Liebe, Lügen, Betrug in der Therapie :(

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Tilda
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Liebe, Lügen, Betrug in der Therapie :(

Beitrag Sa., 05.09.2015, 09:41

Hallo zusammen,

ich hab mich hier gerade erst angemeldet, hoffe aber dennoch ein paar Antworten zu bekommen… Wenn meine Gedanken etwas wirr erscheinen, dann tut mir das leid… Ich habe aber das Gefühl, es mal aufschreiben/aussprechen zu müssen, um nicht verrückt zu werden…

Ich mache eine psychoanalytische Langzeittherapie. (Ich weiß nicht, wo der Unterschied zur Psychoanalyse ist oder ob es einen gibt....? ) Begonnen habe ich eigentlich zmit einer TFP mit 50 Stunden, aber nach einer gewissen Zeit hat sich dann gezeigt, dass das nie im Leben ausreichen wird und wurde umgewandelt. Seitdem geht es eigentlich erst so richtig bergab, wenn man so will..

Ich weiß noch nicht mal genau, wie lang ich schon in Therapie bin. Ich glaube es sind in etwa 1 1/2 - 2 Jahre. Ich hatte ganz lange große Schwierigkeiten mich überhaupt zu öffnen, auch jetzt zieht sich mir oft noch alles zusammen, wenn ich dort sitze, manchmal werde ich regelrecht kurzatmig, fange an zu schwitzen etc.
Nach einer gewissen Zeit hat sich die Angst, dorthin gehen zu „müssen“, dann aber in eine immer größer werdende Abhängigkeit verwandelt. Das weiß sie auch und geht sehr gut und behutsam damit um, finde ich. Auch wenn das, was ich ihr zeige, immer noch bloß ein Bruchteil des wirklichen Ausmaßes ist, hab ich den Eindruck… Ich weiß um all die Fachbegriffe, Übertragung, Projektion, usw., und doch frage ich mich, ob es noch alles ganz „normal“ ist, so wie es bei mir abläuft.
Oh je, ich traue mich selbst hier kaum, davon zu schreiben, ich habe so ein schlechtes Gewissen. Ich habe bisher 2x kurz hintereinander in Therapiestunden mit ihr eine Armbanduhr getragen, mit der man auch Videoaufzeichnungen machen kann. Die Uhr habe ich schon vor der Therapie besessen, es war eigentlich mal ein Spaßgeschenk von Freunden. Ich habe das wohl gemacht, um ein Stückchen von ihr bei mir haben zu können, auch wenn gerade keine Therapie ist. Ich habe oft so eine große, unstillbare Sehnsucht nach ihr, möchte ihr Gesicht vor Augen haben, die Stimme im Ohr… Und jetzt fühle ich mich bloß widerwärtig. Und empfinde Schuldgefühle ihr gegenüber, die sich viel Mühe mit mir gibt und davon gar nichts ahnt.
Auch musste ich mir eingestehen, dass ich manche Dinge in der Therapie erzählt habe, die so gar nicht in meinem Leben passiert sind. Ich habe nicht mal groß nachgedacht. Herrje, was stimmt bloß nicht mit mir??? Ich glaube ich wollte noch MEHR Aufmerksamkeit von ihr, MEHR Nähe, Beachtung, Zeit, Mitgefühl… Was weiß ich. Mir sollte eigentlich klar sein, dass sie NICHT irgendwann sagen wird: "Ach, Tilda, ich mag Sie so unglaublich gern und Sie tun mir so leid, bitte, möchten Sie meine Tochter sein und bei mir einziehen?" Aber ich bekomme es trotz allem nicht so ganz in meinen Kopf hinein und hatte schon jetzt Panikattacken, weil ich zu sehr mit dem Ende der Therapie beschäftigt habe. (Und wir haben wirklich noch massig Stunden bewilligt bekommen.)
Ich finde es einfach nur krank, wenn ich das jetzt so niederschreibe. Denn ich weiß ja sehr genau, dass die ganze Therapie damit in ein fragliches Licht gerückt wird und meine echten Problemen (und davon hab ich genug) vielleicht gar nicht richtig bearbeitet werden können. Wobei das jetzt nicht heißen soll, dass sie von ihnen nicht auch weiß. Es hat sich nur auf eine fatale Art und Weise mit meinen erdachten Geschichten vermischt. Also 70 Prozent real, 30 Prozent erfunden, vielleicht kann man es so sagen.

Die Uhr habe ich inzwischen nicht mehr. Wie ich die restlichen Dinge lösen soll (und ob ich sie überhaupt lösen - also ihr erzählen soll) weiß ich nicht. Allein der Gedanke daran blockiert mich total. Wir hatten jetzt über sechs Wochen Pause und ich hatte viel Zeit zum Nachdenken, ohne dabei wirklich zu einem befriedigenden Ergebnis zu kommen. Ich habe das Gefühl mich wirklich völlig verrannt zu haben - all diese Gefühle, es ist einfach zu VIEL, diese Abhängigkeit macht mich fertig. Meine Therapeutin sprach auch selbst von einer existentiellen Abhängigkeit, die sie auch spürt, wenn sie mit mir arbeitet. Zudem möchte sie mir meine Diagnose nicht verraten, was auch sehr an mir nagt. Was ist der Sinn dahinter? Warum darf ich das nicht erfahren?

Ich habe einmal gelesen, dass das pathologische Lügen mit anderen psychischen Erkrankungen oft einhergeht. Also Dinge erfinden oder sich gar verletzen, um besondere Zuwendung einer Person zu erhalten. Ja, verletzt habe ich mich auch aus diesen Gründen schon. Zu meiner Verteidigung kann ich lediglich sagen, dass Selbstverletzungen mich schon viel länger begleiten, das habe ich mir also nicht "einfach mal so" für die Therapie einfallen lassen.

Ich bin ratlos und traurig und fühle mich abscheulich wegen all diesen Dingen. Ich möchte so gerne einfach nur eine Therapeutin / Ärztin in ihr sehen, und nichts weiter als ein professionelles Verhältnis zu ihr haben.

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 05.09.2015, 09:51

In Analytischen Therapieverfahren ist doch die Arbeit an Übertragungen ein wichtiger Teil des Therapiekonzepts. Findet das denn nicht statt?


Wenn du Therapie brauchst, und du so sehr in Übertragungen hängenbleibst dass die Therapie mehr zum Problem beiträgt als zur Lösung, wie wäre es denn da mal mit einer stationären Psychotherapie? Die Vorteile wären:

Du hast mehrere Therapeuten, kannst dich also nicht so auf einen emotional festfahren
Die Therapie ist auf Intensitiät angelegt, nicht auf lnagfristige Begleitung, du hast nicht lange genug Zeit um dich so von einer Person dort emotional abhängig zu machen
In den Gruppentherapien, die den grössten Teil der Therapien ausmachen steht der Therapeut nicht so sehr im Zentrum, ergo weniger Gelegenheit, sich emotional so auf ihn zu fixieren.


leberblümchen
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Beitrag Sa., 05.09.2015, 09:54

Hallo, ich finde es schon mal gut, dass du es DIR SELBST eingestehen kannst. Das ist schon viel wert. Auch finde ich gut, dass du die Uhr nicht mehr hast. Auch die Adoptionswünsche sind nicht schlimm, wenn man so will, denn das haben viele Patienten. Das kann bearbeitet werden.

Das einzig wirkliche Problem sind wohl die Lügen. Genau genommen, sind es ja zwei Probleme: Du hast gelogen, UND indem du mit ihr darüber sprichst, wirst du sie zwangsläufig enttäuschen.

Ich weiß ja nicht, um was für Lügen es sich handelt. Ob es sozusagen "quantitative" oder "qualitative" Lügen sind. Eine Lüge bleibt es natürlich dennoch, aber es ist ein Unterschied, ob man übertreibt oder schwindelt. Auch würde es dir bei einer bloßen Übertreibung sicher leichter fallen, dies zu thematisieren. Wenn es aber so ist, dass du etwas erfunden hast, wird es schwieriger. Musst du denn immer noch lügen oder könntest du dir vorstellen, ab jetzt ehrlich zu sein? Wenn Letzteres der Fall ist, würde ich gaaaaaaaaaaaaaaaaanz langsam versuchen, mich mit der Therapeutin an das Thema heranzutasten. Also eher nicht so: "Übrigens, ich hab Sie angelogen", sondern viel vorsichtiger. In jedem Fall würde ich es thematisieren; darin liegt ja auch eine große Chance.

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Tilda
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Beitrag Sa., 05.09.2015, 10:00

münchnerkindl hat geschrieben:In Analytischen Therapieverfahren ist doch die Arbeit an Übertragungen ein wichtiger Teil des Therapiekonzepts. Findet das denn nicht statt?
Wie findet so etwas denn statt? Sorry, dass ich so dumm frage, aber ich kann mir darunter gerade nichts genaues vorstellen...

münchnerkindl hat geschrieben:Wenn du Therapie brauchst, und du so sehr in Übertragungen hängenbleibst dass die Therapie mehr zum Problem beiträgt als zur Lösung, wie wäre es denn da mal mit einer stationären Psychotherapie? Die Vorteile wären:

Du hast mehrere Therapeuten, kannst dich also nicht so auf einen emotional festfahren
Die Therapie ist auf Intensitiät angelegt, nicht auf lnagfristige Begleitung, du hast nicht lange genug Zeit um dich so von einer Person dort emotional abhängig zu machen
In den Gruppentherapien, die den grössten Teil der Therapien ausmachen steht der Therapeut nicht so sehr im Zentrum, ergo weniger Gelegenheit, sich emotional so auf ihn zu fixieren.
Ich war schon letztes Jahr in stationärer Behandlung und habe mich gar nicht wohlgefühlt in den Gruppen. Ich konnte mich dort nicht öffnen und glaube auch nicht, dass sich das ändern wird. Vor so vielen Menschen das Innerste nach außen kehren, damit kam ich nicht gut zurecht... Und meine Therapeutin meinte, dass ich die emotionale Komponente ja auch "brauche" in gewisser Weise und vermutlich kein Klinikaufenthalt lang genug wäre, um mich dort richtig öffnen zu können. Den Eindruck habe ich auch. Nur SO stark müsste das alles doch auch wieder nicht sein! :(

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 05.09.2015, 10:05

Tilda hat geschrieben:
münchnerkindl hat geschrieben:In Analytischen Therapieverfahren ist doch die Arbeit an Übertragungen ein wichtiger Teil des Therapiekonzepts. Findet das denn nicht statt?
Wie findet so etwas denn statt? Sorry, dass ich so dumm frage, aber ich kann mir darunter gerade nichts genaues vorstellen...



Naja, dass der Therapeut das nicht so einfach unkommentiert laufen lässt, sondern dass anhand der auftretenden Übertragung, über die man ja auch reden soll, wie über alle Arten von auftretenden Gefühlen, für die Ursachen dafür in deinem Leben geforscht wird.

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Tilda
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Beitrag Sa., 05.09.2015, 10:06

leberblümchen hat geschrieben:Hallo, ich finde es schon mal gut, dass du es DIR SELBST eingestehen kannst. Das ist schon viel wert. Auch finde ich gut, dass du die Uhr nicht mehr hast. Auch die Adoptionswünsche sind nicht schlimm, wenn man so will, denn das haben viele Patienten. Das kann bearbeitet werden.

Das einzig wirkliche Problem sind wohl die Lügen. Genau genommen, sind es ja zwei Probleme: Du hast gelogen, UND indem du mit ihr darüber sprichst, wirst du sie zwangsläufig enttäuschen.

Ich weiß ja nicht, um was für Lügen es sich handelt. Ob es sozusagen "quantitative" oder "qualitative" Lügen sind. Eine Lüge bleibt es natürlich dennoch, aber es ist ein Unterschied, ob man übertreibt oder schwindelt. Auch würde es dir bei einer bloßen Übertreibung sicher leichter fallen, dies zu thematisieren. Wenn es aber so ist, dass du etwas erfunden hast, wird es schwieriger. Musst du denn immer noch lügen oder könntest du dir vorstellen, ab jetzt ehrlich zu sein? Wenn Letzteres der Fall ist, würde ich gaaaaaaaaaaaaaaaaanz langsam versuchen, mich mit der Therapeutin an das Thema heranzutasten. Also eher nicht so: "Übrigens, ich hab Sie angelogen", sondern viel vorsichtiger. In jedem Fall würde ich es thematisieren; darin liegt ja auch eine große Chance.

Was meinst du denn mit "quantitativen" oder "qualitativen" Lügen genau...? Also ich habe geschwindelt in EINER Sache, ansonsten kann man es vielleicht eher den Übertreibungen zuordnen. Ich kann das jetzt hier nicht so offen schreiben, weil ich irgendwie Angst habe, dass sie es sehen würde (was wahrscheinlich höchst unwahrscheinlich ist).
Das Problem ist, dass wir auf diese eine Sache wohl nochmal zu sprechen kommen werden. Also spiele ich das dann weiter oder sage ihr die Wahrheit, andere Optionen gibt es ja nicht. Ich habe mir fest vorgenommen, ab jetzt nicht mehr zu lügen und solche Spielchen zu treiben. Allerdings weiß ich nicht, ob ich es schaffe, diese Lüge aufzuklären.
Gerne würde ich auch das bearbeiten/besprechen, was dahinter steckt: die Abhängigkeit, der Wunsch nach "mehr". Ach, es ist so einfach, darüber zu schreiben, aber wenn ich dort sitze versage ich wieder.

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Tilda
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Beitrag Sa., 05.09.2015, 10:10

münchnerkindl hat geschrieben:Naja, dass der Therapeut das nicht so einfach unkommentiert laufen lässt, sondern dass anhand der auftretenden Übertragung, über die man ja auch reden soll, wie über alle Arten von auftretenden Gefühlen, für die Ursachen dafür in deinem Leben geforscht wird.
Achso. Doch, das macht sie schon. Sie fragt oft, wie geht es Ihnen hier gerade mit mir, wie fühlt sich das an, und so weiter. Ich glaube sie möchte da eigentlich noch viel mehr drüber sprechen, aber das war bisher wohl nicht so möglich mit mir, da ich ja ohnehin meist sehr verkrampft bin und sie dann eher vorsichtig sich rantastet...


leberblümchen
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Beitrag Sa., 05.09.2015, 10:13

Quantitativ wäre so was wie: "Ich wurde 20x geschlagen", wenn du "nur" einmal geschlagen wurdest.
Qualitativ wäre so was wie: "Ich wurde geschlagen", wenn du gar nicht geschlagen wurdest.

Ich würde nicht weiter lügen. Wie soll dir das denn helfen? Es KANN dir nicht helfen. Wenn du aber mit ihr sprichst, besteht die Chance, dass sie dich erstens nicht verurteilt und dass sie zweitens versteht, was in dir vorgeht. Aber natürlich: Es wird schwierig, und vermutlich wird sie auch sauer oder enttäuscht. Schlimmstenfalls ist das Vertrauen so erschüttert, dass sie die Beziehung beendet, aber ich glaube das eigentlich nicht. Ich will es nur nich verheimlichen. Indem du jetzt ehrlich bist, zeigst du ihr ja, dass du daran arbeiten willst.

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Tilda
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Beitrag Sa., 05.09.2015, 10:28

leberblümchen hat geschrieben:Quantitativ wäre so was wie: "Ich wurde 20x geschlagen", wenn du "nur" einmal geschlagen wurdest.
Qualitativ wäre so was wie: "Ich wurde geschlagen", wenn du gar nicht geschlagen wurdest.

Ich würde nicht weiter lügen. Wie soll dir das denn helfen? Es KANN dir nicht helfen. Wenn du aber mit ihr sprichst, besteht die Chance, dass sie dich erstens nicht verurteilt und dass sie zweitens versteht, was in dir vorgeht. Aber natürlich: Es wird schwierig, und vermutlich wird sie auch sauer oder enttäuscht. Schlimmstenfalls ist das Vertrauen so erschüttert, dass sie die Beziehung beendet, aber ich glaube das eigentlich nicht. Ich will es nur nich verheimlichen. Indem du jetzt ehrlich bist, zeigst du ihr ja, dass du daran arbeiten willst.
Ich glaube ich schaffe das nicht.Die angst sie zu verlieren ist dann doch zu groß. Aber noch haben wir ja Pause und ich habe noch etwas Zeit, mich mit dem Gedanken auseinanderzusetzen.


leberblümchen
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Beitrag Sa., 05.09.2015, 10:31

Vereinfacht (aber nicht falsch) gesagt, sieht es so aus: Entweder du riskierst, sie zu verlieren (könntest dich aber selbst dabei finden). Oder du behältst sie, verlierst aber ganz sicher dich selbst dabei.

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Tilda
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Beitrag Sa., 05.09.2015, 10:36

leberblümchen hat geschrieben:Vereinfacht (aber nicht falsch) gesagt, sieht es so aus: Entweder du riskierst, sie zu verlieren (könntest dich aber selbst dabei finden). Oder du behältst sie, verlierst aber ganz sicher dich selbst dabei.
Das war sehr eindrücklich, liebe leberblümchen.
Die simple Wahrheit, die da drinsteckt, macht mich gerade sehr, sehr traurig ...


Igelkind
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Beitrag Sa., 05.09.2015, 11:20

Liebe Tilda,

Dass du hier so ehrlich dir selbst gegenüber schreiben kannst, ist doch schon ein guter Anfang.

Ich denke nicht, dass die Therapeutin sauer oder enttäuscht sein wird, wenn du ihr sagen kannst, dass du gelogen oder übertrieben hast.
Letztendlich hast du dich damit selbst belogen, und das weiss die Therapeutin auch.
Es wäre sehr mutig von dir, wenn du mit ihr darüber sprechen könntest, WARUM du gelogen hast, denn das Lügen scheint mir weniger ein Problem, als etwas zu sein, das auf etwas anderes verweist.

Ich möchte dich auch ermutigen, dich deiner Therapeutin richtig anzuvertrauen. Ich glaube, sie wird dir sehr helfen können.
Das Risiko, dass du sie verlieren könntest, schätze ich als sehr klein ein, den Gewinn dafür umso grösser.

Und zu den Adoptionswünschen... eine weit verbreitete Angelegenheit wie leberblümchen auch schon schrieb.
Wohl eher eine Begleiterscheinung, wenn man auf dem richtigen weg ist... auf dem Weg zu sich selbst.

LG Igelkind


Speechless
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Beitrag Sa., 05.09.2015, 11:32

Also ich finde es auch gut, dass du das so toll in Worte fassen kannst und ich hab mich in sovielem wieder gefunden, was du gesagt hast..außer den Lügen und wenn du sagst, dass du 30% eurer Beziehung lügst finde ich das schon sehr extrem..ich glaube ich habe schon vieles verschwiegen, aber gelogen erst einmal und da hab ich heute noch ein wahnsinnig schlechtes Gewissen deswegen..dabei war es keine Lüge meiner Geschichte, sondern ich habe einfach eine extrem überzogene Reaktion meinerseits vorgespielt, um mal zu testen wie sie reagiert. Und ich finde das heute noch nicht okay..du weißt wahrscheinlich noch nicht, dass deine Probleme nicht gering sind und sie stark genug sind, ein Therapie Bedürfnis auszulösen und die Übertragung gehört als "Problem" mit rein. Es ist nun mal auch eine besondere situation und für manche eben auch das erste Mal im Leben, dass man bedingungslos verstanden und akzeptiert wird. Da kann man schon mal süchtig danach werden. Aber das heißt halt auch, dass dir viel entzogen oder nicht gegeben wurde und je mehr du darüber sprichst desto mehr kannst du lernen, das dir selbst zu geben..und ja, ich gebe gerade Ratschläge, von denen ich in der Theorie denke, dass sie so richtig sind, ich sie aber bisher auch noch nicht so umsetzen konnte

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Tilda
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Beitrag Sa., 05.09.2015, 11:36

Igelkind hat geschrieben:Es wäre sehr mutig von dir, wenn du mit ihr darüber sprechen könntest, WARUM du gelogen hast, denn das Lügen scheint mir weniger ein Problem, als etwas zu sein, das auf etwas anderes verweist.
Aber auf was wohl...?

Du hast recht, ich habe mich damit letztlich selbst belogen. Habe geglaubt, sie irgendwie "binden" zu können wenn ich mir nur das richtige einfallen lassen. Aber sie wird die Therapeutin bleiben und ich die Patientin. Punkt.


Eine kleine Off-topic-Frage am Rande:
ich habe hier viel von Leuten gelesen, die offenbar eine klassische Analyse im Liegen machen. Ich dachte, das würde von den Krankenkassen in Deutschland gar nicht bezahlt werden? Oder seid ihr dann Selbstzahler?
Und wo ist der Unterschied zur analytischen Therapie im Sitzen?
Das würde mich wirklich interessieren.

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Tilda
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Beitrag Sa., 05.09.2015, 11:39

Speechless hat geschrieben:...und wenn du sagst, dass du 30% eurer Beziehung lügst finde ich das schon sehr extrem..
Ja, das weiß ich, es IST extrem, ich möchte es auch gar nicht entschuldigen...
Speechless hat geschrieben:..und ja, ich gebe gerade Ratschläge, von denen ich in der Theorie denke, dass sie so richtig sind, ich sie aber bisher auch noch nicht so umsetzen konnte
Das kennen wir alle, glaube ich. Aber das macht die Ratschläge nicht weniger wertvoll oder brauchbar!

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