Therapeutenwechsel?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Shukria
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Beitrag Do., 22.07.2021, 05:09

Vielleicht überlegst du noch mal was du dazu beitragen könntest wenn du wieder ins Schweigen fällst. Du bist dem ja nicht ausgeliefert, kannst zb Themen aufschreiben und in die Stunde mitbringen, du kannst die Bereitschaft /Entschlossenheit mitbringen mit dem/der Therapeutin dir erstmal anzuschauen wofür das Schweigen steht (Schutz vor unangenehmen Gefühlen und Löchern nach der Stunde?...)

Welche Absprachen könntest du einhalten wie nach 2h Schweigen schreibe ich einen Brief/Mail...

Wenn du eine größere Bereitschaft hast selber dein Schweigen aktiv anzugehen klingt die erste Therapeutin nicht so schlecht.
Wenn du erwartest,das die Lösung vom Therapeuten kommen sollte und du mehr herausgefordert werden möchtest /brauchst wäre der erste gut, aber dann hast du weniger Kontrolle über den Prozess und dann auch heftiger Löcher nach den Stunden.

Mit Schweigen kontrolliert du ja due Situation und was hochkommt an Themen und Emotionen, kannst du selber da etwas loslassen, kontrolliert oder brauchst du jemanden der dir da sehr raushilft, vielleicht dafür aber auch mal zu forsch vorgeht?

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Beitrag Do., 22.07.2021, 12:30

Ich finds super, dass du das alles so detailliert aufgeschrieben hast. Wirklich toll. Man kann das sehr gut nachvollziehen was du dir für Gedanken machst.

Ich kanns nur für mich selber beantworten:
Ich würde, wenn ich unsicher bin, bei beiden nochmal 1,2 weitere Stunden investieren. Die Zeit, die du jetzt in die Auswahl investiert, sind es absolut wert. Dann musst du dich später nie fragen: Hätt ich nicht doch bei ihm/ihr anfangen sollen und nicht bei ihm/ihr? ;)

Denn jetzt habt ihr ja nur mal "geredet", Infos ausgetauscht. Aber noch nicht so richtig gearbeitet.
ich würde wirklich, wenn ich du wäre, exakt das gleiche Thema in beiden Stunden ansprechen und mir dann 1:1 anschauen, wie sie damit umgehen :lol:

Dann sehe ich genau, was sie aus dem Thema machen.
Du siehst schon jetzt, wie unterschiedlich sie auf verschiedene Dinge reagieren, z.B er fokussiert auf Nähe, Sex, sie eher auf die Situation mit dem Essen. Sie sagt: schauen Sie sich ruhig noch mehr Therapeuten an, er: warum denn das?

Wenn also Schweigen deine grösste Sorge ist, dann probier es aus!
Setz dich in die Stunde und schweig mal eine Weile.
Und dann schau, was macht er damit, was macht sie damit und wie fühlt sich das an.

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 22.07.2021, 15:25

Betti hat geschrieben: Mi., 21.07.2021, 23:14 Das war gleich ein großer Pluspunkt für sie. Er vertritt den klassischen Standpunkt, dass Sex zu einer Beziehung dazu gehört und ob wir da nicht einen Mittelweg finden könnten. Ähmm, ja wäre nett, aber geht aktuell nicht!!!


Das wäre für mich der Punkt wo ich aufstehen und gehen würde. Das geht ja SOWAS von nicht was der Typ da bringt.

Und dich schon nach der zweiten Stunde DRÄNGEN, doch bei ihm die Therapie fix zu machen. Geht auch nicht.

Zwei riesige rote Alarmleuchten!

Du bist nach der zweiten Stunde schon völlig fertig und kämpfst um nicht in ein Loch zu fallen. Wieviel mehr an Alarmzeichen brauchst du?

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 22.07.2021, 15:28

Betti hat geschrieben: Mi., 21.07.2021, 23:16
Mein Mann ist voll für ihn. Er fand es keineswegs eigenartig, dass er nach meinem Gewicht oder nach dem letzten Sex fragt. Was vermutlich daran liegt, dass er möchte, dass sich in dieser Richtung endlich was tut. Und ein Mann diesbzgl. vl eher auf seiner Seite ist. Sorry, falls ich jetzt alle Männer in einen Topf werfe, ist nicht so gewollt.


