Nachteile einer Psychotherapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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AnnaPalindrom
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Beitrag Mo., 25.01.2021, 00:13

saffiatou hat geschrieben: So., 24.01.2021, 18:29 es gibt aber auch eine ganze Reihe Vorteile - komisch, daß Du die gar nicht in Betracht ziehst.
Hm, die Vorteile erscheinen mir doch relativ klar zu sein: Man verarbeitet seine Probleme, lernt mit ihnen besser umzugehen, wird glücklicher, selbstzufriedener, bekommt je nach dem, bei wem man eine Therapie macht, auch noch Medikamente, etc.

Aber ich kaufe mir ja auch kein Produkt, ohne mir die schlechten Rezensionen angeschaut zu haben. Es ist wichtig, so viele Informationen wie möglich zu haben, wenn man eine Entscheidung trifft, sonst könnte es die falsche sein.

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AnnaPalindrom
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Beitrag Mo., 25.01.2021, 00:40

Es scheint hier auch einige zu geben, die glauben, dass die Dinge nur schlechter werden, wenn man sich nicht um sie kümmert. Ich behaupte aber mal ganz optimistisch, dass es doch vielleicht auch sein könnte, dass man durch die Begegnung mit anderen Menschen mehr Selbstsicherheit gewinnt und durch die Selbstständigkeit mehr Eigenverantwortung.

Es ist ja auch schließlich nicht so, dass ich traumatisiert wäre - zumindest nicht, dass ich wüsste.
Ich für meinen Fall bin einfach ein sehr unsicherer Mensch. Ich traue mir nichts zu und kann mich zu nichts aufraffen. Selbst alleine einkaufen gehen ist für mich eine sehr, sehr unangenehme Aufgabe. Ich schaffe es eigentlich nicht, vernünftig Kontakte zu knüpfen. Eine meiner größten Ängste ist es, mal auf mich allein gestellt zu sein - wobei ich mir absolut sicher bin, dass es letzendlich dazu kommen wird. Immer, wenn ich mal längere Zeit von Zuhause fort war (Ab 4 Tagen?), verging mir der Appetit und ich konnte nicht richtig entspannen. Alleine bin ich einfach hilflos. Ich würde mir von einer Therapie also z.B. erhoffen gegen diese Hilflosigkeit anzukämpfen. Allerdings kommt mir dann auch immer wieder der Gedanke, dass ich das Ganze doch sicherlich auf die Harte Tour lernen kann: Einfach sich vom Leben treiben lassen und sich von seinen Erfahrungen polieren lassen. Vielleicht würde ich mich auch ganz von selbst verändern, unabhängig werden, selbstsicherer. Einfach, weil ich dann gelernt hätte, dass ich das Leben auch alleine bewältigen kann. Hoffentlich.

Es gibt da noch zwei-drei Gründe, weswegen ich es in Betracht ziehe, eine Therapie zu machen, aber ich weiß jetzt nicht, ob deren Erwähnung für diesen Beitrag hilfreich oder wichtig wäre. :D


kaja
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Beitrag Mo., 25.01.2021, 04:17

Generell ist eine Psychotherapie noch immer in vielen Berufen und im Alltag ein Stigma und verhindert so Karrierechancen.

Offiziell problematisch wird sie, wie bereits gesagt bei allen Verbeamtungen (egal ob Lehrer oder Verwaltung), bei Polizisten, bei Piloten usw. Die Liste kannst du mit Sicherheit online selbst ergänzen. Überwiegend betrifft das Berufe die ein hohes Maß an Belastbarkeit erfordern und in denen viel Verantwortung getragen werden muss.

Missbrauch in der Psychotherapie: Psychotherpeut*innen die mit ihren Patienten, unter Ausnutzung der asymmetrischen Beziehung Sex haben, Patienten die zum Sex gezwungen werden, psychischer Missbrauch usw.
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Philosophia
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Beitrag Mo., 25.01.2021, 07:46

AnnaPalindrom hat geschrieben: Mo., 25.01.2021, 00:40 Ich behaupte aber mal ganz optimistisch, dass es doch vielleicht auch sein könnte, dass man durch die Begegnung mit anderen Menschen mehr Selbstsicherheit gewinnt und durch die Selbstständigkeit mehr Eigenverantwortung.
Das ist, finde ich, eine gesunde Einstellung. Ich war ja immer Therapiegegnerin - leider waren meine Probleme doch ein bissl zu krass, also habe ich mehrere unnütze Therapien gemacht bis zu meiner letzten mit einer Therapeutin, die sich nicht als Therapeutin gesehen hat. Und sie sagte mir damals auch, dass sie keinem eine Therapie empfehlen würde, wenns nicht unbedingt sein muss, weil das schon ein bissl Gehirnwäsche ist. Und sie war auch immer der Meinung, dass das Leben und die Menschen, die einem begegnen - natürlich wenns geht nicht-toxische - auch viel zur Entwicklung beitragen können. Den Großteil meiner Beziehungsfähigkeit habe ich mir mit meiner Frau zusammen erarbeitet, bevor ich zu der Therapeutin kam. Auch war die Therapeutin der Meinung, dass man nicht immer alles gleich pathologisieren sollte.
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Wild Mustang
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Beitrag Mo., 25.01.2021, 08:09

saffiatou hat geschrieben: So., 24.01.2021, 18:29 es gibt aber auch eine ganze Reihe Vorteile - komisch, daß Du die gar nicht in Betracht ziehst.
Muss man auch nicht, wenn man kritisch hinterfragen will. Das ist wie auf einem Beipackzettel eines Medikamentes. Seitenweise besorgniserregende Nachteile. Zwei Zeilen Vorteile.

Wenn ein Arzt mich über eine OP aufklärt, dann wird er mit nicht vorschwärmen, wie gut er das kann oder wir toll alles ist, sondern ich muss unterschreiben, dass ich mir der Risiken bewusst bin. Also Tod, Koma, Geistige Behinderung etc. :lol:

Gruß

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saffiatou
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Beitrag Mo., 25.01.2021, 09:04

Wild Mustang hat geschrieben: Mo., 25.01.2021, 08:09 Wenn ein Arzt mich über eine OP aufklärt, dann wird er mit nicht vorschwärmen, wie gut er das kann oder wir toll alles ist, sondern ich muss unterschreiben, dass ich mir der Risiken bewusst bin. Also Tod, Koma, Geistige Behinderung etc
nein, er wird auch die Vorteile aufführen: Heilung, Besserung, Lebenschance und - qualität, jedenfalls wenn es ausgewogen sein soll.

Wenn nur die Nachteile aufgezählt werden, würde sich niemand irgendeiner Behandlung unterziehen, zB OPs, Impfungen....

Sicher hat jede Behandlung auch Nachteile, aber wenn der Leidensdruck groß ist, wenn ein guter, fähiger, empathischer Therapeut gefunden wurde. Sicher ist es wichtig sich über beides gleichermaßen zu informieren, aber nur die Nachteile zu suchen, hört sich für mich etwas an, als ob jemand Gründe sucht, eine Therapie nicht machen zu müssen.
never know better than the natives. Kofi Annan


Wild Mustang
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Beitrag Mo., 25.01.2021, 09:54

saffiatou hat geschrieben: Mo., 25.01.2021, 09:04
Wild Mustang hat geschrieben: Mo., 25.01.2021, 08:09 Wenn ein Arzt mich über eine OP aufklärt, dann wird er mit nicht vorschwärmen, wie gut er das kann oder wir toll alles ist, sondern ich muss unterschreiben, dass ich mir der Risiken bewusst bin. Also Tod, Koma, Geistige Behinderung etc
hört sich für mich etwas an, als ob jemand Gründe sucht, eine Therapie nicht machen zu müssen.
Naja, das ist eine Wertung von dir. "Hört sich für mich an, wie ....."

Man könnte ja auch ohne diese Wertungen und Unterstellungen beim Thema bleiben .

Gruß

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kaja
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Beitrag Mo., 25.01.2021, 11:45

Wenn explizit nach Nachteilen gefragt wird, halte ich es für unnötig Vorteile aufzuzählen.
After all this time ? Always.


Wild Mustang
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Beitrag Mo., 25.01.2021, 11:49

kaja hat geschrieben: Mo., 25.01.2021, 11:45 Wenn explizit nach Nachteilen gefragt wird, halte ich es für unnötig Vorteile aufzuzählen.
Richtig, außerdem sollte der Fragesteller die Kontrolle über sein Frage behalten dürfen. Die Frage sollte nicht von anderen gedeutet oder umgewertet werden, schon gar nicht in Richtung Anklage. :->

Gruß

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Bilderbuch
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Beitrag Mo., 25.01.2021, 12:26

Ich habe mich z.B. für eine Therapie entschieden und gleichzeitig auf eine mögliche Verbeamtung verzichtet. Das war eine schwierige Entscheidung aber die wirklich sinnvolle für mich.
So soll jeder selber entscheiden was ihm wichtig ist. Für mich war meine Gesundheit das Allerwichtigste und Nachteile der Therapie nahm ich in Kauf - weil ich so weiter gar nicht leben wollte.
Mustang, stell dir die Frage, wie lange du schon so gesundheitlich eingeschränkt lebst und wie lange du noch so weiter leben willst.


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Beitrag Mo., 25.01.2021, 12:30

Bilderbuch hat geschrieben: Mo., 25.01.2021, 12:26 Mustang, stell dir die Frage, wie lange du schon so gesundheitlich eingeschränkt lebst und wie lange du noch so weiter leben willst.
Ich bin schwerbehindert und Rentner.

Gruß

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Bilderbuch
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Beitrag Mo., 25.01.2021, 12:34

Soll heißen?
Es gibt Menschen, die beides sind und trotzdem zufrieden sind.

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chrysokoll
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Beitrag Mo., 25.01.2021, 12:38

Wild Mustang hat geschrieben: Mo., 25.01.2021, 11:49
Richtig, außerdem sollte der Fragesteller die Kontrolle über sein Frage behalten dürfen. Die Frage sollte nicht von anderen gedeutet oder umgewertet werden, schon gar nicht in Richtung Anklage. :->
Die Kontrolle über seine Frage hat der Fragesteller weiterhin.
Aber nicht über die Antworten
Wer in einem Forum eine Frage stellt bekommt u.U. auch Antworten die er nicht mag, nicht braucht oder als schwierig empfindet.
Den Rahmen stecken da die Forumsregeln und die Moderatoren.
Nicht du.

Die Antwort sich neben den Nachteilen vor allem auch über die Vorteile Gedanken zu machen finde ich sehr berechtigt und gut


Wild Mustang
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Beitrag Mo., 25.01.2021, 12:39

Bilderbuch hat geschrieben: Mo., 25.01.2021, 12:34 Soll heißen?
Es gibt Menschen, die beides sind und trotzdem zufrieden sind.
Ich bin zufrieden.

Gruß

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Wild Mustang
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Beitrag Mo., 25.01.2021, 12:42

chrysokoll hat geschrieben: Mo., 25.01.2021, 12:38
Den Rahmen stecken da die Forumsregeln und die Moderatoren.
Nicht du.
Auch wieder eine Wertung und Unterstellung.

Eine Meinung und eine Einstellung zu haben, heißt nicht, den Rahmen zu stecken. :)

Gruß

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