Vorgehen des Therapeuten rechtens?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Alyssa
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Beitrag Fr., 17.03.2017, 18:03

Wenn du so sicher weisst, dass sie nicht manipuliert: Wenns wieder so weit ist, bring sie in die Klinik. Ist auf Dauer besser für dich und für sie - und für eure Freundschaft.
Was da zwischen ihr und ihrem Therapeuten läuft, muss sie selbständig und mit ihrem Therapeuten klären. Da würde ich mich an dener Stelle in Zukunft raushalten. Zumal du ja eh nur ihre Sichtweise kennst, und gar nicht genau weisst, was in ihrer Therapie abläuft.

Und als nicht bös gemeinter Nachtrag: "Nur" weil jemand viel schlimmes erlebt hat, heisst es ncht, dass derjenige nicht auch manipuliert. Schlimmes erlebt zu haben ist keine Generalentschuldigung, keine Ausrede und auch kein Garant für ein bestimmtes Verhalten oder Nicht-Verhalten.

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mio
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Beitrag Fr., 17.03.2017, 20:08

Alyssa hat geschrieben: Fr., 17.03.2017, 18:03 Wenn du so sicher weisst, dass sie nicht manipuliert: Wenns wieder so weit ist, bring sie in die Klinik. Ist auf Dauer besser für dich und für sie - und für eure Freundschaft.
Das sehe ich auch so. Stell Dir einfach mal vor, sie tut es tatsächlich und Du hast dann nichts unternommen? Ich wäre da "hart" und würde die Verantwortung an Profis übergeben, Du kannst unmöglich 24h am Tag "aufpassen". Ebensowenig wie ein Therapeut. Und das ist auch nicht Deine Aufgabe und auch nicht die des Therapeuten.

Ansonsten bin ich bei "Selbstmorddrohungen" auch eher jemand von der "skeptischen" Sorte, weil es eben oft tatsächlich "emotionale Erpressung" ist (ob nun bewusst oder unbewusst) die dahintersteckt. Ich kenne einige Menschen, die sich wirklich suizidiert haben: Keiner von denen hat es "angekündigt". Die, die es angekündigt haben (meist mehrfach) haben es nicht getan.

Bei einer Freundin von mir war es beides - weshalb ich es im Zweifel auch ernst nehmen und Konsequenzen ergreifen würde - sie hat sich aber letztlich selbst in die Klinik einweisen lassen. Und dann dennoch suizidiert, nachdem sie aus der (an sich geschlossenen) Klinik unter "Vortäuschung falscher Tatsachen" abgehauen war. Ihr Vater hat das Jahre später "ähnlich" gemacht. Auch er war in einer Klinik, zwar keiner geschlossenen, aber eben auch wegen Depressionen. Und ist dann auf einen langen Spaziergang gegangen...man hat ihn am nächsten Morgen tot im Wald gefunden.

Wenn jemand es wirklich will, dann kannst Du eh nix tun, wenn jemand noch nicht "entschlossen" ist, dann ist eine geschlossene Klinik der sicherste Ort.

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Broken Wing
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Beitrag Fr., 17.03.2017, 20:40

Als Psycho und Sui hoch 10, damals jedenfalls, möchte ich nur Folgendes anmerken:

Es kommt wirklich darauf an. Als Freundin muss man mit Polizei u.ä. sehr vorsichtig sein. Ich hätte mir damals alles sagen lassen, auch dass man von mir genug habe. Das konnte ich verstehen, ich hätte irgendwann selbst genug gehabt.
Aber die Polizei zu mir nach Hause schicken wäre gar nicht gegangen. Daher wurde ich erst mal in eine psych. Notaufnahme begleitet und der diensthabende arzt hat mich gleich eingewiesen.

Damit war die Freundin fein raus und ich habe meine Wut an diesem Arzt und dem Personal in der Klinik ausgelassen. War super, die hatten Hämmungen bei Fixierungen und Spritzen, weil diese Klinik sowieso nur durch Negativschlagzeilen aufgefallen war.

Grundsätzlich ist eine Ankündigung ein Hilfeschrei, viel zu selten eine reine Information oder auch Manipulation, als dass man automatisch davon ausgehen könnte. Unbewusste Manipulationen muss man nicht wirklich erörtern, weil jede Kommunikation als Manipulation betrachtet werden kann.

Warum sie die thera weggeschickt hat, keine Ahnung. Es gäbe mehr zwischen Klinik und einfach Heimschicken. Ich hatte schon öfter Stunden einschieben können.
Möglicherweise hat sie in der Stunde nicht den Eindruck erweckt oder setzt Suizid als Druckmittel ein.
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candle.
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Beitrag Fr., 17.03.2017, 20:56

Broken Wing hat geschrieben: Fr., 17.03.2017, 20:40 Damit war die Freundin fein raus und ich habe meine Wut an diesem Arzt und dem Personal in der Klinik ausgelassen.
Was soll denn das bitte heißen? Was soll man denn deiner Meinung nach alles leisten als Freundin?

Ich erlebe dich hier eigentlich fast nur voller Wut. Da haben natürlich nur die Anderen daran Schuld. Ist auch eine Strategie!

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mio
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Beitrag Fr., 17.03.2017, 21:03

Broken Wing hat geschrieben: Fr., 17.03.2017, 20:40 Aber die Polizei zu mir nach Hause schicken wäre gar nicht gegangen.
Unter Freunden kommt meiner Erfahrung nach die Polizei eher dann ins Spiel, wenn derjenige entweder nicht "auffindbar" ist oder aber nicht die Möglichkeit besteht, da "mal eben" (aufgrund der Entfernung) hinzufahren.

Oder aber wenn es eben "nicht das erste Mal" (und der eigenen "Kümmer-Kanal" einfach voll) ist.

Ansonsten ist es sicher besser diejenige einfach zu begleiten, so sie dazu eben bereit ist. Ist sie dazu nicht bereit, droht aber dennoch weiter (bzw. kündigt klar an), dann würde ich irgendwann die Polizei einschalten, schon um mich zu "entlasten" für den Fall der Fälle. Das Problem dürfte an der Stelle eher sein, dass das ohne "Beweise" eh nicht "fruchtbar" wäre. Meint, die würden im Zweifel wieder unverrichteter Dinge abziehen, so diejenige sie nur "glaubhaft" genug vom Gegenteil überzeugen würde. Denn was anderes können sie ohne "eindeutige Hinweise" nicht tun. Ist ja auch möglich, dass ich das einfach nur so behaupte...

Inwieweit die "ambulante Krisenintervention" versäumt wurde (von Seiten des Therapeuten) vermag ich ebenso wie Du nicht zu beurteilen, aber als Freundin wüsste ich nach meinen Erfahrungen damit wohl mittlerweile ziemlich genau, was ich tun würde.

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Broken Wing
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Beitrag Fr., 17.03.2017, 21:07

Lies halt meinen Beitrag noch einmal. Oder spar dir die Mühe, ich lege nicht viel Wert darauf, von dir verstanden zu werden.
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Broken Wing
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Beitrag Fr., 17.03.2017, 21:11

@ Mio:
Online soll das schon vorgekommen sein, dass einfach die Polizei geschickt wurde.

Wie gesagt, ich kann verstehen, dass man von suizidalen Patienten irgendwann die Nase voll hat.
Im Übrigen zieht die Polizei selten einfach ab. Man wird erst mal in die Nächste Notfallversorgung mitgenommen und einem Arzt vorgeführt.
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Beitrag Fr., 17.03.2017, 21:17

Broken Wing hat geschrieben: Fr., 17.03.2017, 21:11 @ Mio:
Online soll das schon vorgekommen sein, dass einfach die Polizei geschickt wurde.

Wie gesagt, ich kann verstehen, dass man von suizidalen Patienten irgendwann die Nase voll hat.
Im Übrigen zieht die Polizei selten einfach ab. Man wird erst mal in die Nächste Notfallversorgung mitgenommen und einem Arzt vorgeführt.
Ja, so eine "Vermischung" aus online und persönlich habe ich auch mal (in der Blog Welt, aber ich habe keine Gründe daran zu zweifeln) beobachtet - aber da war eben zB. viel räumliche Distanz dazwischen und ein hinfahren wäre nicht möglich gewesen. In dem Fall hat diejenige die "Polizei" verlacht und überzeugt, dass das Quatsch ist. Und sich dann in aller "Seelenruhe" suizidiert.

Ohne triftigen Grund nimmt Dich niemand mit. Zumindest nicht, wenn Du nicht suizidal rüberkommst. Und DAS haben die meisten "Überzeugten" wohl verdammt gut drauf.

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Broken Wing
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Beitrag Fr., 17.03.2017, 21:21

Finde ich ehrlich gesagt auch richtig so.

Möglicherweise sind sie im katholischeren Österreich da noch strenger.
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mio
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Beitrag Fr., 17.03.2017, 21:30

Das mit der "Blog Welt" war in Ö. Beiderseits, soweit ich das recht erinnere. Und es hat "funktioniert" und die sind einfach wieder "abgezogen".

(http://ras.twoday.net)


shesmovedon
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Beitrag Fr., 17.03.2017, 21:41

Ja, so leicht zieht die Polizei nicht wieder ab, wenn sie wegen sowas geholt wurde. Die nehmen das durchaus ernst. Selbst schon die Erfahrung gemacht. Normal nehmen sie einen mit und man muss über Nacht in der nächsten Psychiatrie bleiben - mindestens. Zumindest, bis man denen glaubhaft macht, dass man nicht mehr suizidal ist.


mio
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Beitrag Fr., 17.03.2017, 21:45

Radiohead hat geschrieben: Fr., 17.03.2017, 21:41 Zumindest, bis man denen glaubhaft macht, dass man nicht mehr suizidal ist.
Genau das ist der Punkt. Würdest Du jetzt zB. die Polizei anrufen und ihr vertellen, dass ich suizidal bin, dann schwöre ich Dir, die würden sich bei mir entschuldigen und wieder abziehen. Es kommt auf die Situation an. Und jemand der wirklich wirklich will, bei dem hat sich innerlich wohl was "umgelegt", zumindest ist das meine Erfahrung. Da geht es nicht mehr um eine Affekthandlung oder Verzweiflungstat, sondern da wird sehr "klar" überlegt.


shesmovedon
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Beitrag Fr., 17.03.2017, 21:48

Ich weiß nicht wie es ist, wenn jemand allein daheim ist. Ich durfte nur die Erfahrung machen, dass mir weniger geglaubt wurde, als der Person, die anrief... naja, zurecht wurde mir weniger geglaubt.

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Broken Wing
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Beitrag Fr., 17.03.2017, 21:56

@ Radiohead: Ich kenne es auch so. Nicht von mir zum Glück. Ich suche mir meine Freunde gut aus und habe auch keine 300 auf Facebook.
Niemand verbringt gerne 1 Tag in der Klapse, nicht mal 5 Minuten eigentlich.
Unbegründetes Einsperren ist ein schwerwiegender Eingriff in die Freiheit eines Anderen.

Freund zu sein ist nicht einfach. Im Berufsleben ist es selbstverständlich, dass man Verantwortung übernimmt und auch verschuldensunabhängig die Folgen für seine Entscheidungen trifft. Und schließlich erwartet man auch vom Gegenüber, im Ernstfall nicht allein gelassen zu werden.
Es kann einem niemand abnehmen, Entscheidungen zu treffen und mit den Folgen zu leben.
Bei Überforderung würde ich der Freundin klar und deutlich Mitteilen, am Ende der Kräfte angelangt zu sein.
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Möbius
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Beitrag Fr., 17.03.2017, 22:02

Vielleicht noch ein Zwischenruf zum Begriff "Manipulation" ? Ich glaube nicht, daß man bei Darksheeps Freundin oder den Suizidankündigern von bewußter Manipulation sprechen kann - solche Fälle mögen zwar vorkommen, aber dürften m.E. sehr selten sein. Insofern muß ich meine Zustimmung zu Alyssas Einschätzung ein wenig relativieren und hoffe, sie nimmt es mir nicht allzu übel, sondern kann sich dem folgenden vielleicht sogar selbst anschließen:

Wer durch so ein Verhalten Zuwendung erzwingt, dessen Handeln ist nicht vom Bewußtsein gesteuert, sondern von pathologischen Impulsen aus dem Unbewußten, die zeit- und teilweise die Kontrolle über das Bewußtsein gewonnen haben. Das Bewußtsein wird dann zum reinen "Exekutivorgan" psychotischer Empfindungen, Wertungen und Entschlüssen, ähnlich wie es bei den Massenmördern der Fall ist. Ich habe neulich mal wieder die Wiki-Seite zu jenem Breivik gelesen, der 2010 in Oslo eine Autobombe zur Explosion gebracht hatte und sodann auf einer Insel, auf der ein Jugendcamp stattfand, ca. 70 Leute erschossen hatte, bevor er überwältigt werden konnte. Bei seiner Tatausführung hat dieser Breivik absolut rational und geschickt gehandelt - aber sein Handeln war, obschon man ihn später für schuldfähig hielt - m.E. von psychotischen Aggressionen geleitet. Ich wähle diesen umgekehrten, aggressiven Beispielsfall, weil solche Fälle wie Breivik gut dokumentiert und nachvollziehbar sind. Menschen, die psychotische 'erotische' Impulse agieren, Zuwendung erfahren bzw. erzwingen "wollen" , schaffen es wohl nur selten zu einem Wiki-Artikel, weil ihr Verhalten eben zwar (mitunter extrem) nervig, aber meist nicht kriminell wird.

Wer Zuwendung zB durch "fadenscheinige" Suiziddrohung erzwingen "will" (von bewußter "Willensentscheidung" kann ja m.E. nicht die Rede sein) muß ein narzistisches Defizit ausgleichen, das einen hohen aktuellen Leidensdruck erzeugt - seine Störung (wenn es denn eine ist), dürfte also vielleicht dem "narzistischen Formenkreis" zuzuordnen sein.

Narzisten brauchen nicht nur Zuwendung - sie brauchen auch Abgrenzung, weil man ansonsten mit ihnen nicht umgehen kann, auch nicht in der Psychotherapie. Und ich vermute, daß dieser "Rauswurf" durch die Therapeutin genau so eine Abgrenzungsmaßnahme gewesen sein dürfte und unterstelle dieser Therapeutin, daß sie wußte, was sie tat und ihre Verantwortung wahrgenommen hat.

Auch wenn man Narzisten in gewissem Maße ein Agieren ihrer Bedürfnisse zugestehen muß, damit sie "Druck ablassen" können - gelegentlich brauchen sie "eins vor die Batterie", damit dieses Agieren sich im erträglichen Rahmen hält.

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