Ach Gott, und dein sexuell frustrierter fordernder Mann solidarisiert sich mit einem völlig überfordernden, unsensiblen Therapeuten von dem er hofft dass der dich wieder so "hinbiegt", dass er seinen Sex bekommt.

Katastrophe...

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Betti
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Beitrag Fr., 23.07.2021, 00:01

Ich danke euch recht herzlich für eure Meinungen und Gedanken.
diesoderdas hat geschrieben: Do., 22.07.2021, 04:38 Ich denke, der Mensch Psychotherapeut ist viel wichtiger als die Methode. Du kannst die perfekte Methode für dich finden - wenn der Therapeut dazu nicht passt, wird das wohl kaum etwas werden.
Wohingegen eine nicht ganz perfekte Methode mit einem gut passenden Therapeuten wohl eher eine Chance hat, würde ich meinen.
Danke für deine Worte diesoderdas. So ähnlich habe ich auch schon gedacht, dies auch schon mehrmals mit meinem Mann besprochen. Er meinte dazu immer wieder was hilft dir eine Therapeutin die wieder so ist wie die anderen. Die hilft dir ja wieder nicht weiter. Er fordert dich heraus o.ä. Hat mich total verunsichert. Mein Mann meint es sicher nur gut mit mir. Aber mittlerweile habe ich immer mehr das Gefühl diesbzgl. darf ich nicht auf seine Meinung bauen. Abgesehen davon weiß er einfach auch überhaupt nicht was es heißt Therapie zu machen und sich dort auf die Person und den Prozess einzulassen.

Und ja stimmt, wenn ich schon in Erwägung ziehe, dass er mich zerstören könnte, warum dann dort beginnen? Keine Ahnung was da in mir gerade alles abläuft...

@ Shukria: Ich hab in den letzten Therapien schon sehr viel überlegt, was ich dazu beitragen könnte. Ich habe viele Mails geschrieben. Ich habe mir vor der Stunde aufgeschrieben und überlegt, was ich den heute ansprechen könnte. Ich war dem Schweigen ausgeliefert. Immer wieder. Bei der zweiten Therapeutin ging es etwas besser (aber sie war definitiv nicht die richtige Thera für mich), bei ihr konnte ich zum Teil manches ansprechen. Aber das Schweigen kam immer wieder zurück. Das Schweigen stand glaub ich immer für meine abgrundtiefe Scham. Scham für alles, Scham für mein Dasein. So meine Vermutung, wirklich herausgefunden hab ich das mit meinen Theras nie.
Ich bräuchte jemanden der mir da raushilft oder mich dabei zumindest sehr gut begleitet. Ich glaube jemanden der zu forsch vorgeht, das will ich dann doch nicht.

@ captcha: Ich habe bei der Therapeutin nächste Woche noch eine Stunde vereinbart. Und werde (wie glaube ich eh von dir vorgeschlagen :) ) versuchen die gleichen Themen einzubringen wie bei ihm in der zweiten Stunde. Mich hinsetzen und schweigen, wäre bei ihm schon mal nicht gegangen. Er hat mich mit Fragen gelöchert, da war kaum Zeit zum Durchatmen. Mal sehen wie sie auf die Themen reagiert.
münchnerkindl hat geschrieben: Do., 22.07.2021, 15:25 Das wäre für mich der Punkt wo ich aufstehen und gehen würde. Das geht ja SOWAS von nicht was der Typ da bringt.
Und dich schon nach der zweiten Stunde DRÄNGEN, doch bei ihm die Therapie fix zu machen. Geht auch nicht.
Zwei riesige rote Alarmleuchten!
Du bist nach der zweiten Stunde schon völlig fertig und kämpfst um nicht in ein Loch zu fallen. Wieviel mehr an Alarmzeichen brauchst du?
Du hast Recht münchnerkindl. Und ich bin dir dankbar, dass du es mir nochmals schwarz auf weiß vor Augen führst. Und ja mein Mann hofft seit Jahren, dass sich in der Therapie endlich so viel tut, damit unser Nähethema (in jeglicher Hinsicht, nicht nur Sex) endlich Geschichte ist. Ich habe ihm schon oft genug erklärt, dass ich nicht in Therapie gehe, damit er zu mehr Sex kommt, sondern dass es mir endlich mal besser geht und ich mit dem ganzen Mist aus meiner Vergangenheit endlich abschließen oder zumindest umgehen kann. Natürlich wäre es schön, wenn sich daraus auch ergibt, dass ich Nähe wieder mehr zulassen und genießen kann - nicht nur ihm zuliebe, sondern weil ich das auch will.

