Da fällt mir eine Geschichte ein...

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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**AufdemWeg**
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Beitrag Fr., 13.11.2015, 09:44

stern,

Aber das schreibt doch kein Mensch, dass nur Technik aufgebracht wird.

Kann ich mir auch nicht vorstellen, dass es diese "Reinform" gibt.

LG
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Schneerose
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Beitrag Fr., 13.11.2015, 09:46

...ich habe da mal ein Buch gelesen, weiß aber auf die Schnelle den Titel nicht mehr, es geht darin um Gestalttherapie - da kam das Wort vor: Anpassungstechniker

dieser Therapeut beschreibt es eben als "negative" Vorgehensweise in Therapie, wenn ein Therapeut ein Werkzeug nach dem anderen aus der Kiste holt, den Patienten quasi "operieren" will, ohne auf ihn persönlich einzugehen...

meiner Meinung nach,
ist so eine Vorgehensweise auch ein Hinweis darauf, dass der Therapeut unsicher ist in seinem Tun.

Aus meiner Erfahrung hat das aber überhaupt nichts mit den Berufsjahren und Erfahrung zu tun...mein erster Therapeut ist seit gut 30 Jahren Therapeut.
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Beitrag Fr., 13.11.2015, 09:47

**AufdemWeg** hat geschrieben:stern,

Aber das schreibt doch kein Mensch, dass nur Technik aufgebracht wird.

Kann ich mir auch nicht vorstellen, dass es diese "Reinform" gibt.

LG
hab es schon kurz im anderen Beitrag angeschnitten...ich denke diese "Reinform" kommt dann zustande, wenn der Therapeut unsicher wird in seinem Tun...

ich mag dahingeghend die Bücher von Yalom...vorallem der Panama Hut...
bei diesem Therapeuten wäre ich gern gewesen...
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stern
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Beitrag Fr., 13.11.2015, 09:51

**AufdemWeg** hat geschrieben:Aber das schreibt doch kein Mensch, dass nur Technik aufgebracht wird.

Kann ich mir auch nicht vorstellen, dass es diese "Reinform" gibt.
Habe ich ja auch nicht behauptet... aber auch eine unpassende Verlagerung wäre evtl. unpassend. Es gibt teilweise schon starke Techniker (in der Beratungsstelle habe ich das 1x so erlebt... was vermutlich auch der Unerfahrenheit geschuldet war... und blöd für mich, wenn derjenige dann auch noch überfordert wirkt, weil kein Rückgriff auf Techniken/Wissen möglich scheint). Und es war ja auch nach der Ausschließlichkeit (!) gefragt.
Zuletzt geändert von stern am Fr., 13.11.2015, 09:52, insgesamt 1-mal geändert.
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**AufdemWeg**
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Beitrag Fr., 13.11.2015, 09:51

ok, da bin ich dann wohn naiv wenn ich mir nicht vorstellen kann,
dass es in diesem Bereich Techniker in Reinform gibt.
Kanns auch immer noch nicht ganz glauben.

LG ADW, muss leider weitermachen hier, sehr interessantes Thema.
Lese heute Abend nochmal hier rein.
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stern
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Beitrag Fr., 13.11.2015, 10:05

Ich schrieb nichts von Reinform... nur klarstellend. Sondern die Hauptmessage ist die:
Technik bzw. Methode und Authentizität müssen sich nicht ausschließen (wäre schlimm, wenn es so wäre). Denn natürlich ist Therapie in einen methodischen und professionellen Kontext einzubetten.
Das eine "nur", was lediglich der Verdeutlichung diente, kann man streichen. Ich wollte zum Ausdruck bringen: Wenn Empathie und Sympathie weitgehender versagen/nicht möglich sind, so glaube ich nicht, dass man das durch Technik/Methode wettmachen kann. Sondern dann finde ich es deutlich professioneller den Patienten weiterzuverweisen. Selbst zu sagen, dass Empathie zu wenig möglich ist, fände ich besser als wenn an mir herumgedockert wird. *schauder*

Ich bin auch nicht zu naiv zu glauben, dass jeder der Psychologie studiert oder Therapeut wird auch menschlich dafür geeignet ist. In Probesitzungen ist mir auch schon eine sehr schräge Gestalt untergekommen. Und ich denke, eine gewisse Gefahr besteht schon, menschliche "Schwäche" (und wenn diese nur vorübergehend ist) durch Methode/Technik (evtl. zu Lasten des Patienten) ausgleichen zu wollen.
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stern
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Beitrag Fr., 13.11.2015, 10:31

Und wenn jemand ein Lob äußert, das gar nicht so gemeint ist (unauthentisch also), methodisch aber geboten wäre, so besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass man das als Patient merkt und dass das erst recht in die Hose geht... und wenn solche Fauxpas sich häufen kann ich mir nicht vorstellen, dass das die Beziehung/Arbeitsbündnis nicht belastet. Z.B. in der Beratungsstelle wirkte das doch sehr künstlich-gewollt. Ist nicht mein Ding. Natürlich gibt es auch aufrichtige Bestätigung... wäre schlimm, wenn nicht. Aber ich kann wenig damit anfangen, wenn ich das Gefühl habe, das Zuckerl hingeworfen werden. Sondern eine authentische Beziehung, in der alles, auch unangenehmes, angesprochen werden kann, ist mir grds. lieber (dass ich damit keine untherapeutischen Taktlosigkeiten meine, ist hoffentlich klar).
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Igelkind
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Beitrag Fr., 13.11.2015, 10:33

Also mein Therapeut kommt mir manchmal, wenn ich besonders "sperrig" bin, schon etwas vor wie ein Automechaniker, der an mir herum schraubt, und sich fast mehr Gedanken drum macht, wie er da jetzt die Schraube aufkriegt, als wie es mir dabei geht.
Dann ziehe ich die Augenbrauen hoch und muss grinsen, und er auch, dann wird es gleich wieder sehr authentisch.
Dann sage ich manchmal "mach doch nicht so viel", und er "aber ich will dich ja nicht so hängen lassen" und dann hat er wieder eine Idee, und manchmal gelingt es ihm dann, aber wohl nur, weil wir beide locker sind und zuvor gelacht haben über seine "Werkzeugkistengrübelei".

Wenn er eine Geschichte erzählt, wo ich nur Bahnhof verstehe, dann frage ich einfach, was das jetzt mit mir zu tun hat, oder was er mir damit sagen will.
Aber das habe ich nie als Lügen empfunden, er erzählt dann ja auch nicht von sich.

Ich sehe aber jetzt den Zusammenhang nicht mehr im Thread zu den erst genannten Beispielen, wo die Katze ins Zimmer gemacht haben soll oder das Auto kaputt sein soll. Oder den Kindern, die unterschiedliche Namen haben, da ging es doch eher um "unglaubwürdige" Informationen über das private Umfeld des Therapeuten.
Das war ja nicht als "Geschichte" gemeint gewesen oder als "Intervention"?
Das kann man doch gut unterscheiden, ob der Therapeut jetzt von SEINER Frau spricht, oder irgend eine therapeutische Geschichte erzählt?
Ich bin grad etwas verwirrt.

LG Igelkind

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stern
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Beitrag Fr., 13.11.2015, 10:51

Nun der Zusammenhang ist eher Unauthentizität, was ja auch eine Form sein kann, etwas vorzuspielen (hier allerdings nicht in eine Geschichte gekleidet, sondern in eine Technik/Übung/Intervention/Methode).

Und nein, ich konnte es z.B. bei einer Therapeutin in Probesitzungen nicht wirklich unterscheiden, ob sie von sich erzählt oder ob sie eine therapeutischen Bezug zu mir herstellen will. Da ich letzteren nicht erkannt habe, wirkten die Erwähnungen diverse Traumata und Männergeschichten (von sich und Patienten) auf mich eher grenzverwischend... es kam noch mehr hinzu, was mich schaudern ließ.
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Schneerose
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Beitrag Fr., 13.11.2015, 11:58

Hallo in die Runde,

einerseits ist meine Eingangsfrage wirklich etwas vom Weg abgekommen, da muss ich Igelkind absolut recht geben...

denn meine drei Bespiele waren schon serh konkret.

Auch ich habe in den Jahren "Therapiegeschichten" erlebt, die dann Intervention mässig auch mit mir was machten und was bewirkt haben - von daher "sinnvoll"...

aber gerade am Beispiel wie die Tochter heißt...muss ich auch sagen, erstens gab es damals überhaupt keinen Anlass mich zu belügen...ich habe ihm damals erzählt dass unser Sohn ein Frühchen war...und er darauf, ja seine Tochter "so und so" auch...
dann eben ein Jahr später erzählt er wieviele Familienmitglieder sie seien...
den Namen der Frau, er selbst, sein Sohn und die Tochter namens "xy"...

im zweiten Anlauf hatte es was mit mir und meinem Zugehörigkeitswunsch zu tun, aber ein Jahr zuvor überhaupt nicht,
da war es ein ganz normales erzählen ...
DAS HABE ICH ECHT NIE KAPIERT...
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stern
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Beitrag Fr., 13.11.2015, 12:06

Na gut... dann weicht unser Empfinden etwas voneinander ab. Abweichende Namen würde ich für meinen Teil nicht als Lügen empfinden. Es würde mir wohl auffallen und mich irritieren, aber als Lüge würde ich es nicht empfinden, da es (mir) darauf nicht ankommt, sondern eher auf das Anschauungsbeispiel an sich, ob ich einen hilfreichen Bezug verorten kann oder nicht.

Wenn es eher darum geht, dass der Therapeut etwas zu seiner Person (ohne therapeutische Relevanz!) in Form einer Geschichte erzählt, so ist das tendenziell unprofessionell, denn in einer Therapie geht es nicht darum, etwas über den Therapeuten in Erfahrung zu bringen, sondern über sich selbst. Hier besteht die Gefahr (siehe oben), dass es zu Grenzverwischungen kommen kann (halt je nach Geschichte).
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Beitrag Fr., 13.11.2015, 12:15

...
aber auch das andere Beispiel - beim Erstgespräch, das mit der Katze...
Tatsache war,
die Katze konnte nicht über das Fenster rein kommen, denn das Zimmer lag im ersten Stock für eine Katze absolut unzugänglich...

also, ich verstand die Geschichte überhaupt nicht, beim Erstgespräch?

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Candykills
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Beitrag Fr., 13.11.2015, 12:26

Ich würd so ne Geschichte wie mit der Katze nicht so ernst nehmen, sondern mir eher Gedanken um die Gesundheit der Therapeutin in dem Fall machen

Auch das mit dem Namen finde ich nicht so tragisch und hat meines Erachtens nach eher mit der Abstinenz zu tun.

Problematisch und als lügenhaft würde ich meine Thera erst empfinden, wenn sie mir vorheucheln würde mich zu mögen oder Versprechen abgibt, die sie nicht einhält, nur um mich kurzfristig zu beruhigen. Also Dinge, die mich als Person direkt betreffen. Wie zum Beispiel bei Zion, sofern die Therapeutin denn nun wirklich gelogen hat.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Beitrag Fr., 13.11.2015, 12:30

Wenn es tatsächlich nach Urin riecht (evtl. auch nur noch flüchtig) kann es schon sinnvoll sein, darauf hinzuweisen, dass es die Katze war... nicht dass der Patient sonstwas denkt. Vermutlich störte sie das sehr arg, wenn sie darauf dauernd hingewiesen hat. Nun, das Fenster... vielleicht hätte sie ansonsten eine Unachtsamkeit einräumen müssen (auf die Katze nicht aufgepasst o.ä.). Und so ist es die pöse Katze, die angeblich durch das Fenster kam. Aber solche Dinge kann man eigentlich nur erfragen... nur gehe ich nicht davon aus, dass jeder Thera alles einräumt. Insofern gilt es auch, seiner eigenen Wahrnehmung auch etwas trauen zu können, ob mglw. eine Geschichte aufgetischt wird, die so eher nicht sein kann... man muss sich ja dabei nicht festlegen, kann es aber in Erwägung ziehen.

Daran würde ich mich aber auch nicht aufhängen... sondern ich finde es störend, wenn es die Beziehung/Arbeitsbündnis direkt betrifft.
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Beitrag Fr., 13.11.2015, 12:33

Und auch die Sache mit dem Auto: Ich denke nicht, dass sich DAS jemand einfach ausdenkt. Es kann ja durchaus ein anderes Auto gewesen sein, z.B. das der Frau oder er war Beifahrer. Da kann der Schock noch in den Knochen sitzen, selbst wenn man unversehrt ist.
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