Sollte man sein Potenzial nutzen?

Was Sie in Bezug auf Ihre eigene Zukunft, oder auch die gegenwärtige Entwicklung der Gesellschaft beschäftigt oder nachdenklich macht.
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Rezna
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Beitrag Mi., 15.07.2009, 09:41

Ich sage mal so: Du "kannst" gar nichts tun was du gar nicht wirklich möchtest. Wenn du keine Karierre möchtest, sondern sie nur als ein von aussen aufgezwungenes Ziel angehst, wirst du die Kraft, die Energie und die Disziplin nicht haben, sie auch umzusetzen. Außer sie ist Teil eines anderen, stärkeren Zieles, wie etwa Anerkennung in der Familie oder so etwas.

Wenn ich eine Zitrone noch nicht gesehen habe, oder nur vom erzählen kenne, oder meinetwegen einem Foto, werde ich nie sagen können, ob sie mir schmeckt, ich den Geruch mag oder sie vielleicht auch gar nicht körperlich vertrage. Ich werde nicht drum herum komme, eine Zitrone anzufassen, sie zu riechen und schmecken, um zu wissen ob ich sie mag und vertrage oder eben nicht. Alternativ könnte mich eine Zitrone aber auch mein ganzes Leben nie interessieren, ohne daß mir etwas fehlt - ergo, ich käme nicht einmal auf die Idee, sie irgendwie in mein leben treten zu lassen.

So ist es auch mit anderen Dingen im Leben. Es werden Dinge auf dich zukommen die von dir eine Reaktion verlangen. Die Dinge, die mit dir und deinem Leben nichts zu tun haben, die wirst du gar nicht beachten oder in erwägung ziehen. Andere Dinge wollen - wie die Zitrone vielleicht - näher betrachtet werden, bevor du dich dafür oder dagegen entscheidest. Und das wird dir am besten gelingen, indem du es einfach map Probierst.

In der heutigen Zeit sind wir eh schon so weit, daß wir jeden Lebensstil leben dürfen und man sich mit Entscheidungen nicht für allezeit bindet. Seine Meinung zu ändern und die Konsequenzen zu ziehen wenn etwas gegen das eigene Lebensglück läuft zeugt eher von Mut als von Feigheit. Es ist mutiger, zu sich selber und seinen Entscheidungen zu stehen, völlig egal wie sehr sie von dem Abweichen was zu Anerkennung und Ansehen führt, als einer empfundenen Normalität zuliebe sich selber aufzugeben und das mit falschen Schuldgefühlen zu rechtfertigen.

Probiere also aus, was dir als nächstes zusagt. Tu es so lange wie es dir gut tut und dir hilft, dich als Mensch weiter zu entwickeln und wohl zu fühlen. Wenn du spürst, daß es nicht das ist was du willst - und so etwas spürt man sehr deutlich - dann ändere etwas. Man ändert im Leben oft die Richtung, ohne daß ein Abschnitt richtiger oder falscher war als ein anderer - sondern eben nur anders und für diese Zeitspanne im Leben eben gerade notwendig um eine gewisse Entwicklung zu vollziehen.

Und vielleicht kommst du auch drauf, daß dir sauer wahnsinnig schmeckt.
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
»Wir sind lieber die Bösen als die Dummen.« [Richard David Precht]

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Gärtnerin
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Beitrag Mi., 15.07.2009, 13:06

bluebell hat geschrieben:Ist Dir das denn so leicht gefallen, Deinen Weg auch wirklich einzuschlagen?
Im nachhinein rede ich mir ganz gerne ein, es wäre eine bewusste, in Freiheit getroffene Entscheidung gewesen. Doch in Wirklichkeit war es ganz anders: Ich hatte überhaupt keine Wahl. Nach meinem psychischen Zusammenbruch und während meiner Therapien kam nämlich die Erkenntnis, dass ich in meinem studierten Beruf nicht würde arbeiten können und Glück haben musste, überhaupt eines Tages normal arbeiten zu können. Ich habe also erstmal diverse Aushilfsjobs gemacht, habe mit zwei Stunden täglicher Arbeitszeit angefangen und mich ganz langsam hochgearbeitet. Zeitweise habe ich sogar einmal eine Behindertenwerkstätte in Betracht gezogen. Ich war damals in einer Situation, in der eine längerfristige Zukunftsplanung schlicht unmöglich war und ich nur Schritt für Schritt vorwärtsgehen konnte.
Erleichtert wurde mir mein Weg dadurch, dass ich:
a) noch nie eine wirkliche Vorstellung von "Zukunft" hatte; das ganze Konzept des Vorausdenkens und -planens ist mir fremd.
b) von Natur aus ein bisschen ein eigenbrötlerischer Mensch bin, der sich relativ wenig um das schert, was andere denken oder sagen oder für wichtig halten.
Eigentlich habe ich damals einen aus der Not geborenen Weg eingeschlagen und ihn mir erst hinterher positiv umgedeutet.
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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Eve...
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Beitrag Mi., 15.07.2009, 13:19

Eigentlich habe ich damals einen aus der Not geborenen Weg eingeschlagen und ihn mir erst hinterher positiv umgedeutet.
Gute Definition!

So war es bei auch, und ausgerechnet diese Fähigkeit soll zu denen zählen, die Lebensglück ausmachen, tatsächlich! Leider fällt mir gerade das Buch nicht ein, in dem das stand.

Eve

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Beitrag Mi., 15.07.2009, 16:43

ich hab mich gerade hier eingelesen und bin ganz berührt.
finde eure schilderungen und antworten/ratschläge ganz wunderbar.
Hoffnung ist nicht die Gewissheit, dass etwas gut ausgeht, sondern das alles Sinn macht egal wie es ausgeht!

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bluebell
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Beitrag Mi., 15.07.2009, 17:14

Gärtnerin, Eve, Entwurf, Ihr habt Euren Weg (ohne den jetzt völlig gleichsetzen zu wollen) beschrieben als alternativlos bzw. dass durch eine psychische Krise bestimmte Weichenstellungen getroffen wurden. Ihr hattet keine "Wahl", zumindest war es nicht komplett freiwillig im Sinne, dass Ihr genauso gut auch noch weiter "Karriere" (ich nenne das jetzt mal so, meine ein ganz auf die Arbeit ausgerichtetes Leben) hättet machen können.
Arta fand auch, dass ich gar keine Karriere machen "kann", wenn ich es nicht wirklich möchte, lingaroni meinte, der Burnout erzwinge gegebenenfalls den Ausstieg und Innere Freiheit ist über meine Formulierung "bewusst keine Karriere versuchen" gestolpert.
Ist es so überflüssig, dass ich mir die Frage stelle, ob ich eine Karriere versuchen oder ob ich mich bewusst dagegen entscheiden soll? Ist die Wahlmöglichkeit, die ich zu haben glaube, nur eine Illusion? Kann man sich gar nicht entscheiden, ob man arbeiten will, um zu leben oder leben, um zu arbeiten? D.h. entscheidet sich doch (fast) jeder, der wirklich die Wahl hat, für die Arbeit? Oder habe ich da jetzt einen verzerrten Eindruck bekommen?

Fragt sich
bluebell

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candle
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Beitrag Mi., 15.07.2009, 17:22

Hallo bluebell!
"Normalerweise" strebt doch der Mensch nach mehr. Ich finde das eigentich verwunderlich wie Du es siehst, eher die Ausnahme. Hast Du kein Lebensziel, magst Du Deinen Job nicht oder hast Du Angst vor dem wahren Berufsleben?
Mir scheint es so durch irgendwie, dass es nicht um das Private geht. Für mich klingt es einfach etwas resigniert.

candle
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Eve...
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Beitrag Mi., 15.07.2009, 17:29

@ Bluebell

Natürlich meinte ich nicht, Du SOLLEST keine Entscheidung treffen. Was ich sagen wollte war eher, wenn Du keine treffen KANNST, wird das Schicksal für Dich entscheiden - und das muss nicht einmal schlecht sein. Es gibt Menschen, die macht es völlig verrückt, zu keiner Entscheidung finden zu können; das ist eigentlich schlimmer, als damit zu warten und abzuwägen, finde ich.

Wenn Du weißt, was Du willst - und natürlich solltest Du Dir die Frage stellen! - dann geh Deinen Weg. Das ist so selbstverständlich, dass es eigentlich nicht erwähnt werden musste, hätte ich jetzt gedacht.

Fällt die Entscheidung schwer, wird man manchmal auf einen Weg geführt, den man selbst so nicht eingeschlagen hätte, und man stellt am Ende des Weges oder mittendrauf fest, dass es AUCH ein guter geworden ist.

Eine Zeit der Orientierung solltest Du Dir in aller Ruhe zugestehen.

LG und eine gute Entscheidung!
Eve

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bluebell
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Beitrag Mi., 15.07.2009, 17:42

@ Eve:
Nein, schon klar! Ich fand das nur eben gerade sehr auffällig. Aber Eure eigentlichen Ratschläge und Berichte sind bei mir sehr wohl angekommen und haben mich nachdenklich (im positiven Sinne, nicht: ratlos) gemacht. Vielen Dank noch einmal.

@ candle
Resigniert bin ich nicht und Angst vor dem Berufsleben habe ich auch eher nicht. Nein, ich frage mich, nach welchem "mehr" möchte ich denn streben. Mehr Geld? Mehr Anerkennung? Mehr Macht und Verantwortung? Bin ich dann wirklich "mehr". Oder nicht eher, wenn ich Zeit und Freiheit für mich habe, auf Kosten des Geldes und der Karriere.
Und ob ich kein Lebensziel habe, hmmm. Hört sich irgendwie so an, als ob das Leben ein Springreiten durch Hindernisparkour wäre, man darf keine Stange reißen und muss auch möglichst schnell sein und wer das schafft hat gewonnen? Das "Ziel" meines Lebens ist der Tod würde ich sagen und da möchte ich nicht unbedingt drauf hinarbeiten. Also mit dem Ausdruck kann ich nicht so viel anfangen, vielleicht mit der ganzen Idee nicht. Was würdest Du denn als Dein Lebensziel benennen wollen?

VG Bluebell

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candle
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Beitrag Mi., 15.07.2009, 17:45

Du hast also keine Wünsche? Und offenbar auch genug Geld im Hintergrund, dass Du nicht arbeiten mußt? Wenn ich Arbeitslose sehe, würden die alles geben für einen Vollzeitjob. Mir macht die Arbeit auch irre viel Spaß.

Wie siehst Du denn alles was Du geschafft hast? Hast Du einen Bezug dazu?

Ich kriege es für mich ja immer nch nicht gebacken, dass ich gut bin im Studium, weil es mir nicht "zusteht".

Nun, was konkret oder wie stellst Du Dir denn Dein Leben vor, wenn es morgen losgehen sollte?

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bluebell
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Beitrag Mi., 15.07.2009, 18:06

Ich habe Wünsche, aber die sind eher immateriell, deswegen wäre ich bereit (bzw. bin es schon jetzt) recht bescheiden zu leben, wofür auch eine Halbtagsstelle ausreichen würde. Bezug zu dem, was ich geschafft habe, habe ich schon, es ist ja Teil meines Lebens, nur habe ich es eben nicht als Sprungbrett für etwas erachtet, sondern habe es eben im jeweiligen Moment getan. Ich meine, natürlich geht man aufs Gymnasium, um Abi zu machen. Aber man (ich zumindest) geht auch Tag für Tag hin, lernt das und jenes und fragt nicht immer nur, was bringt das mal. In diesem Sinne habe ich einen engen Bezug zu meinem "Geschafften". Als große Leistung empfinde ich es aber nicht.
Wie ich mir mein Leben vorstelle, wenn es morgen losgeht? Mein Leben ist doch schon vor 29 Jahren losgegangen, oder meinst Du mit der Arbeit losgeht? Letzteres ist eben der Grund für mein Posting, ich kann nicht sagen: ich sehe mich da und da. Ich könnte mir vieles vorstellen und eine "Berufung" fühle ich nicht. Was ich nur deutlich merke ist, dass ich gerne ein Privatleben hätte, das den Namen verdient. Und ich frage mich eben, ob ich das bei meinen Entscheidungen berücksichtigen sollte. Bzw. was dagegen sprechen könnte.

