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So., 29.06.2008, 21:50
Hallo!
Vielen herzlichen Dank für diesen Thread, das ist genau mein Thema!
Meine Mutter war immer sehr kalt. Da war nichts mit Umarmungen, sie mochte auch Körperkontakt nicht. Ich weiß genau, ich wollte immer gerne, dass sie mich an der Hand nimmt, aber sie sagte "Du weißt genau, ich mag das nicht". Ich glaube mittlerweile, mit ihrem Selbstbewußtsein ist es auch nicht weit her, aber ich habe sehr viele Regeln und Skrupel übernommen (z.B. "Am Wochenende kann man doch niemanden anrufen, da ist doch jeder mit seiner Familie beschäftigt und froh, Zeit für sie zu haben" - ich habe eine Freundin, die mir gottseidank immer wieder das Gegenteil versichert hat, und die ich v.a. am Sonntag nachmittag anrufe )
Ich habe mir immer (unbewusst) gewünscht, sie möge mir ihr Interesse an mir zeigen, und mich spüren lassen, dass ich so wie ich bin ok bin, aber wenn ich etwas vorgeschlagen habe, dann hat sie es ganz sicher besser gewußt und meinen Vorschlag "wegargumentiert". Ich habe nie gehört, dass meine Idee gut ist bzw. passt ohne dass sie Verbesserungen weiß.
Wenn ich mich geärgert oder gekränkt habe, dann hatte sie immer gute Argumente, warum das jetzt so sein muss, sodass ich mich nicht mehr berechtigt gefühlt habe, mich zu ärgern (ich habe heute große Probleme mit Wut, aber auch mit Neugierde zeigen, was mir erst jetzt bewußt wird, weil das bei mir so negativ abgespeichert ist).
Sie kann nicht sagen "Ja, ich verstehe dich / dass es dir so geht", sie hat immer ein lehrreiches Beispiel aus ihrem Leben parat
Mein Vater war Alkoholiker und manisch - depressiv, ihr ist es psychisch schlecht gegangen (ja verständlich), aber sie hat das mit mir und meinem mittleren Bruder besprochen (der kleinste war ja selbst sooo arm) und uns lange Zeit als "Seelenmistkübel" benutzt, uns vollgejammert und ich habe mich verpflichtet gefühlt, ihr zu helfen.Iihr großes Argument war immer, dass sie gerne rauskommen würde, aber das Geld fehle, ich habe mich dann bemüßigt gefühlt, alle kostenlosen Veranstaltungen in der Umgebung, die sie interessieren könnten - denn Benzin ist ja schließlich auch teuer - vorzuschlagen, aber sie hatte immer gute Gründe, warum sie nicht hingeht "Ich weiß ja, dass was mich interessiert, ist nicht ihres" - und ich hätte so gerne auch mal alleine Zeit mit ihr verbracht, etwas das nur mir gehört, wo ich eine besondere Stellung habe. Aber da ich ja als Baby/Kleinkind von meinen Großeltern so bevorzugt worden bin, dass ich so egoistisch und ungut geworden bin, dass sie dann meinen Bruder bekommen hat, als ich 2 Jahre alt war (als Einzelkind wäre ich unmöglich gewesen), war das nicht drin, und der Wunsch galt als "immer noch eifersüchtig wegen damals" *wütendbin*
Seit November, wo sie mich zu sehr vor den Kopf gestoßen hat (bis dahin bin ich ihr immer noch nachgelaufen, wollte Anerkennung, hab ihr alles erzählt, und war dann enttäuscht über ihre abwertende bzw. besserwisserische Reaktion), halte ich Abstand, und melde mich nur zu Anlässen wie Geburtstag, Namenstag (auch meiner Brüder, mit denen passts auch nicht), Muttertag, Ostern und Weihnachten (bei meinen Großeltern in Sbg., wobei ich mit Weihnachten sehr hadere) und wenn sie mir ausrichten lässt, dass Post für mich da ist. Sie sagt mir nicht direkt, dass sie das stört (mein Bruder hat mir das erzählt).
Vorige Woche hat sie einmal niemanden gefunden (der eine Bruder nicht zuhause, der andere mit Freundin im Zimmer), der mit ihr zum Heurigen geht (sie wollte dort ein ausständiges Achtel bezahlen), da hat sie mich (immerhin?!) angerufen, so quasi als Notnagel. Ich hatte keine Zeit, und hab mir dann bei mir gedacht "Gottseidank, und wenn ich mal Zeit hätte, dann könnte ich sie ja auch als Notnagel betrachten...
Der Abstand tut mir sehr gut, und ich beabsichtige in keinster Weise, das zu ändern. Gerade jetzt taugt mir mein Leben ENDLICH mal so, wie es ist *freu* , ich habe Freunde, gehe aus, und sitze weder unter der Woche und schon gar nicht am Wochenende zu hause herum - da ist wohl eine Blockade aufgegangen
Sorry für den langen Text,
lg *daumendrück*
Struggle
@Else
Du dachtest, deine Mutter mochte dich weniger wegen deinem Aussehen - meine sagte immer, ich hätte die Fantasie meines Vaters, da könne sie nicht mit. Aber sie konnte meine Fantasie auch nicht als "gut" stehen lassen... Sie hat mir immer einen realistsichen Dämpfer aufgesetzt. Abgesehen davon erzählte sie immer stolz "wenn sie nicht wüsste, dass sie mich geboren hätte, ich sähe ihr überhaupt nicht ähnlich". Mein mittlerer Bruder geht genau in die Richtung meiner Oma und der jüngere hat genau ihre dunklen Augen und ihr dunkles Haar...
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