Der Sinn des Kampfes

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SchnickSchnack
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Beitrag Do., 19.01.2012, 09:20

Zurück zur Ausgangsfrage:

Ich habe mal drüber nachgedacht, was mich eigentlich motiviert, weiterzumachen, obwohl es mir oft schlecht geht, ich hadere und zweifle.

- Die Alternative wäre: Nicht weitermachen. Eine gruselige Vorstellung. Ich habe mich schon gefragt, ob ich meinem Leben ein Ende setzen sollte. Ich habe mich dagegen entschieden, aus einem einfachen Grund: In diesem Leben weiß ich halbwegs, was mich erwartet. Aber ich weiß nichts über den Tod.

- Ich habe schon schöne Dinge in meinem Leben erlebt und bin davon überzeugt, dass ich so etwas wieder erleben werde. Die meisten haben sich übrigens erst ereignet, nachdem ich in deinem Alter war. Aus meiner Sicht kann ich also nur sagen: Geduld.

- Menschen, denen es ähnlich ging wie mir, haben schon Einiges geleistet. Wenn ich z.B. Musik höre, die sich mit Abgründen beschäftigt, merke ich einerseits, dass ich nicht alleine bin, andererseits, dass die Komponisten höchstwahrscheinlich aus ihren eigenen Abgründen heraus etwas geschaffen haben, was mich und Andere berührt. Das ist großartig.

- So düster das Leben manchmal sein mag und so hart der Kampf, es kommen ab und an Momente im Leben, in denen man merkt, was es einem gebracht hat, weiterzumachen. Momente, in denen Kämpfer gebraucht werden. Ich spreche von kleinen und großen Krisensituationen, in denen ich normalerweise einer von denjenigen bin, die den Kopf bewahren und handeln können. Das ist eine Qualität, die ich wahrscheinlich nicht hätte, wenn ich nicht schon in diverse Abgründe geschaut hätte und genötigt dazu war zu kämpfen.

Lohnt sich also der Kampf? Unbedingt! Das bekommt man aber nicht jeden Tag vom Leben bewiesen.

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SchnickSchnack
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Beitrag Do., 19.01.2012, 09:24

Was deine berufliche Perspektive angeht, hätte ich vielleicht eine Anregung: Hast du schon mal mit "normalen" Menschen zusammen körperlich hart gearbeitet? Das wäre vielleicht wirklich mal ein Tapetenwechsel, falls du wirklich ein Semester Pause machst. Geh als Helfer auf eine Baustelle und lerne mal das Leben abseits des "akademischen Elfenbeinturms" kennen. Das erdet ungemein.

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Thread-EröffnerIn
Variann
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Beitrag Do., 19.01.2012, 17:41

SchnickSchnack hat geschrieben:Was deine berufliche Perspektive angeht, hätte ich vielleicht eine Anregung: Hast du schon mal mit "normalen" Menschen zusammen körperlich hart gearbeitet?
Ja, vor dem Studium habe ich Ferienjobs gemacht, unter anderem auch in einer Fabrik richtig anstrengende Arbeit. Und ja, wenn ich dann abends nach Hause kam und vielleicht noch ein Bier getrunken habe, hat sich das schon gut angefühlt. Die Gedanken haben sich nicht ständig im Kreis gedreht. Aber wenn man das für ein paar Wochen macht, ist es was anderes als über Jahre. Und langweilig war mir schon auch dabei.
SchnickSchnack hat geschrieben: - Die Alternative wäre: Nicht weitermachen. Eine gruselige Vorstellung. Ich habe mich schon gefragt, ob ich meinem Leben ein Ende setzen sollte. Ich habe mich dagegen entschieden, aus einem einfachen Grund: In diesem Leben weiß ich halbwegs, was mich erwartet. Aber ich weiß nichts über den Tod.
Angenommen, wenn man soweit ist, sich das Leben zu nehmen, also nichts mehr zu verlieren hat, und angenommen, man hat noch ein bisschen Antrieb (etwas hypothetisch, ich weiß), dann gäbe es ja vielleicht noch die Möglichkeit, alles hinzuschmeißen und noch mal neu anzufangen. Oder kommt sowas nur im Film vor? In Fatih Akins Film "Gegen die Wand" gibt es ja die Szene, wo der Doktor zu dem gescheiterten Selbstmörder sagt (sinngemäß): "Sie können ihr Leben beenden, aber dafür müssen sie sich doch nicht umbringen".
Ich stelle mir halt manchmal auch die Frage, ob Depressionen und Ängste vielleicht mit unserer zivilisierten, rational-intellektuellen westlichen Lebensweise zusammenhängen. Oder sind wir einfach genetisch so veranlagt und hätten in einer anderen Lebensweise die gleichen Probleme?
Dysfunction hat geschrieben: Wie weit bist Du denn in Deinem Studium? Und wie schaut's zum Beispiel mit einem Auslandssemester aus? Ein Tapetenwechsel soll ja manchmal Wunder wirken.
Ich bin in der Mitte des Studiums, aber irgendwie zieht es mich nicht ins Ausland. Vielleicht fehlt mir auch der Antrieb dazu. Ich habe ja so schon genug zu kämpfen, um mit den Prüfungen fertig zu werden. Eigentlich Pendel ich immer zwischen zwei Positionen hin und her: 1. "Ich will/kann nicht mehr" und 2. "Ich weiß nicht was ich sonst machen soll/Ich will den Halt nicht verlieren". Das zerreißt einen irgendwie auf Dauer.

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Simple
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Beitrag Do., 19.01.2012, 22:43

Hallo an Variann,
ist deine Ausgangsfrage nicht eher: worum man kämpft ? Um Anerkennung, geliebt werden ? Damit erübrigt sich dann schnell die Frage nach dem Warum. Damit es einem gut geht! Ich bin eine von den älteren mit viel Kampferfahrung, irgendwann im Alter hab ich dann mal aufgehört damit. Ungefähr dann, als ich ein Selbstwertgefühl entwickelt habe. Wenn du nicht mehr nur hoffst und glaubst, ein wertvoller Mensch zu sein, sondern es auch fühlst, dann ist so manches anders. Geniales Gefühl. Ich hab immer lieber mit den Wölfen geheult, als mit den Schafen geblökt und nie gedacht, dass man glücklich werden kann ohne sich selbst verraten zu müssen.

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