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candle
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Beitrag Mi., 15.07.2009, 18:26

bluebell hat geschrieben:Als große Leistung empfinde ich es aber nicht.
Es ist aber eine enorme Leistung, und das Gefühl kenne ich auch.
Ich könnte mir vieles vorstellen und eine "Berufung" fühle ich nicht.
Schade, eigentlich kenne ich das eher von Jugendlichen, die keinen Plan haben. So klingt es bei Dir.
Du beißt Dich eben an einem Privatleben fest. OK, das läßt sich mit dem Halbtagsjob natürlich freier gestalten lassen. Andererseits: Was ist mit der Rente?
Was ich nur deutlich merke ist, dass ich gerne ein Privatleben hätte, das den Namen verdient.
Was ist da Deine Sehnsucht?

Nun, Du klingst so leer... Irgendetwas fehlt Dir, aber über diese Jobgedanken kommst Du da leider nicht weiter. Du kommst nicht an Dich selbst ran irgendwie.

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zucker
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Beitrag Mi., 15.07.2009, 18:39

Hallo bluebell

Dein Thread heisst: Sollte man sein Potential nutzen?
Da stellt sich mir die Frage - wenn ich deine Beiträge lese - von welchem Potenzial du eigentlich sprichst? Gute Noten, gar Bestnoten zu machen hat für mich noch nichts mit Potenzial für einen Beruf zu tun.
Potenzial heisst für mich, Leidenschaft für etwas zu haben, intrinsische Motivation, Flow bei der Arbeit, Visionen, etc. Das scheinst du nirgends zu haben. Ich habe bei dir eher das Gefühl, du kannst sehr gut erfüllen.
Ich glaube, ein Mensch, der wirklich Potenzial für eine Arbeit mitbringt, stellt sich diese deine Frage gar nicht - das ist dann selbstverständlich...

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Gärtnerin
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Beitrag Mi., 15.07.2009, 18:47

bluebell hat geschrieben:Kann man sich gar nicht entscheiden, ob man arbeiten will, um zu leben oder leben, um zu arbeiten? D.h. entscheidet sich doch (fast) jeder, der wirklich die Wahl hat, für die Arbeit?
Natürlich kann man sich entscheiden! Und ich denke, du hast dich innerlich längst entschieden. Oder nicht? Es ist doch ganz egal, wie sich (fast) jeder entscheidet. Ich habe mich übrigens nach 3 Jahren Ganztagsarbeit entschieden, dass ich das auf die Dauer nicht will, weil mir dabei zu viel anderes auf der Strecke bleibt. Ich denke aber, dass es Berufe bzw. berufliche Stellungen gibt, wo das nicht möglich ist. Im gehobenen Management z.B. dürfte man kaum halbtags arbeiten können.
bluebell hat geschrieben:Nein, ich frage mich, nach welchem "mehr" möchte ich denn streben. Mehr Geld? Mehr Anerkennung? Mehr Macht und Verantwortung?
Wieso musst du denn, wenn du in deinem Beruf arbeitest, unbedingt nach "mehr" streben? Arbeiten gehen heißt doch nicht zwangsläufig, dass du dich dabei "nach oben" arbeiten musst. Wenn du eine Arbeit findest, die du gerne machst, reicht das doch aus.

Ich empfinde dich übrigens ganz und gar nicht als leer. Im Gegenteil: Deine Interessenvielfalt scheint so groß zu sein, dass sie sich einfach nicht in einen einzigen Job - so gerne du ihn auch ausüben magst - pressen lässt. Und ich bin der Meinung, dass Berufung und Selbstverwirklichung ruhig auf mehreren verschiedenen Ebenen stattfinden können.
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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bluebell
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Beitrag Mi., 15.07.2009, 20:49

@ candle
Irgendetwas fehlt Dir, aber über diese Jobgedanken kommst Du da leider nicht weiter. Du kommst nicht an Dich selbst ran irgendwie.
Na, Du musst es ja wissen. Was mir sicherlich fehlt, ist Dein schnelles Urteilsvermögen

@ zucker
Ich sehe das anders. Es stimmt zwar, ich konnte bisher gut erfüllen, aber immer nur, weil mir das Lernen, das geistige Arbeiten viel Freude gemacht hat und das auch nachwievor tut. Ich wollte jedenfalls mit niemandem tauschen, der nur des Titels wegen oder um Erwartungen zu erfüllen, eine Dissertation schreibt. Mir würde ich das jedenfalls nicht zutrauen.
Ich habe ja nun auch nicht behauptet, dass ich das Potenzial zu weiß Gott welch großen Taten oder Erfindungen habe. Durch die Abschlüsse erreicht man eben eine gewisse Qualifikationsstufe. Wenn ich aber mal etwas arbeiten sollte, wofür man bspw. gar keinen Doktortitel braucht, dann könnte man das als ungenutztes Potenzial auffassen. Das ist ein Aspekt von Potenzial nicht nutzen, den ich meinte.

