Die Frage 'Was brauchen Sie?'

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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chrysokoll
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Beitrag Fr., 13.10.2023, 11:36

lisbeth hat geschrieben: Fr., 13.10.2023, 11:20 Ich fand diese Frage gerade nach aufwühlenden Stunden ziemlich hilfreich für mich.
ich auch!
Ich würde es z.B. nie wagen selbst nach einer Extra-Stunde zu fragen, aber meine Therapeutin bietet sie z.B. immer wieder aktiv an und sagt es wäre in Ordnung wenn ich das möchte und danach frage und das brauche. Das hilft mir erstmal überhaupt hinzuspüren ob ich das auch brauchen könnte. Oder eben was es sonst sein könnte

Und so ganz langsam überträgt sich das auf mich, auf alltägliche Situationen. Ich kann mich immer öfter fragen was ich brauche. Und mir antworten :)

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Just_Me
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Beitrag Fr., 13.10.2023, 11:40

Ist das eher eine Frage die in Verhaltenstherapien gestellt wird? Ich machen eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und ich habe öfter das Gefühl, dass mein Therapeut nicht so mitfühlend, empathisch und sorgend ist. Es gibt in seinem Zimmer auch keine Decke oder ähnliches. Eine extra Stunde wurde mir noch nie angeboten.

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lisbeth
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Beitrag Fr., 13.10.2023, 11:59

Just_Me hat geschrieben: Fr., 13.10.2023, 11:40 Ist das eher eine Frage die in Verhaltenstherapien gestellt wird? Ich machen eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und ich habe öfter das Gefühl, dass mein Therapeut nicht so mitfühlend, empathisch und sorgend ist. Es gibt in seinem Zimmer auch keine Decke oder ähnliches. Eine extra Stunde wurde mir noch nie angeboten.
Ist glaube ich eher individueller Stil des/der Therapeuten/in und lässt sich nicht pauschal beantworten. Mir ist die Frage sowohl in VT als auch in psychodynamischen Therapien begegnet.
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― Anne Lamott

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 13.10.2023, 12:01

Just_Me hat geschrieben: Fr., 13.10.2023, 11:40 Ich machen eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und ich habe öfter das Gefühl, dass mein Therapeut nicht so mitfühlend, empathisch und sorgend ist.
Ich glaube nicht dass das an der Therapierichtung liegt, ganz altmodische, strikte Analytiker mal ausgenommen - wobei selbst mein beinharter Analytiker vor über 20 Jahren schon eine Decke für Patienten parat hatte und grundsätzlich warmherzig war

Ein Therapeut den ich nicht als mitfühlend und empathisch erlebe wäre für mich nicht richtig und ich würde wechseln

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Silberdistel
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Beitrag Fr., 13.10.2023, 12:02

Ich kenne diese Frage aus meinen Therapien auch - sowohl analytischer wie auch tiefenpsychologisch fundierter.
Wie Lisbeth schon ausführte, hat diese wiederholte Frage schlussendlich (bei mir) dazu geführt, bei mir selber genau und überhaupt hinzuspüren, hinzuhören, was meine Bedürfnisse,Wünsche überhaupt sind. Und dann war es mir lange nicht möglich, diese auszusprechen.
Bei mir rührte diese Frage oftmals "kindliche, bedürftige Seiten" an, diese zu äußern (für mich) mit großer Scham besetzt waren/sind.
Ich (mit meiner erwachsenen Seite) realisiere, dass diese Frage in erster Linie anregen möchte, selbst für sich herauszufinden, was mir gut tun könnte und was ich brauche und im weiteren Schritt zu schauen wie ich mir das selber geben kann.
Auf der Traumastation einer psychosomatischen Klinik hieß es immer mal wieder: 2 Erwachsene kümmern sich um das (verletzte, traumatisierte) Kind. Will heißen, schlussendlich bin ich heute selbst gefragt, mir das zu geben, was ich damals nicht bekommen habe (aber lebensnotwendigerweise dringend gebraucht hätte) und der/die Therapeut/in begleitet/unterstützt mich auf diesem Weg. Und ja, das liegt heute in meiner Verantwortung.

