Austausch mit DIS / DDNOS - Betroffenen

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Schwarz-Weiß
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Beitrag So., 14.02.2010, 20:48

Liebe Zerrissene,

bist Du sauer auf mich..? Sorry, beim Lesen kam es so bei mir rüber aber vielleicht bilde ich es mir nur ein.

Liebe ausgefuchst, wie Recht Du damit hast. Immer wenn ich mitbekomme, das da jemand mich gutfindet, tue ich alles, das er lieber das Weite sucht, grenze mich ab im Negativen Sinne.
Im Moment habe ich so einen kleinen heilen Fleck in der Welt, wo ich akzeptiert werde, wo ich mich auch mal zurückziehen darf, wenn es nicht geht, alleine sein mag ich nicht unbedingt aber es hilft mir ungemein, wenn ich weiß, das mein Mann und mir vertraute Personen in der Nähe sind.
Die Welt ist nicht nur schlecht, mein Kraftpohl ist die Natur und die Tiere. Klingt abgedroschen aber mir gibt das viel.

Ich drücke Euch Beide.

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Thread-EröffnerIn
Zerrissene
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Beitrag So., 14.02.2010, 21:28

Schwarz-Weiß hat geschrieben:
bist Du sauer auf mich..? Sorry, beim Lesen kam es so bei mir rüber aber vielleicht bilde ich es mir nur ein.
Liebe Schwarz-Weiß,

oh nein! Warum? Im Gegenteil! Ich freu mich, dass du hier bist...

Gute Nacht wünscht Zerrissene

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Helena81
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Beitrag Mo., 15.02.2010, 01:42

Ein liebes Hallo an Euch alle!

Wow! Hier wurde ja viel geschrieben seit meinem letzten Besuch! Habe mich soeben einmal quergelesen, tolle Postings, viel Infos.

BLer (traumabedingte, nicht Hirnschädigungen) und ihre Defizite in der Affektregulation: Also, was ich nie verstand bei z.B. meiner Cousine, die BL diagnostiziert ist, war, wie sie "es sich so herausnehmen konnte" dermaßen auszuticken und auch gewalttätig zu werden. Stopp! Mich jetzt nicht falsch verstehen! Worauf ich hinauswill: ICH bin ganz massiv so "erzogen" worden, meinem familiären Umfeld kein Leid zuzufügen, sondern mich zu kümmern und zu trösten. Hätte ich meine Wut gezeigt, wäre meine einzige Betreuungsperson zusammengeklappt - so meine kindliche Dauervorstellung. ICH wäre daher niemals auf die Idee gekommen auszurasten wie meine Cousine. Wut gegen Erwachsene zu richten wäre undenkbar gewesen. "Erwachsene müssen geschützt werden. Sie sind schwach. Du bist stark, Du kannst es alleine tragen." So sehe ich meine Bezugspersonen, seitdem ich mich erinnern kann.

DDNOS ohne MB:
Ich könnte mir vorstellen, dass auch auf dem oben beschriebenen Wege sehr gut funktionierende ANPs entstehen können, und die Gefühlswelt des Kindes in EPs abgespalten werden muss, weil für die kindlichen Emotionen einfach kein Platz da ist bzw. das Kind nie richtig lernt, damit umzugehen. Was aber soll ein Kind mit panikartigen Angstgefühlen machen, wenn es meint, sie niemandem zeigen zu dürfen?

Mein Therapeut skizzierte mir neulich auch die für Borderliner typische Welt-Spaltung in "gut" und "böse". Das kann ich ebenfalls nicht verstehen. Ich kann niemanden für "böse" halten - "böse" ist in meiner Weltsicht ein Synonym für "schwach". Vielleicht spinne ich mir da was zurecht, aber ich glaube in meiner Vergangenheit dreht sich viel ums Verantwortung tragen für Dinge, die vielleicht eigentlich woanders hingehören. Es gibt in meiner Welt keine Täter, nur Opfer. Nein, stimmt nicht. Einen Täter gibt es, und das bin ich. Ich bin irgendwie "falsch", ein "verzogenes, arrogantes Ding, das nie genug bekommt und Sachen für sich in Anspruch nimmt, die ihr nicht zustehen", z.B. darf ich nicht leiden, ich habe kein Recht darauf. Jeder andere ja, ich nicht. Je besser ich mein Leben im Griff habe, desto weniger darf ich Hilfe in Anspruch nehmen, weil es anderen ja viel schlechter geht als mir. Und je weniger ich mein Leben im Griff habe, desto weniger darf ich Personen damit belasten. Und wehe ich tue es doch mal, dann bekomme ich ein generalisiertes Schuldgefühl, auf Grund dessen ich mich meine Anmaßung wegen selbst bestrafen muss. Blabla, so in der Art. (--> Ich möchte darauf keine Gegenbeteuerungen, bitte. Meine Worte sollen lediglich mein beizeiten verdrehtes Denken illustrieren).

Völlig undenkbar für mich immer noch, dass ich trotz Co-Bewusstheit eine Nutzung gemeinsamer Ressourcen hinbekommen soll. Was für eine absurde Idee! Soll doch der dämliche Therapeut einmal selbst so einen Zustand an meiner statt durchmachen, dann würde er selbst sehen, dass es nicht geht. Das System erhält sich selbst aufrecht, vor allem auch intellektuell, mein Schutz damals, mein Fluch heute. Kognitive Umstrukturierung? Dummes Zeug, an meinem Verstand kommt man nur durch die Gefühlshintertüre vorbei. Die EPs aber sind entweder hypermisstrauisch oder todes-stille-wütig. Ich wünsche mir in meiner Therapie noch viel Glück. Im Moment sehe ich schwarz. Werde mich mit meinem "depersonalisierten" ANP zufrieden geben müssen. "Pessimismus, ich grüße Dich!" - "Ach, verschwinde!"

LG, Helena (die sich bestimmt morgen früh wieder auf einem höheren mentalen Niveau eingefunden haben wird) Alles Liebe an Euch trotzdem!! :D
Die Jungen werfen zum Spaß mit Steinen nach Fröschen. Die Frösche sterben im Ernst. (Erich Fried)

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Schwarz-Weiß
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Beitrag Mo., 15.02.2010, 19:44

Hallo Helena,

BL hat viele Gesichter und Fazetten, jeder Betroffene tickt ein bisschen anders. Auch ich kann verbal sehr aggressiv auftreten, dennoch hemmt mich dann meine alte Erfahrung aus meiner Kindheit, denn dann habe ich immer eine "auf's Maul" bekommen - eine Tracht Prügel, das hat gesessen.
BL hat oft mit heftigen Extremen zutun, das ist mein Hauptproblem aber inzwischen fange ich an einiges zu differenzieren.

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nichtmehrda
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Beitrag Mo., 15.02.2010, 23:31

hallo helena!
Je besser ich mein Leben im Griff habe, desto weniger darf ich Hilfe in Anspruch nehmen, weil es anderen ja viel schlechter geht als mir. Und je weniger ich mein Leben im Griff habe, desto weniger darf ich Personen damit belasten.
ich kann es gut nachvollziehen, was du meinst. ich habe sehr lang ähnlich gedacht, nein gefühlt, nein es gewusst. weiss nicht - es war einfach so.
in letzter zeit hat sich da einiges geändert. ich hab mit meiner thera zum erstenmal in meinem leben sowas wie verlässlichkeit erfahren - sie war und ist eigentlich immer da, wenn ich sie brauche. das war anfangs sehr sehr schwer zu akzeptieren für mich - ich war so überzeugt davon, dass sie mich genauso wie alle anderen enttäuschen würde und es darüber hinaus überhaupt nicht wert sei, dass mal auf jemanden verlass sei...

nun kenn ich sie schon seit 15 monaten oder so - und sie hat mich nicht einmal hängen gelassen. nicht, dass sie sich aufgedrängt hätte - aber irgendwie hat sie irgendwie den zugang gefunden - wie schreibst du so treffend? - ach ja:
an meinem Verstand kommt man nur durch die Gefühlshintertüre vorbei

offenbar hat sie die hintertüre gefunden... wie immer sie das gemacht hat. sie war einfach 100% da für mich - was immer in der stunde passiert ist und in ganz ganz selten ausnahmefällen hab ich sie auch zwischendurch mal angerufen und auch da war sie immer da.
und sie hat geschafft was noch nie wer geschafft hat - ich habe entdeckt, dass es unter all den belastungen der vergangenheit und der gegenwart ein kind gibt, das es wert ist, groß gezogen, angenommen und geliebt zu werden. diese erkenntnis hat viel überwiindung und ganz viel arbeit und kraft gekostet. aber seit einigen wochen gibt es diese und - ich hätte es nicht für möglich gehalten - es gelingt, die "stimmen" ruhig zu stellen, die immer dagegen geredet haben, mich schlecht gemacht haben und die angst geht immer mehr weg.
und seit kurzem hab ich zum ersten mal das gefühl, dass es funktioniert, alles, was sch... läuft und gelaufen ist, in eine große kiste wegzupacken (und wenn es nur für wenige minuten ist). und dann, wenn das alles weg ist, und ich in mich hineinspüre, zu meiner kleinen gehe, dann entdeck ich mehr und mehr, dass es UNS gut geht - ihr und mir. und ich kann für uns sorgen und auch mal fröhlich und unbeschwert sein - ohne angst und sogar auch ohne schlechtes gewissen.
das schlechte gewissen meldet sich natürlich immer wieder und immer wieder tauchen alte und neue geschichten auf und dann flippe ich total aus (und kann auch ganz schön austicken -immer noch). und manchmal bin ich dann auch wieder für eine halbe stunde nicht "da" und kann auch nicht sagen, was da passiert ist. aber es gelingt immer öfter, mich selbst rauszuholen aus diesen situationen, immer öfter geht es ganz ohne unterstützung. und ich sag mir jeden tag, was ich nicht für ne tolle & starke frau bin und meiner kleinen, was sie nicht für ein tolles und starkes kleines mädchen ist. anfangs hab ich wirklich enorm angst gehabt - als ich mir das zum erstenmal selbst (beim spazierengehen im schnee) gesagt hab, hat nicht nur alles rebelliert, sondern ich hab richtig gemerkt, wie alles zusammengezuckt ist (so nach dem motto "jetzt spinnt sie total")
aber ich hab es immer und immer wieder getan. ich hab es so satt, mich von irgendweelchen wahnsinnigen in mir runterziehen zu lassen. und ich hab mich hingestellt und es mir ganz laut gesagt (in den spiegel schauen kann ich mir dabei immer noch nicht.. aber ich kann es schon hören und langsam aber sicher beginnt sich der aufruhr zu legen und die kleine wächst und gedeiht und wird immer sicherer...)
und es gibt tage, an denne komm ich am abend drauf, dass ich eigetnlcih den ganzen tag ganz "da" geblieben bin und auch nicht neben mir gestanden bin und auch nicht zwischen irgendwelchen parallelwelten hin und her gependelt bin. dann wieder frag ich mich, ob ich nicht gerade in dem moment in der "heilen parallelwelt" angekommen bin. aber es geht uns gut, OBWOHL wir erinnern, OBWOHl es jede menge ziemlich lebensbedrohliche situationen im leben meines sohnes gibt, OBWOHL meine mutter wieder mal lamentiert und vorwürfe macht, OBWOHL, OBWOHL, OBWOHL...

warum ich das schreibe? ach, einfach, weil ich dir (und auch euch anderen) sagen möchte, dass es offenbar langsam aber doch einen weg aus dem ganzen sch... gibt. und in meinem fall war der schlüssel offenbar jemand, der nicht alles besser wusste und uns trotzdem bei der hand nahm und einfach drauflos ging... und sicherheit gab (und gibt).
weiss nicht, wieso das funktioniert hat. und vielleicht ist es nur eine vorübergehende "heilung" und morgen bricht die welt wieder weg. aber es zahlt sich aus, jeden tag zu geniessen (auch wen es rundherum drunter und drüber geht.) WEIL WIR ALLE ES WERT SIND!!! viel mehr, als wir es uns jemals träumen lassen würden.

ich drück euch ganz fest, ihr lieben!
momo
VERGANGENHEIT
ist
wenn es nicht mehr weh tut
Mark Twain


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Zerrissene
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Beitrag Di., 16.02.2010, 07:18

Liebe momo,

ich freu mich über deine Therapiefortschritte. Hört sich wirklich gut an, was du da schreibst.

IGDL Zerrissene

Hinweis Admin: Fortsetzung hier.

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