Lesezirkel: 'Der Klavierstimmer' von Pascal Mercier

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Nico
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Beitrag Sa., 26.01.2013, 09:01

Fundevogel hat geschrieben:
Und daß die Romanfiguren immer zu wissen scheinen, was die anderen denken und fühlen...
(abgesehen davon, daß das der Autor ist).
Ja wenn man davon aber nicht absieht, wird es ein bissl eintönig und zu oft.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Blossom
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Beitrag Sa., 26.01.2013, 09:44

@stilleswasser - das mit der Partitur nur auf dem Klavier spielen, da ändert sich auf den weiteren Seiten Seiten noch was, weil Klavier "zu wenig ist". (Ich hoffe, ich durfte das verraten).

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Fundevogel
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Beitrag Sa., 26.01.2013, 11:30

@nico
Selbst wenn man davon absieht, ist es manchmal eintönig und mühsam.

Und ich sags nochmal: ich glaub, wenn ich dieses Buch nicht für den Lesezirkel gelesen hätte,
ich glaube, ich hätte schon aufgegeben.

Aber gestern Abend habe ich nochmal ein Stückchen gelesen
und da hatte ich ein etwas eigenartiges und schönes Erlebnis:
ich hatte das Gefühl, ich kann mich jetzt einlassen auf das Buch
und das zulassen, was ich da lese.

Das war ein Gefühl als würde ich mit dem Buch in der Hand
in eine große Stille eingehüllt in der diese neue Welt ist
und sein darf ohne daß es allzuviel mit mir zu tun hat.

So klingt jetzt mal wieder nach Fundevogel-Pathos,
hat sich aber so angefühlt für mich.
Es war ein gutes Gefühl und ich konnte mich dann auch etwas besser konzentrieren
und es waren nicht ganz so viele eigene Erinnerungen, die da dazwischen kamen.

Also das war schon ein gutes Gefühl, sich so einlassen zu können.
Fundevogel

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Blossom
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Beitrag Sa., 26.01.2013, 12:21

Habe unrealistischerweise gedacht, dass ich mit dem Lesen da jetzt einen Durchbruch hatte und dass das so bleibt - Pustekuchen.
Schaffe es momentan höchstens 5 Seiten am Tag zu lesen und muss jeden Satz mindestens 10 x lesen und mag das Thema Symbiose nicht an mich ranlassen, kann mich aber gerade momentan fürs Lesen auch nicht davon distanzieren.

Weiß nicht, ob ich da noch mal die Kurve kriege.

Zusätzlich bin ich mir momentan unsicher, ob Internetaustausch das Richtige für mich ist. Da ist schon immer eine Ambivalenz gewesen und zum Schreiben dissoziiere ich, und dann sieht es nach Außen hin aus, als ob ich mächtig Spaß habe, aber das ist dann nur ein Teil von mir und ich mag gerne mehr aus wirklichem inneren Kontakt mit mir handeln. Bin da gerade so auf der Kippe. Mag die Dinge, die ich tue mit mehr Klarheit tun (in wirklichem inneren Konsens und der ist in Bezug auf das Internet nicht da, da wird immer was weggedrückt, was sich dann natürlich wehrt) - wegen mir und auch wegen dem Umfeld. Aber irgendwie gelingt es mir noch nicht so richtig (und ich bin die Gründe am sichten und sortieren).

Blossom.

P.S. Fundevogel - ich freue mich, dass dir das Lesen gerade so Spaß macht.

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Fundevogel
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Beitrag Sa., 26.01.2013, 13:00

@blossom

wenn du 5 seiten pro tag schaffst, trotz solcher konzentrationsschwierigkeiten, dann bist du ja super diszipliniert. respekt! nach spaß hört sich das aber nicht wirklich an.

daß ich richtig spaß habe, kann ich auch nicht behaupten, aber es ist jedenfalls gerade ein gutes gefühl mit dem lesen.

wirst ja sehen, wie es dir weiter geht, blossom.
ich finde das auch interessant hier - abgesehen von dem buch selbst -
daß wir miteinander reden können, wie es uns mit dem lesen selbst geht.
Ich hab früher so viel gelesen und hätte das gerne wieder dieses leicht und viel lesen. liegt vielleicht auch am buch, aber ich glaube nicht nur.

Und DAS zum Beispiel macht mir richtig Spaß: daß ich mit euch reden kann, wie euch das Buch gefällt oder nicht und wie es euch mit dem Lesen geht.

Danke euch dafür!
Fundevogel

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stilleswasser
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Beitrag Sa., 26.01.2013, 22:28

ich möchte jetzt auch mal mehr über das buch und die romanfiguren nachdenken. tiefer eintauchen. früher war ich in der regel jemand, der gelesen hat ohne groß drüber nachzudenken. je nach buch. es soll zur gewohnheit werden mein gehirn anzulassen und zu denken.

also, ich frage mich, ob das realistisch ist, dass sie so genau wissen können, was jeweils der andere denkt? für mich liest sich das oft wie tatsachen: "aber obwohl du meine gegenwart brauchtest, um mit der ablehnenden botschaft nicht allein sein zu müssen, hast du den blick sofort wieder abgewandt [...]" (seite 240, patrice redet vom vater). wenn ich das richtig in erinnerung habe, hat der vater doch gar nicht über gefühle geredet? wie kann man dann so genau wissen, was er denkt und fühlt? brauch man da nicht mal eine bestätigung, d.h. dass der vater mal sagt, was er denkt und fühlt, damit man weiß, man ist auf dem richtigen dampfer? oder ist das nicht nötig und man bekommt mit der zeit, über die jahre selbst ein gefühl, was im anderen vor geht, anhand von beobachtungen?
wenn ich genauer hinschaue, dann sehe ich aber auch, dass patrice vergleicht, also vermutungen anstellt. zb. in dem abschnitt, aus dem der satz stammt, den ich oben zitiert habe. der geht weiter: "[...] hast du den blick sofort wieder abgewandt, wie einer, der nie daran geglaubt hat, dass ein tauschen von blicken irgend etwas gegen schmerz und den lauf der welt auszurichten vermag." (seite 240) ansonsten beschreibt er in dem absatz viel. ich muss mal beim weiterlesen schauen, ob er wirklich eher vermutungen anstellt oder vergleicht oder beschreibt.

das sind die fragen, die mich gerade beschäftigen. mich beeindruckt vor allen dingen diese hohe empathiefähigkeit von den geschwistern, ihre beobachtungsgabe. ich erinner mich auch noch daran, wie einer von beiden den besucherraum im gefängnis beschrieben hat. sowas würde mir glaube ich nie auffallen. ich fühle gar nicht so intensiv und auch nicht ständig und überall.

nachdenkliche, eintauchende, abendliche grüße,
stilleswasser.
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Ich bin gerade sehr empfindsam und schnell verletzt. Ich bitte dies zu berücksichtigen, wenn du mir antworten möchtest, da mir achtlose, grenzüberschreitende Kommentare sehr weh tun können u ich aber weiterhin im Forum bleiben möchte. Danke.
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Fundevogel
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Beitrag So., 27.01.2013, 09:16

hallo stilleswasser,

ob das realistisch ist, sprich, ob sie tatsächlich wissen, was der andere denkt oder ob sie damit falsch liegen - wer weiß das schon.
Vielleicht stellt es sich ja auch erst im Laufe der Handlung heraus?

Aber wenn der Sohn über penser pensées spricht und dieses Gedankenlesen der Mutter als Kind
und daß ihm das zur ultimativen Nähe wird, die ihm als Erwachsener alle Nähe verdirbt...
Und wenn ich dann weiterlese wie die Erinnerung auftaucht an das zerrissene Foto und was da drauf war auf dem Foto...
Dann wird mir ganz anders, ganz anders.

ABER:
Andauernd ist die Rede von Gedankenlesen und Nähe und Intimität.
Aber in dieser Familie hat nie irgendwer mit irgendwem wirklich geredet.

Die haben keine Ahnung von Intimität und Nähe in Wahrheit.
Sonst würden da nicht ständig neue Geheimnisse ans Tageslicht kommen.
Es geht um Mord und Totschlag und Inzest und Sucht
und Erfolg und Mißerfolg und was weiß ich noch alles.

Aber was ist mit Alltagsnähe?
Wer hat den Kindern ein Pausenbrot für die Schule gemacht, ein Mittagessen gekocht, sie am Abend ins Bett gebracht und ihnen eine Gutenachtgeschichte vorgelesen?
Ist diese Familie regelmäßig gemeinsam beim Abendessen am Tisch gesessen und es wurde über den Tag gesprochen und darüber, was jeder erlebt hat?

Ist nicht das Nähe, dieser Alltag, diese Wärme.
Und was ist das für eine Nähe, wenn da ständig Geheimnisse der anderen auftauchen, der Eltern, der Geschwister, von denen man nichts gewußt hat.
Da kann man aufs Gedankenlesen eigentlich verzichten oder?

Vielleicht aber ist genau das die Antwort auf deine Frage, stilleswasser:
Offensichtlich haben sie nicht gewußt, was der andere wirklich denkt und fühlt.

Langsam regt mich manches richtig auf in diesem Buch.
Und ich stolpere über eigene Erinnerungen.
Es tut gut, sich dann wieder auf das Lesen einlassen zu können.
Weil es ist ja nur eine Geschichte.

