Schizoide Persönlichkeitsstörung

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Misanthrop
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Beitrag So., 25.07.2010, 21:55

Hallo, liebe User hier an Board.
Bin neu hier und dachte ich kann mich wohl am Besten hier vorstellen.

Erst mal was zu meiner Person: Wie mein Name schon vermuten lässt, bin ich nicht gerade ein Menschenfreund. Dass heißt nicht, dass ich jeden Menschen der auf mich zu kommt hasse oder Aggressionen gegen ihn hege, aber ich bin einfach der Meinung, dass die Menschheit für die Erde wie eine langsam aber sicherlich fatal verlaufende Krankheit ist. Und ich da ich größten Teils Tiere lieber habe als Menschen, wünsche ich zu ihren Gunsten, dass die Menschen nicht mehr all zu lange leben. Aber das ist ein anderes Thema.

Ich vermute seit etwa 4 Monaten schizoid (oder zumindest schizotypisch) veranlagt zu sein.
Schon seit ich im Kindergarten war, wollte ich nie was mit anderen Unternehmen. Übernachtungen bei Schulkollegen war mir immer ein Graus. Allerdings war ich ein ziemliches "Elternkind". Wurde von ihnen verhätschelt und vertätschelt und war so gut wie immer in ihrer Nähe. Darum sind sie auch so ziemlich die einzigen Personen, die mir wirklich am Herzen liege und um die ich mir oft Sorgen mache (da ich ein Nachzügler bin und mein Vater bereits die 70 überschritten hat und meine Mutter mit 50 auch nicht mehr die Jüngeste ist, habe ich doch wohl schon rechtliche Bedenken, dass sie bald "normale", alterbedingte Gesundheitsprobleme heimsuchen werden an denen sie früher oder später sterben werden).

Vermutlich durch dieses ständige "Zusammensein" mit einem meiner Elternteile bin ich auch relativ unselbstständig groß geworden und kann mir nicht wirklich vorstellen, mich jemals alleine erhalten zu können und ich fürchte den Tag, an dem ich mittellos unter einer Brücke hause. Ich schiebe auch alles vor mich hin, was es zu erledigen gäbe (selbst Sachen, die nur in meinem Interesse sind, schiebe ich auf, weil ich lieber noch eine Runde schlafen möchte, oder etwas Spielen).

Noch zu erwähnen sei, dass ich einen guten Freund habe, mir aber nicht wirklich noch einen wünsche, da mir das viel zu viel Aufwand wäre.

Mit der Einsamkeit an sich hätte ich keine Probleme, wenn sie nicht zwei schwerwiegende Nachteile mit sich bringt:^
1) Langeweile: Ich kann mich nicht immer mit dem selben "Schmarren" unterhalten. Menschen bringen doch Abwechslung, auch wenn sie mir nach einer Zeit auf die Nerven gehen.
2) Hilflosigkeit: Wie oben erwähnt, bin ich ziemlich unselbstständig und fühle mich in dieser Welt, mit ihren Pflichten und Normen bis dato (also mit der Hilfe meiner Eltern) schon recht verloren. Ich möchte es mir gar nicht ausmalen wie es sein wird, wenn ich völlig auf mich alleine gestellt sein werde.

Ansonsten besitze ich aber durchaus Humor (wenn auch sehr schwarzen, perversen oder eigenartigen, den kaum einer nachvollziehen kann oder politisch nicht korret findet).
So richtig verstehen tun mich die "normalen" Menschen da draußen sowieso nicht, darum hoffe ich hier auf ein paar Gleichgesinnte zu treffen.

Eine Beziehung könnte ich mir eigentlich nicht wirklich vorstellen, außer das andere Geschlecht wäre so eingestellt wie ich. Ehrlich gesagt, wäre ich schon auf der Suche nach sowas, da ich mir denken könnte, dass wenn man sich versteht und das selbe "Leiden" (empfinde ich eigentlich nicht so) hat, dass man dann auch besser mit einander klar kommen würde.

Das wars eigentlich im Großen und Ganzen was mir zu meiner Wenigkeit einfällt. Ich freue mich schon auf nette Disskussionen.

Schönen Abend noch.

Edit: Ich habe noch Kleinigkeiten vergessen. So bin ich keines Falls A-Sexuell (bin schon ziemlich stark von Trieben geleitet), hatte aber noch keine sexuellen Erfahrungen.
Außerdem führe ich relativ häufig Selbstgespräche, bzw. denke ich laut nach.
Und zwar habe ich auch immer bei meinen Eltern gewohnt, allerdings waren diese von Anfang an zerstritten. So etwas wie Liebe zwischen ihnen habe ich so gut wie nie gesehen. Darum war ich dann ab meinem 3-6 Lebensjahr in etwa, nur bei jeweils Einen von Beiden.
Zuletzt geändert von Misanthrop am Mo., 26.07.2010, 10:38, insgesamt 1-mal geändert.
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Dusky
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Beitrag Mo., 26.07.2010, 10:27

Hallo liebe Community

Ich wollte mich diesem Thread einmal anschliessen, um nicht ein neues Thema eröffnen zu müssen. Mich beschäftigt seit einiger Zeit auch eine schizoide Persönlichkeitsstörung, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich eine habe. Meiner Meinung nach sieht es jedoch danach aus, ich besitzte keine sozialen Kontakte oder Freunde, geschweige denn eine Beziehung.

Ich gehe im Moment noch zur Schule und habe gerade die 8. Klasse des Gymnasiums wiederholt, da ich die nötigen Anforderungen nicht erfüllen konnte. Eigentlich war ich in der Schule immer relativ gut dabei gewesen aber seit einiger Zeit, also seit ca. 2 oder 3 Jahren habe ich immer öfters Probleme mich auf den Unterricht zu konzentrieren, was heissen soll, dass ich immer wieder abschweife während der Unterricht weiterläuft. Nach nach einigen Minuten merke ich, dass ich nicht aufpasse und versuche mich wieder zu konzentrieren. Das passiert mir fast in jeder Schulstunde mehrmals, bisher hatte ich jedoch gedacht, dass das völlig normal ist und ich mich einfach nicht für den Unterricht interessiere. Ich habe solche Zustände auch öfters zuhause, wo ich dann einfach nur dasitze, Löcher in die Luft starre und es mich richtige Überwindung kostet mich zu fokussieren. Ich hatte im letzten Semester auch das Problem dass ich ab und zu einfach nicht in die Schule gehen konnte, mich also krank geschrieben habe und zu hause geblieben bin.

Zu den sozialen Kontakten kann ich nur sagen, dass ich mir zwar welche Wünsche, mich auch nach Kontakt und körperlicher Nähe mit dem anderen Geschlecht sehne, jedoch total unfähig bin solche aufzubauen. Andererseits fühle ich mich in grösseren Menschengruppen sehr unwohl und war schon immer eher ein Einzelgänger, der den Leuten aus dem Weg geht oder froh war, wenn er wieder für sich allein ist.

Bei den Gefühlen ist es so, dass ich keine Probleme habe, Freude zu empfinden und auszudrücken, aber alles was darüber hinausgeht, wie z.B. Trauer oder Zuneigung kann ich überhaupt nicht zeigen. Hinzu kommt, dass ich auch auf körperliche Nähe sehr abweisend oder sogar irritiert reagiere. Ausserdem habe ich oft das Gefühl, dass ich aus der Sicht anderer Menschen komisch auf Situationen reagiere oder mich allgemein etwas komisch verhalte, daher habe ich auch oft das Gefühl, als nervend oder ungewollt zu erscheinen. Oft habe ich auch keine Lust irgendetwas zu tun, das einzige was mir im Moment Freude bereitet ist Musik.

Meine psychische Situation ist derweilen aber meiner Meinung nach in Ordnung. Ich habe zwar Phasen, in denen ich ziemlich deprimiert bin, mich für den Abfall der Gesellschaft halte und mich total zurückziehe, aber die normale Langeweile und Lustlosigkeit überwiegt im Moment noch.

Um noch kurz auf mein Verhältnis zu meiner Familie einzugehen: Ich wohne zusammen mit meinem Bruder, meinem Vater und meiner Mutter. Zu meinem Bruder habe ich nur eine relativ oberflächliche Beziehung, d.h. ich habe ziemlich wenig mit ihm zu tun, es sei denn es geht um Musik, dabei kann ich ihn ertragen. Zu meinen Eltern habe ich auch nicht gerade ein gutes Verhältnis, wir reden nie über Dinge höchstens über "Was habt ihr heute so gemacht". Ich kann mit ihnen aber eindeutig nicht über meine Gefühle sprechen.

Es gibt so viele Kleinigkeiten die noch erwähnt werden könnten. Ich habe versucht mich hier möglichst kurz zu fassen... Es ist mir zwar nicht besonders gut gelungen aber Ich finde es sehr kompliziert die Lage zu beschreiben. Meine grosse Frage wäre eigentlich, ob sich ein Besuch beim Psychiater für mich lohnen würde, da ich mit meiner Lebenssituation eindeutig nicht zufrieden bin und es Leid bin nur für mich zu leben.

Edit: Ich habe gerade noch einmal etwas nachgelesen und vllt. ist mein Verhalten auch eher schizotypisch, würde jedenfalls ein bisschen besser passen, aber ich bin da gerade etwas verwirrt...
Zuletzt geändert von Dusky am Mo., 26.07.2010, 17:39, insgesamt 1-mal geändert.

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Dusky
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Beitrag Mo., 26.07.2010, 12:11

Außerdem führe ich relativ häufig Selbstgespräche, bzw. denke ich laut nach.
Ich kenne das bei mir auch, obwohl ich es nicht umbedingt als Selbstgespräch einordnen würde sondern auch als lautes Denken, jedoch passiert mir das nur, wenn ich alleine bin und meistens ist es auch eher ein flüstern als ein wirkliches reden.

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Misanthrop
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Beitrag Mo., 26.07.2010, 18:53

Bei mir ist es auch nur der Fall wenn ich alleine bin, oder auch (alleine, nur hören mir da andere halt unfreiwillig zu ^^) auf der Straße gehe. Bei mir ist es aber schon ein reden im Sinne von sprechen. Manchmal versuche ich es bei einem leisen Denken zu belassen, aber da kommen meine Gedankengänge nicht so klar rüber, als wenn ich rede.
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ad absurdum
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Beitrag Mo., 26.07.2010, 21:27

Hallo Misanthrop, hallo Dusky
willkommen im Forum ihr beiden.
Misanthrop hat geschrieben: Ich vermute seit etwa 4 Monaten schizoid (oder zumindest schizotypisch) veranlagt zu sein.
Meinst du schizotypisch im Sinne von Schizotypie, oder im Sinne einer schizotypischen PS? Das ist meines Wissens nach nämlich nicht ganz das Selbe, Ersteres bezeichnet die Veranlagung zu Erkrankungen aus dem schizophrenen Spektrum, wo die schizoide und die schizotype PS beide dazugehören, und ist an sich keine Störung, sondern eben nur eine Veranlagung.

Zwischen schizoider und schizotypischer Störung gibt es viele Überschneidungen, ein Persönlichkeitstest wäre da sicherlich hilfreich, um zu differenzieren. Außerdem ist eine Abgrenzung zur vermeidenden Persönlichkeitsstörung nicht immer ganz einfach. Screening-Tests findet man leicht im Internet, wenn auch meist auf Englisch, die können zur ersten Orientierung dienen, oder falls kein Leidensdruck zu einem Arzt oder eher Psychologen zu gehen besteht. Wer mag, dem kann ich Links schicken, bei Bedarf.

Da hier schon mal die Rede von Psychiatern und Psychologen die Rede ist, beantworte ich auch gleich Duskys Frage, ob es denn Sinn machen würde zu einem Psychiater zu gehen: Also Tabletten gegen Persönlichkeitsstörungen, falls du denn tatsächlich eine haben solltest, gibt es nicht. Wohl aber gegen Begleiterscheinungen (Depressionen, ungewöhnliche Wahrnehmungen..), wenn solche bei dir vorkommen. Allerdings kannst du den Arzt auf jeden Fall bitten, dich zu einem Test zu schicken, da du eben diesen Verdacht hast. Auch Gespräche mit einem Therapeuten können helfen, die Situation zu verändern, oder bestmöglich zu akzeptieren, je nach dem. Fazit: Wenn du unzufrieden bist, kannst du dabei nicht viel verlieren. (Es sei denn, du gerätst an einen Stümper, das wünsche ich dir jedoch nicht.)

Da allerdings im Augenblick meine Konzentration flöten geht, antworte ich später auf die restlichen Punkte.

Zum weiteren Austausch bin ich auch gerne bereit.