@ Gärtnerin
Wieso musst du denn, wenn du in deinem Beruf arbeitest, unbedingt nach "mehr" streben?
Du hast natürlich recht! Eine Arbeit, die ich gerne mache, würde mich völlig zufriedenstellen. (Und arbeiten will ich ja, das steht außer Frage). Es war nur bisher immer so, dass ich bei dem, was ich in Angriff nahm, hoch gezielt habe. Also nicht dass ich immer unbedingt die Beste sein wollte, aber ich habe mich nie mit weniger als der (aus meiner Sicht) "höchsten" nächsten Stufe zufrieden gegeben. Also Gymnasium, Studium, Diss, das ist eben eine kontinuierliche Weiterqualifizierung. Und jetzt komme ich erstmals an einem Punkt, an dem ich merke: Moment, was will ich eigentlich wirklich? Wie soll es weitergehen? Und ich merke: nein, ich will keine Habil schreiben, ich will nicht an der Uni bleiben, ich will aber auch im Beruf jetzt nicht den Megaerfolg. Ich merke, dass es nicht um die Frage geht, was kann ich alles noch erreichen (also steht es in meinen Möglichkeiten, eine Habil zu schreiben bspw.), sondern ob ich das will. Das ist keine weltbewegende Erkenntnis. Nur für mich ist das einfach ein ganz neues Gefühl und ich fühle mich da ein Stückweit unsicher. Einerseits ist es eine Bereicherung, zu erkennen: Ich muss gar nichts, ich habe die Wahl. Aber gleichzeitig verunsichert es ein wenig. Das wollte ich hier mal thematisieren - im vollen Bewusstsein, dass es ein Luxusproblem ist und dass viele sagen können: Deine Sorgen möcht' ich haben. Es macht mir auch gar keinen großen Leidensdruck. Aber es ist für mich einfach sehr interessant, was so geschildert wurde an persönlichen Lebenswegen, man sieht, es ist so vieles möglich... Und das finde ich sehr schön.

Leer fühle ich mich wirklich nicht. Jedenfalls habe ich nicht das Gefühl, einen vollen Tag zu brauchen, um mich nicht leer zu fühlen und brauche auch keine Arbeit, um mich hineinstürzen zu können. Im Gegenteil, ich hatte noch nie Probleme damit, mir meine Zeit selbst einzuteilen, meinen Tagesablauf selbst zu gestalten oder alleine zu sein. Mir ist auch eigentlich nie langweilig, zumindest nicht, wenn ich selbst entscheiden kann, wie ich meine Zeit verbringe.
Vielleicht ist der Eindruck entstanden, weil ich hier nicht konkret meine Interessen, Pläne und Wünsche inhaltlich benannt habe. Aber es ging mir hier nicht darum, herauszufinden, welcher Beruf mir liegen könnte. Es ging mir eher um die Frage: arbeiten, um zu leben - wie seht Ihr das? Wie habt Ihr das entschieden? Und da habe ich ja viele hochinteressante Antworten bekommen.

Viele Grüße
Bluebell

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candle
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Beitrag Mi., 15.07.2009, 20:54

bluebell hat geschrieben: Na, Du musst es ja wissen. Was mir sicherlich fehlt, ist Dein schnelles Urteilsvermögen
Ja, danke, aber irgendwie befindest Du Dich auf einer Umgehungsstrasse.

Was ist denn nun DEIN Wunsch an das Leben? Oder willst Du allein Deine Freizeit leben? Es fiel irgendwie "emotional" oder nicht materiell oder so. Da hast Du offenbar eine konkrete Vorstellung.
Partnerschaft? Ein Bauernhof voller Tiere?

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Sommer-Stumpenhorst

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