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Betti
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Beitrag Fr., 23.07.2021, 00:05

Mir sind noch ein paar Punkte eingefallen, die den männlichen Thera eigentlich ins Aus katapultieren. Ich habe ihn gefragt ob es möglich wäre auch Abendtermine zu bekommen, da sich dies mit der Kinderbetreuung besser vereinbaren ließe, mein Mann zu Hause ist und ich nicht wöchentlich Betreuung suchen muss für vermutlich doch ne längere Zeit. Die beiden ersten Termine waren am Nachmittag. Er meinte, dass es prinzipiell schon möglich ist, er dann aber Lücken hätte und ja auch mal nach Hause will!!! Aber AUSNAHMSWEISE macht er das halt. Hmm, ja wäre halt etwas einfacher für mich und meine Familie mit den drei Kids so meine Bitte. :gruebel:

Und dann hatten wir auch noch kurz darüber gesprochen, dass ich in den früheren Therapien sehr viel geschrieben habe. Mails, welche ich dann auch schicken durfte. War mit beiden Theras so vereinbart und auch von ihnen gewünscht. Und ich habe das sehr gebraucht. So konnte ich meine Gedanken ordnen und irgendwas von mir preisgeben. Davon hielt er gar nichts. Was hilft das Schreiben, Reden IN der Therapie sei das Richtige. Ja sicher ist eine Gesprächstherapie zum Reden da, aber ab und zu kommt vl auch zwischen den Stunden mal was hoch. Was ja nicht heißen muss, dass ich ihn mit Mails überflute. Aber diese zumindest ausdrucken um in der Stunde zu lesen oder vl mal in Notsituationen. Das wäre zumindest für mich hilfreich, aber ja ich glaube da geht auch jeder Therapeut anders damit um. Da gibt es ja auch genug Beiträge dazu hier im Forum.

Allgemein geht die Tendenz immer mehr in Richtung der Therapeutin. Weil ich mir irgendwie immer sicherer werde, dass er sehr vieles zerstören könnte. Seine Ansichten, Meinungen, seine Auffassung er sei der Beste - all das verunsichert mich doch sehr.

Und egal wen ich frage, außer mein Mann sagen alle "Betti, überlege dir gut ob du wirklich zu IHM gehen willst. Da hört sich vieles nicht gut/stimmig an."

Danke für eure Gedankenanstöße. Das hilft mir sehr und erleichtert mir meine Entscheidung. Entscheiden muss ich selber, eh klar. Aber manchmal tut es gut, die Sichtweisen anderer miteinzubeziehen. Gerade hier im Forum gibt es ja schon sehr viele "Therapieerfahrene", welche manches anders beleuchten und hinterfragen. Danke


Bilderbuch
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Beitrag Fr., 23.07.2021, 00:50

Dein Mann kann doch selber eine Therapie bei ihm machen, wen er ihn so toll findet.
Ganz ehrlich? Du gehst zu Therapie und wenn es wieder 4 Jahre Schweigen sind, dann sind sie es.
Dann brauchst du halt so lange, was natürlich nicht passieren wird, weil du ja schon Vorarbeit geleistet hast.
Herausforderung hast du täglich. In der Therapie brauchst du eher das Herausfinden aus der Herausforderung.


Waldschratin
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Beitrag Fr., 23.07.2021, 06:02

Bilderbuch hat geschrieben:Dein Mann kann doch selber eine Therapie bei ihm machen, wen er ihn so toll findet.
Dasselbe ging mir gerade auch durch den Kopf! :ja: :-D

Betti hat geschrieben: Ich war dem Schweigen ausgeliefert. Immer wieder. Bei der zweiten Therapeutin ging es etwas besser (aber sie war definitiv nicht die richtige Thera für mich), bei ihr konnte ich zum Teil manches ansprechen. Aber das Schweigen kam immer wieder zurück. Das Schweigen stand glaub ich immer für meine abgrundtiefe Scham. Scham für alles, Scham für mein Dasein. So meine Vermutung, wirklich herausgefunden hab ich das mit meinen Theras nie.
Diese abgrundtiefe Scham, Urscham, war Hauptthema meiner letzten Therapie.
Und ja, ich kenne dieses Schweigen auch, das dann einfach mächtiger ist als jede Entschlossenheit in mir. Und ich geh gerne mal über den "Rand der Welt" raus, riskiere meinen "Untergang" etc.

Ich habe damals auch viel drüber gelesen, was Therapeuten zum Thema Scham zu sagen haben.
Es fiel ganz schön auf : Da gibt es kaum was dazu!

Ich bin auf einen für mich sehr klärenden Aspekt gestoßen : Scham ist "ansteckend".
Davor sind auch Theras nicht per se gefeit.
Die bräuchten eine gute Auseinandersetzung in sich selber mit diesem Thema, um nicht mit in den "Schamsumpf" zu geraten.

Und ich hab das dann auch in der Therapie gemerkt, wie schnell es den Thera "mit erwischen" kann, obwohl der an sich sehr gut reflektiert und bei sich bleiben kann.

Ich hab das für mich so gelöst, dass ich diese "Ansteckungsgefahr" erstmal vorneweg mit dem Thera besprochen hab. Das gab mir dann etwas mehr Sicherheit.

Kann also gut sein, dass dein Schweigen eher Ausdruck von etwas ist, das dein Unbewusstes beim/bei der Thera dir gegenüber schon registriert hat und deshalb dicht macht.

Ich kenne das Schweigen aber auch bei Themen aus meiner vorsprachlichen Zeit. Einfach, weil es damals Worte als Möglichkeit noch nicht gab für mich.
Da bestand dann die Lernaufgabe für mich darin, eben für das schwammige, nebelhafte Erleben aus dieser Zeit die Worte zu finden, die mein Jetzt dafür hatte.
War oft ein echtes Rumgestammel, für das ich mich dann erstmal nur schämte... Siehe Thema weiter oben. :roll:

Ich kenne das Schweigen aber auch als normale Reaktion auf Schockerleben, auf das Erstarren und "Einfrieren", wenn einem etwas geschieht, auf das man erstmal schnell mit "Leben gerettet bekommen" reagieren muss.
Dann wird das Verarbeiten nämlich erstmal auf "irgendwann später, wenn ich wieder in Sicherheit bin" verschoben, und das Reden können gehört nunmal nicht zu den automatischen Lebensrettungsstrategien des Menschen.

Jetzt wünsch ich dir aber erstmal die richtige Entscheidung für den/die Thera, die/der für dich am besten passt! :heart:

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Ungestümes Pferd
Helferlein
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Beitrag Fr., 23.07.2021, 07:37

Ich kann das, was die Waldschratin schreibt, nur unterstreichen.
Nicht reden können, kann bedeuten, dass es um frühe, vorsprachliche Themen geht.
Also eine Zeit, wo man noch keine Sprache hatte, als Baby oder Kleinkind, wo man sich vor allem über Körpersprache, Bewegung, Blickkontakt, Laute ausgedrückt hat. Es gibt Therapien, die arbeiten mehr mit Körperempfindungen, Gefühlen, Übungen als über das Gespräch und die kognitive Ebene.

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 24.07.2021, 18:06

Betti hat geschrieben: Fr., 23.07.2021, 00:05Seine Ansichten, Meinungen, seine Auffassung er sei der Beste - all das verunsichert mich doch sehr.


Hört sich narzisstisch an was du über diesen Mann schreibst. Und dass unsichere Menschen von Narzissten weiter verunsichert (und in die Opfer-Rolle gedrängt) werden ist lange bekannt.

Und ehrlich gesagt, die persönlichen Ansichten eines Therapeuten haben in der Therapie nichts verloren. Wenn du schon nach 2 Stunden eine klare Vorstellung hast was für Meinungen der Therapeut so hat läuft da definitiv was verkehrt.

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Betti
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Beitrag Do., 29.07.2021, 15:14

Liebe Waldschratin, danke für deinen Beitrag bzgl. Schweigen. Ja diese Scham, Urscham, die ist bei mir immer da. Vielleicht sollte ich das Thema auch mal in der Therapie einbringen. Ich bin ja auch sehr entschlossen in Therapie zu gehen. Nicht umsonst war ich bereits 4 Jahre in Therapie und versuche es erneut. Ich weiß, ich muss mich einbringen, mitarbeiten, reden - dieses Schweigen hatte immer Überhand genommen. Irgendwann wurde es zu einem Kreislauf. Ich kam hin, grüßte und schwieg. Schämte mich von Beginn der Stunde an bis sie aus war, für mein Schweigen...
Das Scham ansteckend sein könnte, darüber hab ich noch nie nachgedacht. Aber vielleicht ist da was dran.

Dass es mit Themen aus der vorsprachlichen Zeit zusammenhängt, das wiederum kann ich mir sehr gut vorstellen. Ich bin noch immer oft sprachlos wenn mir meine Mutter berichtet, wie das damals alles abgelaufen ist...

Gestern war die zweite Stunde bei der Therapeutin. Ich habe mich schlussendlich auch für sie entschieden. Obwohl ich sagen muss, dass ich große Sorge habe, dass es wieder so abläuft wie bei den letzten beiden Theras. Die Basis passt. Sie ist empathisch, sympathisch, die Umgebung spricht mich an, ich kann mir gut vorstellen mich auf eine Beziehung mit ihr einzulassen. Was mich etwas irritiert, sie hat mich gefragt ob es passt das wir per du sind. Hmm, mal sehen. Ich habe zugestimmt. Vielleicht hilft es mir. Habt ihr Erfahrungen damit? Ist es dann leichter in den Kontakt zu treten, eine Beziehung aufzubauen, zu reden?

Ich habe versucht die selben Themen einzubringen wie bei ihm. Und wirklich interessant, sie ist komplett anders darauf eingegangen. Sie erinnert mich von ihrer Vorgehensweise wirklich an die beiden ersten Therapien. Zwischenzeitlich habe ich mir gedacht "oh nein, schon wieder soll ich hinfühlen und sagen was das mit mir macht...". Diese Fragen habe ich schon so sehr gehasst. Weil es mir eben so schwer fällt irgendwo hinzufühlen. Aber vermutlich muss ich mal "wo hinfühlen", irgenwie, irgendwas zulassen - um weiterzukommen. Ich bin gespannt...
Sie hat auch ein sehr belastendes Thema bzgl. Nähe zulassen und in Verbindung mit meiner Vergangenheit angesprochen. Hat dann auch etwas nachgebohrt, ich bin dann aber ausgewichen und wieder mal verstummt (das wäre bei ihm nicht so gegangen). Sie hat sofort wahrgenommen, dass das jetzt zuviel war, es angesprochen und mir rückgemeldet, dass ich es unbedingt sagen soll "wenn es zuviel ist/wird". Pluspunkt.

Ich bin echt gespannt. Die Sorge bzgl. meines Schweigens schwingt noch immer mit. Und ich bin noch immer skeptisch, ob sie gut damit umgehen, mir raushelfen kann. Aber ich bin wieder mal fest entschlossen, dass es so nicht mehr weitergehen kann und ich wirklich dranbleiben und mitarbeiten muss. Vielleicht klappt es ja diesmal... ich hoffe.

In drei Wochen habe ich dann noch ein Vorgespräch mit meiner ersten Thera. Sie hat aber aktuell sowieso keine Kapazitäten. Abgesehen davon, weiß ich nicht ob es irgendwie Sinn machen würde bei ihr erneut zu starten. Trotzdem möchte ich gerne wissen, was es mit mir macht, wenn ich wieder vor ihr sitze. Unser Ende war ja leider nicht so berauschend und ungeplant. Vielleicht ist es einfach ein sehr verspätetes Abschlussgespräch? Oder vielleicht möchte ich sie mir wirklich einfach in petto halten, sollten alles Stricke reißen?

Ich danke euch recht herzlich.

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Solage
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Beitrag Do., 29.07.2021, 21:12

Hallo Betti,

ich verstehe nicht, dass eine Therapeutin/Therapeut dein Schweigen einfach über viele Stunden zulässt.

Außer, dass das (sage ich jetzt überzogen) leicht verdientes Geld ist.

Andererseits entsteht in mir ein Gefühl, dass dieses Schweigen auch etwas destruktives, kastrierendes und die Therapeutin in das Abseits drängendes sein könnte.
So in etwa: Was willst du? Ich brauche dich nicht! Rate doch mal, was mich bewegt?
Zuletzt geändert von Solage am Do., 29.07.2021, 21:22, insgesamt 1-mal geändert.