Gruß, ad
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Egon Schiele

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Misanthrop
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Beitrag Mo., 26.07.2010, 22:23

Soweit ich weiß, ist das bei der schizoiden Persönlichkeitsstörung so, dass man nicht das Bedürfniss nach sozialen Kontakten hat, während es bei der schizotypischen PKS so ist, dass man von der Gesellschaft zu so einem verhalten "gedrängt" wurde und man sich ganz einfach damit abgefunden hat.
Ich vermute, dass Letzteres auf mich zutrifft, weiß es aber nicht genau (wie auch?)
Wenn du einen seriösen Link für solch einen Test hättest, würde ich ihn ausprobieren.
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Beitrag Di., 27.07.2010, 12:26

Guten Tag,

"Ok nehmen wir das obige Beispiel. Verstehen-wollen kann der Vermeidung dienen. Und du fragtest woher du weißt, wann du vermeidest. Das merkst du daran, dass aus einem Verstehen-wollen ein Verstehen-müssen wird. D.h. es stellt sich die Frage, ob du nur auf der Vernunftebene bleiben kannst oder ob du ggf auch die Wahl hast, Dinge aus einer anderen Perspektive als der Ratio zu begreifen. Wenn du dies verneinen musst, dann lässt sich daraus erkennen, dass du eine Seite von dir oder sogar mehrere konsequent vermeidest, aus welchen Gründen auch immer. (metropolis)

Ok, ich erkannte, dass ich keine Wahl habe. Haben denn "Gesunde" die Wahl etwas nur unter dem Aspekt der Ratio oder aus dem Aspekt der Gefühle zu begreifen, oder sind diese dann dazu "gezwungen" alles "einheitlich" zu begreifen?

Ich frage, weil ich nach der letzten Sitzung - ja, ich blieb vorläufig in Therapie - so diffuse, chaotische Zustände hatte, welche ich nicht einordnen konnte. War das ein Gefühl? Falls dem so ist, dann muss ich feststellen, dass das ja schrecklich ist. Wie kann man nur in so einer Unsicherheit betreffend der eigenen Gefühle leben? Wie kann man aufgrund dermaßen konfuser Zustände klare, nachvollziehbare Entscheidungen treffen? Wie rechtfertigt man sein Handeln und Denken sich selbst gegenüber, wenn die Basis indifferent ist?

Merkwürdig ist aber, dass ich wieder Interesse an der Therapie entwickelte. Vielleicht ist es so wie carö schrieb: "vielleicht sucht da etwas in dir, dessen du dir noch nicht bewusst bist. dieses etwas kennst du noch nicht, vielleicht will es sich finden lassen… [...]".

Vielleicht will es sich ja wirklich finden lassen. Was aber, wenn ich damit nicht einverstanden bin? Ich habe von Sitzung zu Sitzung immer mehr den Eindruck, dass mein Selbst grauenhaft ist. Mein Selbst kommt mir wie ein primitives Monster vor, welches nur durch mich, durch mein Ich, unter Kontrolle gehalten wird. Ich glaube auch, dass ich zum ersten Mal bewusst Angst vor etwas empfinde, nämlich vor meinem Selbst.

Wie ist es, wenn man an sein Selbst herankommt? Ist das gut? Schlecht? Kann ich das beliebig wieder ein- und ausschalten, damit ich mir wenigstens aussuchen kann, wann es besser ist zu fühlen oder nur mit Ratio zu agieren? Ich habe den Eindruck, dass ich die Kontrolle verlieren könnte, und dies ist absolut inakzeptabel.

Mit freundlichen Grüßen

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Misanthrop
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Beitrag Di., 27.07.2010, 20:34

Ich glaube nicht, dass man das Bewusstwerden seines Selbst' ein,- oder ausschalten kann.
Interessant finde ich aber, dass du dein Bewusstsein von deinem Selbst trennst. Könntest du dies vielleicht genauer definieren?

@ ad absurdum: Ich bin nicht mehr in der Lage PM's zu schreiben. Weißt du warum? Ist dieser Service vielleicht nur den zahlenden Nutzern, dieses Forums vorbehalten?
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Beitrag Di., 27.07.2010, 20:40

Misanthrop, eigentlich nicht, soweit ich weiß. Schau mal in diesen Thread hinein: viewtopic.php?f=43&t=15103
Vielleicht kann dir da geholfen werden.
Ansonsten, Threadrelevantes könntest du wohl auch hier hinein posten, sofern es nicht zu privat ist.
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Egon Schiele

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Beitrag Di., 27.07.2010, 21:21

Hallo Misanthrop und Dusky noch einmal, ich will jetzt auf die Punkte in euren ersten Posts eingehen:

Es ist interessant, wie unterschiedlich eure Verhältnisse zu euren Eltern sind, auf der einen Seite (Misanthrop) eine sehr innige, auf der anderen Seite (Dusky) eine oberflächliche Beziehung. Vielleicht könnte man da etwas Ursachenforschung betreiben, was zu eurem introvertierten Verhalten geführt hat, wenn auch sicherlich ein Teil Veranlagung sein mag und nicht nur die Erziehung.
Bei mir handelt es sich meiner Ansicht nach eine Mischung aus den beiden Seiten: Während meine Mutter sich stets nur um meine körperlichen Bedürfnisse gekümmert hat, aber mir gegenüber (wie auch gegenüber meinem Vater) immer lieblos wirkte, solange ich mich zurückerinnern kann, hatte ich immer eine starke, wenn auch nicht unbedingt einfache Beziehung zu meinem Vater, obwohl er immer versucht hat, mich zu lenken, und ich weniger ein Kind war, als eine Partnerin für diverse Aktivitäten.
Trotzdem sind meine Eltern keine Personen, die ich ernstlich vermisse, wenn ich einmal längere Zeit von ihnen getrennt bin. Wie das bei ihrem Tod wäre, kann ich mir eigentlich kaum vorstellen, bis auf dass ich ohne meine Mutter ziemlich hilflos, und ohne meinen Vater noch einsamer wäre. Der Vermissensaspekt fehlt eigentlich in meinem Leben, ich vermisse nie jemanden wirklich.
Das Problem mit der Unselbstständigkeit kennne ich auch, da meine Mutter darauf verzichtet hat, mir manche Dinge beizubringen, und sich jetzt darauf beschränkt, sich darüber aufzuregen, dass ich sie nicht beherrsche.
Auch Langeweile kommt oft auf, aber das liegt vermutlich auch an meiner Unselbstständigkeit, die meine eigenen Interessen gegenüber denen meines Vaters verkümmern ließ. Oder aber, ich gleite zunehmend in die Freudlosigkeit ab. Ich vermute, es ist eine Mischung aus beidem.
Der Kontakt zu Menschen fällt mir auch recht schwer, nicht in Online-Gefilden, aber in der Realität. Nicht nur, dass sie mich kaum verstehen und immer für etwas seltsam halten, meinen Humor sowieso auch, ich kann auch oft nichts mit ihnen anfangen. Eine Beziehung ohne ausreichend (also sehr viel) Distanz kann ich mir ohnehin nicht vorstellen. Nicht mehr, muss dazu gesagt werden. Aber schiziod ist nicht gleichbedeutend mit a-sexuell. Es kann vorkommen, muss aber nicht.

Was ihr beide erwähnt, sind Selbstgespräche: So führte ich früher welche, aber mittlerweile ist mir nicht mehr so danach, es sei denn, ich bin betrunken. Vielleicht hat das auch mit meiner Medikation zu tun. Jedenfalls halte ich es zwar für nicht gerade "normal", aber so schlimm ist es dann auch wieder nicht, meines Erachtens nach.
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Egon Schiele

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Dusky
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Beitrag Di., 27.07.2010, 22:17

Guten Abend

Da hier gerade etwas auf die Beziehung zu den Eltern eingegangen wird wollte ich dazu nochmals was schreiben. Ich habe zum Beispiel oft das Gefühl, dass ich bestimmte Verhaltensweisen nie von meinen Eltern übernehmen konnte, weil sie sie selbst nicht vorweisen, also wie Zuneigung etc. also ähnlich wie bei deiner Mutter, ad absurdrum. Auch habe ich das Gefühl, dass ich meine Eltern nie wirklich vermisst habe, zumindest bisher... Nur ist es schon eine Art "Sicherheitsgefühl" sie in meiner Nähe zu wissen.

Noch eine Frage an dich ad absurdum: besteht bei dir denn der Wunsch zu Kontakten und dir fallen einfach die Knüpfung und Aufrechterhaltung schwer, oder wünschst du dir überhaupt keine sozialen Kontakte? Bei mir ist es relativ kompliziert, denn wenn ich alleine bin wünsche ich mir Kontakte, sobald ich aber mit Menschen zusammen bin wünschte ich mir wieder alleine zu sein...

Zu den Selbstgesprächen muss ich noch sagen, dass ich sie nur sehr selten führe und sie eig. auch ziemlich bewusst führe, sie also auch jederzeit kontrollieren und ausschalten kann, daher bin ich eigentlich auch der Meinung, dass das nichts weiter Schlimmes ist.

mfg Dusky

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ad absurdum
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Beitrag Di., 27.07.2010, 22:59

Das mit den nicht übernommenen Verhaltensweisen kann ich gut nachvollziehen, echte Gefühle zu zeigen fällt mir ziemlich schwer, auch kann ich keine Empathie zeigen, daran scheitere ich regelmäßig. Jemanden trösten oder aufmuntern kann ich einfach nicht, besonders nicht, wenn dies darin bestehen würde, die betreffende Person einfach in den Arm zu nehmen. Obwohl ich durchaus als offen und gesprächig auftreten kann - bin wohl eher ein "secret schizoid" da ich mich recht gut anpassen kann, wenn es denn sein muss. Aber im Grunde bleibe ich immer in meinem Kopf versteckt, weit weg von allem.

Ob bei mir der Wunsch zu Kontakten besteht, ist eine schwierige Frage. In streng limitiertem Umfang, ja, doch. Ich habe ein paar ausgewählte Freunde, mit denen ich, wenn ich sie nicht sehen will, schreibe, und die ich gelegentlich treffe. Es macht mir auch vergleichsweise wenig aus, unter Menschen zu sein, wenn ich muss. Etwas unangenehm bleibt es natürlich, sodass ich solche Situationen meide, aus Bequemlichkeit, aber ich habe keine Angst vor ihnen.
Den Zwiespalt kenne ich gut, ich habe ihn in diesem Thread bereits beschrieben, aber langsam scheint es sich zu legen. Das Ziel ist bei mir, je nach dem welches Bedürfnis im Moment stärker ist, es zu erfüllen, aber dabei nicht zu extrem zu werden.

Überhaupt, Dusky, du bist, wie ich sehe, erst 15 - deine Persönlichkeit befindet sich erst in der Entwicklung, und dir kann noch gut geholfen werden.
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Egon Schiele

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Dusky
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Beitrag Di., 27.07.2010, 23:47

Jemanden nicht durch körperlichen Kontakt trösten zu können kenne ich von mir auch sehr gut, allgemein fällt mir körperlicher Kontakt schwer, oder auch Umarmungen allgemein. Wenn ich z.B. fremde Leute sehe, die sich umarmen oder auch mal in einer Dokumentation o.ä. die Situationen sehe und wie die Menschen dann reagieren, stelle ich mir oft vor, wie ich darauf reagieren würde und stelle dann fest, dass ich viel kühler handeln würde.

Als offen und gesprächig auftreten fällt mir auch nicht besonders schwer, wenn ich es denn will. Auch Vorträge vor grösseren Menschenmassen fallen mir leicht, da es nur um Fakten, Theorien und einstudierte Sachen geht, und nicht um Zwischenmenschliche Angelegenheiten. Zu meiner Verhaltensweise, dass ich mir Kontakte wünsche aber wenn ich welche habe lieber alleine wäre kann ich nur sagen, dass es nicht umbedingt zwanghaft ist aber ich spüre dann einfach, dass ich mich unwohl und fehl am Platz fühle und mich dann auch möglichst schnell zurückziehe. Ich habe mir noch nicht den ganzen Thread durchgelesen und daher leider auch deinen Beitrag zum Zwiespalt nicht, werde das aber bei sich bietender Gelegenheit noch nachholen.

Ja, ich bin erst 15 und bin mir gerade deshalb auch nicht sicher, ob ich bei mir überhaupt von einer Störung reden könnte oder ob einfach auch die Pubertät etc. noch viel zu meinem Verhalten beiträgt, jedoch vermute ich das weniger, da ich auch schon früher so war. Bisher habe ich mir über die ganze Sache auch nicht wirklich Gedanken gemacht, jedoch habe ich in letzter Zeit vermehrt mit psychischen Beschwerden oder Krankheiten in meinem Umfeld zu tun und interessiere mich auch stark für solche Dinge und habe daher auch viel über allgemeine psychische Krankheiten gelesen. Als ich auf die schizoide/schizotypische PS gestossen bin, habe ich mich sofort wiedererkannt und hier im Forum sind das eig. meine ersten bewussten Schritte in dieser ganzen Geschichte mit denen ich mich damit auseinandersetze und ich habe daher auch noch nicht wirklich eine Vorstellung davon, wie ich mir am besten helfen lassen könnte oder ob ich überhaupt Hilfe benötige/will.

Jedenfalls werde ich jetzt erst mal schlafen gehen und hier morgen wieder reinschauen.
Ich wünsche eine gute Nacht.

mfg Dusky

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Misanthrop
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Beitrag Mi., 28.07.2010, 10:03

Die Selbstgespräche führe ich auch sehr bewusst. Aber wenn ich nicht laut genug Denke, kann ich meine Gedanken nicht gut genug "verarbeiten". Ich rede dann meistens über Situationen in denen ich mich gerade befunden habe, oder was ich noch am Tag vor habe, oder auch über ganz simple Dinge, wie Filme, Serien und so weiter.

Körperkontakt fällt mir nicht schwer. In meiner momentanen Beschäftigung als Zivildiener in einer Behinderteneinrichtung, werde ich andauernd, abgetatscht und umarmt. Ich "spiele" dann einfach mit. Kein Problem. Allgemein kommt es mir so vor, als würde ich häufig Reaktionen mimen, wenn sie gefordert sind. Was mir nur auffällt ist, dass mir nicht ein einziger der Personen in der WG Leid tut. Ihre Schicksaale sind mir egal. Klingt so, als wäre ich ein (richtig) schlechter Mensch.

Auch Menschenmassen finde ich halb so schlimm. Überfüllte U-Bahnen stören mich nicht. Nicht ein mal Festivals, oder Konzernte, wobei ich da nur hin gehe, wenn mein bester (und einziger) Freund versuchen will, mich der Gesellschaft näher zu bringen. Ich fühle mich dann dort aber sehr fehl am Platz und stehe nur herum.

Vor Menschenmassen hingegen Reden, etc. halten fällt mir schwer, da ich nicht wirklich gerne im Mittelpunkt des Geschehens stehe. Ich bin lieber im Abseits. Dennoch war es schon immer mein Wunsch, als Schauspieler (später dann, als ich immer introvertierter wurde, "nur noch" Synchronsprecher, weil man da ja abseits der Kamera steht ^^) werden.

So viel mal von mir dazu. Falls ich einen Punkt ausgelassen habe, macht mich ruhig darauf aufmerksam, werde ich bei bestehendem Interesse ergänzen.
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Dusky
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Beitrag Mi., 28.07.2010, 13:32

Guten Tag

Ist das mit den Selbstgesprächen bei dir dann also auf Grund einer Konzentrationsschwäche, also dass du deine Gedanken ansonsten nicht fokussieren kannst oder verstehe ich das falsch? Ich selbst benutze die Selbstgespräche nicht so (glaube ich zumindest), ich weiss eigentlich auch nicht genau, wieso ich sie führe...meistens führe ich die Selbstgespräche auch in Situationen in denen ich niedergeschlagen bin, da es auch auf eine Art tröstlich ist eine menschliche Stimme zu hören.

Ich wollte hier noch ein anderes Thema ansprechen und zwar ist mir aufgefallen, dass ich manchmal Dinge die ich in Büchern, Zeitschriften oder sonstigen Sachen lese oder im Fernseher sehe auf mich beziehe, oder wie meine Zukunft aussieht... das sieht dann etwa so aus, dass ich z.B. zu mir selbst sage "Du schlägst jetzt dieses Buch auf und liest den ersten Satz, den du siehst: so wird deine Zukunft aussehen" aber im selben Moment denke ich mir auch, dass das totaler Quatsch ist und nichts aussagt. Ich weiss nicht genau unter was das geht oder wie man das bezeichnen könnte... Kennt ihr solche Situationen? Es fällt mir im Moment ein bisschen schwer gestörtes Verhalten von normalen Verhalten zu unterscheiden, da vieles, dass ich bisher für normal gehalten habe anscheinend für die meisten Menschen komisch ist.

mfg Dusky

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