen Zeitraum wieder ausgeschlichen. Ich habe gemerkt, dass ich es nicht mehr brauchte, als ich anfing an manchen Tagen zu vergessen, es einzunehmen.
Wie sieht es mit deinem Plan aus, einen psychiatrischen Dienst oder eine andere Stelle, die dir hilft aufzusuchen?

LG

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
pte
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 38
Beiträge: 8

Beitrag Mo., 30.09.2013, 18:43

Hallo nochmal,
ich hab vom Hausarzt 2 verschiedene Antidepressiva verschrieben bekommen und mich damit total unwohl gefühlt, ich wollt nicht mehr allein sein und war irgendwie hyperaktiv. Meine Freunde kennen mich und wissen dass ich oft monatelang auf Tauchstation bin, denen kam meine plötzliche Unternehmenslust nicht geheuer vor, ich hab sie damit auch genervt. Alles in allem fühlte es sich jedenfalls auch sehr unecht an.
Aber so wies jetzt ist ists halt das andere Extrem...also entweder zuviel Emotionen oder keine anscheinend.
Wie ists bei dir übrigens mit den Jahreszeiten? Ich fühl mich im Herbst und im Winter wohler, weil alles ruhiger ist und ich nicht das Gefühl hab irgendwas "lustiges" machen zu müssen. Die frühe Dunkelheit, die Kälte und die trübe Stimmung machen mich irgendwie ruhiger.

Am besten wärs wenn ich diese Woche zum Neurologen gehen würd, das bedeutet ich müsste vorher zum Arbeitsamt und mich dort wieder anmelden, weil ich noch ca. ein Monat Anspruch hätte.
Aber selbst wenn ich das hinkrieg würd sich an der insgesamten Situation nichts ändern, weil mein Hauptproblem eben der fehlende Job ist.
Und morgen früh schaut sowieso wieder alles ganz anders aus

Benutzeravatar

Clouds
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 45
Beiträge: 39

Beitrag Mo., 30.09.2013, 19:00

Hallo Pte,
du hast nach den Jahreszeiten gefragt. Das ist bei mir sehr unterschiedlich und kommt auf den Grad der Depression an.
Der Herbst ist für mich immer eine schreckliche Jahreszeit. Jeden Oktober erwischt es mich. Wenn ich dann drüber weg bin geht es.
Wenn ich in einer guten Phase bin, genieße ich den Sommer total. Geht es mir schlecht, hasse ich ihn. Er repräsentiert dann für mich die ständige Aufforderung am Leben teilzunehmen, aktiv zu sein und ich habe das Gefühl, dass um mich herum nur glückliche Menschen sind, die aktiv ihr supertolles Leben gestalten. Also ähnlich wie du es beschreibst.
In solchen Phasen mag ich es auch, wenn es draußen dunkel ist, neblig oder sogar regnerisch. Dann kann ich mich ohne schlechtes Gewissen zu Hause verkriechen.
Deinen Plan zum Arbeitsamt und Neurologen zu gehen, finde ich gut. Letztlich kann auch nur ein Fachmann die passende Diagnose stellen. Es gibt ja durchaus reaktive Depressionen, die entstehen, weil irgendwas im Leben schief gelaufen ist. Und dann wiederum gibt es endogene Depressionen, die erst dazu führen, dass das Leben schief läuft, weil man nichts mehr auf die Reihe bekommt.
Will damit sagen, dass es für mich aus dem was du schreibst, nicht klar ersichtlich ist, ob dein Hauptproblem wirklich der fehlende Job ist. Klar ist er das auf einer rein äußerlichen Ebene des Lebens. Aber ist er auch die Ursache dafür, dass du so fühlst, wie du gerade fühlst?

Ich hatte bei der letzten richtig schweren Depression die Idee, dass mein Hauptproblem das ist, dass es in der Beziehung nicht klappte und ich allein dastehen. Darauf setzte sich dann die weitere Idee, dass alles wieder gut sei, wenn ich nur eine funktionierende Beziehung habe. Das ist ein Trugschluss. In der Situation, in der ich damals war, hätte ich niemals eine Beziehung führen können, aber trotzdem erschien mir das Fehlen einer solchen als Schlüssel zu meinem Elend.
Würdest du denn überhaupt in deiner momentanen Verfassung einem geregelten Job nachgehen können?
Glaubst du, wenn dir morgen jemand eine adäquate Arbeit auf dem Tablett präsentieren würde, dann ginge es dir besser und alles wäre fein?
Und übrigens: Schön, wenn erst morgen wieder alles ganz anders aussieht. Gelegentlich schwappt die Stimmung im Sekundentakt und ebenso die Weltanschauung.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag