Schizoide Persönlichkeitsstörung

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
Benutzeravatar

Elle
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 40
Beiträge: 297

Beitrag Mo., 05.07.2010, 18:04

Danke für die Antwort, carö.
oft hab ich das vollkommen abgewehrt und mit gegenaggression reagiert, weil ich mich vermeintlich nur verteidigt habe.
Oh je. Das kommt mir leider sooo bekannt vor, diese passive Aggression.
Ich habe beim besten Willen keine Ahnung, wie das enden soll. Ich bin ja auch schon in der 2. Verlängerung und habe nicht mehr so viel Zeit. In dem, was Du schreibst, erkenne ich mich aber sehr wieder.
Ich frage mich, wie ich das jemals auflösen soll.

Werbung

Benutzeravatar

ad absurdum
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 20
Beiträge: 34

Beitrag Mo., 19.07.2010, 16:56

Hallo wertes Forum.
Ich grabe diesen Thread wieder aus, weil ich der Meinung bin, dass mir eine Antwort von jemandem vielleicht helfen könnte, meinen inneren Zwiespalt zu überwinden.
Warum ich ausgerechnet hier schreibe? Nun, meine Diagnose lautet mittlerweile unter anderem: Gefahr der Entwicklung einer kombinierten Persönlichkeitsstörung mit schizoiden und paranoiden Anteilen, und ich finde mich im Bild des SPD durchaus wieder, wenn auch nicht vollständig (ich finde hierbei den englischen Wikipedia-Artikel besonders treffend, manch anderer erscheint mir zu eindimensional, auf die extremen Bereiche konzentriert, während ich finde, dass bei mir eher die Sektion, die die offenen und versteckten Merkmale (overt/covert) beschreibt, zutrifft). Überdies hängt mein aktuelles Problem eindeutig damit zusammen.
Die Sache ist die: Ich vereinsame zusehends.
Seit ungefähr einem Monat habe ich keinen meiner (wenigen) Freunde mehr gesehen, und ehrlich gesagt habe ich auch wenig Interesse daran, jemanden zu treffen. Schon der Gedanke an die mögliche Banalität dieser Begegnung langweilt mich derart, dass mir jegliche Lust vergeht. Der Kontakt beschränkt sich auf das Schriftliche - hauptsächlich Chat, was mich erstaunlicherweise keineswegs stört, ich schreibe gerne, auch mit Personen, und während ich nach einiger Zeit persönlichen Kontakt mit Menschen kaum mehr ertrage, tritt dies beim Chatten höchst selten auf.
Jedenfalls sind die einzigen Personen die ich regelmäßig sehe, meine Familienmitglieder. Ich lebe bei meiner Mutter und deren Lebensgefährten, zusammen mit meinem kleinen Bruder, aber auch mit ihnen habe ich selten mehr als nötig zu tun, meinem Bruder gegenüber verhalte ich mich sogar zu jeder Zeit höchst abweisend, was mir zwar gelegentlich leid tut, aber ich kann nicht aus meiner Haut. Mein Vater ist die Person, mit der ich am meisten unternehme, aber ihn sehe ich höchstens zwei Mal in der Woche, und es reicht mir auch völlig.
Es verhält sich also folgendermaßen: Ich steuere selbst wie viel, beziehungsweise wenig, Kontakt ich zu Menschen habe, entscheide dies für mich, und hätte sicherlich negative Gefühle, wenn ich mehr Zeit mit Personen verbringen würde. Allerdings hält mich das nicht davon ab, mich schrecklich einsam zu fühlen, ganz eindeutig fehlt mir etwas, nur was? Ich würde unmöglich mehr Begegnungen mit Menschen ertragen, ohne mich dabei schlecht zu fühlen.
Und all dies, obwohl ich in den letzten Monaten den Eindruck hatte, es würde besser werden mit mir. Nach meinem Zusammenbruch im Dezember ging es langsam bergauf, ich habe mehr mit Freunden unternommen, habe mich weniger fremd gefühlt. Doch kaum kommt der Sommer, geht alles wieder von vorne los. Da ich nicht gezwungen bin, durch Schule oder dergleichen, Kontakt zu haben, will ich auch keinen. Ich fühle mich unfähig, mich bei jemandem zu melden, anzufragen, ob man etwas machen will, ich will nicht. Obwohl die Idee an sich mir vielleicht sogar gefallen könnte, ausnahmsweise.

Kennt das jemand von euch, und hat vielleicht sogar eine Idee, wie man diesen innerlichen Zwiespalt überwinden kann?

Grüße, ad
Ich bin Mensch, ich liebe
Den Tod und Liebe
Das Leben.


Egon Schiele

Benutzeravatar

frozen rabbit
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
männlich/male, 26
Beiträge: 508

Beitrag Mo., 19.07.2010, 17:38

Wie verbringst du deine Freizeit?

Hat man selbst genaue Pläne kann eine Aktivität doch nicht banal werden, egal ob nun jemand dabei ist oder nicht. Um die Unsicherheit beim Anrufen anderer zu verringern hilft es somit schon zu wissen, was man wie machen möchte.

Führt man eine Aktivität längere Zeit alleine durch, kommt das Einsamkeitsgefühl oft schon von allein, das helfen könnte, ein soziales Miteinander besser zu überstehen.

Zumindest gehts mir so. Je mehr ich mich "draußen in der Welt" bewege, desto größer wird mein Wunsch nach Kontakt zu anderen, weil alleine Eisessen kann fad sein, alleine in den Zoo gehen, alleine ins Kino, usw. Verschlimmern kann ich es nur, wenn ich mich zuhause eingrabe.

Wie ist dein Bruder? Ist er nicht allzu wild, kann er doch ein guter Freizeitpartner sein. Du müsstest dich nur aufraffen, es auch zu machen und nicht gleich abweisend zu reagieren. Gehe mit ihm radfahren, skaten, schwimmen, Kino, einkaufen, schaue mit ihm abends gemeinsam fern, erkundige dich nach seinem Schultag. Sehe es auch als Übung an. Ja, es kann schwierig sein.

Hast du Angst, dass er dann auch etwas von dir wissen will?

Benutzeravatar

ad absurdum
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 20
Beiträge: 34

Beitrag Mo., 19.07.2010, 18:02

Hallo frozen rabbit,
danke für deine Antwort.

Meine Freizeit (also im Augenblick überhaupt meine Zeit, weil ich nach der Matura nun arbeitslos bin) verbringe ich hauptsächlich vor dem Computer, wie so viele... Einfach, weil ich mich da am leichtesten ablenken kann. Großartige Hobbies habe ich nicht, meine Interessen versanden ziemlich.
Am liebsten mache ich Dinge, die man allein tun kann oder muss, wie lesen (das mir leider dank Konzentrationsschwierigkeiten im Moment etwas schwerer fällt), Musik hören, schreiben, und zeichnen, und solche Dinge, wo es kaum unterschied macht, ob man alleine ist oder nicht, wie ins Kino, ins Theater gehen.

Die Sache mit den genauen Plänen ist folgende: sie lassen sich meist nicht genau umsetzen, was mich oft ärgert, weil ich dazu neige, mir genau auszumalen, wie es sein wird. Und gleich im Anschluss auch, wie diese erste Vorstellung von der Realität vernichtet wird. Meist bin ich dann zu perfektionistisch blockiert, um überhaupt anzufangen.

Aber vielleicht kann ich wie du sagst wirklich versuchen, alleine ETWAS zu tun, anstatt alleine nichts zu tun, möglicherweise bekomme ich dann wirklich Lust, jemanden zu sehen und mich zu unterhalten, anstatt arroganterweise jegliche Unterhaltung als banal und bedeutungslos, nicht tiefgehend genug, zu sehen.

Mein Bruder ist ziemlich wild, und unsere Interessen liegen ziemlich weit auseinander, aber er scheint mich dennoch gelegentlich als Gesellschaft haben zu wollen. Das Problem liegt bei mir, ich ertrage seine Gegenwart ziemlich schlecht, und seine Art macht mich aus einem mir zum Teil unbekannten Grund rasch wütend. Aber du hast recht wenn du sagst, ich sollte mich mehr mit ihm beschäftigen, es wäre eine ausgezeichnete Übung, meine Abneigung zu überwinden, wenn auch keineswegs eine leichte.
Ich befürchte allerdings meistens, dass er wieder meine Grenzen überschreiten wird, beim gegebenen kleinen Finger die ganze Hand nimmt, und beschließt, mich in eine Ecke zu drängen mit seiner ständigen Anwesenheit. Insofern befürchte ich schon, dass er dann zu viel von mir wissen will, und die für mich notwendige Distanz nicht hinnimmt.
Ich bin Mensch, ich liebe
Den Tod und Liebe
Das Leben.


Egon Schiele

Werbung

Benutzeravatar

Affenzahn
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 33
Beiträge: 1462

Beitrag Mo., 19.07.2010, 21:43

ad absurdum hat geschrieben:Kennt das jemand von euch, und hat vielleicht sogar eine Idee, wie man diesen innerlichen Zwiespalt überwinden kann?
Denk dir aus, welche Möglichkeiten du in deinem Verhalten überhaupt hast, mach eine Liste. Dann bekommst du vielleicht den Durchblick.

Benutzeravatar

ad absurdum
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 20
Beiträge: 34

Beitrag Mi., 21.07.2010, 14:06

Da fällt mir in aller Härte auf, wie sehr mich diese Sache einschränkt:
Eine Entscheidung zwischen den beiden Seiten scheint mir unerträglich.
Bleibt nur, entweder passiv auf das Verschwinden des Gefühls der Einsamkeit und auf das Eintreten weitergehender Emotionslosigkeit zu warten, die stellenweise bereits aufgetaucht ist. Doch würde das nicht Verwahrlosung bedeuten?
Oder, was meine Therapeutin vorgeschlagen hat, abwechselnd und vorsichtig beide Bedürfnisse zu erfüllen, und dabei zu vermeiden, die jeweils andere Seite allzusehr zu brüskieren. Das wäre weitaus schwieriger, und benötigt sorgfältige Abstimmung.

Meine Lethargie verleitet mich zu Ersterem, mein Wunsch nach Besserung zu Zweiterem, schon wieder fühle ich ambivalent. Trotzdem werde ich mich bemühen, etwas zu tun, anstatt zu verharren.
Ich bin Mensch, ich liebe
Den Tod und Liebe
Das Leben.


Egon Schiele

Benutzeravatar

Amazonee
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 51
Beiträge: 181

Beitrag Mi., 21.07.2010, 20:01

Hallo ad absurdum,

ich habe ebenfalls eine schizoide Persönlichkeitsstruktur (dazu noch eine rezidivierende depressive Störung.) Als Störung möchte ich das nicht bezeichnen, denn die PS stört mich meist nicht. Hin und wieder schon, dann mache ich eine Therapie und bekomme zu hören, dass eine PS ohnehin nicht zu therapieren ist. Naja… ist wohl auch so, denn so durchgreifend geholfen hat auch die letzte Therapie nicht. Aber sie hat mir klar gemacht, dass meine PS gar nicht so völlig daneben ist. Manche Berufe können nur von schizoiden Persönlichkeiten ausgeübt werden (Forscher in Labors, Archivare, usw.). Ich kann damit leben, nicht der strahlende Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu sein.

Allerdings fühle ich mich nicht einsam, wenn ich allein bin. Im Gegenteil, ich habe eher unter anderen Menschen das Gefühl einsam zu sein, weil kein wirklicher Kontakt entsteht. Ich unterhalte mich, schaue ihnen zu, aber da kommt bei mir kein Gefühl auf. Es ist dann etwa so als ob ich in einem Aquarium sitze, kann alles sehen, hören... aber der "feinstoffliche" Austausch findet nicht statt.

Dann gehe ich lieber alleine Essen, in den Zoo, ins Museum. Ich lese ohnehin sehr gern… und das geht auch besser allein. Meine Freunde (wenige, aber gute) kennen das mittlerweile, sie lassen mich dann auch ein paar Monate in Ruhe, rufen vielleicht alle paar Wochen mal an, um zu hören wie es mir geht. Wenn ihnen meine „Eremitage“ zulange dauert, dann holen sie mich sozusagen zwangsweise raus. Zwingen mich mit ihnen essen zu gehen, oder mit ihnen eine Freundin zu besuchen. (Also… nach ca. einem halben Jahr ohne persönlichen Kontakt, ergreifen sie diese Maßnahme.)

Wenn ich wieder aus der Eremitage heraus bin, dann kann ich auch wieder auf eine Party gehen, ohne gleich völlig angenervt zu sein, manchmal gefällt es mir dort sogar. Aber zu einem Party-Animal werde ich wohl nie mutieren.

Kontakt zu meiner Mutter besteht jedoch die ganze Zeit. Wir telefonieren und ich besuche sie alle paar Wochen übers Wochenende. Aber unsere täglichen Telefonate sind auch relativ kurz, meist 2-3 Minuten, das reicht ja auch. Aber der Kontakt zu sehr Familienmitgliedern 1. Ordnung (Eltern, Kinder) ist für schiz. PS ohnehin möglich. Andere Personen sind schwerer auszuhalten.

Also… versuch doch einmal herauszufinden, wie dein Rhythmus ist. Vielleicht gibt es Zeiten, in denen du mehr Kontakt brauchst und ertragen kannst und Zeiten, da alles in anderen Bahnen abläuft. Ich habe sehr lange dafür gebraucht, bis ich mein Lebenskonzept gefunden hatte. Das richtige Maß an Kontakt und Alleinsein. Bei mir zeigte sich die Struktur schon im Kindesalter, noch deutlicher wurde sie während der Pubertät. Wenn man sich selbst aber gut genug kennt, dann kann man sein Leben so einrichten, dass man mit dieser Persönlichkeitsstruktur gut leben kann.

Liebe Grüße

A-

Benutzeravatar

Affenzahn
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 33
Beiträge: 1462

Beitrag Mi., 21.07.2010, 20:30

ad absurdum hat geschrieben:Doch würde das nicht Verwahrlosung bedeuten?
Was bedeutet für dich "Verwahrlosung"?
ad absurdum hat geschrieben:abwechselnd und vorsichtig beide Bedürfnisse zu erfüllen, und dabei zu vermeiden, die jeweils andere Seite allzusehr zu brüskieren. Das wäre weitaus schwieriger, und benötigt sorgfältige Abstimmung.
Abwechslung mögen ja die meisten Menschen. Was ist bei dir anders, schwieriger?

@ Amazonee:
Amazonee hat geschrieben:Es ist dann etwa so als ob ich in einem Aquarium sitze, kann alles sehen, hören... aber der "feinstoffliche" Austausch findet nicht statt.
Woher hast du eine Vorstellung von diesem Austausch (obschon du nicht dazu fähig zu sein scheinst)?

Benutzeravatar

ad absurdum
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 20
Beiträge: 34

Beitrag Mi., 21.07.2010, 21:29

Hallo Amazonee,
Amazonee hat geschrieben: Im Gegenteil, ich habe eher unter anderen Menschen das Gefühl einsam zu sein, weil kein wirklicher Kontakt entsteht. Ich unterhalte mich, schaue ihnen zu, aber da kommt bei mir kein Gefühl auf. Es ist dann etwa so als ob ich in einem Aquarium sitze, kann alles sehen, hören... aber der "feinstoffliche" Austausch findet nicht statt.
Ich nenne es die Glasglocke, unter der ich wohl mehr oder weniger mein ganzes Leben sitze. Selten rebelliere ich, werfe mich gegen die unzerbrechliche Front, was eh nichts nützt. Die meiste Zeit bin ich resigniert und beobachte, oder wende mich völlig ab, ziehe mich in mich zurück. So würde ich das bildlich beschreiben. (Manchmal glaube ich, wenn jemand nur lange genug an die Scheibe gedrückt bleiben würde, dass ich auch etwas spüren könnte, einen Hauch Wärme vielleicht. Aber wer würde das schon?)
Amazonee hat geschrieben:Aber der Kontakt zu sehr Familienmitgliedern 1. Ordnung (Eltern, Kinder) ist für schiz. PS ohnehin möglich. Andere Personen sind schwerer auszuhalten.
Interessanterweise gilt das bei mir eigentlich nur für meinen Vater. Wahrscheinlich deshalb, weil ich keine richtige Bindung zu meiner Mutter habe, und unser Kontakt eigentlich keiner ist. Und bei meinem Bruder ist es so, dass wir sieben Jahre Altersunterschied haben, er also nicht "schon immer" da war. Mit sieben Jahren habe ich, was ich aus Erinnerungen und Berichten weiß, schon Anzeichen meiner jetzigen Entwicklung gezeigt, was später stärker wurde.
Amazonee hat geschrieben: Also… versuch doch einmal herauszufinden, wie dein Rhythmus ist. Vielleicht gibt es Zeiten, in denen du mehr Kontakt brauchst und ertragen kannst und Zeiten, da alles in anderen Bahnen abläuft.
Das Gefühl, dass es phasenweise verläuft, habe ich langsam auch. Ich werde da wohl etwas austesten müssen, etwas tun, um zu sehen, wie weit ich in welche Richtung gehen kann, eben, wie du sagst, das Konzept finden. Beim mich selbst kennenlernen, verstehen hilft mir die Therapie zurzeit, sogesehen könnte ich da noch einiges erreichen.
Aber es ist gut zu hören, dass du es geschafft hast, dich zu arrangieren.

Hallo Affenzahn,
Verwahrlosung bedeutet für mich in dem Zusammenhang, dass ich durch die weitergehende Verflachung meiner Emotionen einen Teil von mir verliere, dass ich alles geschehen lasse (im negativen Sinn), auch meine Interessen noch mehr abhanden kommen etc. Geistiges Herunterkommen.

Was die Abwechslung angeht, ja, das mögen die meisten Menschen, das ist wahr. Aber die meisten Menschen haben nicht gleichzeitig einerseits eine Abneigung gegen etwas, dass sie sich andererseits wünschen, oder?

lg euch Beiden, ad
Ich bin Mensch, ich liebe
Den Tod und Liebe
Das Leben.


Egon Schiele

Benutzeravatar

Affenzahn
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 33
Beiträge: 1462

Beitrag Mi., 21.07.2010, 22:09

ad absurdum hat geschrieben:Verwahrlosung bedeutet für mich in dem Zusammenhang, dass ich durch die weitergehende Verflachung meiner Emotionen einen Teil von mir verliere, dass ich alles geschehen lasse (im negativen Sinn), auch meine Interessen noch mehr abhanden kommen etc. Geistiges Herunterkommen.
Das wären wohl einfach die Anzeichen einer Depression. Du meinst also, du müsstest dich in die Resignation sinken lassen, um nicht mehr das Bedürfnis nach x oder y zu spüren?
ad absurdum hat geschrieben:Was die Abwechslung angeht, ja, das mögen die meisten Menschen, das ist wahr. Aber die meisten Menschen haben nicht gleichzeitig einerseits eine Abneigung gegen etwas, dass sie sich andererseits wünschen, oder?
Doch, z.B. wenn man zu viel gegessen hat, mag man nicht mehr essen, hat eine kurzzeitige Abneigung gegen das Essen.

Benutzeravatar

Amazonee
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 51
Beiträge: 181

Beitrag Mi., 21.07.2010, 22:32

Hallo Affenzahn,
Affenzahn hat geschrieben:Woher hast du eine Vorstellung von diesem Austausch (obschon du nicht dazu fähig zu sein scheinst)?
das Aquarium ist "oben offen"... ich spüre, dass da etwas zwischen Leuten passiert, das aber nicht an mich herankommt.

Es berührt mich nur unter Alkoholeinfluss, was ja ohnehin eines der beliebtesten Mittel zur Selbsttherapie von Depressiven ist. Das "Gefühl der Gefühllosigkeit" ist ja bei der Depression als Merkmal beschrieben, kommt -meiner Ansicht nach- aber auch bei der schiz. PS vor, wird dort aber nicht so störend empfunden. Vielleicht besteht ja auch ein engerer Zusammenhang zwischen Depression und schiz. PS, ist mir aber aus der Literatur nicht so geläufig.

Nüchtern bleibt alles draußen, kommt eigentlich nicht mal an die Scheibe heran. Da hat sogar noch die Aquariumscheibe eine Schutzschicht um sich herum. (Das Bild von ad absurdum kenne ich auch: Hoffnung würde vielleicht bestehen, wenn sich jemand lange genug an die Scheibe drücken würde. So sind auch meine Partnerschaften zustande gekommen, der andere war einfach lange genug drangeblieben, dass ich ihn wahrnehmen konnte.) Aber Alkohol ja keine Dauerlösung, auch wenn man es jahrzehntelang versucht.

Aber es gibt etwas, das mich berührt, daher kenne ich das Gefühl auch aus eigenem Empfinden. Es sind nur keine anderen Menschen, die das auslösen. Mantrasingen berührt mich, Meditation, Wind auf meiner Haut... all das ruft ein Wohlbefinden hervor, das andere durch Kontakt mit anderen Menschen bekommen. Oft habe ich in Gesellschaft das Gefühl, nicht "richtig" zu sein, sozial unbeholfen. Ich verstehe vielfach nicht, wie Menschen aufeinander reagieren. Allerdings habe ich durch Zusehen gelernt, welche Darstellungen (von Gefühlen) sozial üblich sind und ich kann sie zeigen. Es ist zwar nicht authentisch (daher auch das Gefühl von Unbeholfenheit), reicht jedoch völlig für ein normales Sozialleben aus.

Auf der anderen Seite unterstützt die schiz. PS das Loslassen und Nichtanhaften, worauf innerhalb meiner Religion (ich nenne es jetzt einfach mal so - Hinduismus) großen Wert gelegt wird.

Grüße

A-

Benutzeravatar

ad absurdum
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 20
Beiträge: 34

Beitrag Mi., 21.07.2010, 22:40

Affenzahn hat geschrieben: Das wären wohl einfach die Anzeichen einer Depression. Du meinst also, du müsstest dich in die Resignation sinken lassen, um nicht mehr das Bedürfnis nach x oder y zu spüren?
Jedenfalls funktioniert es meiner Erfahrung nach auf diese Weise. Es ist etwas anderes, als mich aktiv abzuwenden, das wäre mit mehr Anstrengung verbunden, für die mir die Motivation momentan fehlt. Anzeichen einer Depression, das ist schon gut möglich. Aber ich hoffe ja, dass ich bald ohne den dauernden Gedanken an den Aufwand etwas für mich tun kann, vorallem alleine, aber auch in Gesellschaft. Gefühllosigkeit hin oder her.
Aber insofern hast du recht, das gehört wirklich zur Depression und nicht zur Persönlichkeitsproblematik.
Affenzahn hat geschrieben:Doch, z.B. wenn man zu viel gegessen hat, mag man nicht mehr essen, hat eine kurzzeitige Abneigung gegen das Essen.
Es ist aber keine kurzzeitige, sondern eine dauernde Abneigung, in meinem Falle. Wie jemand, der Hunger hat, dem aber beim Essen trotzdem schlecht wird, als hätte er zu viel gehabt. Das, oder ich habe im übertragenen Sinne einen extrem langsamen Stoffwechsel.

Gruß,
ad
Ich bin Mensch, ich liebe
Den Tod und Liebe
Das Leben.


Egon Schiele

Benutzeravatar

Affenzahn
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 33
Beiträge: 1462

Beitrag Do., 22.07.2010, 06:01

ad absurdum hat geschrieben:
Affenzahn hat geschrieben:Doch, z.B. wenn man zu viel gegessen hat, mag man nicht mehr essen, hat eine kurzzeitige Abneigung gegen das Essen.
Es ist aber keine kurzzeitige, sondern eine dauernde Abneigung, in meinem Falle. Wie jemand, der Hunger hat, dem aber beim Essen trotzdem schlecht wird, als hätte er zu viel gehabt. Das, oder ich habe im übertragenen Sinne einen extrem langsamen Stoffwechsel.
Weisst du also gar nicht, ob dir das "Essen" (oder eben die menschliche Begegnung) im betreffenden Augenblick gut tun würde? Oder weisst, du dass es dir immer zugleich Gutes und Schlechtes bringt? Kannst dich aber nicht entscheiden, ob das Gute oder das Schlechte überwiegt?

Benutzeravatar

ad absurdum
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 20
Beiträge: 34

Beitrag Do., 22.07.2010, 13:45

Es ist eher so, dass ich weiß, dass es mir sowohl Gutes als auch Schlechtes bringt, und entscheiden, was überwiegt, kann ich mich selten. Gelegentlich ist es eindeutig, dann bin ich entweder schnell weg, oder vertiefe mich eben weiter in die Konversation, je nach dem, aber hauptsächlich bleibt es Mittelmaß. Nicht wirklich angenehm, aber auch nicht so schlimm, dass ich gleich was ändern muss.
Ich bin Mensch, ich liebe
Den Tod und Liebe
Das Leben.


Egon Schiele

Benutzeravatar

Affenzahn
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 33
Beiträge: 1462

Beitrag Fr., 23.07.2010, 06:04

Dazu fällt mir jetzt leider nichts mehr ein.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag