Borderline und was ich mir wünsche!

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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*Norma*
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Beitrag Sa., 02.01.2010, 21:53

hallo ausgefuchst

ich habe 2 fragen:

- warum vergleichst du eigentlich so oft deine geschichte mit derjenigen von anderen menschen und bewertest somit das leben von anderen im stil von "weniger schlimm", "genauso schlimm", etc.? für mich hat das etwas respektloses anderen schicksalen gegenüber.

- du schreibst, niemand könne mit deiner geschichte mithalten und du würdest auch in solchen foren einsam bleiben. wie stellst du dir vor aus der einsamkeit herauszukommen, wenn du nichts von dir erzählen möchtest?

lg, norma

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Jesusechse
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Beitrag Sa., 02.01.2010, 23:41

Hi norma!

Ich kann Dir keine Antwort drauf geben. Eben hatte ich eine geschrieben, aber wieder gelöscht.

Ich kämpfe drum, dass man mir endlich glaubt. Nie hat mir jemand geglaubt und je mehr ich versuche, das irgendwem klar zu machen, wie schlimm das war, desto mehr kommen Leute wie Du und candle und greifen mich an.

Was soll ich denn machen, hm? Irgendwie ist es egal, was ich mache, es ist eh immer falsch, weil sich wieder einer nicht genug beachtet und ernst genommen fühlt. Ich hätte aber zur Abwechslung mal einfach gerne, dass mich mal jemand ernst nimmt und mal mich beachtet und mich versteht, denn im Gegensatz zu vielen anderen hatte ich nie jemanden, der für mich da war, auch nicht in Therapien, wo das eigentlich selbstverständlich sein sollte.

Ich will einmal an mich denken, einmal an mich und nicht wieder anderen hundertausenden gerechtwerden müssen. Ich bin nämlich zufällig wirklich durch die Hölle gegangen, ob mir das jetzt jemand glaubt oder nicht.

Was willst Du denn hören von meinem Leben? Alle peinlichen Details, alle einzelnen Traumatisierungen? Wo soll ich denn anfangen? Von meinem alkabhängigen Vater, der meine Geschwister geprügelt hat, wenn meine Mutter nicht willig war. Von den Übergriffen an ihr. Von seinen Tierquälereien, dass er das Haus abfackeln wollte, während wir drin waren (und dass das für mich als 5-Jährige normal war, ich mich nur geärgert hab', weil man dann sowas doch nicht zwei Tage vor Heilig Abend macht), und und und.... was halt alles los war. Es tut mir leid, aber ich kann hier wirklich keine persönlichen Sachen erzählen, das wäre viel zu peinlich und ich wäre auch identifizierbar. Ich kann Dir nicht erzählen, was sonst noch war, es war auch viel zu viel.

Außerdem mülle ich doch dieses Forum schon viel zu viel zu.

Ich finde mein Schicksal schlimm, nicht, weil einzelne Dinge so schlimm gewesen sind (Da gibt's sicher Leute, die heftigere und grausamere Dinge zu berichten hätten.), aber dass einem soviel passieren kann, aus sovielen verschiedenen Ecken, soviele Angreifer und Sachen, die einfach Riesenpech waren, dass es so geballt kam. Und als Tüpfelchen auf dem i dann noch Psychotherapie, die sich als Psychoterror entpuppt hat. Ich war auch am Ende, ich wollte auch geholfen bekommen, stattdessen kam Gehirnwäsche und psychische Folter. Ich frag' mich jeden Tag: Warum werden andere von Therapeuten gut behandelt, teilweise sogar hofiert, was haben die für Geschichten, dass denen das zu Teil wird und mir haben es die soo besorgt? Ich habe versucht, rauszufinden, ob's anderen schlechter ging. Aber als ich angefangen habe zu vergleichen, hatte keiner soviel verschiedene Schwierigkeiten wie ich.

Trotzdem war man zu denen nett und hat ihnen ein Leben danach ermöglicht, während man meins vollends zerstört hat. Und das versteh' ich nicht.

Ich hab' auch gehofft und hab' denen vertraut. Aber ich bin verheizt worden von Therapeuten, während andere die Privatnummer abkassieren und alle möglichen Privilegien bei Therapeuten genießen. Mich hat man eigentlich einfach verrecken lassen. Es ist dann durch einen Zufall nicht passiert. Aber das ist so mein jüngstes Trauma, dass man mich von professioneller Seite einfach hätte drauf gehen lassen.

Ich verstehe nicht, warum die anderen helfen und mir nicht. Deshalb der Vergleich. Aber ich hab's langsam rausgefunden. Mir ging's viel schlechter als anderen, da wussten sie einfach nicht mehr weiter. Mir hat niemand geholfen, weil sie es nicht konnten.

GLG

ausgefuchst

PS Wenn Therapeuten dann merken, es läuft nicht, wie gewünscht, dann drehen viele durch, viele werden aggressiv, machen die Patientin dafür verantwortlich, es hagelt Vorwürfe und und und. Ich war nie stabil genug und wurde so in ambulante Therapie geschickt. Keiner merkte, dass ich damit total überfordert war, alles ging schief. Zehn Jahre Todesangst und Höllenqualen nur durch Psychotherapeutenpfusch allein. Das andere kam dazu. Leben war unmöglich und Überleben wahnsinnig schwer. Friendly fire durch Therapeuten.

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nichtmehrda
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Beitrag So., 03.01.2010, 00:41

hallo ausgefuchst!

ach, das war ja alles enorm schlimm, was du durchgemacht hast!
Ich kämpfe drum, dass man mir endlich glaubt. Nie hat mir jemand geglaubt und je mehr ich versuche, das irgendwem klar zu machen, wie schlimm das war, desto mehr kommen Leute wie Du und candle und greifen mich an.
der schwierigste schritt für mich war (und ist) mir selbst zu glauben und zu vergeben. solange ich versuche, das von anderen zu kriegen, funktioniert es nicht - ich erlebe es so ähnlich wie du es hier mit verschiedensten worten zu beschreiben versuchst.

Beziehungen und so darf ich nicht haben....
ja, das versteh ich ganz gut.

in einem kurs, den ich kürzlich besucht habe, sagte die kursleiterin etwas, das mich fast von stockerl warf : das ziel ist es, sich selbst die größte liebe seines lebens zu werden.

ich arbeite hart daran - und merke, es geht nur ganz ganz langsam. und sobald ich mir druck mach (oder von anderen druck kriege) geht gar nichts mehr. ich hab - durch alles, was ich erlebt habe - offenbar so viel (selbst)hass in mir - fühlte mich wie das letzte stück dreck - auch wenn ich es nie wahrhaben wollte. und dann gab es - wohl ähnlich wie bei dir - viele wegbegleiter/innen, die es sicher auf ihre art gut meinten, aber genau so wieder in dieselbe kerbe schlugen - und letztlich meine meinung über mich selbst nur bestärkten (oder massive abwehr provozierten).

... ich freu mich für dich, dass du jetzt einen therapeuten hast, der für dich den richtigen zugang gefunden hat.

ich wünsch dir, dass auch du deinen weg findest, dir selbst deine größte liebe zu werden... (dann "darfst" du sicher auch wieder mal ne "beziehung" - vielleicht zumindest auch fürs erste eine ganz lose - eingehen ) - auch ich bin davon noch meilenweit entfernt. am wohlsten fühl ich mich zur zeit, wenn ich allein bin und vorsichtig entdecke, was MIR gut tut... )

gute nacht!
momo
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*Norma*
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Beitrag So., 03.01.2010, 00:44

hallo ausgefuchst

danke für deine offenen worte!

es liegt mir fern, dich anzugreifen. die motivation meiner fragen war reines interesse. auch käme es mir nicht in den sinn, dir nicht zu glauben oder dich nicht ernst zu nehmen.

du schreibst, es gehe dir heute besser, symptome seien z. t. ganz verschwunden, du habest den für dich besten therapeuten gefunden, der dich versteht, zu dem du vertrauen hast und der dir den für dich wichtigen "VIP-status" gibt. das hört sich gut an, sogar sehr gut!

wogegen kämpfst du nach wie vor? warum hälst du dich - angesichts deiner heutigen guten situation - nach wie vor mit ehemals unfähigen therapeuten auf?

lg, norma

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Jesusechse
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Beitrag So., 03.01.2010, 10:01

Hi norma!

Warum ich mich mit diesen inkompetenten Rohrkrepierern noch beschäftige?

Weil's mit denen ist, wie mit jedem anderen Täter auch, wie mit jeder anderen Traumatisierung auch, man kann es nicht vergessen.

Mir geht's heute gut, weil mein neuer Therapeut sowas wie'ne Geheimwaffe ist. Aber bisher haben wir nur Stabilisierung gemacht. Dh es geht mir gut. Es heißt aber auch, dass größtenteils überhaupt noch gar nichts verarbeitet ist. Die Wunden sind verbunden und haben aufgehört zu bluten, kann man sagen, der Rest kommt erst noch. Solange man diese Wunden in Ruhe lässt, tun sie auch nicht weh. Wann und wieiviel Traumatherapie noch kommt, wird man sehen. Vor zehn Jahren wollten sie in der Klinik schon EMDR machen, aber soweit kam's nie, weil ich immer labiler statt stabiler wurde. Am Ende ging nichts mehr. Wenn er mir nicht geholfen hätte, wär's eh vorbei gewesen.

Aber wie es halt so ist, wie es auch bei allen anderen Traumapatienten ist, es kommt ständig viel hoch, weil man irgendwo getriggert wird. Und im Moment ist es eben der Weihnachtsurlaub von meinem Therapeuten. Er ist weg und es kommen eben diese ganzen miesen Gefühle hoch, wo ich von Therapeuten jahrelang im Stich gelassen und oft fertig gemacht wurde.

So einfach ist das. Und den VIP-Status bei ihm brauch' ich nicht für mein Ego, oder um was besonders Tolles zu sein, sondern es gibt mir die Sicherheit, dass ich dieses Mal nicht verheizt werde, sondern diese Therapie endlich das bringt, was sie soll.

Weil es soviel war und so verschiedene Dinge, springe ich dann oft hin und her, wenn ich was erzähle, viele behaupten dann, da wären Widersprüche drin und werden misstrauisch. Dabei kommt's ja nur davon, dass man gar nicht weiß, wie man das erzählen soll und wo man anfangen soll?

Im Normalfall kommen Leute viel früher in Therapie, als das bei mir der Fall war. Ich war an Elend gewöhnt, ich hielt Suizidgedanken und Depri und alles, was es da gibt, für den Normalzustand. Wenn man dann so da ankommt, dann ist das für viele Therapeuten schon ein paar Nummern zu groß. Wie sich der Zustand dann entwickelt, wenn Therapeuten dann noch ein Jahrzehnt rumpfuschen, man sozial und finanziell komplett abrutscht und die Ausgangsproblematik gar nicht wirklich behandelt wird, man sich noch eine Abhängigkeit vom Therapeuten einfängt, kann man sich vorstellen? Na ja, oder auch vielleicht nicht, wenn man es nicht selber erlebt hat?

GLG + Danke für Dein Verständnis!

ausgefuchst

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Jesusechse
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Beitrag So., 03.01.2010, 10:26

Hi momo!

Ja, ich kann Dich gut verstehen. Ich hab' Deine Geschichte auch im anderen Thread ein bisschen mitgekriegt. Ich denke, ich kann ungefähr nachvollziehen, was bei Dir ist.

Mir geht's nahe, was ich von Dir mitkriege. Ich kenne vieles davon, weil meine frühere Freundin da sehr ähnlich war. Sie hatte auch viele Amnesien. Das ist schwer, wenn man nicht mal soviel Vertrauen in sich selber hat, dass man sich noch ständig selber anzweifelt.

Von außen muss ich sagen, sieht man das aber oft besser, grade, dass da diese Lücken sind, ist eben der Hinweis, dass da was war und dass es schlimm war. Wenn Du Dir wieder selbst die Frage stellst, ob die Phantasie mit Dir durchgeht, dann hast Du jetzt von mir eine klare Antwort: Nein!!!

Diese ganzen Amnesien fallen nicht vom Himmel, von nichts kommt nichts. Die Amnesien sind eigentlich die Beweisstücke dafür, dass diese Dinge in der Vergangenheit waren.

Selbsthass und Schuldgefühle sind was, was ich schlecht greifen kann, das hab' ich nicht. Alles, was ich sagen kann, ist, dass es sehr leicht ist, einem Kind einzureden, dass es nichts taugt und dass es an Dingen schuld ist, an denen es tatsächlich nicht schuld ist, sondern der Erwachsene. Kuck' hin, wie ein Kind ist: Das kann nicht unterscheiden, ob es den Osterhasen wirklich gibt und glaubt an das Christkind, das Geschenke bringt!! Kinder sind leicht beeinflussbar und Erwachsene können ihnen so ziemlich alles weiß machen, egal wie verlogen und unwahr das ist.

Ich mag Dich jedenfalls sehr gerne und Selbsthass und Schuldgefühle hast Du und ich werde Dir diese Dinge nicht einfach ausreden können, aber ich weiß, dass beides vollkommen unbegründet ist. Man hat Dich lange manipuliert und das ist die Folge davon. Auch, wenn Du das so empfindest: Gefühle sind nicht die Wahrheit! Du bist ok und lieb und liebenswert und an gar nichts schuld, im Gegenteil!!!

GLG

ausgefuchst

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Jesusechse
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Beitrag So., 03.01.2010, 13:21

Hab' noch was vergessen:

@norma:

Weißt Du, dadurch, dass ich jetzt das erste Mal einen Therapeuten hab', der mich so behandelt, wie sich das gehört und wie es sein sollte, wird mir erst langsam bewusst, was mir die davor angetan haben. Deshalb ist das einfach aktuell.

Und ich hab' eben sehr viel dadurch verloren und diese Verluste muss ich tragen, das ist auch aktuell und leider gar nicht vorbei.

Trotzdem geht's mir die meiste Zeit jetzt richtig gut. Ich weiß, was ich an ihm habe und ich weiß, wie gut er mir schon geholfen hat und wie gut er mir noch helfen wird.

Ich hab' ihn gefragt, ob trotzdem noch alles gut wird. Betonung auf "wird" und er hat nur gemeint:"Ja.".

Und er hält Wort, das beweist er jede Woche und jede Woche ging's mir besser. Es ging so schnell aufwärts, dass ich einfach weiß, dass ich in absehbarer Zeit komplett gesund sein werde. Er kam grade noch rechtzeitig, um die wirklich wichtigen Dinge im Leben zu retten. Das ist das, was wirklich zählt, finde ich.

Und jetzt hab' ich halt noch meine Durchhänger, aber meistens geht's mir gut und wenn's schlechter wird, ist das nicht lange so. Ich kann das wieder auflösen und wenn's gar nicht geht, dann kann ich ihn auch mal zwischendurch anrufen.

GLG

ausgefuchst

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nichtmehrda
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Beitrag Mo., 04.01.2010, 16:25

hallo ausgefuchst!
Du bist ok und lieb und liebenswert und an gar nichts schuld, im Gegenteil!!!
Danke! Tut gut - meine mum hat gerade wieder "gewütet"... und ich bin ziemlich fertig.
Ich hab' ihn gefragt, ob trotzdem noch alles gut wird. Betonung auf "wird" und er hat nur gemeint:"Ja.".
hat meine thera auch gesagt... und auch ich hab das gefühl sie hat recht. - trotz aller rückschläge.
gerade jetzt während ihres weihnachtsurlaubs scheinen sich die dinge wieder mal zu überstürzen. oder es liegt einfach daran, dass der abstand von fast 3 wochen doch noch ziemlich lang ist??? - aber jetzt haben wir's ohnehin bald geschafft... nur noch wenige tage, dann ist sie wieder da.
... und wenn's gar nicht geht, dann kann ich ihn auch mal zwischendurch anrufen.
das hätte sie sogar für ihren urlaub angeboten. aber wenn's ganz arg war, "durfte" ich nicht anrufen, und dann, wenn's wieder besser ging, dachte ich, ich mag sie eigentlich nicht stören. schließlich braucht auch sie ihre auszeit... aber so grundsätzlich darf das auch bei ihr sein und das allein gibt mir oft die sicherheit um mich wieder irgendwie zu erfangen bis zur nächsten stunde.

glg momo
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Jesusechse
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Beitrag Mo., 04.01.2010, 16:57

Hi momo!

Ja, Mütter!! Das ist so ein Thema.... Tut mir leid zu hören. Man kennt's, nicht, tausendmal läuft's gleich ab und trotzdem erwischt es einen immer wieder kalt, wenn sie sich "total daneben" benehmen (Ich nenn's mal so, weil ich mich dezent ausdrücken möchte, ich weiß ja nicht, was konkret da zwischen Euch los ist.).

Ich freu' mich, dass Du Dich meldest. Und ich freu' mich auch, dass meine Mail offensichtlich so angekommen ist, wie sie gemeint ist.

Ich weiß nicht, ob ich das so sagen darf, aber ich find' Dich "süß", Du bist anrührend. Ich kann's mir schon ungefähr ausdenken, was bei Dir so gewesen sein könnte und ich weiß auch, wie schwer's Dir ganz bestimmt oft um's Herz ist. Du hättest mit Dir zu tun, aber Du bist so, wie manche werden, wenn man sie mieserabelst behandelt hat: Weich und sensibel. Manche verhärten, stumpfen ab, werden egoistisch, andere werden das Gegenteil. Zu denen gehörst Du. Du kümmerst Dich um andere, als wenn's selbstverständlich wäre. Mich beeindruckt es. Irgendwie hast Du mich von Anfang an beeindruckt.

Du hast so'ne warme Art. Ich hoffe, Du gibt's nicht alle Wärme ab, sondern lässt auch Dir selber genug davon?

Du bist auch in dem anderen Thread?! Bist Du auch innerlich "zerrissen"? Kennst Du verschiedene Anteile und Strömungen in Dir, vielleicht auch kleinere? Wenn ja, dann hoffe ich, dass sie das hier mitkriegen:

Dass es Dich/Euch auf der Welt gibt ist was ganz Schönes! Und ich hätte Euch eine schöne Vergangenheit gewünscht. Und ich bin überzeugt, dass für Dich/Euch noch irgendwann viele schöne Zeiten kommen.

Ich würde Dir, liebe momo, so gerne soviel schreiben und sagen, damit Du siehtst, dass ich Dich - denke ich - wirklich gut verstehe. Aber ich wag' mich lieber nicht weit da vor. Es ist manchmal besser, man spricht etwas nicht so direkt an und aus, nicht, dass man schmerzliche Dinge aufreißen würde. Das möchte ich nicht riskieren, Dir nur sagen, dass ich Dich bestimmt gut verstehe und einfach, dass da jemand ist, der das alles sieht und nachfühlen kann, zumindest bis zu einem gewissen Punkt.

Die paar Tage werden jetzt auch noch rumgehen?!

Meiner ist schon wieder da. Aber ich weiß noch nicht, wann wir dann reden werden.

GLG

ausgefuchst

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hungryheart
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Beitrag Mi., 06.01.2010, 17:44

hey ausgefuchst,

wollte dir nur sagen, dass ich glaube zu verstehen, was du meinst

es hat was mit sich selbst und seinen gefühlen glauben zu dürfen zu tun, oder?
Nimm was du willst und zahl dafür.

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Jesusechse
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Beitrag Mi., 06.01.2010, 20:14

Hi hungryheart!

Ja, das geht schon in diese Richtung. Das zieht sich quer durch. Als ich meine BL-Diagnose bekam, lieh' ich mir ein Buch aus, weil mir BL gar nichts sagte.

"GRENZLINIE" ???

Was sollte das sein? Das sollte ich haben?

Daher das Buch. Ich schlug es auf und las den ersten Satz. Da stand dann so in etwa:

"Borderline ist eine schwere Geisteskrankheit.....".

Weiter kam ich nicht mit dem Lesen, weil ich anfing zu heulen und zu zittern. Ich war nicht geisteskrank und wollte so nicht genannt werden, und wollte auch keine Bezeichnung, die das indirekt aussagt. Ich hatte Angst, man würde mich mit dieser Erkrankung nicht mehr meinen Job machen lassen.

Borderline würde früher nur mit gestört gleichgesetzt, mit ganz schrecklichen tyranischen Menschen, unter denen alle anderen zu leiden hatten.

Dabei war's ja gerade umgekehrt. Ich litt unter dem Terror von anderen.

Es war einfach alles verkehrt rum, die Welt stand Kopf und alle Gesezte, die mal galten, galten nicht mehr. Der Täter wurde als Opfer behandelt. Er war in der Psychiatrie und wurde behandelt, hatte Therapie. Und ich saß alleine zu Hause und bin verhungert.

Ich hab' das alles nicht kapiert und war sehr durcheinander. Ich verstand gar nichts mehr.

Das ging lange so. Und genau deshalb, weil Opfer schon total verwirrt sind und sich irrgendwann dann in Anklagen - entweder von außen oder von sich selbst - wiederfinden, ist eine Diagnose, die das aussagt und bestätigt, dass man verletzt wurde, dass man angegriffen wurde, so wichtig.

Es ist auch wichtig, weil man infolge von Gewalt sein Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl verliert. Da ist eine Diagnose, die quasi aussagt: "Du bist defekt, persönlichkeitsgestört und von Dir aus schadhaft!" soviel, wie wenn man Öl ins Feuer gießt!

Heute ist es besser. BL wird immer mehr mit Trauma in Verbindung gebracht, es wird mehr auf die Ursachen Bezug genommen. Früher hatten hauptsächlich Psychoanalytiker das Sagen und so war die Landschaft geprägt. Man konnte nur an die falschen Leute kommen, die einen noch kaputter machten.

Psychoanalyse bei Traumapatienten ist ungefähr so, wie wenn man bei einer Wirbelsäulenverletzung eine Chemotherapie macht und den Patienten ständig hin und her bewegt und quält, ohne die angebrochenen Wirbel zu fixieren.

Man konnte fast nur drauf gehen.

Das alles wegen einer Diagnose mit einem Namen von vor 100 Jahren (!!!!!!).

Ist doch beknackt.

Und klar, man braucht auch für sich selber mal die Bestätigung, dass man nicht einfach nur spinnt, sich in was reinsteigert, sondern es wirklich so war. Man braucht das, um das Selbstvertrauen wieder aufzubauen.

GLG

ausgefuchst .

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Schwarz-Weiß
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Beitrag Mi., 06.01.2010, 21:00

Hallo ausgefuchst,

ich bin erst neu hier on Board, denn möchte ich Dir mitteilen, das ich symbolisch den Hut vor Dir ziehe. Ich meine das so wie es hier geschrieben steht.
Ich habe die Diagnose erst seit 2008, ich bin noch immer sozusagen auf dem Selbstfindetrip. Die damit verbunden Gefühls - und Stimmungsschwankungen, Krisen, Selbstmordgedanken,SSV, Wut, Hass, Verzweiflung und dergleichen sind mir schon lange, lange vertraut aber ich wusste nie warum.
Erst der tragische Tod meines geliebten Hundes lies mich mein Schweigen brechen nach über 35 Jahren.
Es ist mir ein Rätsel wie ich bis dahin gekommen bin und ich es geschafft habe zu Schweigen.
Ich wünsche mir nur einen kleinen Bruchteil Deiner Kraft, Deines Mutes und Deines Durchhaltevermögens.
Ich weiß nur eins, ich lebe noch....

Sabine

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Beitrag Mi., 06.01.2010, 22:49

Hallo Sabine!

Ich bin doch auch noch ganz neu hier! Sollen wir uns gegenseitig willkommen heißen?

Schön, dass Du da bist (und ich meine nicht nur im Forum )!!

Das mit Deinem Hund tut mir leid. Wir hatten auch immer einen Hund. Jetzt auch. Er ist alt und ich weiß, er wird nicht mehr so lange da sein. Ich kann Dich gut verstehen und geh' dem entgegen, was Du schon aushalten musst.

Danke für Deine lieben Worte. Ich bin ganz verlegen davon.

Willst Du wissen, warum ich noch da bin? Weil ich jemanden getroffen hab', der mich fasziniert hat, der lieb war, einfach ein wunderbarer Mensch. Nee, er war nicht mein Freund. Ich hätte ihn gerne gehabt, aber er war schon mit einer anderen Frau fest zusammen. Ich hätte da keine Chance gehabt. Wir kannten uns aber halt und er war immer sehr nett zu mir. Ich hab' immer gesehen, wie er mit seiner Freundin umging.

Und da hab' ich gewusst, dass ich das auch noch erreichen will. Ich meine mit "das" richtig glücklich und zufrieden sein. Ruhe finden und einfach geliebt werden und auch jemanden lieb haben. Ich wollte auch mal noch gut behandelt werden und unter netten und freundlichen Menschen sein, Spaß haben, flapsig sein, erfolgreich sein.

Davon hab' ich geträumt und das wollte ich noch erleben. Das hat mich - glaub' ich - doch über alles hinweg auch getragen, hat mich doch immer wieder Dinge versuchen lassen.

Ich fand's so schön, wie Menschen miteinander doch auch sein können oder auch mit Tieren. Meine Katze rennt mir immer nach, die ist total verrückt nach mir. Und dann lässt sie sich plumsen und haut sich volle Kanne neben mich hin, kuckt und es heißt nur: Hab' mich lieb! Ich hab' Dich auch lieb!

So leicht kann das Leben sein. Es ist alles nicht so kompliziert, wie es uns vorkommt. Ich hatte verlernt, auf das Schöne/Gute, was doch auch da ist, zu schauen. Ich hatte nur noch drauf gekuckt, wo man fies zu mir war und wo man mich enttäuscht und getreten hatte. Das war falsch. Das macht einen nur traurig.

Ich bin heute nicht so, wie ich gerne wäre. Ich hab' viel Angst und Panik, ich kriege so vieles (noch) nicht hin und hab' dann oft fast großen Ärger. Das ist nicht leicht und nicht schön.

Aber jetzt geb' ich nicht mehr auf, nicht nach allem, was ich schon ausgestanden habe! Jetzt auch nicht mehr, jetzt erst recht nicht mehr, Sabine!

Ich hoffe, Du kannst das ein bisschen auch für Dich so nehmen?!

GLG

ausgefuchst

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Beitrag Do., 07.01.2010, 09:31

Hallo ausgefuchst,

ich versuche es, ich versuche eben die vielen kleine schönen, wenn auch kurzen Momente im Leben anzunehmen und zu geniessen, soweit das geht.
Es ist noch ein langer Weg....

LG
Sabine

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nichtmehrda
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Beitrag Do., 07.01.2010, 13:25

hallo ausgefuchst!
war einige tage offline - hat was mit einem defekten / neurotischen???;-) antivirus-programm zu tun, das sich nicht mehr installieren aber auch nicht (ganz) löschen lässt... und ich daher ganz ungeschützt unterwegs bin im moment...
wollte dir aber trotzdem unbedingt ein ganz ganz herzliches DANKE für dein liebes posting vom 4.1. schreiben!!!! ich hatte tränen in den augen als ich es las!!!
würde dir gern mehr schreiben, aber... siehe oben. melde mich wieder, sobald das blöde programm wieder auf dem rechner läuft!
inzwischen glg
momo
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