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Arakakadu
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Beitrag Fr., 13.10.2023, 15:39

Ich kenne diese Frage auch wenn auch sehr selten. Wenn es mir sehr schlecht ging fragte er ob icb die Möglichkeit habe mich zu erholen und wie das aussehen könnte. Manchmal fragte er (zb Wenn ich eifersüchtig war) was das Kind in mir bräuchte etc.... Meinen Therapeuten erlebe ich als sehr warmherzig, ich bekam auch öfter Wasser oder mal eine Decke angeboten. Das mit der Decke war mir tatsächlich zu viel und dann muss man auch noch drüber reden warum das jetzt zu viel ist. Ich lehne Angebote meist ab.

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Thread-EröffnerIn
Spes
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Beitrag Fr., 13.10.2023, 16:36

Danke euch alles für die Antworten!

Ich finde das gerade total spannend, was diese kleine Frage mit Euch für unterschiedliche Sachen macht.

Was ich auch spannend finde… fast genau den gleichen Tread bzw. Zum gleichen Thema habe ich bereits vor vielen Jahren hier mit meinen alten Account eröffnet. Das beschäftigte mich in meiner ersten Therapie genau so unter fast den gleichen Gefühlen wie damals und ich konnte mich gar nicht mehr erinnern. Scheint mein Thema zu sein. Daran habe ich jetzt ne Runde zu knabbern.
....I am not what happend to me. I will be who I choose to become.


Truemmerlotte
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Beitrag Fr., 13.10.2023, 20:03

Ich kenne diese Frage auch, meine Therapeutin hat sie mir erst Dienstag wieder gestellt.
Ich bin mit dieser Frage tatsächlich auch vollkommen überfordert. Was ich mir wünschen würde, wüsste ich sofort, da wären viele Dinge. Aber was ich wirklich "brauche", das ist gar nicht leicht und ich antworte immer nur mit einem Kopfschütteln oder einem "Ich habe keine Ahnung".

Wie schon geschrieben wurde, wüsste ich auch nicht, was ich denn brauchen dürfte. Sie fragt zwar nicht, was ich von IHR brauche, aber so fühlt es sich halt an und was darf ich denn dann von ihr erwarten)brauchen und wo ist die Grenze?

Die Frage, ob sie etwas Hoffnung für mich hätte, finde ich eine gute Antwort. Das werde ich mir merken und dank diesem Thread und den ganzen Antworten, werde ich mir vornehmen, dieses Thema mal direkt am Anfang der nächsten Stunde anzusprechen.

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Shukria
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Beitrag Fr., 13.10.2023, 21:51

Solage hat geschrieben: Do., 12.10.2023, 22:50 Also er reagierte auf mich, hat mich gespürt und ein Angebot gemacht. Natürlich nicht immer richtig und perfekt gespürt, aber eben nie gefragt, was ich von ihm brauche. So eine Frage würde MICH unter Druck bringen. Da müsste ICH mir was zusammenbasteln, was für MICH nicht echt ist. Und in meinem Fall hätte so eine Frage was Verführerisches, Grenzüberschreitendes, den Fokus auf den Therapeuten werfendes.
Das hätte ich nie so gesehen. Eher umgekehrt. Bei der Frage was brauchst du ist für mich der Fokus ausschließlich von mir auf mich gerichtet.

Mein Gegenüber kann auch nur raten was ich brauche aber wissen kann das nur ich. Ich bastel mir da auch nichts zusammen. Ich spüre in mich rein und fühle was ich grad brauche. Echter geht es gar nicht. Alles was vom Therapeuten kommt ist ja schon eine Interpretation und Deutung.

Ich zittere. Ist mir kalt? Brauch ich Eine Decke oder hol ich mir selber einen Pulli?
Aber vielleicht zittere ich auch nur weil ich grad auf was Saures gebissen habe oder an was ekliges gedacht…

Für mich ist genau das Gegenteil nämlich eine Grenzüberschreitung und Entmündigung, wenn der Therapeut denkt er nimmt was wahr und denkt er wüsste auch noch was ich brauchen könnte.

Ich mag es lieber Eigenverantwortung zu haben und selber für mich zu lernen Sorge für mich, meine Bedürfnisse zu übernehmen. Wenn Ich selber ein Gefühl dafür habe, weiß was ich brauche, was mir gut tut - dann verhindere ich damit auch Grenzüberschreitungen anderer mir gegenüber. Ich weiß dann wo meine Grenzen sind.
Zuletzt geändert von Shukria am Fr., 13.10.2023, 21:52, insgesamt 1-mal geändert.

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Thread-EröffnerIn
Spes
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Beitrag Fr., 13.10.2023, 21:52

Truemmerlotte hat geschrieben: Fr., 13.10.2023, 20:03 Was ich mir wünschen würde, wüsste ich sofort, da wären viele Dinge. Aber was ich wirklich "brauche", das ist gar nicht leicht und ich antworte immer nur mit einem Kopfschütteln oder einem "Ich habe keine Ahnung".
Darf ich fragen, was Du dir wünschen würdest, von Ihr? Selbst da habe ich meine Probleme. Sie fragt mich ja oft, was ich mir von der Stunde konkret erhoffe oder was ich brauche. Und dieses auf den Moment beschränken finde ich so schwierig. Klar, sie möchte mich ins Hier und Jetzt holen, aber eher triggert es mich meist.
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Arakakadu
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Beitrag Sa., 14.10.2023, 06:22

Shukria dann liegt es auch wieder in der Verantwortung des Patienten zu sagen dass es das nicht ist was er braucht. Ich sage oft zu allem ja, werde dann gefragt, ob das denn jetzt überhaupt so stimmt. Ich glaube dass das eben grad bei Leuten die eben nicht so genau spüren was sie brauchen schwierig ist. Ich konnte diese Frage nie so gut beantworten bzw hat sie mich manchmal eher wütend gemacht. Bei meiner. Ess Psychologin war der Satz Standart und ich habe dann immer irgendwas gessgt um ihr die frage zu beantworten. Also... Wenn ich es in dem Moment eben selbst gerade nicht wusste.

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chrysokoll
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Beitrag Sa., 14.10.2023, 07:24

ara, genau das wäre doch dann auch deine Verantwortung.
Eben nicht mit "tralala" drüber gehen, schwindeln, tricksen, irgendwas sagen.
Sondern mit der Therapeutin hinschauen, hinspüren, genau in diese Schwierigkeit und Wut gehen. Du nimmst DIR mit diesen Tricks und "irgendwas sagen" eine Chance.

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Arakakadu
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Beitrag Sa., 14.10.2023, 07:43

Das meine ich ja. Es liegt in der Verantwortung des Patienten. ;) Es wird so viel Verantwortung auf die Therapeuten geschoben.

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lisbeth
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Beitrag Sa., 14.10.2023, 11:15

Arakakadu hat geschrieben: Sa., 14.10.2023, 07:43 Es wird so viel Verantwortung auf die Therapeuten geschoben.
Ähm, wo genau liest du das hier raus?
Vielleicht wäre es eine Idee, wenn du in Ich-Botschaften formulierst, um DEINE Verantwortung zu verdeutlichen? ;-)
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― Anne Lamott

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Tauherz-_
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Beitrag So., 15.10.2023, 04:11

Hallo Spes,
ich kenne das, was du hier beschreibst, auch sehr gut.
Meistens kommt die Frage zum Ende einer (aufwühlenden) Stunde, wo ich mir dann nicht mehr die Zeit nehmen kann, darüber nachzudenken.
Wenn ich es weiß, sind es meistens Gedanken wie, ob ich etwas falsch gemacht habe o.Ä. Selbst, wenn es keine Anhaltspunkte dafür gibt. Wenn meine Thera dann sagt: „Bis nächste Woche“, hilft mir das manchmal etwas bei solchen Befürchtungen. Ich habe sie nicht so verärgert, dass sie mich rausschmeißt. Dabei gab es noch nicht einmal Zoff zwischen uns.

In der Regel weiß ich es aber selbst nicht, wenn diese Frage kommt. An einigen Tagen überfordert diese mich sogar, weil ich es immer noch nicht schaffe, das wahrzunehmen. Und manchmal führt es sogar dazu, dass ich komplett von meinen Gefühlen angeschnitten bin, wenn ich über meine Bedürfnisse nachdenke(n soll).

Tut mir leid, der Beitrag war wahrscheinlich nicht hilfreich für dich. Aber ich kann das sehr gut nachempfinden, was du beschreibst.

Liebe Grüße
Tauherz-_

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