Brauche ich Hilfe / eine Psychotherapie?

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lostlove
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Brauche ich Hilfe / eine Psychotherapie?

Beitrag Di., 15.01.2008, 14:33

Hallo an alle!
Mich beschäftigt gerade etwas und deswegen wollte ich mir hier mal kurz darüber erkundigen.
Es ist so, dass es mir schon lange nicht so gut geht.
Das hat mit einigen Erlebnissen in meinem Leben zu tun.
Und in der letzten Zeit ist es halt so schlimm, und ich sehe irgendwie keinen Auswegen aus diesem Stimmungstief mehr.
Ich habe jetzt ein paar Tests gemacht, in denen getestet wird, ob man depressiv ist. Ich weiß ja nicht, was man von solchen Tests im Internet halten kann. Aber ich habe auch den Test gemacht, den man hier auf findet. Und bei so gut wie jedem Test hatte ich ein sehr hohes Punktergebnis und mir wurde immer geraten, mir Hilfe zu holen.

Natürlich merke ich, dass mit mir etwas nicht stimmt, wenn man das so sagen kann. Aber dann hört man von der Familie Aussagen wie "Jetzt reiss dich mal zusammen", "du bist eine 26-Jährige erwachsene Frau.
Da kann man sich nicht so fallen lassen und muss sich auch dementsprechend verhalten". Und dann denke ich mir immer wieder, dass ich das alles wohl nur übertreibe oder mir einrede.

Zu meiner Person: Ich bin ein sehr verschlossener Mensch.
Lebe hauptsächlich in meinem Schneckenhaus, bin Menschenscheu, habe wenig Selbstwertgefühl, Selbstbewusstsein schon gar nicht, bin kraftlos, antriebslos, kann mich in der Arbeit auf nichts mehr konzentrieren, kann meine Arbeit teilweise nicht richtig erledigen und sitze oft nur da und kann nichts tun, außer mit leerem Blick vor mich hin zu starren, bin extem zurückhaltend, habe Angst davor neue Menschen kennenzulernen, kann mich nicht so geben wie ich bin, wenn fremde oder viele Menschen um mich herum sind, beginne oft zu stottern, wenn mich Leute etwas fragen, laufe Rot an, bekomme diese nervigen roten Flecken, bin extrem verschreckt und kann mich irgendwie nicht mehr an vielen Dingen erfreuen.
Am liebsten würde ich mich fallen lassen und einfach nicht mehr aufstehen. Es ist alles so anstrengend und mühsam. Ich kann mich einfach zu nichts aufraffen. Ich weine sehr oft und kann einfach keine postiven Gedanken haben.
Klar, es gibt auch gute Momente, in denen ich auch lachen und unbeschwert sein kann. Aber nur mit meiner Familie oder sehr guten Freunden. Aber das Grundgefühl bleibt halt doch immer eher traurig.
Es ist oft auch eine totale Überwindung einfach aus dem Haus zu gehen und auf Leute zu treffen. Dann stehe ich in der U-Bahn und bekomme so ein beklemmendes Gefühl, dass ich am liebsten nach Hause rennen würd und mich am liebsten einsperren würde.
In letzter Zeit habe ich öfter Schlafstörungen und Schwindelgefühl.
Gut, das kann auch an anderen Dingen liegen, klar.
Ach, ich weiß auch nicht. Ich komme einfach mit so vielen Dingen nicht klar, besonders nicht mit einem bestimmten Ereignis. Aber das möchte ich nicht genauer erklären, weil ich doch etwas Angst davor habe, dass dann böse Meldungen kommen könnten

Bilde ich mir das alles jetzt nur ein? Geht es mir eh gut und steigere ich mich da nur rein? Wie gesagt... Von der Familie wird das eher sehr runtergespielt. Und jetzt weiß ich selber nicht mehr, was ich glauben soll...

Ich weiß nur, dass ich innerlich total aufgewühlt bin, total verletzlich bin, und mich auch kleine Dinge zum ausbrechen bringen können. Ich bin in der Arbeit oft durch Kleinigkeiten so dermaßen überfordert, dass ich nur mehr weinen könnte bzw das habe ich in letzter Zeit auch oft getan .. meistens dann am WC, damit es niemand sieht.

Ich habe manchmal einfach das Bedürnifs einfach laut zu schreien oder mich in einen Tiefschlaf zu versetzen.. Manchmal ist wirklich jeder Tag eine Qual..

Was stimmt nicht mit mir?

Ich denke mir einfach immer "Mir gehts doch eh gut, anderen gehts noch schlechter, als darf ich mich nicht beschweren" ...

Ich weiß nicht wie das weitergehen soll ...

P.s. An diesem Ereignis habe ich schon über 5 Jahre zu knabbern.. nur merke ich dass mein Stimmungstief nicht immer damit zu tun hat.. so fühle ich mich einfach fast die ganze zeit und es geht nicht weg..

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R.L.Fellner
Psychotherapeut
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Beitrag Di., 15.01.2008, 14:43

Liebe lostlove,

wieso benötigen Sie denn das Feedback jemandes anderen, um zu entscheiden, ob Sie möglicherweise "genug" Probleme haben, um sich Hilfe zu holen?

Könnte es nicht evt. auch bereits genügen, wenn SIE sich so fühlen? Wenn sich das Leben für Sie selbst in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen schwierig und qualvoll anfühlt, und Ihre Lebensfreude verloren geht?

Nachdenkliche Grüße ,
R.L.Fellner

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lostlove
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Beitrag Di., 15.01.2008, 14:49

Danke für die schnelle Antwort Herr Dr. Fellner!

Ich weiß auch nicht. Ich habe mir nur gedacht.. vielleicht stimmt das, was meine Familie sagt.. von wegen, dass ich mich einfach zusammenreißen soll und dass es keinen Grund für mich gibt, deprimiert zu sein. Ich bin so unsicher, was ich tun soll.

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Tamara31
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Beitrag Di., 15.01.2008, 14:52

Na, dann spar Dir die teure und anstrengende Therapie, reiß Dich einfach zusammen und die Sache is erledigt.
Oder...?

lg
Tamara
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Lösch die Lupinen!
Es kommen härtere Tage.

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lostlove
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Beitrag Di., 15.01.2008, 15:57

Tamara.. Naja, da trifft wohl er das "oder..." zu ..

Ich weiß dass meine Frage blöd ist... naja, was solls

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Tamara31
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Beitrag Di., 15.01.2008, 16:04

Ich finds bloß schade, dass Du richtig erkennst, dass Du Hilfe brauchst - und dann alles, was eh schon schwierig genug is, noch schwieriger machst, indem Du anderen die Verantwortung für Dein Leben überlässt. Die sollen entscheiden, obs Dir schlecht genug geht... Und wenn sie entscheiden, dass Du keine Therapie brauchst - sind die dann auch Schuld, wenns Dir noch schlechter geht? Und is das dann so was wie Genugtuung? Du bist Schuld, wenn ich jetzt frier, Du hast gesagt, ich brauch keinen Schal...?
lg
Tamara
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lostlove
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Beitrag Di., 15.01.2008, 17:48

Ich glaube du hast das falsch verstanden, denn so hab ich es nicht gemeint.

Es geht mir eher darum, dass ich immer im Kopf habe, dass ich Hilfe vielleicht gar nicht nötig habe, weil andere Menschen viel schlimmere Probleme haben als ich. Ich kann es irgendwie nicht richtig ausdrücken. Ich wollte nur wissen, ob meine Probleme Anzeichen dafür sind, dass man sich professionelle Hilfe holen muss. Für mich ist mein Verhalten und das Tief, das ich habe, ja schon selbstverständlich. Und meistens lebt man halt so damit, dass man gar nicht merkt, dass dieser Zustand eigentlich gar nicht normal ist und man etwas dagegen tun muss.

Naja, vielleicht konnte ich das jetzt besser erklären ..

Ich habe von meiner Mutter halt irgendwie immer mitbekommen, dass man stark sein muss, sich halt einfach durchbeißen muss und sich wie schon öfter erwähnt "zusammenreißen" muss. Irgendwie hat sich das so in meinem Kopf festgefressen. Ich weiß, ich bin alt genug, um meine eigenen Entscheidungen zu treffen. Nur leider komme ich von diesen Gedankengängen schwer weg.

Aber ich versteh schon was du meinst...

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Goldbeere
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Beitrag Di., 15.01.2008, 17:55

Hallo lostlove,
Es geht mir eher darum, dass ich immer im Kopf habe, dass ich Hilfe vielleicht gar nicht nötig habe, weil andere Menschen viel schlimmere Probleme haben als ich.
Wenn ich mir den Arm gebrochen habe, geh ich doch auch zum Arzt, auch wenn andere eine neue Niere brauchen, um weiterleben zu können.

Wenn du Bauchweh hast, und es geht nicht weg, ist es doch auch sinnvoll, zum Arzt zu gehen, um mal nachgucken zu lassen, ob es nicht vielleicht doch der Blinddarm ist. Wenn man zu lange wartet, wird es nur wirklich unangenehm.

Man kann Schmerzen doch nicht gegeneinander aufrechnen.

lieben Gruß
Goldbeere
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lostlove
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Beitrag Di., 15.01.2008, 18:04

Hallo Goldbeere!

Hm, das stimmt schon. Ich glaube ich denke da einfach falsch. Zu einem Arzt wegen physischen Schmerzen zu gehen ist halt doch gewohnter als zu einem Arzt wegen seelischen Schmerzen zu gehen. Ich glaube deswegen bin ich auch so unsicher. Aber ich werde nachdenken und werde auch über eure Worte nachdenken..

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ltom2607
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Beitrag Di., 15.01.2008, 20:56

Hallo lostlove,

du hast hier einige Menge guter Ratschläge gehört. Doch ich denke ausschlaggebend ist dein Gefühl. Wenn du glaubst, daß du Hilfe brauchst, dann hole dir welche! Wie Goldbeere richtig sagte, bei anderen körperlichen Beschwerden geht man ja schließlich auch zum Arzt. Oder glaubst du "nur" weil du psychische Bescherden hast, brauchst du keine Hilfe, weil du ja so stark bist?
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Ltom2607

Ich bin wie ich bin

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lostlove
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Beitrag Di., 15.01.2008, 22:19

Hallo Tom!
Oder glaubst du "nur" weil du psychische Bescherden hast, brauchst du keine Hilfe, weil du ja so stark bist?
Ich glaube darauf läufts im Endeffekt hinaus.. Du hast mir mit diesem Satz sehr aus der Seele gesprochen. Danke

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aradiasophie
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Beitrag Di., 15.01.2008, 22:51

He, Lost love
Es wird immer Menschen mit schlimmeren Problemen geben:
Ich war mal auf einer Therapiestation...da hat sich Eine aufgeregt, warum ich meine vergangene Lebenssituation als schlimm empfunden hab - sie hätte mit ihren beiden Kindern schon im Auto gewohnt, und wäre anschaffen (wienerisch: in die Hockn) gegangen um Geld für Essen/Drogen zu beschaffen.
Tja - da hab ich ihr sagen müssen, dass jeder andere Grenzen hat, und ich meinen Stolz, dass jeder Mensch anders empfindet und das Recht darauf hat irgendeine Situation untragbar zu finden. Also was für deine Mutter gilt, gilt für dich noch lange nicht.
auch Engel wissen manchmal nicht ob Licht oder Finsteniss ihr zu hause ist

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ltom2607
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Beitrag Di., 15.01.2008, 23:45

Hey Lostlove,

wenn du glaubst, daß du so stark bist und keine Hilfe brauchst, ist das in Ordnung. Nicht in Ordnung hingegen ist aus falschen Stolz keine Hilfe anzunehmen.
[hr][/hr]
Ltom2607

Ich bin wie ich bin

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sandy
neu an Bo(a)rd!
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Beiträge: 1

Beitrag Mo., 28.01.2008, 16:00

Hallo!
Ich weiss nicht mehr wo mir der Kopf steht,ständig habe ich schlechte laune bin total müde und lustlos.
Ich wache an manchen Tagen auf und muss erstmal weinen,
das habe ich auch abends wenn ich im bett liege dann weine ich auch.
Ich fühle mich einfach nur schlecht.
Ich habe vor 6 jahren meinen Sohn verloren er starb an Kindstod.
Seit dem habe ich leider sehr große Probleme meine Gefühle und Gedanken anderen mitzuteilen.
Ich bin immer nur Ernst und Traurig.
Ich habe ein jahr später meinen zweiten sohn zur welt gebracht er ist heute 5 jahre alt und kerngesund.
Im Dezember 07 habe ich meinen mann geheiratet mit dem ich seit 6 jahren zusammen bin.
Er hat es wirklich nicht leicht mit mir da ich ständig so launisch und gereitzt bin,dazu kommt noch das sexuell garnichts mehr läuft bei uns von meiner seite her.
Ich weiss einfach nicht warum ich liebe ihn so sehr und wenn ich mich dann überwinde und mit ihm schlafe weine ich danach sofort und fühle mich elendig.
Er fühlt sich danach auch sehr schrecklich weil er denkt das er was falsch gemacht hat.
Ich weiss einfach nicht woran es liegt!Ich habe nach dem Tod meines sohnes jede Hilfe abgewiesen weil ich dachte ich bin stark genug um damit klar zu kommen,ich wollte andere nicht mit meinen Problemen belästigen.
Ich kann auch mit niemanden über meinem sohn reden denn dann kommt alles wieder hoch und ich muss nur weinen.
Abends wenn ich ins Bett gehe und meine Augen schließe höre ich meinen sohn weinen und denke ich bin schuld an seinem tod
und das schlimme ist ich weiss nichtmal warum:-(
Ich gehe innerlich ein nicht offen darüber reden zu können,habe es schon so oft versucht aber wenn ich es versucht habe kam einfach nichts raus aus meinem mund und habe das gefühl als hätte ich ein kloß im hals.
Würde mich freuen wenn ihr zurück schreibt und mir sagt was für mich das beste wäre ob ich einen psychologen aufsuchen sollte oder nicht.
Liebe grüße sandy

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Gärtnerin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 41
Beiträge: 1162

Beitrag Mo., 28.01.2008, 20:08

Hallo sandy,

schön dass du hierher ins Forum gefunden hast.
Ein Kind zu verlieren ist etwas so Schreckliches, dass ich es mir gar nicht vorstellen will oder kann. Deswegen ist deine Traurigkeit mehr als berechtigt und vollkommen normal!
Aus deinen Zeilen lese ich heraus, dass du ganz dringend jemanden brauchst, mit dem du über deine Gefühle reden kannst (du schreibst, du "gehst sonst innerlich ein"). Deinen Mann willst du damit nicht belasten, das ist verständlich, und vielleicht wäre er damit ja auch überfordert. Von daher hast du deine Frage, ob es gut wäre, dir professionelle Hilfe zu suchen, eigentlich schon selber beantwortet. Für dich gilt genau das gleiche, was in den vorigen Beiträgen schon geschrieben wurde: Wenn du meinst, dass es dir gut täte, mit einem Psychologen oder Psychotherapeuten zu reden, dann frag nicht, was andere Leute meinen, sondern tu es einfach!
Ich wünsche dir viel Glück und dass du irgendwann wieder Freude am Leben findest.

Liebe Grüße,
Gärtnerin
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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