Suizid ist lange von Kirche und Gesellschaft geächtet worden. Macht man Suizid, beleidigt man Gott und kommt nicht in den Himmel, sondern in die Hölle - oder so ähnlich. Auch wenn man heutzutage durch Forschung, mehr Wissen über Psychologie etc. ein wesentlich umfassenderes Bild über die menschliche Psyche und Depressionen hat, sind vermutlich doch gewisse Wertvorstellungen aus "früheren Zeiten" geblieben. Ich denke, Religion bzw. Werte und Normen der Gesellschaft spielen durchaus (noch) eine Rolle, wenn man sich übers Pro und Contra von Freitod unterhält.
Vermutlich gerade die Tatsache, dass ein Depressiver körperlich völlig fit aussieht. Auch das Umfeld kann völlig ok sein - gute Ausbildung, tausend Möglichkeiten was aus seinem Leben zu machen, das Leben vor sich ... Alles, was nicht stimmt, sind irgendwelche fixen Ideen, Selbstmitleid, .. Würde sich der Depressive mal am Riemen reissen und mit dem Grübeln aufhören, dann würde doch alles wieder in Ordnung sein, oder nicht ?!Wieso ist es überhaupt für Angehörige so schlimm?? Was macht es für die Hinterbliebenen so unglaublich schwer, damit umzugehen?
/Zynismus off
Zumindest ich habe es so erlebt, dass "Normalos" mit einer Depression überhaupt nichts anfangen können. Sie verstehen einen Depressiven nicht - die Gedankengänge von einem sind dann ja auch nicht normal. Insofern können sie den Todeswunsch auch nicht nachvollziehen.
Dann ist auch die Frage, ob man nicht was hätte tun können. Ob man Schuld ist, dass sich der arme Mensch nun umgebracht hat. Man hätte doch zuhören können. Oder ihn in eine Klinik stecken. Neben dem Nicht-Verstehen spielt da bestimmt auch noch eine grosse Portion an Hilflosigkeit mit rein. Man weiss halt nicht, wie man helfen kann bzw. ob man helfen kann.
Tödliche (körperliche) Krankheiten sind insofern etwas "leichter" zu verstehen, weil man als Angehöriger keinen Einfluss auf ihren Verlauf hat. Man kann halt nichts gegen das Alzheimer der Oma tun.
Jeder Mensch ist jedoch mal down und kann dann aufgemuntert werden. Warum klappt das bei einem Depressiven nicht?! Das ist für Leute ohne Erfahrung mit Depressionen meist unverständlich.
Ich denke aber auch, dass Depression heilbar ist. Wenn ich z.B. an meinen "Werdegang" denke, dann habe ich durchaus schon grosse Verbesserungen zu verzeichnen!
LG, Nachtvogel