Therapeutin sitzt im Rollstuhl

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

montagne
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Beitrag So., 15.07.2012, 20:32

@titus:
Ja Titus, das sage ich.. manche Behinderungen sind was absolutes. Muss man mir ja auch nicht zustimmen.

Die TE hat Bedenken geäußert, die das auf den Punkt gebracht haben worum es geht.
Ich fand sie auch sehr nett habe aber irgendwie ein komisches Gefühl.
Habe Angst, dass ich mich in der Therapie nicht auf meine Probleme konzentrieren kann, wenn ich ihre Probleme ständig vor Augen habe. Weiß auch nicht so genau, wie ich mich ihr gegenüber verhalten soll
Ich mutmaße, sie hat das aus dem Bauch raus geschrieben wie sie fühlt. Unverstellt, unverkopft. Was aber dahinter steckt sind all diese Fragen und Probleme, die jeder für sich beantworten und lösen muss, im Umgang mit fremder Behinderung. Probleme die da sind und nicht weggehen, auch wenn man so tut als wären sie nicht da. (Ist übrigens der Kondensationskern jeder Neurose) Die TE hat sich genau auf diesen Weg gemacht. Wo ihr Weg hinführt, wird nur sie entscheiden.

Und ja mir geht es um mehr als das.
Aber bleiben wir bei dem Thema sichtbares anders-sein des Therapeuten.

Du glaubst immer zu wissen, ich kann dir sagen, dass deine Hypothesen darüber wann welche Phantasien auftauchen und welche Wichtigkeit welche Phantasie hat, auf mich nicht zutreffen. Es gibt dafür keinerlei Regel die für alle gilt, nicht mal für eine Mehrheit.

Und so werden andere Menschen ganz andere Gedanken und Phantasien haben, als du dir überhaupt nur vorstellen kannst und auch als ich mir vorstellen kann. Wir kennen ja nur unsre eigenen gednaken und maximal das noch, was zur Therapie publiziert wird, was nur einen winzigen Ausschnitt, da zu dem Thema meist heuristisch, darstellt. Nichts allgemeingüktiges.

Bezogen auf ein anders-sein des Therapeuten muss man dann vermuten es kann diverse Effekte haben, ganz individuell halt.


Ein bisschen was kann man aber schon erahnen, was möglich ist, und vor allem gibt es dann doch zum Thema Behinderung in der Interaktion recht viel Publikationen und all diese Themen die da angesprochen werden, gelten sicher auch für Therapeut und Klient.

Und ein bisschen was kann man auch erleben, wenn man sich mit dem Alter und/oder dem Handicap seines Therapeuten auseinandersetzt und vor allem mit dem eigenen Handicap, auch wenns für die meisten zum Glück nur ein sehr, sehr kleines ist.
amor fati

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leberblümchen
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Beitrag So., 15.07.2012, 20:40

Du sagst, die TE habe so 'aus dem Bauch raus' geschrieben, aber da stehe gewiss was Anderes dahinter. Das mag sein. Interessanterweise argumentiere ich genauso - aber mit anderen Schlussfolgerungen. Ich sehe da andere Dinge, die ich am Anfang des Threads genannt habe. Dafür, diese Hintergründe zu sehen, wurde ich kritisiert. Mag auch sein, dass ich mich da irre. Ich bin ja (offiziell ) kein Hellseher.

Nun kannst du aber nicht mit derselben Beharrlichkeit behaupten, dass nun ausgerechnet deine Sichtweise (à la: "Bestimmt fragt sich die TE, wie die Therapeutin pinkelt, ob sie Sex hat und ob sie oft krank sein wird") die richtige Lesart ist. Du müsstest halt auch zulassen, dass es möglich ist, dass es speziell DEIN Thema ist - und die TE sich womöglich - wie sie ja schrieb - ganz andere Fragen stellt.


montagne
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Beitrag So., 15.07.2012, 20:55

Nimmst du Pinkeln und Sex wirklich so wörtlich, kannst den Symbolcharakter nicht verstehen oder willst du nur provozieren?
amor fati


leberblümchen
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Beitrag So., 15.07.2012, 21:09

Offensichtlich FÜHLST du dich ja irgendwie provoziert; das solltest du aber mit dir selbst ausmachen.

Vielleicht liest du einfach noch mal den Verlauf nach - dann wird dir auffallen, dass es mia war, die dem Thread den Schwerpunkt der körperlichen Folgeerscheinungen verliehen hat. Und du bist dann darauf eingestiegen und hast in aller Ausführlichkeit geschildert, was die TE theoretisch in dieser Hinsicht erwarten könnte. Du hast das irgendwie wichtig gefunden, das so plastisch zu schildern, hast du ja gesagt. Und nun versuchst du, hier von 'Symbolcharakter' zu reden? Das find ich ein bisschen billig.

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Tigerkind
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Beitrag So., 15.07.2012, 21:25

Es geht hier darum, das Katzerl nicht weiß, ob sie eine Therapie bei der Therapeutin beginnen will, weil sie verunsichert ist.

Es wäre sehr schön wenn wir nun endlich zum Thema kommen könnten.
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-

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ExtraordinaryGirl
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Beitrag So., 15.07.2012, 21:31

Hat sich Katzerl eigentlich in den letzten neun Seiten noch einmal zu Wort gemeldet?
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)

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Tigerkind
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Beitrag So., 15.07.2012, 21:33

Nein, hat sie nicht.
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-

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Beitrag So., 15.07.2012, 21:42

Na also. Und auch wenn ich die Diskussion an durchaus spannend finde, stellt sich mir trotzdem die Frage: Wird sie dadurch nicht abgeschreckt, dass nun schon seit neun Seiten ohne ihr Zutun über ihre Problematik in ihrem Thread geschrieben wird - und dabei offenbar immer mehr und mehr Aspekte hinzukommen?

Mich würde das etwas abschrecken, zugeben.
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)

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hope_81
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Beitrag So., 15.07.2012, 21:45

Offensichtlich scheint manch einer hier die Weisheit des Lebens mit Löffeln gefressen zu haben. Ich bin extrem beeindruckt wie empathielos teilweise von selbst auf andere geschlossen wird
Möge der, der frei von Vorurteilen, Ängsten, Skepsis,Schubladendenken, etc ist doch bitte den 1. Stein werfen.
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

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Beitrag So., 15.07.2012, 21:53

Da melde ich mich doch gleich!

Nein, Scherz beiseite. Alles, was ich von mir behaupten kann, ist, dass ich es als eine meiner persönlichen Lebensaufgaben betrachte, die ganz wenigen Vorurteile, die ich verspüre, abzubauen. Tag für Tag.
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)


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Beitrag So., 15.07.2012, 22:00

Wie? Ganz wenige Vorurteile? Man bildet sich doch immer Vorurteile, ansonsten könnte man doch gar nichts mehr entscheiden. Nur sollten das sozusagen 'persönliche' Vorurteile sein - soweit möglich. Also, es ist m.E. kein sinnvolles Vorurteil, in einem Forum zu fragen, ob man bei einem körperbehinderten Therapeuten eine Therapie anfangen sollte
Würdet ihr bei einer Thera im Rollstuhl eine Therapie anfangen?
denn das hat ja mit einem selbst gar nichts zu tun.

Sinnvolle Vorurteile könnten eigene Überlegungen sein - kann ich einen Arzt, der Kettenraucher ist, ernst nehmen? Vielleicht ist es ein superguter Arzt, aber wenn ich eine Aversion gegen Raucher habe, dann könnte das das Vertrauen behindern. Aber ohne Vorurteile kann man ja kaum Beziehungen eingehen.


montagne
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Beitrag So., 15.07.2012, 22:06

Nein Titus, ich kann es einfach nicht einschätzen in diesem Moment, ob du provozierst oder es wirklich nicht verstehst.

Warum findest du es anstößig, offensiv, "billig" wenn hier lebensnah vom Alltag mit Behinderung berichtet wird? Verstehe ich wirklich nicht.
Abgesehen davon, dass das nun wirklich nicht plastisch war, nur Andeutungen.

@Tigerkind, verstehe schon.. nur.. ich finde hier kam genau zu der Fragestellung wirklich genug, allgemeines, persönliche Erfahrungen, Meinungen, Idee, Gedanken. Ganz unterschiedliche Richtungen. Das die TE sich diese Anregungen durchliest und für sich überlegt wie SIE damit umgehen will, dass da eine Möglichkeit zur Therapie bei einer Therapeutin im Rolli ist, dass kann ihr doch niemand abnehmen. Ebenso wie über ihren Umgang mit Behinderung nachzudenken.
amor fati

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hope_81
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Beitrag So., 15.07.2012, 22:09

Hi Extra,
das finde ich eine super Einstellung und diese Teile ich auch. Ich finde es traurig zu lesen, wie Ängste, Sorgen und Bedenken so abgeurteilt werden können. Wir alle waren sicher einmal mit Dingen konfrontiert mit denen wir uns auseinandersetzen mußten, daraus lernen mussten um dann daran wachsen zu können.
Ich kann die TE absolut verstehen und kann ihre Sicht nachvollziehen.
Ich denke auch mal, dass es eben der Kontext ist.
Wenn ich, weil es mir furchtbar geht, die Hilfe eines Menschen suche, dann gehe ich von einem "gesunden" Menschen aus. Ich wüsste auch nicht wie ich reagiert hätte. Ich denke einfach es passt nicht in das Bild was die meisten von Heilern im Kopf haben. Darüber erst mal verwirrt zu sein, halte ich für völlig legitim.In seiner eigenen Verwirrung dann den Austausch in diesem Forum zu suchen, weil man vielleicht niemanden anderen für den Austausch zur Verfügung hat, oder glaubt hier einen kompetenten, loyalen Ansprechpartner zu finden, davon ausgehend, dass die meisten hier wohl in ähnlich Boten sitzten. und dann so massiv angegangen zu werden finde ich wirklich erschreckend.
Niemand weiß ob sie therapeutische Vorerfahrungen hatte....
Blicke ich für mich zurück als ich noch keine Theraerfahrungen hatte und irgendwie auch so ein ideologisches Bild von dem "Wunderheiler" hatte, weil ich eben noch sehr naiv bezogen auf diese Sache war, ich wäre wohl auch erst mal "schockiert"...
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
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Tigerkind
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Beitrag So., 15.07.2012, 22:11

@montagne:Ja, da hast Du natürlich auch wieder Recht, ich stelle mir gerade vor, wenn Katzerl den ganzen Tag nicht in den PC geschaut hat und das hier alles ließt, na ja, kann sich zumindest über zuwenige Antworten nicht beklagen...
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

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Beitrag So., 15.07.2012, 22:12

titus2 hat geschrieben:Wie? Ganz wenige Vorurteile? Man bildet sich doch immer Vorurteile, ansonsten könnte man doch gar nichts mehr entscheiden.
Ich weiss nicht, titus.

Ich versuche, immerzu unvoreingenommen Menschen (natürlich auch Tieren ...) und Gegebenheiten gegenüber zu treten. Sie kennen zu lernen. Mir erst dann ein Urteil zu bilden, immer dafür offen, es zu revidieren.

Und ich persönlich würde behaupten, dass mir das fast immer gelingt. Wo es das nicht tut, arbeite ich, wie beschrieben, daran. Weil ich vorurteilsfrei sein will.
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)

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