Chronische Bauchmerzen

Die Psyche spielt eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung des körpereigenen Abwehrsystems: immer mehr Krankheiten werden heute als 'psychosomatisch' und damit ggf. psychotherapeutisch relevant betrachtet.
Antworten
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Esbri
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 30
Beiträge: 5

Chronische Bauchmerzen

Beitrag Sa., 31.12.2016, 16:25

Hi!

Ich habe seit einer Durchfallerkrankung im Dezember 2016 (Clostridium difficile), chronische Bauchschmerzen und eine ganze Reihe an Verdauungsstörungen. Episodenweise Verstopfung, Durchfall, unverdaute Nahrung im Stuhl, Blähungen, Magenschmerzen.
Man hat mich im Laufe des Jahres quasi auf den Kopf gestellt (2x Koloskopie, Gastroskopie, MRT, MR Enterografie, Magendarmröntgen mit Barium, Stuhltest auf pathologische Keime (mehrmals) , Calprotectin (mehrmals), Fruktose-, Laktoseintoleranztest, Test auf Nahrungsmittelallergien, Test auf Dünndarmfehlbesiedelung, Autoantikörpertests (unter anderem auf Zöliakie), gynäkologische Untersuchungen, Blutbilder (sehr viele)) und gefunden hat man im Wesentlichen nichts.
Ich habe einen Zwerchfellbruch, 2 kleine Myome, einen tief sitzenden Blinddarm (nicht Appendix, den habe ich schon ewig nicht mehr) und im Frühling war der Calprotectinwert einmal auf 128, danach immer unter 20, teilweise unter 15.
Mir helfen keine Schmerzmittel (Novalgin, Paracetamol, Parkemed), keine Reizdarmedikamente (Colpermin, Colofac retard, Buscopan), keine Bakterienpräperate (Omnibiotic, Yomogi, Antibiophilus, Symbioflor). Antidepressiva haben bei mir nur unerwünschte Wirkungen. Eine Zeit lang half Hungern, mittlerweile habe ich die Schmerzen auch bei leerem Bauch.
Die Schmerzen sind überwiegend rechts, von der Leiste bis zum Hüftknochen. Brennen, stechen, ziehen, bohren, teilweise so schlimm, dass der Schmerz ins Kreuz und ins Bein zieht. An richtig üblen Tagen tut mir die ganze rechte Seite weh, es fühlt sich an, als wäre ein Stein darin. Ein Dauerschmerz, schmerzt bei Bewegung wie in Ruhe, manchmal beim Draufdrücken, manchmal nicht. Es fühlt sich an, als würde der Darminhalt dort steckenbleiben und sich nicht mehr bewegen.
Der Schmerz zeigt keine Reaktion auf mein sonstiges Befinden. Egal ob ich glücklich oder traurig bin, wach oder müde, ob es Tag oder Nacht ist, ob ich entspannt oder gestresst bin, alleine oder in Gesellschaft, es gibt absolut keinen Zusammenhang.
Der Schmerzcharakter, Dauerschmerz Tag wie Nacht, spricht nicht für Reizdarm, aber es gibt andererseits aber absolut keine Befunde, die für irgendetwas anderes sprechen.
Ich leide nicht nur an den Schmerzen, ich habe sekundär auch Angst vor neuerlichen Schmerzen entwickelt und dazu auch noch die Angst davor, es könnte doch etwas Ernstes sein. Ich google und suche und fürchte mich und mache mich noch wahnsinniger. Und zusätzlich bin ich noch depressiv und mutlos, weil sich dieser Zustand absolut nicht ändert.
Es gibt Tage mir recht wenigen Schmerzen oder gar keinen, da gehts mir dann wieder realtiv gut und ich versuche Energie zu tanken. Wenig später geht es wieder los und es wirft mich wieder zurück. Es gibt absolut keinen Fortschritt.

Ich habe schon seit meiner Kindheit eine Angststörung und Panikattacken, das ist sozusagen meine Grunderkrankung. Dementsprechend habe ich auch schon viel Therapie gemacht, durchaus mit Erfolg aber definitiv ohne Heilung. Momentan kann ich mir Therapiestunden nur alle paar Monate leisten und die helfen mir auch nur bei meinen üblichen Baustellen aber nicht bei dieser neuen. Da ich für Angst allgemein empfänglich bin, sind meine Beschwerden natürlich ein gefundenes Fressen für die Angststörung. Das Gedankenkarussel dreht sich bei Schmerz den ganzen Tag. Ich hab dann nicht nur durchgehend Schmerzen sondern auch durchgehend Angst.

Seit 18. Dezember geht es mir wieder mehr oder minder durchgehend schlecht, ich hab wieder Durchfall und so gut wie immer Schmerzen, ich hab seitdem nur an 2 Tagen normal gegessen, den Rest der Zeit entweder wenig oder gar nichts.
Ich bin psychisch auf einem absoluten Tiefpunkt. Die Schmerzen zermürben mich, die Angst frisst mich auf und ich hab absolut kein Leben mehr. Ich kann mir nicht erklären, warum es mir so schlecht geht, weil es mir ansonsten im Leben eigentlich besser geht als sonst. Ich habe nicht mehr Sorgen als sonst, eher weniger. Im Gegensatz zu den Jahren davor habe ich eine funktionierende Beziehung und mein Freund ist echt toll. Es gibt einfach keinen Grund für psychosomatische Schmerzen. Ich kann einfach nicht glauben, dass mein Kopf für diese massiven, dauerhaften Beschwerden verantwortlich sein soll.
Mittlerweile traue ich mich gar nicht mehr ins Krankenhaus, weil mir eh niemand helfen kann. Ich sitze zu Hause, und könnte die Wände hochgehen vor Schmerzen, Tag für Tag. Ich fühle mich wie Sisyphus, ich rolle jeden Tag den Stein hoch und jeden Tag rollt er wieder runter.

Werbung

Benutzeravatar

Chancen
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 32
Beiträge: 674

Beitrag Sa., 31.12.2016, 16:52

Hallo Esbri,

als eventuell neue Stoßrichtung möchte ich dir ein Buch (einen Ansatz) ans Herz legen. Vielleicht wirst du dort fündig, bzw. findest Ideen zur weiteren Recherche, was Linderung deiner Beschwerden betrifft:

"Unerklärliche Beschwerden" - Helga Pohl

Auch (und gerade) im Zusammenhang mit deiner Angst auch: Moshe Feldenkrais, Thomas Hanna, Triggerpunkttherapie nach Davies, Edmund Jacobson, Jon Kabat-Zinn.

Und als Einstiegslektüre auch: "Die Kunst stillzusitzen" von Tim Parks.

Alles Gute dir!

Chancen

(Hinweis Admin: Links zu den Büchern eingefügt)

Benutzeravatar

Stöpsel
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 35
Beiträge: 978

Beitrag So., 01.01.2017, 03:08

Hallo Esbri,

hast Du Dich verschrieben oder meintest Du wirklich, dass Du das seit Dezember 2016 hast? Das wäre ja noch nicht solange her und da hättest Du ja schon extrem viele Untersuchungen machne lassen in dem Zeitraum. Und v.a. braucht es auch Zeit, bis es besser ist.

Wie wurdest Du auf den Clostridium behandelt? Ich denke, wenn die Schmerzen seitdem sind, wird da schon noch ein Zusammenhang zu damals bestehen. klar kann die Psyche es trotzdem verstärken, aber das alleine kann ich mir nicht vorstellen.

Du schreibst, gefunden hat man im Wesentlichen nichts. Aber doch was gefunden? Manchmal können auch Kleinigkeiten Beschwerden machen.
Bei Dir wurde ja schon viel untersucht, aber es gibt noch eine ganze Reihe von Sachen, die man da untersuchen kann, die normale Schulmediziner nicht untersuchen, die aber trotzdem gar nicht selten im Argen liegen. Wurden z.B. Entzündungsparameter vom Darm untersucht? Antitrypsin-alpha, sIgA, durchlässige Darmschleimhaut? Bauchspeicheldrüse? Wurdest Du auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten untersucht? (ist was anderes als Allergien, wird mit IgG-Test getestet, der aber normalerweise selber zu zahlen ist)
Mir helfen keine Schmerzmittel (Novalgin, Paracetamol, Parkemed), keine Reizdarmedikamente (Colpermin, Colofac retard, Buscopan), keine Bakterienpräperate (Omnibiotic, Yomogi, Antibiophilus, Symbioflor).
Hast Du das einfach so genommen oder gab es, grad bei den Bakterienpräperate, konkrete Anhalte warum Du genau das Präparat genommen hast? Denn man nimmt ja ausgewählte Bakterienpräperate von Bakterien, die in der Darmflora fehlen. Und da kann je nachdem sehr viel Ausdauer erforderlich sein, bis es wieder besser ist, was man dann anhand Darmflorauntersuchung feststellt.
Dünndarmfehlbesiedlung kann man nicht gut testen. Es kann sein, dass beim Test nichts rauskommt, man es aber trotzdem hat.
Weißt Du denn, warum Du damals den Clostridium difficile bekommen hast?

Ah, sehe jetzt, dass Du vom 18.12. schreibst, dann wird es wohl wirklich 2016 gewesen sein. Na ja, ich lass das oben trotzdem mal so stehen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass da nicht Deine gesamte Darmflora noch durcheinander ist und da sind die 2 Wochen wirklich nichts, da brauchst Du mehr Geduld.
Dann frage ich nochmal nach: Du schriebst von Stuhltest auf pathologische Keime. Wurden wirklich nur schlechte Keime untersucht oder ein umfassenderes Bild von der gesamten Flora gemacht? Weil man muss sich schon alles ansehen.
Also falls das jetzt wirklich erst seit so kurzem ist, kannst Du Dir die weiter oben von mir beschriebenen Test (bis auf die darmflora) eigentlich sparen, denn wenn die Darmflora nicht stimmt, hat das Auswirkungen auf alle diese parameter.
Dann kann ich Dich beruhigen: Mit verschiedenen Prä- und Probiotika kann man das alles in Griff kriegen. Es ist nichts schlimmes, nur wie gesagt, braucht man Geduld.

Viele Grüße

Benutzeravatar

Lockenkopf
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 52
Beiträge: 2400

Beitrag So., 01.01.2017, 23:05

Was mich stutzig macht ist der Beinschmerz. Bauchschmerzen ziehen niemals ins Bein.
Es sei denn, es ist wirklich allein psychisch bedingt, dann ist alles möglich.
Oder ein Teil deiner Schmerzen hat tatsächlich eine körperliche Komponente, z.B. eine Darmbein-Kreuzbein-Gelenksblockde. Die verursacht Rückenschmerz, kann auch Beinschmerzverursachen und auch Unterleibsbeschwerden/Darmbeschwerden verursachen.
Ein Physio mit Fortbildung in Manueller Therapie oder Osteopathie könnte das feststellen und therapieren.
Liebe Grüße
Lockenkopf

Werbung

Benutzeravatar

Stöpsel
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 35
Beiträge: 978

Beitrag Mo., 02.01.2017, 13:26

Na ja, es muss nicht ALLEIN psychisch bedingt sein, es kann auch zusätzlich mit reinspielen. Grad, wenn was körperliches vorliegt und man dazu neigt, sich schnell Sorgen zu machen o.ä. (insbesondere, weil man die Ursache nicht kennt) ist das häufig. Wenn alle Symptome seit der Chlostridien-Infektion sind, finde ich das noch am wahrscheinlichsten.
2 Wochen seitdem sind echt nichts, und so oder so sollte man zusehen, dass dort wieder alles im Lot ist, denn Probleme mit dem Darm können sich an ganz anderen Stellen im Körper auswirken (z.B. produziert die DArmflora auch Neurotransmitter, eine Störung dort kann also auch psychische Symptome nach sich ziehen)
Viele Grüße

Benutzeravatar

Pianolullaby
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 2246

Beitrag Do., 05.01.2017, 19:28

Habt ihr mal die Wirbelsäule angeschaut, je nachdem kann auch ein Bandscheibenvorfall Probleme im Bauch Bereich verursachen. War bei mir so, als ich eine Infiltration hatte, haben innert Stunden meine Leisten/Bauchschmerzen aufgehört
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag