Emotionale Abhängigkeit = Symbiose?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

Philosophia
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 39
Beiträge: 4614

Beitrag Mo., 11.07.2022, 18:36

Alani hat geschrieben: Mo., 11.07.2022, 18:31 Das Positive an Gruppen ist auf jeden Fall auch, dass es da gar nicht so leicht passiert, in eine Symbiose zu verfallen, da ja mehr Personen vorhanden sind. Diese Tatsache fand/finde ich z.B. sehr hilfreich. Es befreit irgendwie von dieser "alles hängt am Gegenüber-Denken".
Da möchte ich zustimmen. Ich finde es daher in Gruppen regelrecht befreiend und weniger gefährlich.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Scars
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 27
Beiträge: 1515

Beitrag Mo., 11.07.2022, 18:55

Shukria hat geschrieben: Mo., 11.07.2022, 18:20 Wofür hast du denn die Therapien genutzt?
Ehrlich gesagt habe ich die Therapien glaube ich mehr aus-genutzt um mich irgendwie an einem „haltgebenden Objekt“ zu stabilisieren. So furchtbar das jetzt klingt...

lisbeth hat geschrieben: Mo., 11.07.2022, 18:23
Scars hat geschrieben: Mo., 11.07.2022, 17:37 So schreit mir mein Hunger quasi immer entgegen, sobald ich irgendwo Futter sehe und ich schrei zurück, dass ich nicht so gierig sein soll...
Dieses Symbiose-Ding ist ja so eine Art emotionaler Hunger, oder?
Und du hast so eine Mega-Angst vor Fressanfällen, dass du dich praktisch auf Null-Diät gesetzt hast...
Wobei ich schon glaube, dass das Gar-Nichts-Essen und dann das Binge-Eating sich gegenseitig bedingen (können)...

(...)

Und auch zu sehen und zu erleben, was machen deine Wünsche mit ihr?
Oder vielleicht auch zu sehen, dass deine Idee, was deine Wünsche mit anderen machen viel krasser sind, als wie das beim anderen ankommt, also so eine Art Abwertungsspirale, wodurch du dich noch mehr zurückziehst? Ist dein Bedürfnis nach Zuwendung tatsächlich so übergroß wie du es dir selbst gegenüber hinstellst? Oder ist das Selbstschutz, damit du davon die Finger lässt und dich gar nicht erst dran verbrennen kannst?
Eine perfekte Analogie von dir lisbeth, wo ich mich jetzt ganz schön ertappt fühle. Interessanterweise geht mein Essverhalten schon länger auch wieder in eine restriktive Richtung. Mir ist sowieso auch ständig schlecht (ja, ist abgeklärt und „leider“ psychosomatisch). Ich denke, mit der Abwertungsspirale hast du absolut Recht. Ich gehe auch davon aus, dass meine Wünsche nach Zuwendung völlig anmaßend sind, nach dem Motto: mit der Mülltonne kuschelt man nicht?!

Was meine „übergroßen“ Wünsche wären, kann ich gar nicht genau sagen. Das einzige, was ich immer wieder bewusst fühle, ist das Bedürfnis nach Anlehnung... damit verbunden dann wohl auch (emotional) loslassen können. Ich muss mich 24/7 irgendwie beinander halten, sonst falle ich gefühlt auseinander.
Philosophia hat geschrieben: Mo., 11.07.2022, 18:26 ABER: Ich habe trotzdem Angst, dass meine Nähe eklig sein könnte, weil ich Nähe nur als Symbiose kenne, wobei ich das, was ich kennengelernt habe, jetzt eher als Parasitimus bezeichnen würde. Ich wurde ausgesaugt. Bist du sicher, dass es bei dir um Symbiose geht?
Eklig fühle ich mich innerlich wie äusserlich sowieso auch immer. Objektiv betrachtet bin ich aber wahrscheinlich ziemlich normal. Ich kann nicht sicher sagen und auch selbst nicht einschätzen, ob es bei mir um Symbiose geht. Deswegen habe ich ja gefragt, nachdem die Therapeutin es so gedeutet hat... :lol: Allerdings bin ich in einem symbiotischen Verhältnis zu meiner Mutter aufgewachsen. Sie ist da auch einfach völlig pervers. Ist mir kürzlich wieder aufgefallen, nachdem ich näheren Kontakt zur ihr hatte... gruselig.