Bin ich froh, daß das alles ein Roman ist.
Es ist alles nur erfunden.
Alles nicht wirklich.
Aber es könnte wirklich so sein.
Oder nicht?
Fundevogel

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Tröte
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Beitrag So., 27.01.2013, 10:02

Fundevogel hat geschrieben: Aber wenn der Sohn über penser pensées spricht und dieses Gedankenlesen der Mutter als Kind
und daß ihm das zur ultimativen Nähe wird, die ihm als Erwachsener alle Nähe verdirbt...
ist es wirklich das penser pensée was gemeint ist ? ich hatte eher das gefühl, dass es darum ging,
wie die mutter mit ihm aufgrunddessen umgehtn (dass es eben "intimer" ist, als es in einer mutter-sohn
beziehung sein sollte) oder hab ich das für mich falsch interpretiert ?
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stilleswasser
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Beitrag So., 27.01.2013, 11:12

hach fundevogel, ich bewunder dich! was dir alles auffällt. da hast du vollkommen recht, dass in der familie nie jemand mit dem anderen gesprochen hat. soviel, was da ans licht kommt. ich bin auch immer wieder erstaunt.

was heißt denn "penser pensées"? habt ihr eine gute seite, wo ihr nachschlägt? ich muss gestehen, dass ich bisher kein einziges französisches wort nachgeschaut hab, so wichtig war mit das bisher nicht

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Tröte
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Beitrag So., 27.01.2013, 11:20

penser pensées --> gedanken "denken" oder lesen...
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Fundevogel
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Beitrag So., 27.01.2013, 12:41

hallo tröte und stilleswasser,

also das mit diesem Gedankenlesen hab ich so verstanden,
daß es einerseits wirklich darum ging, die Gedanken der Mutter zu erraten,
getarnt als Spiel für das Kind, um die Bedürfnisse der Mutter zu erfüllen
und andererseits auch um das, was in diesem Boudoir zwischen Mutter und Sohn geschehen ist.

Und ob die konkreten Details Hinweise auf Weiteres Ungesagtes sind?
Dafür würde einiges sprechen, z.B. das von der Mutter zerrissene Foto
oder der Umgang der Geschwister miteinander.

Eigentlich schon interessant - der Vater ist der Mörder, über den wird aber immer nur gut geredet
und die Mutter wird immer mehr zur Haßfigur...

@stilleswasser
du kannst auch fremdsprachige wörter in google eingeben und hast sofort eine übersetzung
z.B. penser französisch deutsch und voilá liste der Wörterbücher erscheint
Fundevogel

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stilleswasser
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Beitrag So., 27.01.2013, 13:21

Fundevogel hat geschrieben:Eigentlich schon interessant - der Vater ist der Mörder, über den wird aber immer nur gut geredet und die Mutter wird immer mehr zur Haßfigur...
also für mich sieht es immer mehr so aus, als ob die mutter etwas mit dem mord zu tun hat, sie geschoßen hat. dafür spricht ja so einiges, z.b. dass GP ihr schießen beigebracht hat. dann dieser öminöse satz vom arzt oder wer das war, in dem es darum ging, dass sie es in ihrem zustand gar nicht könnte (ich find den satz gerade nicht). außerdem ist es die frau, d.h. sie lieben sich und sie hat ja auch jede menge energie darin gelegt, dass vaters oper aufgeführt wird. telefonieren, telefonieren, telefonieren. vielleicht wollte sie ihren mann rächen, er hat ja nur alles in sich hinein gefressen.

was hat vater denn im gefängnis gesagt? kann mir das jemand übersetzen? das ist ja ein längerer satz, weiß nicht ob ich den sinn versteh, wenn ich jedes wort einzeln such. (ja, ich bin gerad etwas faul ) gern auch per PN, wenn damit zu viel verraten wird.

jetzt reden wir schon über dinge, über die wir eigentlich erst in einer woche reden wollten. ich hoffe, das ist okay? ich finds gerad angenehm, in einer woche bin ich ja schon viiel weiter und hab meine jetzigen gedanken vielleicht schon wieder vergessen.

stilleswasser
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Tröte
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Beitrag So., 27.01.2013, 13:23

sehe ich genauso wie stilleswasser, es wirkt gerade so auf mich, als wenn die mutter geschossen hätte und der vater sie "deckt"....
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Beitrag So., 27.01.2013, 14:14

ich sehe es auch so wie du tröte, geht gerade genau in die richtung

@stilleswasser: und ich bin jetzt zu faul, den satz den der vater im gefängnis sagt rauszusuchen;
aber soweit ich ihn in sinngemäß in erinnerung habe, heißt er so viel wie
"glaub mir, es ist besser so."
(und ich sag das jetzt hier nur, weil das relativ bald im buch kommt, also wir hoffentlich nicht zu viel verraten)
Fundevogel

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Fundevogel
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Beitrag Fr., 01.02.2013, 15:56

Hallo Lesefreunde,

wie gehts euch mit dem Buch?
Also ich bin grade noch nicht mal bei Seite 300, aber fest entschlossen nicht aufzugeben.
Wochenende steht vor der Tür und ich habe nichts vor.

Ich würde gerne am nächsten Montag Abend unseren nächsten
"Buchbesprechungstermin" machen.
Wie siehts aus bei euch mit Zeit und Lust dazu?

Andere Frage - an alle "Klavierstimmer-Leser" und an alle "Klavierstimmer-Nicht-Leser".
Wollen wir schon mal parallel eine Abstimmung für das nächste Buch machen?
Und mal mit Ideen und Vorschlägen beginnen in einem neuen Faden?

Wer von Euch hat Lust das zu übernehmen?


Edit: Tippfehler
Fundevogel

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