Lügt sie oder verdrängt sie: Mutter will Missbrauch nicht mitbekommen haben

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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candle.
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Beitrag Do., 27.04.2017, 16:04

RoboCat hat geschrieben: Do., 27.04.2017, 16:00 Was mich beschäftigt: Wie fühlen sich die Wegseher? Gibt es ein Empfinden von eigener Schuld? VOn Verantwortung? Von Ekel? Irgendwas?
Das weiß ich nicht.
Nur wenn man hinsieht, wird das auch nicht wirklich unterstützt- so meine Erfahrung. Traurig aber wahr!

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Möbius
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Beitrag So., 30.04.2017, 07:02

RoboCat hat geschrieben: Do., 27.04.2017, 16:00
(...)

2017! Und noch immer schauen Menschen bei "so was" weg. Man könnte meinen, wir leben in Teilbereichen der Gesellschaft noch immer in der Steinzeit.

Was mich beschäftigt: Wie fühlen sich die Wegseher? Gibt es ein Empfinden von eigener Schuld? VOn Verantwortung? Von Ekel? Irgendwas?
Was mit bitterer Ironie geschrieben ist - das ist leider bittere Wahrheit: wir leben in Teilbereichen wirklich noch in der Steinzeit - in vorzivilisatorischen Verhältnissen, die von archaischen Mechanismen geprägt sind. Der hier maßgebliche, geradezu barbarische Atavismus ist das "Tabu", auf das man nicht genug hinweisen kann im Zusammenhang mit sexueller Gewalt.

Jeder, der das Tabu berührt, wird selbst tabu - zum Aussätzigen, Unberührbaren, Paria. Wegen der Tabuisierung sexueller Gewalt werden auch ihre Opfer tabuisiert - leiden unter völlig irrationalen, grundlosen Schuldgefühlen. Man kennt es von den vergewaltigten Frauen nur zu genüge - weil sie ihre Schuldgefühle, im Gegensatz zu Kindern, artikulieren können. Dem entspricht spiegelbildlich die Schuldprojektion durch die Täter, die ebenfalls unter der Wirkung des Tabus stehen.

Tabu wird man aber auch, wenn man über ein Tabu spricht, um so mehr, wenn man über einen Tabubruch spricht. Denn einen Bruch des Tabus darf es ja nach den archaisch-unerbittlichen Regeln des Tabus garnicht geben - deswegen zwingt das Tabu zur Verleugnung des Tabubruchs.

Und weil das Tabu der infantilen Sexualität, des Kindesmißbrauchs noch viel härter ist, als das allgemeine Tabu der Sexualität und der sexuellen Gewalt, ist auch das Tabu um so grausamer. Deswegen nimmt man sich den Opfern nur in "stiefmütterlicher" Weise an, "die Gesellschaft" und die Intelllektuellen, die sich rührend wie rasend den vergewaltigten Frauen in Indien und den diskriminierten Homosexuellen in Tschetschenien (wo liegt das überhaupt ?) annehmen, weil das so tröstlich weit weg ist, wollen nichts von uns wissen. Ein Land der K.i.n.d.e.r.f.i.c.k.e.r verliert halt die Legitimation zum Oberlehrer-spielen, und deswegen darf es bei uns keine sexuelle Gewalt gegen Kinder geben, ebensowenig, wie es Homosexualität im Iran geben darf - erinnert Ihr Euch an diese Lachnummer des damaligen iranischen Präsidenten ? Ich glaube heute, daß er nicht einmal gelogen hatte - er glaubte es wirklich und glaubt es wohl auch noch heute, daß es "soetwas" im Iran nicht gibt, genausowenig wie es sexuelle Gewalt gegen Kinder in der entwickelten demokratischen Gesellschaft gibt.

5-10% aller Kinder in Deutschland werden sexuell mißbraucht. Das ist eine fürchterliche Zahl, die sämtliche anderen Fälle sexueller Gewalt in den Staub von Bagatellen zusammensinken lässt, und der entwickelten demokratischen Gesellschaft, die sich unentwegt als Oberlehrer und Vorbild der ganzen Welt aufspielt, unbarmherzig den Spiegel vorhält: sie ist krank und verdorben bis ins Mark.

Und auch deswegen darf über diese Zahl und über uns Opfer nicht gesprochen werden, kann es keine Lobby für uns geben. Für uns wird sich niemals eine Alice Schwarzer als Racheengel aufspielen - weil es eben auch sehr viel Täterinnen sexueller Gewalt gegen Kinder gibt und das darf es ja auch nicht geben.

"Keine Gewalt gegen Mädchen!" - Erinnert Ihr Euch an diese Kampagne vor ein paar Jahren ? Die Gewalt der Frauen gegenüber den kleinen Jungs gibt es eben nicht für diese Leute ... aber alldieser Sexismus ist letztlich auch nur eine Marginalie.

"Die Gesellschaft" will uns nicht helfen - sie will uns beseitigen, auslöschen, anihilieren, vaporisieren. "Wer als Kind sexuell mißbraucht wurde, wird mit dem sozialen Tode bestraft." So etwa lautet, ins Juristische übersetzt, die für uns "einschlägige" Spezialnorm des Tabus sexueller Gewalt gegen Kinder.

Schrei, wenn Du willst - niemand wird Dich hören !

"Ist halt so."

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Möbius
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Beitrag So., 30.04.2017, 08:35

Ich muß noch etwas nachschieben, was vielleicht doch nicht so selbstverständlich ist, wie ich zunächst glaubte:

Das Tabu wirkt natürlich nicht nur im makrosozialen Bereich - sondern auch im Microsozialen: die Angehörigen, Verwandten, Freunde, Nachbarn undsoweiter undsoweiter, die konkreten "Wegseher", die Robocat wohl im Sinne hatte - die sehen weg, weil ihnen das Tabu genau dies befiehlt. Und wenn sie nicht schnell genug alle Augen zugedrückt haben, bedient sich das Tabu der Rationalisierung: so schlimm wird es doch nicht sein, ich rede mir da was ein, das macht doch unser Bruder, unsere Nachbarin, unser Freund niemals, das ist doch so ein herzensguter Mensch und man soll seine Nase ja nicht in anderer Leute Angelegenheiten stecken und am Ende hat man nichts als Ärger ... und dann rutscht "diese Geschichte" alsbald in die Dissoziation und von dort in die Verdrängung. "War da was ? Nö ... Hast Du da was gesehen ? Nö ! Ich auch nicht ... dann ist ja gut !" Ich glaube, den Bereich von Gewissen, Verantwortung und Schuld erreicht der Tabubruch bei den allermeisten "Wegsehern" erst garnicht.

Allenfalls eine gewisse Scham, ein Fremdschämen ... "aber da war ja dann doch nichts !" Ihr Gewissen ist rein - von den Abwehrmechanismen wohl behütet.

Auch ihnen glaube ich, daß sie, wenn die Sache dann doch mal rauskommt, die Hände über dem Kopf zusammenschlagen: "Und wir haben nichts gemerkt, all die Jahre - es war doch alles wie immer, ganz normal ...!? Das kann man sich kaum vorstellen !"



Jahre lang war "Luka" in den Charts - kaum einer, der dieses Lied mitgesummt und geträllert hat, wird gewußt haben, worum es geht.

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RoboCat
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Beitrag Mi., 03.05.2017, 09:41

Lieber Möbius, vielen Dank für deinen Beitrag. Ich bin sehr beeindruckt und auch das verlinkte Lied kenne ich natürlich noch von früher. Ich empfinde es als absolut stimmig, was du hier aufgeschrieben hast. Zur Zeit beschäftige ich mich, komischerweise erstmalig, mit der Frage, was eigentlich meine Verwandten von meinem Mißbrauch mitbekommen haben. Konkret haben sie nichts gesehen, also mit den eigenen Augen, doch gehe ich mal davon aus, dass mein Verhalten als Kind und Jugendliche wohl Anlass zu Bedenken gegeben haben müsste. Müsste, denn ganz bestimmt wurden jegliche Anflüge sofort verdrängt und es ist wie du schreibst: Da ist doch nichts, wir wollen keinen Ärger...

Ich lege darum noch eines drauf und sage: Es gibt bei Mißbrauchsopfern häufig auch ein "selber wegsehen", ein bagatellisieren. Ähnlich wie das Phänomen der internalisierten Homophobie bei einigen Homosexuellen.

Es sind dies für mich sehr erschütterliche Erkenntnisse, an denen ich eine ganze Weile zu knabbern haben werde. Aber wie sagt man bei uns so schön: Es is wie es is.
:axt:

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Möbius
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Beitrag Mi., 03.05.2017, 22:17

@ Robocat

Wie es mit den Opfern selbst ist - das ist sehr vielfältig. Mißbrauchte Kinder, die in ihren Familien verständnisvolle Hilfe und Schutz finden, können - was mich selbst sehr überrascht hat - Mißbrauch sehr gut verarbeiten, ohne daß psychische Spätfolgen zurückbleiben. Das schreibt der Inzest-Spezialist Mathias Hirsch zumindest in "Realer Inzest" und "Trauma". Inzest-Mißbrauch ist dann nochmal so ein Thema für sich. Meine erste postpubertäre Freundin war ebenfalls eine Inzest-Mutter. Als wir unsere kurze Beziehung begannen, war ich 25, sie 40, ihr Sohn damals 16. Nach der Kurzzeit-Beziehung schloß sich eine 10 Jahre lange, sehr warmherzige Freundschaft an, die zu der Frau lange Zeit auch sexuell blieb. Die beiden haben irgendwann auch mal ihren Inzest mir gegenüber offenbart: wenn ein Sohn mit seiner nackten Mutter knutscht, ihr dabei an den Titten und dem Genital fummelt - und das auch noch vor einem guten "Freund der Familie" - dann ist ja wohl alles klar. Dieser Junge ist stets ein Kind geblieben, und die Inzest-Beziehung der beiden besteht wahrscheinlich heute noch, ist für die beiden die wichtigste sexuelle Beziehung - obschon beide auch anderweitige sexuelle Beziehungen pflegen (oder dies zumindest versuchen).

Der Normalfall dürfte aber der sein, daß die mißbrauchten Kinder verdrängen. Sie sehen also nicht weg, sie bagatellisieren auch nicht. Pädosexualität überfordert die Kinder - und genau deswegen treten die Abwehrmechanismen in Aktion, vor allem die Verdrängung. Es ist für sie unerträglich, was sie erleben - auch bei der "einvernehmlichen" Pädosexualität, weil es eben "Zuviel" ist, auch dann, wenn diese Pädosexualität nicht mit Zwang und Gewalt einhergeht.

Gruß
Möbius


ballpoint
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Beitrag Do., 04.05.2017, 10:21

Robocat, vielleicht magst du mal im Forumsarchiv lesen wie vor zehn Jahren die userin Jennyfer ihre (deiner sehr ähnlichen) Lage zum ersten mal in Worte fasste. Ihr Täter war nicht Partner der Mutter, sondern ein vertrauter einwohnender Lehrer. Die Haltung der Mutter war aber gleich rücksichtslos verneinend.

https://www.psychotherapiepraxis.at/arc ... hp?t=35371
caute

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RoboCat
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Beitrag Do., 04.05.2017, 11:33

Hey ballpoint, danke für den Lesetipp! Da schaue ich gleich mal rein :)
:axt:

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einszweidrei
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Beitrag Di., 09.05.2017, 11:29

Hi,

bei mir kommen seit ein paar Monaten immer wieder Dinge hoch. Das mein Vater mich schwerste emotional missbraucht hat, steht außer Frage, ich wurde mit rund sieben zu so einer Art Ersatz Therapeutin/Partnerin/Freundin/Schwester auserkoren und durfte ganz erwachsen alles wissen. Stundenlang hat er mir seine Geschichten erzählt. Nein sagen geht bei diesen Mann nicht.

Irgendwie gibt es auch ein paar sonderbare Brocken im elterlichen Ehebett, ich durfte entgegen meiner Geschwister beispielsweise nie ohne Terroranschlag die Badezimmertüre zusperren (sind ja fünf Leute im Haus, waren es bei meinen Geschwistern ja aber auch), als ich anfing mich zu schminken wurde ich total fertig gemacht (meine Schwester nicht), mir wurde verboten morgens zu duschen, etc.. Meine Mutter ist auch teilweise krass mit eingestiegen.

Nicht nur emotional, auch körperlich habe ich es bis heute irgendwie nicht geschafft eine eigene Identität zu entwickeln (Bsp: Klamottenstil). Ich bin schön (den Aussagen nach), ich finde mich auch nicht hässlich, es ist mehr so eine totale Gleichgültigkeit.

Hier scheinen ja ein paar Pros zu sein, die sich sehr intensiv damit beschäftigt haben. Mich beschäftigt das seit Längerem, auch weil ich außerhalb der Familie schon öfter zum Opfer vom sex. MB wurde. Letztes Jahr wurde ich durch die Familie genötigt einem meiner Ex-Freunde gegenüberzutreten (total perverser Typ). Ich habe mich geweigert und wurde ausgeschlossen, seitdem ist es der absolute Mobbingterror. Mir geht es so schlecht, ich komme echt nicht drauf klar und mein ganzes Leben zerschellt.

Lieben Dank und Grüße

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RoboCat
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Beitrag Di., 09.05.2017, 16:42

Hallo einszweidrei,

ich habe ein starkes beklemmendes Gefühl nach dem Lesen deines Textes. Ich kann nur erahnen, was da damals bei euch innerfamiliär abgegangen ist, habe aber natürlich einige Vermutungen durch deinen Input. Dieses sich nicht schminken dürfen und die Einflussnahme auf die Körperhygiene "meine Mutter ist auch krass eingestiegen", deine Geschichte zu deinem Vater und seinem Verhalten, deine spätere Schutzlosigkeit gegenüber deinem Ex...na ja, das klingt für mich persönlich(!) schon nach einer möglichen Missbrauchsbiographie. Es ist genau das, wie ich es auch erlebt habe (außer, dass der Täter nicht mein leiblicher Vater war)

Ist das der Grund deines Postings? Dass du dich fragst "wars bei mir so"? Hast du mal eine Therapie gemacht?
:axt:

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Ophelia12
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Beitrag Di., 09.05.2017, 18:03

Hallo einszweidrei,

Wollte dir schreiben das ich das auch so kenne. Die Badezimmertür musste immer aufstehen. , egal ob ich duschte oder sonstwas dort machte. Schloß ich die Türe ab hat mein Vater sie kaputt getreten und sich so eintritt verschafft um zb zu urinieren..

Ich glaube auch das eine Therapie dir was bringen könnte, alleine um das irgendwie auch zu verarbeiten.

Lg, Ophelia

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Möbius
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Beitrag Di., 09.05.2017, 18:27

@ einszweidrei

Es gibt hier einige Mißbrauchsopfer, darunter mich selbst. Meine Taten waren 40 Jahre verdrängt. Im Rahmen eines gesundheitlichen Totalzusammenbruch ist es zu erheblichen psychischen Störungen gekommen, die mich zu einer Selbstanalyse motiviert haben, weil ich seinerzeit (2011/12) keine reguläre Psychotherapie aufnehmen konnte. Ich bin 2012/13 ca. 20 x unter Vollnarkose operiert worden wegen einer schweren psychosomatischen Hautkrankheit - Akne inversa. Sie ist, wie wir heute wissen, Mißbrauchsfolge. Die Selbstanalyse hat 2013 die ersten beiden Fälle wieder zur Erinnerung kommen lassen, weitere folgten letzten Winter. Seit 2013 bin ich in regulärer Psychotherapie bei einem hochspezialisierten Psychotherapeuten an der Uni-Klinik Leipzig. Aber ich mache nach wie vor sehr viel selbst, habe auch einige einschlägige Literatur durchgeackert ... aber:

In einem solchen Forum kann man Deine Fragen nicht beantworten - die Möglichkeiten, Hilfe zu bekommen, sind arg begrenzt. So ein Forum kann eine Psychotherapie u.U. sehr unterstützen und ergänzen - aber ersetzen kann das Forum eine Therapie keinesfalls.

Ich kann mich robocat nur anschließen: Hast Du eine Therapie gemacht oder befindest Du Dich gerade in einer ?

Wenn nein: es gibt in Deutschland eigentlich überall Beratungsstellen für Opfer sexueller Gewalt. An aller erster Stelle ist wohl der "Weisse Ring" zu nennen. Dessen Beratungsstellen können einschlägig erfahrene Therapeuten vermitteln und auch im übrigen hilfreich sein. Es stehen da ja idR auch juristische Fragen im Raum.

Aus den paar biographischen Momentaufnahmen lassen sich zwar gewisse Parallelen erahnen - aber die müssen auch in den richtigen Rahmen gestellt und "durchgearbeitet" werden. Das kann man nicht in einem öffentlichen Forum.

Gruß
Möbius

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hope4life
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Beitrag So., 14.05.2017, 22:18

Hallo

Ich sebst wurde während 5 Jahren im Kinderheim von Jugendlichen mehrmals wöchentlich brutal vergewaltigt. Erst mit 40 konnte ich darüber reden, obwohl ich inzwischen 17 Jahre lang vom Praktikum bis zum Gruppenleiter in der Sozialpädagogik gearbeitet hatte. Beruflich war ich mit dieser Thematik auch konfrontiert, und konnte mich persönlich gut für die betroffenen Kinder einsetzen (im Rahmen des Möglichen).

Das verletzende daran, lange danach darüber zu reden, war, dass man als Erwachsener nicht mehr wirklich als Opfer angesehen und ernst genommen wird. In dem Sinn: Man hat ja offensichtlich alles ganz gut hinter sich gebracht, und man muss ja nicht mehr beschützt werden.. Ausserdem ist es in vielen Fällen (hat sich nur für neuere Fälle geändert) rechtich gar nicht mehr von Interesse, da verjährt. Das alles ist sehr demütigend und ungerecht!

Als Kind hatte ich das Vertrauen zu meiner Mutter nicht, und hätte mich ihr niemals anvertraut. Ich bekam ja mit, wie sie sich von der Heimleiterin ohne Hinterfragung belügen liess. So musste ich eh befürchten, dass sie mir gar nicht glauben würde! Das wäre das Schlimmste gewesen! Ausserdem hätte ich mich vielzusehr geschämt. So liess ich es eben einfach über mich ergehen. Da mein Selbstwertgefühl ,(nicht zuletzt durch die physischen und psychischen Misshandlungen der Erzieher) unter null war, tat ich mir selbst auch nicht leid. Was bleibt dir, wenn es in deinem jungen Leben keine Personen gibt, denen du dich anvertrauen kannst?

Verdrängung ist leider ein weit verbreiteter eigener Schutzmechanismus, um das, was nicht sein darf und darum auch nicht sein kann, auszublenden.
Ausserdem kommt SOWAS doch niemals im eigenen Haus vor!

Hinzu kommt der Loyalitätskonflikt der betroffenen Kinder, die ja in einem Abhängigkeitsverhältnis zum Täter stehen (und die Eltern in einer Liebes/Beziehung zueinander), und Mama und Papa (oder Stellvertreter) gegeneinander ausspielen müssten. Deshalb schweigt ein betroffenes Kind so lange, bis diese Abhängigkeit nicht mehr besteht, und das Selbstwertgefühl genug gross ist.

Dann braucht man wirklich “gute“ Leute, die einen noch genug ernst nehmen!
Dies erfährt man leider erst, wenn man die Anzeige gewagt hat.
Und selbst in positiven Fällen kann es von der Anzeige bis zum Prozess mehrere Jahre dauern. Aktuelle Fälle, von denen es meist viele gibt, werden vorgezogen.

P.S.: Ich muss hier noch erwähnen, dass ich es nicht nur mit männlichen Tätern zu tun hatte.



Dennoch, und obwohl ich selbst es nicht getan habe, rate ich dazu, es zu machen.
Gerade dann, wenn die M'glichkeit besteht, dass der T'ter erneut *evtl. in einer neuen Beziehung@ einfach weitermachen kann.

Als Gruppenleiter in einem Schulheim wusste ich in einem Fall eineutig, dass der Vater sich an seinem 7/j'hrigen Sohn verging. Der Junge bestritt es aber hartn'ckig, um seinen Vater nicht zu verlieren.
Ich konnte leider nichts unternehmen. Eine Therapie als indiziert anzumelden, war nicht m;glich. Auch die Polizei h;tte nichts unternommen.

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hope4life
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Beitrag So., 14.05.2017, 22:25

Sorry für die Darstellungsfehler gegen Ende meines Beitrages. Meine Bluetooth-Tastatur funktioniert nicht richtig, sodass ich alles korrigieren muss, Den unteren Teil habe ich dabei übersehen.

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einszweidrei
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Beitrag So., 14.05.2017, 22:54

Ja, mache Therapie. Bin momentan völlig überfordert mit allem, was hochkommt. Schiebt sich auch alles übereinander. Definitiv bennen, kann ich die Vergewaltigung und Nötigung durch meinen ersten Freund mit 14/15. Als ich relativ schnell Schluss gemacht habe, ging das Mobbing in der gesamten Ortschaft los. Klar ist mir inzwischen auch, dass mir ein Anderer Perversion versucht hat aufzuzwingen. Ohne auf Details einzugehen, das extrem perfide und die Psychspielchen ekeln mich fast noch mehr an. Hab auch da schnell Schluss gemacht, er gestalkt. Das tut er auch noch viele Jahre später, hat sich in meiner Familie eingenistet und seine Frau mobbt mal schön hintenrum gegen mich bei meiner Family. Noch nie gesehen, noch nie was über die gesagt gehabt. Und so weiter und so fort. Ko-Tropfen. Und wo weiter und so fort. Das ist mir schon zu viel. Ob ich noch den Schock Familie verkraften würde, weiß ich nicht.

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einszweidrei
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Beitrag So., 14.05.2017, 23:01

Ich fühle mich momentan so schrecklich hilflos und zerstört. Ersteres mag auch daran liegen, dass ich mich schon immer gewehrt habe. Und so auch immer irgendwie Hilfs- oder Druckmittel eingesetzt wurden.

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