Gruppen sind mir auch lieber, da kann ich in Ruhe etwas aussen vor sein... :anonym:
Candykills hat geschrieben: Mo., 11.07.2022, 18:22 Ich brauchte wirklich nichts und niemanden und jeder menschliche Kontakt war mir einfach nur zu viel. Ich habe manchmal wochen- und gar monatelang mit keinem Menschen außer meiner Mutter mal geredet.
Aber: das war Symptom meiner Erkrankungen!
Das ist völlig normal für mich. Wobei ich nicht mit meiner Mutter spreche sondern (gezwungenermaßen) mit Arbeitskollegen. Da bin ich ich völlig bedient mit. Tatsächlich bin ich vom Typ her aber denke ich schon auch so, war als Kind schon so.

Danke für eure zahlreichen Rückmeldungen.
Remember to leave pawprints on hearts.

Benutzeravatar

Joa
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 80
Beiträge: 1171

Beitrag Di., 19.07.2022, 20:14

Hi Scars,

auch ich erkenne mich insbesondere was Kontakte zu Anderen und Zuwengungsbedürfnis bzw. Bedürftigkeit in der Therapie angeht sehr wieder. Was soll ich sagen - momentan bin ich wiedermal in diesem furchtbaren emotionalen Chaos gefangen, das regelmäßig auftritt (nur in Therapie bzw. beim Elternthema). Und ich versuche zu deckeln, was nur geht, während es mich innerlich zerreißt. Ist gerade arg, weil zwischendrin (meinerseits) ein Termin ausgefallen ist. Ich fiebere dem nächsten entgegen, während gleichzeitig große Angst da ist.

Bin ja eher am Anfang und noch versucht alles in mir zu unterdrücken bzw. einzubetonieren. Die Gefühle kommen trotzdem immer wieder auf.

Der Grund, warum ich mir das trotzdem antue, ist dass es mittlerweile keine Alternative mehr für mich ist, den Rest meines Lebens mit diesem (wenn auch unterdrückten) schmerzhaften Mangel rumzulaufen. Das ging lange Zeit, je älter ich werde, desto weniger ist der Gedanke erträglich bzw. schlechter kann ich es wegschieben bzw. akzeptieren. Und ich hab die Hoffnung, dass sich was an dem Gefühl zumindest bessert, wenn es auch wohl nicht komplett weggehen wird.

Tja, was will ich damit sagen... Zum einen, dass ich dich sehr gut verstehe, zum anderen (ich hoffe, das ist ok) tut es gerade gut das zu schreiben, weil die letzten Tage echt rotzig waren. Und darüber hinaus - wenn du willst, lasse ich dich dann wissen, ob es das alles wert war bzw. wie es ausgegangen ist. ;-)

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Scars
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 27
Beiträge: 1515

Beitrag So., 24.07.2022, 14:39

Joa hat geschrieben: Di., 19.07.2022, 20:14 Der Grund, warum ich mir das trotzdem antue, ist dass es mittlerweile keine Alternative mehr für mich ist, den Rest meines Lebens mit diesem (wenn auch unterdrückten) schmerzhaften Mangel rumzulaufen.
Naja, nur bleibt der Mangel halt trotzdem. Mir ist jetzt erstmal bewusst geworden, dass mich der Kontakt zu den Therapeuten mit meinem inneren Mangel konfrontiert und ich damit dann nicht umgehen kann... ja, da musste ich erstmal drauf kommen... :anonym: Wahrscheinlich erlebe ich Therapie deswegen auch immer so negativ. Ich kriege dann Hunger aber natürlich nix serviert. Gleichzeitig kann ich es mir selbst nicht ausreichend geben, also bleibt der Hunger.

Das Symbiose-Thema nimmt mich mit. Ich denke inzwischen schon, dass ich ein symbiotisches Beziehungsmuster habe, auch wenn ich gleichzeitig darunter leide und es an anderer Stelle ablehne. Ich denke, dass ich anfange, mich durch diese (Mutter-)Übertragung „anzubieten“, mich nicht traue mich abzugrenzen oder meine eigene Meinung zu haben, ein Individuum zu sein, aus Angst, dass der andere dann sauer wird und mich fallen lässt. Die Selbstaufgabe verhindert auch einen aufrichtigeren Kontakt und Begegnung, womit ich nicht gut umgehen könnte. Auch wenn ich es doof finde und es Schwierigkeiten bereitet, ist dieses Muster bequem für mich, weil ich es gewohnt bin und gut kann, Verantwortung abgeben kann etc. Tja. Für Lösungsansätze bin ich offen...
Remember to leave pawprints on hearts.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag