Falsche Einschätzung vom Thera - falsche Ratschläge

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Kimba&Blacky
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Beitrag Mi., 08.08.2018, 21:45

Millerchen hat geschrieben: Sa., 08.12.2012, 22:57Ich bin dankbar für jeden Rat, den ich in der Therapie bekomme, aber irgendwie sollte der doch zu mir und meiner Persönlichkeit passen, oder?
So ging es mir früher auch in einer Therapie. Mein Therapeut hat genau gleich argumentiert.

Ja, ich sehe es genauso, man sollte nichts machen, was nicht zur Persönlichkeit passt, nur weil es die Mehrheit der Menschheit als normal ansieht. Ich war damals unreif und habe mich zu sehr auf den Rat der anderen verlassen.
Was hatte ich davon? Genau, nichts.
Nur verlorene Zeit.

Nein danke.

Therapie sollte immer sein, die jeweilige Person so gut es geht zu unterstützen und nicht sie so zu formen, wie man sie gerne hätte. Es sollte bei solchen Klienten gerade das Ziel sein, ihnen zu helfen, dass sie sich so annehmen können wie sie nunmal sind.

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Kimba&Blacky
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Beitrag Mi., 08.08.2018, 22:15

R.L.Fellner hat geschrieben: So., 09.12.2012, 00:52Wenn allerdings etwas, das Ihr Therapeut sagt, schon beim reinen Hinhören in Ihnen eine Reaktion a'la "das werde ich ziemlich sicher nicht machen!" auslöst, dann ist es Ihre Verantwortung als Klientin, das auch zu sagen. Wenn Sie nicken, und dann im Dialog fortfahren, als würden Sie "brav" den Ideen des Therapeuten folgen, bringt es weder Ihnen selbst etwas - sondern Sie legen auch ihm de facto Stolpersteine in den Weg, Sie besser zu verstehen und adäquater auf Sie einzugehen.
Das sehe ich genauso. Aber was soll man machen, wenn einem schon seit langer Zeit (z.B. von Familienangehörigen) eingeredet wird, dass man so wie man ist, nicht wirklich ist und vor allem so nicht erwünscht ist und man sich dieses Nicken und brav den Ideen des Therapeuten und auch denen der anderen Menschen folgen so angewöhnt hat, dass es in Fleisch und Blut übergegangen ist?
Vor allem, wenn man auch noch Angst vor dem Therapeuten hat, weil dieser auch so ist, wie die anderen, die einen kritisieren und man sich eigentlich von ihm erhofft hat, dass er so ist wie man selbst ist, um Stärkung zu erhalten?

Woher hat man in jungem Alter den Mut dazu, seine Interessen zu vertreten, wenn man laut Anderen falsch ist? Und wie kann ein Therapeut erkennen, dass dieses Problem vorliegt?

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Philosophia
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Beitrag Do., 09.08.2018, 04:50

Den Mut hat man dann nicht einfach, aber man kann ihn sich 'nehmen'. Weil es eine Tatsache ist, dass die alten kranken Familienmuster mit gesunderen Menschen oder anderen nicht so funktionieren. Das ist superbelastend, weil eben quasi biszu alles Zwischenmenschliche neu erlernt werden muss, aber hier führt kein Weg dran vorbei. Es ist eine völlige Neuorientierung. Dafür braucht es innere Bereitschaft.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Anna-Luisa
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Beitrag Do., 09.08.2018, 16:50

Kimba&Blacky hat geschrieben: Mi., 08.08.2018, 22:15 Woher hat man in jungem Alter den Mut dazu, seine Interessen zu vertreten, wenn man laut Anderen falsch ist? Und wie kann ein Therapeut erkennen, dass dieses Problem vorliegt?
Ich denke, hier ist es Sache des Therapeuten zu erkennen, dass er seine Patientin mit seinen eigenen Vorstellungen "überfahren" hat. Schließlich könnte er ja nicht sagen: "Sorry, wie soll ich das wissen, wenn meine Patientin zu feige ist...." Eigentlich sollte er am gesamten Verhalten der Klientin erkennen, dass sie sich überrumpelt fühlte aber zustimmte, um sich sein Wohlwollen zu sichern. Da finde ich, dass ER das ansprechen müsste. Wenngleich er auch darauf verweisen sollte, dass auch SIE dafür Verantwortung trägt.

Etwas off topic:
Kennt jemand das Buch: "Mein Körper gehört mir!", von Daphne Scholinski?
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

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Kimba&Blacky
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Beitrag Do., 09.08.2018, 17:29

Anna-Luisa hat geschrieben: Do., 09.08.2018, 16:50Eigentlich sollte er am gesamten Verhalten der Klientin erkennen, dass sie sich überrumpelt fühlte aber zustimmte, um sich sein Wohlwollen zu sichern. Da finde ich, dass ER das ansprechen müsste. Wenngleich er auch darauf verweisen sollte, dass auch SIE dafür Verantwortung trägt.
Das Problem dabei ist ja, dass sich viele Menschen nicht vorstellen können, dass es Menschen gibt, die Sachen nicht mögen, die andere mögen und umgekehrt. Wenn jemand mit Problemen in die Therapie kommt, dann wird er als ganzer Mensch gesehen, was ja auch richtig ist. Viele Therapeuten neigen dazu, Eigenschaften, die nicht ganz so üblich sind, zu hinterfragen und zu gucken, ob es einen Zusammenhang zu den Problemen gibt.
Das ist ja soweit erstmal richtig.

Schwierig wird es, wenn der Klient sich wegen schlechter Erfahrungen auch bei neuen Menschen nicht mehr traut zu sagen, was Sache ist. Ob die Therapeuten an der Körpersprache erkennen, dass der Klient eigentlich was anderes will, bezweifle ich.

Ideal wäre es, wenn das regelmäßig thematisiert werden würde, damit man sich als Therapeut sicher sein kann, dass das Verhalten wirklich so erwünscht ist und sich nicht dahinter versteckt. Dann wäre es gut, wenn der Klient lernt, mit seiner Andersartigkeit umzugehen und das vor Freunden usw. zu vertreten lernt. Und die Abgrenzung zwischen Krankheit und Persönlichkeit auch nach außen vertritt.
Ich glaube, ich habe mal irgendwo einen Blog gelesen, wo das der betroffenen Person ganz gut gelang.
Anna-Luisa hat geschrieben: Do., 09.08.2018, 16:50Kennt jemand das Buch: "Mein Körper gehört mir!", von Daphne Scholinski?
Nein, aber es hört sich interessant an.

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Phoenaxa
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Beiträge: 68

Beitrag So., 06.06.2021, 21:39

Ohje, ohje, ohje, wenn ich sowas lese, dann bin ich drauf und dran meine Therapie sofort abzubrechen und NIE WIEDER eine zu wollen. Vor allem auch im Hinblick auf die Dinge, die meine Therapeutin sich so erlaubt.
Schön, dass es mich gibt

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DieBeste
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Beitrag Mo., 07.06.2021, 04:46

Was erlaubt sie sich denn zb ?

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Montana
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Beitrag Fr., 11.06.2021, 13:59

Hab mal auch die alten Beiträge gelesen. Immer wieder ein brisantes Thema. Zum Weggehen zwecks Partnersuche möchte ich anmerken, dass einem ja gar nicht damit geholfen ist, wenn man auf diese Weise jemanden kennenlernt, der total heiß auf Party ist und einen am Besten immer mit dabei haben möchte. Einen Partner mit ähnlichen Interessen findet man nicht, wenn man sich dorthin zwingt, wo man nicht sein möchte. Unsereins hat mit dem Internet die einfache Möglichkeit, andere Nicht-Party-Menschen kennenzulernen. Davon gibt es auch ziemlich viele. Es ist überhaupt nicht unnormal, sich nicht besaufen zu wollen und besoffene und herumgrölende Menschen nicht als angenehme Gesellschaft zu empfinden.

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