Zwei Therapeutinnen - zwei Meinungen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

Stöpsel
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 35
Beiträge: 978

Beitrag So., 10.07.2011, 17:24

Hallo,
münchnerkindl hat geschrieben:Dann ist es aber der Job des Therapeuten dafür zu sorgen daß das nicht so verstanden wird, wenn es nicht so gemeint ist.
Nein, das sehe ich nicht unbedingt so. Auch ein Therapeut kann nicht mißverständnisfrei kommunizieren, es liegt eben am Menschsein/der Sprache an sich, daß man die Dinge unterschiedlich auffassen kann (und was sie genau gesagt hat, wissen wir ja gar nicht mal). Wenn einen etwas verwirrt, sollte man es eben ansprechen, nur so lassen sich Mißverständnisse feststellen und beheben. Aber egal, es geht ja nicht darum, die Therapeutin zu beurteilen, sondern darum, zu schauen, was Brösel jetzt am besten tun kann.
münchnerkindl hat geschrieben:Nur ist es ein Prozess, um auch emotional zu der Erkenntnis zu kommen. Das einfach zu sagen und das Thema zu wechseln alleine langt da nicht.
Da stimme ich Dir zu, es wäre gut, wenn es etwas ausführlicher erklärt werden würde. Es ist aber die Frage, ob es hier im Rahmen einer Kur ein so intensiver Kontakt war, daß man sich da ausführlich austauschen konnte. Daher würde ich mich in so einem Fall prinzipiell eher an die feste ambulante Therapeutin halten.

Viele Grüße

Werbung

Benutzeravatar

Seanna
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 27
Beiträge: 106

Beitrag Di., 12.07.2011, 06:55

münchnerkindl hat geschrieben:
Brösel hat geschrieben: Im Rahmen einer Kur hatte ich auch psychologische Betreuung und da wurde mir gesagt, ich solle aufhören, meine Probleme auf Kindheit, Vater, Mutter etc. zu schieben.

Was denn nun?

Ich bin ja selber der Meinung gestern ist gestern und heute ist heute und wer hatte schon eine perfekte Kindheit?
Ich versuche ja, alles zu verdrängen, aber es holt mich immer wieder ein.
Als Erwachsene müsste ich über den Dingen stehen, ich bin nicht mehr das kleine, wehrlose Kind.
Mir wäre es ja auch lieber, ich könnte irgendwo auf "Löschen" drücken und dass ich jetzt zwei komplett konträre Meinungen gehört habe, verwirrt mich doch ziemlich.
Meine Meinung ist daß die Frau aus der Klinik einfach aufhören soll solches Zeug zu reden. Klar gibt es Leute die ihre Kindheit als Ausrede für alles mögliche verwenden.

Aber darum geht es hier doch überhaupt nicht. Die Auswirkungen dieser Zeit holen dich immer wieder ein, von daher musst du dich auch damit auseinandersetzen. Und dabei kann man das was vorgefallen ist nicht einfach unter den Teppich kehren.
Vielleicht war es aber auch eher so gemeint, dass ihn die "Schuldfrage" nicht weiter bringt. Es bringt nichts, zu sagen "der und der war/ist Schuld, dass ich jetzt in der Misere stecke" - denn rauskrabbeln muss man ja dennoch selbst.

Schließlich gibt der TE hier ja auch nur ein Gespräch wieder.. und das kann vom Therapeuten ganz anders gesagt oder gemeint worden sein. Hier dann gleich zu wettern, dass er oder sie keine Ahnung hätte oder ein schlechter Therapeut wäre... naja, halte ich für nicht so zielführend.

Was die Beschäftigung mit der Vergangenheit angeht und ob der Therapeut darauf eingeht, ist meiner Meinung nach eher vom Therapeuten abhängig als von der Art der Therapie (wobei es bei einigen Therapieformen schon zentraler Bestandteil ist). Ich habe jedenfalls die Erfahrung gemacht (mehr als einmal!) dass auch in der VT über Vergangenheit gesprochen wird, wenn ich das denn möchte.
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Crash-Kurs
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 50
Beiträge: 173

Beitrag Di., 12.07.2011, 17:58

Oh WOW und DANKE für die vielen Antworten!!

Es ist einiges dabei, über das ich nachdenken kann und das mir vielleicht weiterhilft.
Meine Therapie (klientenzentriert) pausiert momentan, ist hier in Ö ja eine kleine Kostensache.

Ich schwanke ja selbst zwischen Vergangenes-sein-lassen und Jetzt-erst-recht-hinsehen-und-aufarbeiten, wobei ich nicht weiß, ob ich überhaupt so genau hinsehen will.
In der Therapie streiften wir kurz das Innere Kind und es tat mir einfach zu weh, ich wollte das nicht vertiefen.
In tendiere sehr wohl zu einem Wagemutig-nach-vorne-sehen, aber die Last der Vergangenheit liegt wie ein Schatten über mir, der mich auch irgendwie gefangen hält.

Die Psychologin auf der Kur war freiwillig in Anspruch zu nehmen; ich war gespannt, ob jemand eine andere Sichtweise auf meine Probleme hat.
In Bezug auf ein anderes Thema fragte ich nach dem Warum etwas so und so ist, sich jemand so und so verhält.
Sie meinte, die Frage nach einem Warum sei müßig, das sei nicht der Kern; wenn sich alles nur um diese eine Frage dreht, verbaut man sich die Sicht auf Lösungen.

Ich glaube, das hat sie gemeint, als sie sinngemäß sagte, ich solle meine heutigen Probleme nicht mit Problemen in der Kindheit "rechtfertigen".

Danke nochmal für eure Denkansätze!

LG

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag