Drang nach Selbstverletzung -Therapieerfolg?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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bluna
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Drang nach Selbstverletzung -Therapieerfolg?

Beitrag Mo., 08.02.2010, 11:20

Hallo ihr lieben!

Ich mache eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie. Nach 10 Einführungsstunden( zum Kennenlernen) habe ich jetzt meine 15. Therapiestunde( 1x pro Woche, Therapiedauer insg. 50 Std.) hinter mir. Zur Zeit befinde ich mich in der Übertragungsliebe und seit längerem verspüre ich den Drang mich zu verletzen um mich selbst zu spüren.Wenn ich total Hass auf mich habe und mir irgendetwas nicht gelingt dann kommen mir so schlimme Gedanken und habe dann voll Angst, das ich außer Kontrolle gerate.

Jetzt die eigentliche Frage: Gehört das zur Selbstwahrnehmungen? Das ich mich spüren will? Ich will mich nicht umbringen, aber ich brauche etwas das ich merke das ich *noch da bin *
Das ich den Drang nach Schmerz habe, ist erst in der Therapie gekommen.
Wie soll ich das deuten?
Kennt das jemand von Euch?
LG Bluna

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ENA
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Beitrag Mo., 08.02.2010, 19:16

Vielleicht findest Du mit Hilfe der Therapie auch andere Methoden, um Dich zu spüren,... .

Vielleicht hilft es Dir auch erstmal, wenn Du Dich "nur" leicht kneifst, Dir mit einem Igelball über die Haut fährst, Dich mit dem Gesicht in den Wind stellst, ganz langsam mit den Händen Deinen Körper abtastest, Dich mit einem rauhen Badehandtuch nach dem Baden abrubbelst, wenn es wärmer wird, barfuss durch den Wald läufst und die gegen einen Baum lehnst,...mit der Sonne im Gesicht,... .

Hast Du über die ganze Sache mal in der Therapie gesprochen? Vielleicht ist etwas zu viel in der Therapie oder es kommt etwas in Bewegung, für das Du sonst keinen Ausdruck findest?

Wünsche Dir viel ertragbares Fühlen ohne Schmerzen,

liebe Grüße, ENA!

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bluna
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Beitrag Mo., 08.02.2010, 21:36

Vielen Dank für Deine Atwort. Ich habe es in der Therapie schon angesprochen. Meine Thera hat mir auch einige Anregungen gegeben.
Aber irgendwie bringt mich das alles durcheinander. Aber danke für Deine Tips, das könnt ich auch ausprobieren. Gute Idee.
LG bluna

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ENA
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Beitrag Di., 09.02.2010, 12:51

Ja, mach mal!
Ich wünsche Dir viel Erfolg!

...und..ich kann mir vorstellen, dass Dich das alles grade durcheinander bringt, weil es ja auch eine neue Situation ist, eine neue Art sich womit zu beschäftigen, was da grade auf Dich zu kommt... .

Also nochmal: Alles Gute!!!

Liebe Grüße, ENA!

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Syra
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Beitrag Do., 11.02.2010, 18:58

Liebe Bluna!

Ja, ich kenne das auch. Bei mir kam das nach ca. 5-6 Therapiestunden...und ich habe dem Drang auch nachgegeben, obwohl ich wusste, das das keine Lösung ist. Habe mir auch Alternativen dazu überlegt bzw. Sachen, die ich mache bevor ich mich verletze. Nach einem Monat ist der Drang dann aber weniger geworden. Jetzt kommt er nicht mehr so häufig vor und wenn, dann spüre ich die Zusammenhänge besser, warum er gerade in dieser Situation kommt.

Finde es total mutig von Dir, dass Du es in der Therapie angesprochen hast. Dieser Schritt steht mir noch bevor.

Liebe Grüße,
Syra

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bluna
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Beitrag Do., 11.02.2010, 19:31

Hallo Syra!
Vielen Dank für Deine Antwort!
Bei mir kam der Drang nach 1 Jahr Therapie.Der Drang ist schon 2 Mon. so. Ich hoffe das es auch mal ein Ende hat. Ich habe auch schon Ausweichmöglichkeiten gefunden, aber trotzdem ist der Drang da.
Es muntert mich einwenig auf, das es anderen auch so geht.

Liebe Grüße
Bluna

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Syra
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Beitrag Do., 11.02.2010, 20:19

Liebe Bluna!

Also ich war wegen diesem Drang total verwirrt und hatte auch echt Angst davor, die Kontrolle über mich ganz zu verlieren. Aber je länger ich mich selbst beobachte bzw. mit mir achtsamer umgehe, scheint es mir wichtig zu sein, so zu empfinden - also den Drang. Ich merke dadurch sofort, dass ich gerade wieder mal Gefahr laufe über meine Grenzen hinweg zu gehen und mich zu überfordern. Heißt aber leider nicht, dass ich es immer schaffe, diesem Drang zu widerstehen.
Was mir auf jeden Fall gut tut, ist zu lernen, mit mir sorgsam und liebevoll umzugehen.

Wie hat denn Deine Therapeutin reagiert, als Du ihr von Deinem Drang Dich zu verletzen erzählt hast? Hat sie Dir dazu was erklärt?

Bin übrigens total froh, dass Du diesen Thread eingestellt hast. Ich habe nämlich im Internet auch schon nach dieser Fragestellung gesucht, leider aber nichts sinnvolles gefunden.

Wünsche Dir alles Gute, liebe Grüße,
Syra

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bluna
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Beitrag Do., 11.02.2010, 22:59

Meine Therapeutin hat recht lieb, aber auch sehr angespannt zugehöhrt. So habe ich es jedenfalls wahrgenommen.Sie meint es sei nicht gut sich selbst zu verletzen, da ich ihr erzählte das ich (wie du es auch sagst) Angst habe die Kontrolle über mich zu verlieren, meinte Sie da gibt es die Möglichkeit in Behandlung eines Psychiater zu gehen( da blieb mein Herz fast stehen) oder die Möglichkeit nach etwas anderen zu suchen. Sodass ich z.B. statt in mein Bein zu ritzen ein Kissen zu verwenden etc..
Ich bin auch wie Du ziemlich verwirrt über diese Gefühle. Das Problem ist, ich kann mich irgendwie nicht wahrnehmen, nur dann wenn ich Schmerz spüre bzw. spüren würde.
Sie hat mir vor 2 Wochen ein Hühnergott geschenkt. Wenn es mir extrem schlecht geht, nehm ich ihn in die Hand. Das hilft mir sehr. Ich brauche dann immer etwas imaginäres. Und da es von meiner Thera ist, macht das schon wirklich viel aus.
Ist aber auch leider nicht immer so.

Wenn ich fragen darf: Wie gehst Du mit Dir denn liebevoll um? Kannst Du mir da ein Tip geben?

Liebe GRüße
Bluna

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ENA
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Beitrag Do., 11.02.2010, 23:25

...Was ist denn ein Hühnergott?...

...und zum liebevoll mit sich selber umgehen, auch wenn ich grade nicht gemeint war, mag ich auch ein paar Dinge sagen:
Sich Zeit lassen, geduldig mit sich sein, sich Dinge verzeihen, auch Mißerfolge, sich etwas Gutes tun (schlafen, ein Buch lesen, spazieren gehen, tanzen, malen, joggen, Fahrrad fahren, mit Leuten reden, ein warmes Bad nehmen, sich in die Sonne setzen,...), sich Auszeiten nehmen, nur für sich, mal mehr an sich denken und sich pflegen,... .

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bluna
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Beitrag Do., 11.02.2010, 23:37

Ein Hühnergott ist so ein Talismann. Ein Stein mit ein Loch drinnen.
Vielleicht sollte man diese Dinge die du genannt hast @ ENA einfach bewusst erleben. Vielleicht liegt es auch daran das ich mich schwer auf mich einlassen kann.

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ENA
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Beitrag Do., 11.02.2010, 23:47

Hallo Bluna!

Erstmal Danke für die Hühnergottaufklärung! ...Sag mal, weißt Du zufällig auch, warum man einen Steil mit Loch so nennt?...Ich nenne ihn eher Stein mit Loch...

...und wegen dem "bewusst-erleben": Ich glaube das tuen viele Leute zu wenig, grade heute in unserer immer schneller werdenden Zeit. ...und ich finde, es werden die Kleinigkeiten zu wenig gewürdig und beachtet, genauso, wie man sich über den ersten warmen Sonnenstrahl im Frühling freuen kann, kann man sich auch über die noch so kleinen Schritte in einer Therapie freuen,...wenn man mal keine Angst hatte, wenn man mal ein paar Stunden ohne Grübelzwänge ausgekommen ist, wenn man es mal geschafft hat, den Faustschlag gegen ein Kissen, als gegen sich selbst zu richten, wenn man es einmal geschafft hat, ein klares "nein" zu setzen, wenn man "okay" zu dem sagen kann, wie es ist, auch wenn es ein total Durcheinander ist,...es lässt sich ja wieder zusammenbauen und vielleicht kommt hinterher ja noch was Schöneres (neue Perspektiven, neue Ideen, neue Wege,...) heraus, als vorher.

Wünsche Dir eine gute Nacht,

ENA!


Nachtrag: Bewusst leben kommt z.B. auch in der Meditationspraxis und Achtsamkeitsschulung vor,...vielleicht wäre ja auch das was für Dich... .

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Syra
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Beitrag Fr., 12.02.2010, 18:48

Hallo zusammen!

Aaah ja, jetzt weiß ich auch was ein Hühnergott ist. Und danke für die Infos, wie Deine Therapeutin, bluna, reagiert hat. Vielleicht schaffe ich es ja doch auch, in der Therapie darüber zu reden. Aber ich schäme mich und habe Angst, dass mein Therapeut mich wegschickt. Zumindest befürchtet das der verletzte Teil in mir. Der erwachsene Anteil schätzt ihn als sehr professionell ein.
Was machst Du mit den Vorschlägen Deiner Therapeutin (Psychiater, Kissen)? Brauchst natürlich nicht zu antworten, wenn Du nicht willst. Schön, dass Dir Deine Therapeutin etwas mit auf Deinen Weg gegeben hat, was Dich unterstützt...auch, wenn es nicht jedesmal ist. Ich denke, wichtig ist zu bemerken, DASS es manchmal nützlich ist.

Bzgl. dem liebevollen Umgang mit sich selbst, stimme ich ENA voll zu. Ich denke, es geht darum herauszufinden, was man bzw. frau braucht. Für mich ist das z.B. dafür zu sorgen, dass ich in der Arbeit genügend trinke und mir regelmäßig etwas koche, was ich gerne esse, dafür Zeit nehme und hinspüre, wann ich satt bin. Oder: in der Arbeit setze ich mich sehr unter Druck in Besprechungen, was sinnvolles beizutragen. Das führt natürlich dazu, dass mir gar nichts einfällt oder ich herumstottere. Inzwischen gelingt es mir mich damit anzufreunden, dass es auch okay ist bei einer Besprechung zu sein und nichts zu sagen. Und das Großartige daran ist, je mehr ich mir den Druck nehme, desto leichter fließen meine Gedanken und ich kann was beitragen. Nach der Besprechung denke ich dann nochmal bewusst daran zurück und freue mich darüber. Und so sollte das irgendwie eine positive Eigendynamik bekommen. Ein bisschen spür ich das schon! Außerdem versuche ich mir auch immer wieder zu sagen, dass Ich und meine Bedürfnisse Vorrang haben. Hab mal ein paar Wochen versucht "egoistisch" zu sein - auch, wenn es mir am Anfang schwer gefallen ist, bewirkt hat es schon was.
Soviel zu meinen jüngsten Erfahrungen im liebevollen/achtsamen Umgang mit mir selbst. Hoffe, Dich damit nicht zu überfordern, bluna.

Liebe Grüße
Syra

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bluna
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Beitrag Sa., 13.02.2010, 19:04

Hallo Syra!
Ich muss sagen, mir hat es gut getan es meiner Terapeutin zu sagen. Ich denke das Deine damit auch umgehen kann und Dich nicht wegschickt. Das schaffst Du auf jedenfall!!
Ich versuche die Ratschläge meiner Thera zu befolgen, aber es fällt mir natürlich oft schwer. Da ich nicht zu einem Psychiater will ( war 6 Wo. stationär in der Psychiatrie) muss ich mich sehr unter Kontrolle halten.
Du hast recht, wenn man sich selbst unter Druck setzt sind manche Situationen viel schwieriger als sie eigentlich sind.
Keine Angst, du hast mich nicht überfordert. Was mich sehr beeindruckt, das mich Eure Denkanstösse zum Nachdenken anregen. Das ist viel Wert. Danke

Liebe Grüße
Bluna

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Syra
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Beitrag So., 14.02.2010, 23:10

Hallo bluna!

Danke für Deine Ermutigung, es in der Therapie anzusprechen. Ja, ich schätze ihn - bin bei einem Therapeuten, dachte mir es wäre einfacher bei einem Mann - schon so ein, dass er kompetent damit umgehen kann. Die Hürde liegt bei mir. Es ist wahrscheinlich so, dass ich dann das Gefühl habe, mein Gesicht zu verlieren bzw. die "Maske" - aber um das geht es ja in der Therapie, oder?
Zu einem Psychiater würde ich ehrlich gesagt auch nicht wollen, obwohl es halt schon auch hilfreich sein kann. Aber ich denke, man hat das ja auch bis zu einem gewissen Grad selbst in der Hand. War der stationäre Aufenthalt hilfreich für Dich?
Mir fällt jetzt gerade noch ein, dass Deine ursprüngliche Frage ja nach dem Therapieerfolg war. Ich habe mich das auch gefragt, als dieser Drang bei mir aufkam. Ich hatte das vorher nie. Ich kann da jetzt zwar nur für mich sprechen, aber ich hielt es schon einerseits für einen "Erfolg", weil da was aus mir herauskommt. Andererseits ist mir natürlich auch klar, dass das nicht so bleiben kann und ich das irgendwie Umlenken muss durch die Therapie. Aber da bin ich dann wieder am Anfang meines Textes. Hab meine nächste Stunde erst in zwei Wochen.

Es freut mich, Dich zum Nachdenken angeregt zu haben, hoffentlich nur positiv! Hast Du schon was liebevolles ausprobiert?

Ganz liebe Grüße,
Syra

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Syra
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Beitrag So., 14.02.2010, 23:17

Wollte noch was fragen...hatte heute auch den Drang mich zu selbst zu verletzen, aber ohne unmittelbaren Auslöser davor, wie es sonst immer war. Kennt das irgendjemand oder Du, bluna? Gute Nachricht: konnte es dann verhindern.

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