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Shukria
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Beitrag Do., 29.07.2021, 21:22

Betti hat geschrieben: Die Sorge bzgl. meines Schweigens schwingt noch immer mit. Und ich bin noch immer skeptisch, ob sie gut damit umgehen, mir raushelfen kann. Aber ich bin wieder mal fest entschlossen, dass es so nicht mehr weitergehen kann und ich wirklich dranbleiben und mitarbeiten muss. Vielleicht klappt es ja diesmal... ich hoffe.
Solange DU Dir vornimmst dranzubleiben und mitzuarbeiten hast Du selbst Dir schon mal ganz andere Voraussetzungen für ein Gelingen gestellt... :-D


Waldschratin
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Beitrag Fr., 30.07.2021, 07:43

Betti hat geschrieben:Was mich etwas irritiert, sie hat mich gefragt ob es passt das wir per du sind. Hmm, mal sehen. Ich habe zugestimmt. Vielleicht hilft es mir. Habt ihr Erfahrungen damit? Ist es dann leichter in den Kontakt zu treten, eine Beziehung aufzubauen, zu reden?
Hätte bei mir den gegenteiligen Effekt. :-)
Das wäre mir so auf Anhieb viel zu schnell zu nah zu vertraut. Grade bei ner therap. Beziehung brauch ich ein Sie als Anrede, um "gefahrloser" mich von mir aus in Nähe zu wagen.
Ein Du, das mir vorgeschlagen wird, würde ich schon als "mich einkassieren wollen" empfinden. Wobei der/die Thera da gar nichts damit zu tun hat, das liegt an meinen Grunderfahrungen mit Menschen, dass da immer und ausschließlich was von mir "gewollt" wird, also was Ausnutzerisches/Benutzerisches dahinterstecken muss, wenn jemand Nähe zu mir will.

Probier`s aus und guck, ob es dir wirklich was einfacher macht. Und du nicht nur "ihr zuliebe" dabei bist.
Zum Sie zurückkehren ist an sich schwieriger, als vom Sie zum Du zu wechseln, aber in ner therap. Beziehung sollte das schon gut möglich sein.


Waldschratin
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Beitrag Fr., 30.07.2021, 07:52

Betti hat geschrieben:Ich bin echt gespannt. Die Sorge bzgl. meines Schweigens schwingt noch immer mit. Und ich bin noch immer skeptisch, ob sie gut damit umgehen, mir raushelfen kann. Aber ich bin wieder mal fest entschlossen, dass es so nicht mehr weitergehen kann und ich wirklich dranbleiben und mitarbeiten muss. Vielleicht klappt es ja diesmal... ich hoffe.
Schweigen ist eine starke "Waffe", grade in Beziehungen, die näher sind oder werden sollen.
Man kann das Miteinander dominieren, ohne sich aus der eigenen Deckung wagen zu müssen.
Das gilt aber auch für die Bezieung zu sich selber : Was man vor sich selber nicht ausspricht (zugibt), wird einem nicht so "lebendig", man kann es weiterhin gut verdrängen, unbewusst halten, abspalten.

Ich sehs in Verbindung hiermit:
Betti hat geschrieben:Zwischenzeitlich habe ich mir gedacht "oh nein, schon wieder soll ich hinfühlen und sagen was das mit mir macht...". Diese Fragen habe ich schon so sehr gehasst. Weil es mir eben so schwer fällt irgendwo hinzufühlen. Aber vermutlich muss ich mal "wo hinfühlen", irgenwie, irgendwas zulassen - um weiterzukommen.
Da wirst du eine Entscheidung treffen müssen, und zwar nicht nur eine grundsätzliche, sondern bei jeder Gelegenheit wieder neu, wenn du direkt davor stehst in der Stunde : Wage ich es, von der "Klippe" zu hüpfen oder nicht?

Weil das Schweigen aber so "mächtig" ist, wird das Überwinden oft schwer, wenn es schon ritualisiert und unbewusst passiert.

Mir hat da Körpertherapeutisches im weitesten Sinne immer gut geholfen.
Fing in der Traumatherapie damit an, dass ich einfach mal aufgestanden und rumgelaufen bin, wenn das Schweigen "übernommen" hatte.
Das ging bis dahin, dass ich mit meiner Thera damals einige Stunden draußen spazieren war, während wir redeten.

Da kannst du ruhig kreativ werden, auch von selber, in den Stunden.
Fingerübungen a la Klavierspiel z.B. Oder singen anstatt reden. Klingt doof, ist es auch, hilft aber ungemein. :-)

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