Durch psychisches Leiden wie betrunken?

Die Psyche spielt eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung des körpereigenen Abwehrsystems: immer mehr Krankheiten werden heute als 'psychosomatisch' und damit ggf. psychotherapeutisch relevant betrachtet.
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traurige_Mama
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Durch psychisches Leiden wie betrunken?

Beitrag Sa., 06.04.2013, 19:45

Mein Freund hat zwei Kinder. Vor einigen Jahren trennte er sich von seiner Frau - leider ist sie mit den Kindern 500 KM weit weg gezogen, so dass er sie allerhöchstens einmal im Monat sieht und sehr darunter leidet. Ab und zu kommt es vor, dass er so sehr in seinem Schmerz versinkt, dass er rote Augen, stecknadelgroße Pupillen hat und wie betrunken wirkt, völlig neben sich steht und das selber erst am nächsten Tag merkt. Er hat dann auch Erinnerungslücken. Dies ist ein Zustand, der mir unheimlich Angst macht, weil er dann so unberechenbar - eben wie volltrunken ist und ich keinen Rat weiß.
Kennt jemand dieses "Krankheitsbild"?

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lebonaut
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Beitrag So., 07.04.2013, 02:07

"Steckies"? Sowas habe ich bisher NUR bei anderen gesehen, die Opiate konsumiert haben.
Will dir jetzt keine Angst machen, deutet aber alles genau darauf hin.

Wacht er manchmal aus der "Versinkung" auf, murmelt irgendwas unverständliches vor sich hin?
Als würde er z.B. mit jemanden im Traum sprechen? Wirkt er wie ausgewechselt? Wie ...
abwesend?

Das ist eigentlich schon ne Überdosis, zu "versinken". Normalerweise merkt man es nicht, wenn
jemand Opiate konsumiert hat. Leider kann der Körper sich daran gewöhnen und da es nicht so
schädlich ist, kann man die Dosis um ein Viiiielfaches steigern. Gerade, dass es der Körper so
"gut" verträgt ist das fatale - du denkst, es wäre so leicht - fügt sich so gut in deinen Alltag ein,
es hilft dir total! Opiate sind ein exzellentes Antidepressiva. Ein Teufelskreis: Um die gleiche
Wirkung zu erzielen, braucht man mehr von der Substanz - gleichzeitig steigen aber auch die
Nebenwirkungen! (Erbrechen, Einnicken, Erinnerungslücken, Dauerverstopfung ect.) Und man
will nur noch, dass es so ist, wie am Anfang.. doch die Dosis ist schon so hoch, dass es eben
NICHT mehr gut vertragen wird.

Auch wenn du vll nicht wusstest, das es DAS sein könnte (Opiate) eine Krankheit ist es auf jeden Fall.

Ich kann dir nur raten, nicht direkt nach einer 'Schuld' zu suchen.
Die Konsequenz von Drogensüchten generell ist halt, dass es für sogut wie alle, die es probiert und daran gefallen
gefunden haben, zu einem großen Teil ihres Lebens wird - es bekommt einen hohen Stellenwert. Für uns
ist das nicht vorstellbar, wenn plötzlich alles eine Millionen mal besser ist - emotional... und man sich
die schlimmsten Albträume ausmalt, um noch etwas zu spüren und währenddessen immernoch ein eine
Million mal besseres Gefühl dabei hat. -.-

Du schreibst: "ab und zu kommt es vor" - ich kannte jemanden, ein guter Freund, der hat seinen Konsum
über Jahre hinweg gesteigert bis es ihm immer klarer wurde, dass er mal aufhören muss, sich zu zudröhnen.
Und er hat es tatsächlich geschafft, seinen Konsum auf ein Minimum zu reduzieren. Er sah wieder besser aus.
Bekam neue Lebensfreude. Im Grunde ging es darum, das Loch, was das "Opi" bei ihm im Kopf hinterlassen
hat, mit etwas anderem zu füllen. Es geht wohl nur mit anderen Glücksgefühlen.. mit Liebe. Und die hat er
auch gekriegt.

Ich kannte einige "Hero"s und eigentlich waren alle von denen auch immer GEGEN die Droge. Und würden am
liebsten die Zeit zurückdrehen, es nie probieren usw.

Es ist nicht so wie in vielen Filmen dargestellt: Opiate - besonders Morphium (der sedierende, trauminduzierende
Teil vom Opium) wirken auch noch Tage danach! Es wäre also die Frage, was du mit "ab und zu" meinst. Du hast
geschrieben, seine Scheidung wäre vor 2 Jahren gewesen, das ist ja noch nicht allzu lang. Wenn das der Grund
für seinen Konsum ist, sollte er noch kein richtiger "Junky" sein. Wichtig ist nun, dass du mit ihm darüber redest.



LG
lebonaut

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Beitrag So., 07.04.2013, 02:56

Liebe traurige_Mama

Könnte natürlich auch sein, dass Dein Freund wirklich extreme Depressionen hat, viel weint etc. Das kann auch zu Erinnerungslücken und Verwirrtheit führen, aber ich muss sagen, dass Drogen nicht ausgeschlossen sind. Das lässt sich nicht nur an den Augen erkennen, sondern auch am Geruch (Schwitzen, merkwürdige Ausdünstung, Drogengeruch) und sonstigem Verhalten, auch an der Zimmereinrichtung, z. B. liegt öfter etwas Verdächtiges rum, Krümelspuren, Tabletten, Folien usw. Drogensüchtige sind oft nicht in der Lage, solche Spuren perfekt zu beseitigen, weil sie so neben sich stehen. Es gibt viele Indizien. Kannst Du ihn nicht überreden, sich in psychologische Beratung zu begeben? Er braucht dringend professionelle Hilfe.
Lieben Gruß
elana

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Beitrag So., 07.04.2013, 09:51

Natürlich sind wie hier alle Laien und könne nur raten. Dies nochmal betonend, glaube ich auch, dass hier andere Substanzen im Spiel sind. Alternativ, dass er ERNSTERE psychische Störung hat als nur das Vermissen der Kinder und/oder Depression.

Es erinnert mich an meinen Ex-Mann. Was habe ich damals an wunder was für welche psychische Störungen geglaubt und Diagnosen rauf- und runtergegoogelt. Und sicherlich HATTE er psychische Probleme. Aber am Ende musste man sich dann doch nach 15 Jahren fragen, ob er nicht einfach ganz simple AUCH (nicht nur, sondern AUCH) Alkoholkrank sei. Ich konnte es nie (!) mit absoluter Sicherheit klären, aber nachdem ich mich viel mit dem Thema beschäftigte, weiß ich, dass Betroffene VERDAMMT GUT darin sind, ihre Sucht zu verbergen. Ja, sogar wenn es die zweite Seelenhälfte, der Ehepartner ist, über Jahre. Man will es nicht wahrhaben, und denkt sich: "Nein, niemals, das wüsste ich doch!" Aber denkste. Darauf würde ich mich definitiv nicht verlassen. Diese Menschen sind sehr, sehr geschickt darin, ihre Probleme runterzuspielen, indem sie eine VERMEINTLICH plausible Erklärung liefern, die sie sogar noch gut dastehen lassen. Beispielsweise wenn ein Mann das Vermissen seiner Kinder vorschiebt, das glaubt FRAU nur allzu gerne. Sie WILL es glauben. Macht mein besagter Ex-Mann auch. Er scherrt sich zwar in Wahrheit null um sein Kind, dass ebenfalls 550 km weit weg wohnt, aber wenn er seine Persönlichkeitstörungen und sonstige Macken auf "vermisse meine Tochter" schiebt, noch ein bisschen mit falschen Fakten über die ach so böse Kindsmutter würzt ("Ach, ich würde ja soooooooo gerne, ABER... aber dies, aber jenes")... ja, es ist wirklich erstaunlich wie viele Frauen auf ihn reinfallen. Momentan wohl Nr. 3, die dritte Beziehung nach mir. Aber ein ALkoholproblem? Er? Nein, niemals! Ich hab zwar mittlerweile ein psychischen Gutachten über ihn (aus der Scheidungszeit), wo das drinsteht, aber ... ach quatsch. Und dass ein Führerschein nicht griffbereit hat, also, den hat er verloren, mit samt dem Rest seiner Brieftasche, rein zufällig. Dass man nicht aus seiner Cola-Flasche trinken darf, die er mit sich rumträgt, ist auch nur, weil er sowas halt nicht mag. Und so weiter und sofort. Und das zieht. Ja, die Frauen glauben das, wenn er große Kulleraugen macht und schnieft, wie sehr der arme, arme Kerl seine Tochter vermisst...

Im Ernst, ich würde dir raten, das Thema mal OHNE diesen Filter, er vermisse die Kinder, zu betrachten. Lass dieses Argument mal außen vor, was würdest du DANN über seine Symptome denken?

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lebonaut
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Beitrag Mo., 08.04.2013, 00:09

Allein "Steckies" und "im Schmerz versinkt" = EINDEUTIG OPIATE.
Ich hatte, wie beschrieben, mit solchen Leuten zu tun. Erst wollte ich nur
schreiben: "Bloß weg vom dem!" Habe natürlich auch viel durchgemacht
mit ihm, was ich weggelassen habe. Er ist übrigens schwul geworden.
Das hat ihm das "Loch im Kopf gefüllt". Aber mit Sicherheit, holt er sich
trotzdem sein Methadon ab, um nicht zu erfrieren. Was man da erlebt,
die Gedanken vergisst man nicht so leicht. Erst haben wir ihn abgestoßen,
dann aber wieder mit ins Boot geholt. Er kam schließlich wieder einigermaßen
zurecht. Nur die Sucht ist halt körperlich... wie aufs Essen zu verzichten.
(Ich rede hier keinen Mist) Natürlich hat er es versucht geheimzuhalten.
Er hat ein Doppelleben geführt... kam nur zu uns "Nicht-Heros", wenn er
clean war. Was für "normale Leute" da in der Schlange stehen, um sich
ihr Metha zu holen... unglaublich, wie viele Anzüge tragen. Es fällt dann
schließlich am Verhalten auf.

Gothika, was du da schreibst, hat mich tief bewegt. Genauso sehe ich es
auch - das Thema sollte man OHNE den Filter "Liebe" betrachten. Aber...
das wäre auch unfair. Im Grunde sind die Lügen das Schlimmste. Und
warum lügen? Weil man in der Gesellschaft als "Süchtiger" direkt und
ohne Umwege weggeboxt wird.. bei Alkohol und Opiaten besonders
schlimm. Ich kann dir nur raten, traurige Mama, ihm zu zeigen, dass
du es nicht schlimm findest, sei es nur für den psychologischen Effekt,
sein Vertrauen in dich nicht direkt zu zerstören. Das ist wichtig.
Er hat vermutlich schon erlebt, wie die Leute reihenweise "gingen",
nur weil er süchtig nach diesem Dreck ist. Seine Gefühle sind deswegen
nicht falsch - sein lauerndes Misstrauen wiederum auch nicht.

Im Grunde ist es "nur" eine Entspannungsdroge - ich weiß selbst nicht
(mehr) was daran so schlimm sein soll. Das die Gesellschaft, ich mit-
eingeschlossen, so hart darauf reagiert... das liegt wohl mit unserem
"Bild" zusammen, dass wir durch Erziehung, Schulbildung und medialem
Einfluss eingeflößt bekommen haben. Im Grunde werden die nur träge,
sind nicht mehr ansprechbar.. hängen da ab.. kommen dadurch in die
"Rolle des Junkies" - finden sich darin wieder, Abschaum zu sein. Wer
geschlagen wird, schlägt zurück - oder... wer geschlagen wird - drückt
sich noch mehr rein. Einerseits ist es auch richtig, die "so" zu behandeln,
wie Müll, sie tun es mit einem ja auch! Heros sind wie fremdgesteuert.

Wenn du dich zwischen ihm und die Droge stellst, fängt sein "Suchtego"
an, rumzuspinnen! Wenn mans aber genauer betrachtet,
ich hatte die Gelegenheit dazu, dann sieht es eher so aus: Du sagst ihm..
"scheiiiß junky ich will nichts mehr mit dir zu tun haben!" Nach seinem
nächsten Schnief, der Tablette, dem Saft... wie auch immer... träumt er
dann tausendmal diese Szene durch.. tausendmal.. und dann hängt es bei
..scheiß ... er zoomt deinen gesichtsausdruck nah wie du ihn " junky " nennst,
dann nochmal tausendmal die szene und er ist dabei noch auf Wolke 7...
im Endeffekt hasst er dich dafür, hasst sich selbst nochmehr, weil er dich
hasst usw. Deswegen: Erstmal Ruhe bewahren.. ihn darauf ansprechen.. cool
bleiben.

Hier ein Link, den ich gefunden habe:

http://drugscouts.de/de/drfruehling/entzug-mit-ibogain

Liebe Grüße
lebonaut

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Beitrag Mo., 08.04.2013, 00:57

Wollen wir jetzt nicht lieber darauf warten, was traurige_Mama dazu sagt? Solche ellenlangen Reden wirken echt abstoßend. Diagnosen sind nicht erlaubt, auch keine Drogendiagnosen. Wir wissen nicht, was los ist. Gleich mit der eigenen Geschichte so loszuballern, finde ich übertrieben.
Lieben Gruß
elana

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lebonaut
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Beitrag Mo., 08.04.2013, 06:44

Ja, warten wir erstmal ab, guter Plan. Ich denke halt daran, was
traurige_Mama hier erwartet - und will schon im Vorfeld die Sache
entdramatisieren. Bevor wieder das typische Gekreische losgeht von
wegen: Trenn dich! Und dann noch zig Nachläufer hinterher kommen.
Dass du das Abstoßend findest.. Sorry... das Thema ist abstoßend!
Du scheinst den Ernst der Lage nicht einschätzen zu können!

Aber du hast trotzdem Recht, erstmal abwarten. Mehr können wir nicht tun.

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Tamila
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Beitrag So., 05.05.2013, 17:40

Liebe traurige Mama,

ich kenne das an mir selbst und zwar wenn ich dissoziiere, also Traumatisches abspalte.
Stecknadelpupillen können zwar auf Drogen oder Tabletten hinweisen, aber auch helles Licht,
Dissoziationen und genausogut hypnoseähnliche Zustände.
Ein therapeutischer Kollege kam mal nach drei Hypnosesitzungen mit Klienten genauso raus:
mit kleinen Pupillen und völlig high.

Aber Beratung oder Therapie wäre sicher hilfreich die Trennung von den Kindern zu bewältigen.

LG Memory
लोकाः समस्ताः सुखिनो भवन्तु]

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