Suizid, oder die Entledigung von Verantwortung der Gese

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Dornröschen Dorn
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Beitrag Di., 30.09.2008, 20:28

Danke für deinen Beitrag!
F43_1 hat geschrieben:Uns fällt es allen schwierig auf die Seele zu hören, weil wir selten gelernt haben ihre Sprache zu sprechen. Wie sollen wir erst in einem "Streit" zwischen ihr und dem Verstand die Seele verstehen?
Aber was für eine Sprache spricht denn die Seele genau?

Haben die Suizidanten die du nun alle so getroffen hast bisher in deinem Leben dich kontaktiert oder warst du immer durch Zufall an Ort und Stelle? Warum zieht dich das so an gerade Suizidanten zu helfen? Gab es da so einen Erst-Kontakt oder Schlüsselerlebnis wodurch du gemerkt hast, das du sehr gut auf Menschen zugehen bzw. ihrem Inneren Seelenleben oder wie auch immer man das nennen kann, kannst?

Lieben Gruss!
Erfahrungen sind die Schlüssel zu noch mehr Glück und Vollkommenheit, für alle Schlösser, die das Leben mir noch bringen wird..



Lieben Gruss und bis bald!

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F43_1
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Beitrag Di., 30.09.2008, 20:40

Gar nicht!

Ich habe beruflich keine Wahl gehabt. Ich kam also Suizidanten ohne eigene Wahl "in die Quäre".

Ein Schlüsselerlebins gibt es durchaus, was sich privat abspielte. Es geschah aber so, wie es eben meine Art ist. Der Suizidant verabschiedete sich nach etwa 60 MInuten Gespräch mit mir und ging seines Weges. Es blieb erfolglos für ihn, wobei ich nicht aktiv wurde (Polizei rufen etc.).

Mich kontaktiert man nicht. Beruflich nicht und privat auch nicht. Ich würde es auch nicht wollen, weil ich damit meine Neutralität verlieren würde.

Mal ganz platt: Wenn der Schiedsrichter nach dem Spiel mit der Gewinnerriege einen trinken geht dürfte das für Irritationen beim nächsten Spiel sorgen.

Ich bin auch kein "Gott" oder "Alleskönner". ich bin jemand mit wachem Verstand und ich nutze meine Sinne......den Rest entscheidet der Suizidant.

Ich habe auch keinen regelmäßigen Kontakt zu solchen Menschen. Schon gar nicht privat. Also kann ich eine "Sucht nach Suizidanten" völlig ausschließen.

Es ist eine generelle EInstellung. Beispiel:

Eine 80 Jahre alte Dame im Krebsstadium liegt in ihrem, sie hat Geburstag und wünscht sich in einem Nebensatz ein Glas Sekt.
Naja, man kann dann die Bemerkung vergessen, oder dem Oberarzt eine Flasche Sekt aus dem Kühlschrank "entleihen" und der Dame an ihrem Geburstag noch ein einfaches, aber wirkungsvolles Geschenk machen.

Ich bin aber keine "Schwester Stephanie"!
Weder kenne ich keinen Dienstschluss, noch gebe ich dafür Geld aus oder opfere meine freie Zeit und Schlaf. Den TV-Helferkomplex sucht man beii mir ebenfalls vergeblich.
Immer Mensch bleiben!

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Dornröschen Dorn
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Beitrag Di., 30.09.2008, 21:01

Aber dann ist es mir doch ein Rätsel wie du mit Suizidanten in Kontakt tretest? *verwirrt sei

LG
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Dornröschen Dorn
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Beitrag Di., 30.09.2008, 21:03

Ist es dir schon mal passiert das du im Netz angeschrieben wurdest oder ist es dir im real life schon mal passiert das ein suizidant dich richtig kontaktieren wollte bzw. das du irgendetwas machst? und wenn ja, was hast du dann gemacht oder was würdest du tun wenn es so wäre?Und wie geht es dir wenn Menschen in die Psychiatrie gebracht werden (bezüglich deines jobs)? also geht das total an dir vorbei auch oder wie kann man sich das so vorstellen?
LG
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F43_1
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Beitrag Di., 30.09.2008, 21:28

Wenn mich jemand ansprechen würde, ist die LAge ja etwas anders. Damit hat er/sie ja ein Bedürfnis und da würde ich ansetzen.

Vielleicht mit der Frage: Warum bin ich(f43_1) hier?
....
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montagne
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Beitrag Mi., 01.10.2008, 13:30

Ob Psychiater, Psychologen sich einig sind das Suizid feige ist, ob es irgend jemandem zusteht so ein Urteil zu fällen, bezweifle ich ganz stark. Nein ich bin mir sicher, das niemandem so ein Urteil zu steht.

Was mir aber auffällt ist, das ich in Zusammenhang mit Suizid oft von Kommunikationsstörung gelesen und gehört habe. Und so empfinde ich es auch (bei mir). Natürlich bin ich froh zu leben (immer noch). Aber das war nicht immer so und es hätte anders ausgehen können. Aber ich hatte das Glück auf Menschen zu treffen die mich genug erreicht haben, um diese zu tiefst blockierte Kommunikation wieder in Gang zu setzen und die Option Suizid überflüssig für mich zu machen. Es war auch ehrliche, harte Arbeit für mich, aber es war auch Glück, diese Menschen zu treffen und noch immer um mich zu haben.

das wollte ich nur mal los werden.
den ich empfinde es auch als vollkommen kontraproduktiv, wenn hier jemand der Suizidgedanken hat liest, Suizid sei feige. Wird das sein massiv verletztes Selbstwertgefühl heben, wird es ihn handlungsfähiger machen?
Ich denke nicht.
amor fati

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Dornröschen Dorn
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Beitrag Do., 02.10.2008, 15:01

vallée hat geschrieben:wenn hier jemand der Suizidgedanken hat liest, Suizid sei feige. Wird das sein massiv verletztes Selbstwertgefühl heben, wird es ihn handlungsfähiger machen?
Ich denke nicht.
Ich stimme dir vollkommen zu!!!
LG
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F43_1
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Beitrag Do., 02.10.2008, 15:09

Ich darf aber trotzdem daran erinnern, dass es sich hierbei um einen nicht rückgängig zu machenden Schritt handelt, so dass natürlich der Aspekt der Prävention, ohne den Willen und den Entschluss zu relativieren, in den Vordergrund gestellt werden sollte.

Da sind wir auch sehr schnell beim Punkt "FEIGE".

Wie viele Menschen haben nicht den Mut dem "Anderen" (im Sinne des anders sein) zu helfen, schauen weg oder ignorieren aus tlw. rein wirtschaftlichen Gründen die Bedürfnisse des angehenden Suizidanten.
Anstatt aufzustehen und Courage zu zeigen, wird das Thema schön in der Schublade belassen.
Traurig und für mich die "wahnsinnige" Realität, gekoppelt mit Koopfschütteln vr der Perpersität dieser angesprochenen Personengruppe gegenüber. Vielleicht trifft Heuchelei ehr zu, als Feigheit......
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Eve...
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Beitrag Do., 02.10.2008, 15:30

Wer Suizid "feige" nennt, versteht wirklich nicht viel. Es erfordert im Gegenteil sehr viel Mut und das Ausschalten eines Urtriebes: des Selbsterhaltungstriebs nämlich.

Ich sage aus eigener Erfahrung, es ist der Mut der schieren Verzweiflung, der einen zu diesem Schritt bewegt!

Die Sicht, dass die Menschen feige sind, die wegschauen, kann ich schon eher nachvollziehen. Es ist aber natürlich so, dass nicht jeder es fertigbringt, sich mit einer solchen Problematik selbst zu befassen. Also auch da: nicht verurteilen.

Eve

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Beitrag Do., 02.10.2008, 15:51

Ich erlaube mir nur dann zu urteilen, wenn ich weiss, dass es dem Menschen möglich gewesen wäre etwas dagegen zu tun. Also wenn Willkür, persönliche Interessen im Vordergrund stehen und auch dann, wenn man aus eigener Scham wegschaut, denn damit trifft die Person ja eine Wertung: Das Leben eines anderen ist weniger wert, als das Schamgefühl.

Da sage ich, so EINFACH nicht!

Das mag jetzt sehr "Oberlehrerhaft" sein, ist es vielleicht auch und sicherlich schwingt da Frust und Ärger als eigene Komponente mit, aber die Menschen haben meist eine Wahl und wir reden hier nicht über nicht vorhersehbare Naturkatastrophen, sondern über schleichende Prozesse.......da "hilflos" zu sein, erscheint mir viel zu einfach, als das ich es akzeptieren würde.

Ich richte mich aber vielmehr bei der Kritik an die, dies es bewusst tun und davon gibt es genug!
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Hiob
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Beitrag So., 05.10.2008, 21:37

Seltsam erscheint mir, dass alle Menschen, die ich in den letzten Jahren kennen und schätzen gelernt habe, sich immer wieder mit Suizidgedanken herumschlagen. Beinahe scheint mir, dass das eine Brücke sein kann, die unter „normalen“ Umständen nicht möglich ist. Wer nur mit halbem Einsatz spielt (wozu ich mich heute manchmal zähle), für den wird „suizid“ nicht mehr als ein interessantes Gesprächsthema sein. Gedankenaustausch. Was bestimmte Motive bedienen kann.

Immer mehr scheint mir, dass der Suizidwunsch uns von dem Wunsch des Menschen zur Hingabe generell erzählen will. Man kann sich einem Menschen hingeben, einer Idee, einer Religion, einer Idee, Ismus, einem Lebensziel...scheinbar ist das uns wichtig. Und wer es noch nicht kann, der scheint sich vorläufig mit dem beherrschen (z.B. des Lebens) zufrieden zu geben. Sobald wir (von Wünschen und Angst) zur Ruhe kommen und die Ablenkung wegfällt, scheint jedoch eine Art Wunsch, eine Wasserschüssel (Ich) ins Meer (Leben) zu setzen, nach der Traurigkeit deutlicher zu werden...die Geburtsstunde jeder Religion und Esoterik? Vielleicht.

Der Tod scheint eine Art der Hingabe zu sein.
Und in meinen Augen eine zu endgültige, eine unnötige.
Ich für mich möchte heute Wege finden, dieses Bedürfnis zur Hingabe von Objekten, Menschen und Gedankenkonstruktionen zu trennen. Da ich die Hilfskonstruktion Gott für belastet halte, vielleicht kann es einfach „Leben“ sein. Die Leinwand „Leben“ ist nicht so vollgemalt wie die , die sie Gott nannten. Aus meiner heutigen Sicht ist diese beschriebene Hingabe nicht mit dem, was man unter Verantworung versteht, vereinbar. Das was allgemein unter Verantwortung verstanden wird, gibt es m.E. nicht, wer Suzigedanken je ohne die Elternstimme zulassen konnte, ahnt es vielleicht.
Vielleicht ist es besser, sich dabei viel Proviant einzupacken.

Hiob

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zweig
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Beitrag Do., 02.09.2010, 01:41

hallo,

dies ist mein erster eintrag hier.
ich habe, muss ich gestehen, die beiträge hier nur überflogen, und trotzdem möchte ich meinen senf dazu geben.

ich weiß nicht, ob ich depressiv war, ob ich es bin, oder wie auch immer. meine therapeutin, die ich seit einem halben jahr aufsuche, ist sehr vorsichtig damit, das zu benennen. für die krankenkasse, das bafög-amt etc beschreibt sie es als 'depressive episode' oder 'mittelstarke langzeit-depression'.

mit der therapie habe ich angefangen, um knoten zu lösen, die mir das leben schwer machen, um besser klar zu kommen, auf jeden fall in guter hoffnung, dass die gelegentlichen abstürze sich mit der zeit geben werden und dass ich über kurz oder lang endlich einmal mit den anforderungn, die das leben an mich stellt, besser klarkomme. hin und wieder habe ich diese hoffnung, dass das irgendwann eintritt.

seit einiger zeit denke ich wieder verstärkt über selbstmord nach. normalerweise ist das ein mehr oder weniger beruhigender gedanke, der dazu führt, dass es mir dadurch, dass ich mich entschließe, mich nicht umzubringen, besser geht, da ich mich ja indirekt für das leben entscheide.

nun habe ich die letzten stunden damit zugebracht, mich über todesarten zu informieren und über die sicherheit des todes bei entsprechenden versuchen und bin letztendlich mal wieder hier gelandet.

beim überfliegen sprangen mir vor allem das wort 'weglaufen' in die augen.
ich möchte dazu folgendes sagen:
meine früheste erinnerung an den wunsch zu sterben ist die, in der ich mit sieben jahren im wohnzimmer meiner eltern auf dem boden lag und dachte: wie schön wäre das, jetzt einfach zu sterben.
wie oft und wie intensiv ich seitdem an selbstmord denke, ist von der jeweiligen situation abhängig, in der ich stecke, aber da ist der gedanke, nicht mehr da sein zu wollen, grundsätzlich immer.
ich habe kein schlechtes leben, ich habe meine familie, meine freunde, musik, meine kreativität und tausend dinge, die mich interessieren. dennoch, wenn ich mich für eines entscheiden müsste, wäre ich lieber tot.

natürlich ist dieser wunsch nicht vollkommen rational, denn als sehr emotionaler mensch kann ich niemals vollkommen rational sein. was ich aber an rationalität aufzubieten vermag, steckt in diesem wunsch.

ich möchte nicht vor einen zug springen. ich möchte niemandem eine zerstückelte leiche hinterlassen. ich möchte nicht, dass meine freunde denken, dass der letzte streit ein auslöser gewesen sein könnte. und ich möchte nicht, dass meine eltern denken, dass sie zu viele fehler gemacht haben.

meine wunschvorstellung ist ein verein, ein institut, wie es sie für schwerkranke gibt, wo man hilfe bekommt, sicher und schmerzlos zu gehen, wenn man das möchte. meinetwegen kann man das an eine halb- oder einjährige therapie koppeln, meinetwegen kostet es so viel, dass ich dafür jahrelang sparen muss.

aber ich möchte, dass mein umfeld meinen wunsch versteht und akzeptiert und mich gehen lässt.
gehen, wohlgemerkt, nicht weglaufen.

denn ich sehe das so: es gibt keinen gott, keinen himmel, keine hölle, keine weiteren leben, du hast dieses eine leben und wenn du tot bist, dann bist du tot.
und du kannst so veranlagt sein, dass du das leben genießt, in vollen zügen und mit jeder faser deines herzens, oder du kannst auch anders veranlagt sein. und dann solltest du nicht gezwungen werden, zu leben.
und mein widerwille, anderen schmerzen durch einen selbstmord zuzufügen, ist für mich eine indirekte art der gesellschaft, mich zum leben zu zwingen, dass ich gar nicht will und im grunde nie wollte.

ein institut also, ein verein. wo finde ich sowas??


Hamna
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Beitrag Do., 02.09.2010, 02:08

Hallo zweig,
zweig hat geschrieben:seit einiger zeit denke ich wieder verstärkt über selbstmord nach. normalerweise ist das ein mehr oder weniger beruhigender gedanke, der dazu führt, dass es mir dadurch, dass ich mich entschließe, mich nicht umzubringen, besser geht, da ich mich ja indirekt für das leben entscheide.
Ein sehr weiser Gedanke, wie ich finde!
zweig hat geschrieben:ein institut also, ein verein. wo finde ich sowas??
Da aktive oder indirekte Sterbehilfe in D noch immer unter Strafe steht, wirst du so etwas nicht finden! Und eine ganz sichere und schmerzlose Art des Freitods gibt es nicht. Denn letztendlich kannst du nie wissen, ob es wehtun wird. Und die, die es dir sagen könnten, sind bereits tot!

Und wenn du noch soviel Energie hast, etwas zu suchen, warum suchst du dir dann nicht ein Institut oder einen Verein, der dir dabei hilft, weiterzuleben? Soetwas gibt es nämlich durchaus.

Welche Art Therapie machst du?

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zweig
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Beitrag Do., 02.09.2010, 03:06

ja, das ist es eben, warum wird so etwas unter strafe gestellt?
das führt dann dazu, dass sich leute vor züge werfen und die körperteile über viele meter verschmiert und zugführer und andere beteiligte ihrerseits dann auch in therapie müssen ...
muss das so sein oder kann es auch andere wege geben? das meine ich mit einem verein.

ich habe viel energie, ich habe nicht das, was so oft beschrieben wird (inzwischen habe ich doch noch ein paar posts hier gelesen) mit dem unfähig sein, zu denken. ich bin ein steh-auf-mädchen. ich bekomme einen schlag ins gesicht, falle um, rapple mich wieder auf, bekomme den nächsten schlag, so geht es immer weiter. ich jammere auf hohem niveau, ich bin voller selbstmitleid und grundsätzlich das opfer, das ist mir alles klar und auch, dass das für sich genommen, wirklich leidenden menschen gegenüber sehr lächerlich ist.
gerade deshalb aber frage ich mich: wem nützt es etwas, dass ich lebe? und warum darf ich nicht selbst, bei vollem verstand und so rational wie möglich, entscheiden, dass ich schlicht und ergreifend genug habe, umgeworfen zu werden? dass ich keine lust mehr habe, mich aufzurappeln?
warum darf ich in dem moment, in dem ich erkenne, dass das leben nun einmal so ist, so anstrengend, fordernd und überwältigend, dem leben nicht entgegenwirken und sagen: ich wurde nicht gefragt, ob ich leben möchte, warum muss ich mich erklären, wenn ich es beenden will?

ich finde einfach, dass die 'ethik', die unserer gesellschaft zueigen ist, sich der gegenwart anpassen sollte.
es ist nicht mehr notwendig für das 'überleben des stammes', dass nachkommen gezeugt werden, wir leben in einer unnatürlichen umgebung, sowohl was die physische umgebung mit behausungen, dem, was das auge sieht und das was wir essen angeht, als auch die psychische umgebung, was das prinzip der arbeit, des kapitalismus etc angeht. die gegenwart ist: die erde ist überbevölkert, der lebensraum ist unnatürlich; die ethik und die gesetzgebung sollte sich dem anpassen.
wenn ich vielviel geld hätte, würde ich mir vieleviele anwälte besorgen und das durchbringen

der weise gedanke ist nicht direkt von mir, diese art zu denken habe ich mir von jens corssen abgeguckt, der im prinzip sagt, dass man in dem moment, in dem man sich darüber bewusst wird, dass man etwas tut, weil einem etwas anderes 'zu teuer' ist, sich also mehr oder weniger bewusst dafür entscheidet, seinen frieden damit machen kann. wenn man aufbauendes sucht, dann ist das hörbuch von ihm sehr zu empfehlen!

und warum stecke ich trotzdem meine energie in diese gedanken, wie ich den tod finden kann? weil ich müde bin vom positiv denken. ich denke meistens positiv. ich kann fast allem etwas positives abgewinnen. ich kann jetzt gleich eine komödie gucken und laut lachen. ich kann mich morgen mit freunden treffen und eine schöne zeit haben. ich kann noch 60 jahre leben und auf und ab und auf und ab diese wellen mitmachen. und sehr wahrscheinlich werde ich dabei auch ganz tolle erlebnisse machen, in denen ich froh bin, am leben zu sein.
können tue ich das auf jeden fall. aber ich will einfach nicht. mir ist das zu anstrengend. mir ist das gute nicht wert genug, das schlechte zu durchleben. und wofür eigentlich? für wen? warum darf ich nicht einfach gehen, ohne dass jemand verletzt wird? ohne dass ich gefahr laufe, verkrüppelt weiterleben zu müssen?

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uvwxyz
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Beitrag Fr., 03.09.2010, 00:11

Hallo zweig,

ich finde deine Gedanken zu diesem Thema sehr interessant.
ich finde einfach, dass die 'ethik', die unserer gesellschaft zueigen ist, sich der gegenwart anpassen sollte.
Ich habe den Eindruck, dass sich diese Veränderungen bereits vollziehen, wenn auch nur langsam. Zumindest das Thema Sterbehilfe bei unheilbar Kranken scheint zunehmend salonfähig zu werden, ich erinnere mich an entsprechende Statistiken, wonach die Zustimmung zu einer Legalisierung von Sterbehilfe in den letzten Jahrzehnten (?) im Steigen begriffen ist.

Sehr oft ist es so, dass die juristischen Regelungen den gesellschaftlichen Veränderungen im Moralverständnis hinterherhinken. Ich könnte mir vorstellen, dass da im Laufe der Zeit etwas ins Rollen kommen könnte.

Aber dein Thema hier war ja nicht Sterbehilfe bei unheilbar (physisch) Kranken, sondern die eigene Entscheidung zum Suizid und ob es nicht eine "Beihilfe zum Suizid" geben könnte.

Du fragst, warum du nicht das Recht haben solltest, dein Leben aus eigenem Willen zu beenden. Ich würde sagen: Dieses Recht hast du. Nimmt man das Recht auf Selbstbestimmung ernst, dann gibt es - meiner Ansicht nach - in einer sekulären Gesellschaft keine wirklich stichhaltigen Gründe, die dir das von vornherein verbieten sollten.

Aber es gibt eine Menge Abers. Ich glaube, die meisten professionellen Helfer in diesem Bereich versuchen Suizidwillige nicht deswegen von ihrem Entschluss abzuhalten, weil sie diese Handlung moralisch verurteilen, sondern weil sie diesen Menschen die rationale Entscheidungsfähigkeit absprechen. Wer sich umbringen will, ist krank. Schafft man die Krankheit aus dem Weg, dann sollte auch der Wunsch zu sterben verschwinden.

Sicher: So einfach ist es nicht. Wenn man Suizidgedanken als Symptom einer Krankheit, z.B. Depressionen, definiert, und das Vorliegen einer Krankheit als Ausschlussgrund für rationale Entscheidungen, dann können Suizidwünsche per definitionem nicht rational sein. (Rational meine ich hier im Sinne von wohlüberlegt, nicht dass kein emotionalen Gründe einfließen dürften) Das spricht aber meiner Ansicht nach nicht gegen die Möglichkeit einer "rationalen" Selbsttötung, sondern gegen die Definitionen.

Aber es dürfte in der Praxis schwer sein, die krankhaften von den nicht oder weniger krankhaften Suizidwünschen zu unterscheiden. Ich bin keine Expertin, aber ich denke, dass Menschen wie du, die sich eingehend mit dem Thema beschäftigen und eine "Lebensbilanz" erstellen, deutlich in der Minderzahl sein dürften. Sehr oft bringen sich Menschen um, weil sie von unerträglichen Gefühlszuständen überwältigt werden und im Moment keine andere Lösung sehen.

Die Kehrseite dieser Helfermentalität ist sicher, wie du schreibst, dass Menschen zu riskanten und brutalen Suizidmethoden getrieben werden. Man kann sich heute nicht mehr so einfach mit frei verkäuflichen Schlaftabletten umbringen. Die englische Dramatikerin Sarah Kane soll sich in einer psychiatrischen Klinik mit einem Schuhband erhängt haben.

Doch angenommen, es gäbe diese Art von Institutionen, wo man von Ärzten angeleitet, sanft und sicher in den Tod gehen könnte: Glaubst du, du wärst dir zu irgendeinem Zeitpunkt sicher genug in deinem Entschluss? Ich lese in deinen Zeilen auch eine gewisse Ambivalenz heraus, wenn du einerseits Therapie machst, in der Hoffnung besser mit dem Leben klarzukommen, wenn du davon schreibst dich indirekt für das Leben zu entscheiden. Ein gewisses Maß an Zweifeln und Ambivalenz begleitet wahrscheinlich alle unsere Entscheidungen. Aber es gibt keine Entscheidung, die so endgültig und unumkehrbar ist wie die zum Tod.

Hmm... wenn ich mir überlege, ich wäre Ärztin und hätte die Möglichkeit, in einer solchen Suizid-Institution zu arbeiten: Ich würde es nicht wollen. Das mag feig sein oder inkonsequent, sicher. Aber mir wäre nicht wohl bei dem Gedanken.
aber ich möchte, dass mein umfeld meinen wunsch versteht und akzeptiert und mich gehen lässt.
Das stelle ich mir sehr, sehr schwer vor, diesen Wunsch als Angehöriger zu akzeptieren. Nachvollziehbar wird das für die meisten Menschen nicht sein, für die der Wille zu leben eine Selbstverständlichkeit ist und schon immer war. Könntest du es akzeptieren, wenn jemand aus der Familie oder ein enger Freund aus dem Leben gehen will? Ohne ihm oder ihr insgeheim den Vorwurf zu machen: Warum verlässt du mich?

Das heißt nicht, dass das Leid der Angehörigen dazu verpflichtet, in jedem Fall weiterzuleben. Aber es zählt für mich zu einem der triftigsten Gründe gegen den Suizid.

Trotzdem, man würde die Augen vor der Realität verschließen, wenn man nicht zugeben würde, dass Leben manchmal sehr elend sein kann. Überspitzt gesagt, kann es dann auch ein Ausdruck von Selbstliebe sein, wenn man sich entscheidet es zu beenden.

So, ich hoffe das war nicht gänzlich an deinem Thema vorbei.

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